Weiterverarbeitung
Selective Binding (SB) mit Müller Martini-Anlagen
Dienstag 11. Dezember 2001 - "Selective Binding steigert die Wirtschaftlichkeit der Weiterverarbeitung durch Erhöhung des Produktewertes!"
Dieses deutliche Statement stammt von Andreas Schaffner, Ringier AG in Zofingen (Schweiz), das als grösstes Schweizer Verlagshaus zu den bedeutendsten Anwendern von Müller Martini-Sammelheftern mit Selective Binding-Ausrüstung gehört.
Damit die Anbieter „selektive“ oder besser zielgruppenspezifische Printprodukte herstellen können, stellt Müller Martini dem Markt folgende Sammelhefter mit Selective Binding-Ausstattung zur Verfügung:
– der Sammelhefter Prima SB mit 14 000 Takten/Stunde
– der Sammelhefter Tempo SB mit 20 000 Takten/Stunde.
In Kürze wird auch der Sammelhefter Optima (16 000 Takte/Stunde) mit den nötigen Schnittstellen für die Selective Binding-Produktion ausgerüstet sein.
Welche Anlage ist die richtige?
Ob ein Kunde mit dem Sammelhefter Prima oder dem Sammelhefter Tempo besser beraten ist, hängt von seiner Auftragsstruktur ab.
Beide Anlagen bieten die Möglichkeit auch unabhängig vom „Selective Binding Controller“ – also konventionell zu produzieren. Das heisst, sie sind als normale Sammelheftlinien, mit allen Stärken, die Müller Martini-Sammelhefter bieten, einsetzbar.
Der Sammelhefter Prima ist für den universellen Einsatz im buchbinderischen Umfeld bestens geeignet. Beim Sammelhefter Tempo handelt es sich im Prinzip um eine Hochleistungs-Magazinmaschine für die Zeitschriftenfertigung bei hochauflagigen Verlagsobjekten. Eine Tempoanlage kann ebenfalls konventionell eingesetzt werden, sie ist aber mit Formateinschränkungen gegenüber einem Prima verbunden.
Gemeinsam ist beiden SB-Anlagen die hohe Anlegerzahl (der Tempo kann mit 40 Anlegern ausgerüstet werden). Beide können auch mit Einsteckmaschinen gekoppelt werden, sodass auch lose Produkte selektiv hinzugefügt werden können. Sowohl beim Prima als auch beim Tempo lassen sich Öffnungsaggregate zwischen dem Heftapparat und dem ersten Anleger installieren. Dies, um einen bestmöglichen Zugang zu einer Anzeige zu haben, die mittels Inkjet-Systemen mit Adressen oder Werbebotschaften beschriftet werden soll.
Controller-Steuerung
Bei allen Sammelheft-Anlagen, mit denen man zielgruppenspezifisch (also selektiv) produzieren will, werden sämtliche Steuerungen mit Schnittstellen zu einem übergeordneten Steuerungssystem, dem Controller, ausgerüstet.
Der Controller verrichtet keine eigentlichen Sammelhefter-Steuerungsaufgaben (wie z.B die Fehlbogenkontrolle). Dafür sind nach wie vor die Maschinensteuerungen (z.B. MONICS) zuständig. Diese Geräte kommunizieren mit dem Controller. Sie melden Fehler in kürzester Frist. Der Controller koordiniert diese Meldungen und sorgt für die nötigen Korrekturen, sodass der Gesamtprozess richtig abläuft.
Amerikanisches „SB-Modell“
Selective Binding erlaubt die Herstellung von individuell zusammengestellten Produkten. Solche Produkte können unterschiedliche Dicken haben, weil die Anzahl der zusammengehefteten Bögen differiert oder, weil der einen Kundengruppe eine CD beigeheftet wird, eine andere Kundengruppe aber ein ganz anderes Warenmuster beigefügt erhält.
In Amerika ist es gebräuchlich SB-Anlagen mit möglichst vielen Anlegern auszurüsten. Eine solche Anlage könnte theoretisch 40 Druckbögen miteinander verarbeiten. In der Praxis werden aber nur fünf oder sechs Druckbögen abgezogen. (z.B. Anleger 1-6 produziert Zeitschrift A, Anleger 7 12 Zeitschrift B, etc.). Das hat den Vorteil, dass man in einem Arbeitsgang fünf oder sechs unterschiedliche Zeitschriften die im Maximum aus fünf bis sechs Druckbögen bestehen produzieren kann.
In Abstimmung mit dem Controller lassen sich diese unterschiedlichen Zeitschriften nun nach Bedarf abrufen, sodass wir am Ende auf einem Kreuzleger ein Bund genauso abstapeln können, wie es die Verteilorganisation später bedarf (also z.B. mit drei Zeitschriften vom Typ A, fünf Zeitschriften vom Typ B, etc.). Es werden individuelle Printprodukte in individuellen Paketen zusammengestellt.
Damit solche SB-Pakete hergestellt werden können, müssen spezifische Voraussetzungen gegeben sein. So müssen alle SB-Sammelheft-Anlagen über Steuerungen verfügen, die einerseits alle Funktionen am Sammelhefter auslösen und überwachen, andererseits mit dem übergeordneten Controller-system daten austauschen können. – Aber auch andere technische Details müssen erfüllt sein. So verfügen alle Heftsysteme über spezielle, gefederte Umbieger. Diese bieten Gewähr dafür, dass auch bei unterschiedlich dicken Produkten mit der gewohnt guten Müller Martini-Qualität geheftet werden kann. Ähnliches gilt beim Dreischneider, wo unterschiedlich dicke Produkte mit der gleichen Präzision geschnitten werden müssen.
Die richtige Beschriftung
Müller Martini Sammelheftanlagen bieten die Möglichkeit zur Inside-/Outside-Adressierung. Damit lassen sich auf der Titelseite oder auch im Innenteil einer Zeitschrift Adressen und Werbebotschaften horizontal oder vertikal aufbringen. Zudem bietet Müller Martini Adressiertische an, auf denen – nach dem Dreiseitenbeschnitt – mit Tintenstrahlsystemen von aussen noch Adressen und Werbebotschaften angebracht werden können.
Mit dem Touren-Adress-Blatt-Drucker (TABA) können schliesslich online die nötigen Routenzettel produziert und aufgelegt werden, so daß die individuell unterschiedlichen Exemplare in unterschiedlich zusammengestellten Paketen richtig beschriftet dem Adressaten zugestellt werden können.
Fazit: Man darf festhalten, daß Selective Binding-Anlagen zwar höhere Investitionskosten von rund 20 Prozent bedingen, die Wertsteigerung der Produkte aber bis zu 100 Prozent zunehmen kann. Eine Investition also, die sich schnell rechnet, so daß sich die Zeit für den Return on Investment (ROI) bei voller Auslastung der Maschine in etwa halbieren läßt!