Aus den Unternehmen
Druckindustrie mit guten Langfristchancen
Dienstag 31. Juli 2001 - "Die Druckindustrie entwickelt sich weltweit zu einer Druck- und Medien-industrie, deren Kompetenz weit über die klassischen Druckprodukte hinaus geht."
„Zukunftschancen habe das Unternehmen, das sich Cross-media-Kompetenz zu eigen macht“, sagte Präsident Alexander Schorsch bei der Vorlage des Jahreberichtes des Bundesverbandes Druck und Medien e.V. (bvdm) in Frankfurt. Das gedruckte Wort wird an seiner Attraktivität auch in Zukunft nichts einbüßen, ist sich Schorsch sicher: „Druckprodukte sind moderne und zukunftsorientierte Medien. Sie können sich durch die neuen digitalen Möglichkeiten sehr gut an die individuellen Bedürfnisse der Kunden anpassen.Dadurch können die Druckprodukte im Wettbewerb mit den elektronischen Produkten und Leistungen auf den meisten Informations- und Kommunikationsmärkten bestehen.“ Auch in zwanzig Jahren werde die Druckerei noch Partner der Wirtschaft sein auf Papier und digital.
So sei es kein Wunder, dass die Druck- und Medienindustrie derzeit intensiv in die fachliche Qualifikation der Mitarbeiter investiere. Die Zahl der Auszubildenden nahm 2000 gegenüber 1999 um 18 Prozent zu. Dazu hat das neue attraktive Berufsbild des Mediengestalters für Digital- und Printmedien wesentlich beigetragen.
Der Mediengestalter, allein schon durch die attraktiv und modern an-mutende Namensgebung ein „Renner“, lasse aber die Nachfrage nach traditionellen Berufen wie Drucker, Siebdrucker und Buchbinder sinken. Obwohl diese Berufe neu geordnet wurden und über moderne Ausbil-dungsinhalte mit starker EDV-Orientierung verfügen, können sie es offensichtlich nicht mit dem positiven Image des Mediengestalters aufnehmen. Die Verbände der Druck- und Medienindustrie werden des-halb die Nachwuchswerbung für diese Berufe verstärken und die attrak-tiven Lerninhalte stärker in den Vordergrund stellen. Schorsch: „Ich empfehle jungen Menschen, die einen attraktiven Beruf suchen: Werden Sie Drucker!
Aktuelle Lage allerdings unbefriedigend
Mit ihrer aktuellen Lage ist die Druckindustrie allerdings nicht zufrieden. Nach einer mehrjährigen Aufwärtstendenz wird die Druckkonjunktur seit Ende des vergangenen Jahres von der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, insbesondere von der Werbeflaute beeinträchtigt. In diesem Jahr erwartet die Branche deshalb kein Wachstum; die Betriebsergebnisse dürften nach einer nur kurzen Besserungsphase wieder sinken.
Bilanz 2000 noch positiv
Die Bilanz des Jahres 2000 fiel für die deutsche Druckindustrie trotz der konjunkturbedingten Dämpfung in der zweiten Jahreshälfte noch recht positiv aus. Der Umsatz der statistisch erfassten 1.887 Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten nahm gegenüber 1999 um 5,3 Prozent auf knapp
35 Milliarden DM zu. Die Kapazitätsauslastung erreichte im Jahresdurch-schnitt 2000 mit 87,2 Prozent ihr höchstes Niveau seit 1992. Positive Impulse erhielt die Druckindustrie von der insgesamt guten Konjunktur in Deutschland, vor allem von den steigenden Werbeausgaben der Wirt-schaft.
Die deutsche Druckindustrie ist in hohem Maße von der Werbung abhän-gig. Fast zwei Drittel des Umsatzes mit Druck-Erzeugnissen entfallen nämlich auf die Produktion von Werbeträgern (das sind im wesentlichen Zeitungen, Anzeigenblätter, Zeitschriften sowie Adress-/Telefonbücher) und Werbemitteln (dazu gehören vor allem Kataloge, Plakate, Geschäftsbe-richte, Werbedrucke und Kalender). Diese Erzeugnisse entwickelten sich im Jahr 2000 sogar etwas kräftiger besser als die gesamten Werbeausga-ben der Wirtschaft. Alle werbeabhängigen Erzeugnisgruppen profitierten von der positiven Werbekonjunktur.
Auslandsgeschäft trägt Wachstum
Schorsch: „Interessant ist die Betrachtung, woher dieses Wachstum ei-gentlich kommt. Und dann sehen wir: Nahezu ein Drittel des Wachstums entstand durch das kräftig steigende Auslandsgeschäft (+16,3 Prozent gegenüber 1999)“. Die Exportquote erreichte mit 10,6 Prozent einen neuen Höchststand. Das Wachstum des Inlandsgeschäfts blieb mit
+4,1 Prozent vergleichsweise bescheiden.
Ertragslage wegen Papierpreisexplosion enttäuschend
Die Ertragslage im Jahr 2000 hätte die Druckindustrie sich besser vorge-stellt. Die Entwicklung der Aufträge und damit der Umsätze hätte zu deutlich besseren Zahlen führen können. Doch massive Papierpreissteige-rungen verhinderten dies. Verursacht durch ein unerwartet hohes welt-weites Wachstum der Papiernachfrage, das zeitweise zu drastischen Versorgungsengpässen führte, und durch eine massive Verteuerung von Zellstoff und Altpapier stiegen die Papierpreise stark an, vereinzelt um über 60 Prozent.
Aufschwung in zweiter Jahreshälfte gebremst
Der Aufschwung in der Druckindustrie wurde bereits in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres gebremst. Auch in den sechs ersten Monaten dieses Jahres litt die Branche unter der allgemeinen Konjunkturschwäche in Deutschland. Der Branchenumsatz des ersten halben Jahres unter-schritt sein Vorjahresniveau nominal um 0,4 Prozent. Real, das heißt bereinigt um die gestiegenen Preise für Druckerei-Leistungen, ging der Umsatz sogar um 1,6 Prozent zurück.
Werbeausgaben 2001 stark gedrosselt Erwartungen gedämpft
Die Druckkonjunktur wurde nicht nur durch den nachlassenden kon-junkturellen Elan, sondern auch und vor allem durch eine Flaute der Werbekonjunktur gebremst. Nach dem Werbeboom des Jahres 2000 drosselte die Wirtschaft ihre Werbeausgaben in diesem Jahr.
Keine positiven Impulse erhält die Druckindustrie in diesem Jahr vom Export. Die Auslandsumsätze, die in den vergangenen drei Jahren jeweils mit zweistelligen Raten gestiegen waren, gingen in den ersten Monaten dieses Jahres erstmals wieder zurück. Im Zeitraum Januar bis Mai 2001 lagen sie um 6,1 Prozent unter Vorjahresniveau.
Nach wie vor wird die Wirtschaftslage der Druckindustrie durch hohe Materialkosten belastet. Im Frühjahr sind die Papierpreise zwar vereinzelt leicht gesunken, dennoch waren sie auf der Erzeugerstufe zuletzt (Mai 2001) im Durchschnitt noch um 8,4 Prozent höher als vor Jahresfrist.
Die Erwartungen des bvdm für das gesamte Jahr 2001 sind deshalb gedämpft. Schorsch: „Gegenwärtig gibt es noch keine Anzeichen für eine Wende zum Positiven. Wir rechnen deshalb für dieses Jahr nicht mit einer positiven Veränderungsrate des realen Umsatzes gegenüber 2000.“ Mit einem Nullwachstum würde die Druckindustrie in diesem Jahr unter dem erwarteten mittelfristigen Wachstumspfad von 2 bis 3 Prozent liegen.
Schorsch weiter: „Das kommende Jahr 2002 liegt für uns noch völlig im Dunkeln. Nur dann, wenn sich die deutsche Wirtschaft wieder erholt, können wir auch mit einer positiven Veränderungsrate rechnen.“