Offsetdruck
Zwei Inline-Bogeninspektionssysteme KBA Qualitronic II sichern Auflagenqualität bei Grieger in Nettetal
Mittwoch 14. Dezember 2005 - Markenartikler sind besonders kritische Kunden. Deshalb überlässt die Walter Grieger Offsetdruck OHG die Qualitätskontrolle nicht ausschließlich dem menschlichen Auge. An zwei Rapida-Großformatmaschinen werden die Drucker durch eine Hochleistungs-Farbkamera entlastet.
Die Echtzeit-Bildanalyse mit Qualitronic II sorgt am Leitstand für die sofortige Meldung eventueller Qualitätsmängel.
Das 1973 als Buchdruckerei gegründete Familienunternehmen an der deutsch-niederländischen Grenze beschäftigt 74 Mitarbeiter und ist auf hoch veredelte Displays, Verpackungen und Werbedrucke spezialisiert. Kunden sind überwiegend Markenartikler, deren Aufträge von Werbe-agenturen oder von Wellpappe verarbeitenden Betrieben vermittelt werden. Etwa 80 % der Drucke werden extern auf Wellpappe kaschiert und gestanzt. Zum Leistungsportfolio gehören neben dem Bogenoffset der Digitaldruck auf einer HP Indigo sowie das Design der Druckprodukte von der grafischen Gestaltung über den Musterbau bis hin zur Ausführung mit Artwork ArtPro.
Hoch automatisierte und vernetzte Rapidas
Der Bogenoffset besteht aus vier KBA Rapida-Maschinen, jeweils in Kartondruck-Ausstattung und mit Kammerrakel-Lackierwerk und doppelter Auslageverlängerung: zwei Rapida 162a eine Fünffarben-Maschine für den Mischbetrieb konventionell/UV (u. a. Folien und metal-lisierte Kartons) und eine Sechsfarben-Maschine , eine Fünffarben-Rapida 142 und eine 18.000er Sechsfarben-Rapida 105, die demnächst gegen eine Mischbetriebsversion ausgetauscht wird. Alle Maschinen verfügen über das Farb- und Dichtemesssystem KBA Densitronic S, KBA Qualitronic II ist an den beiden Fünffarben-Maschinen installiert. Über KBA Logotronic werden bald alle Maschinen auf CIP4-JDF/JMF-Basis mit dem Management Information System von Hiflex vernetzt sein.
Auch logistische Prozesse wurden automatisiert. So sind an den Großformatmaschinen Nonstop-Anleger und -Auslage vorhanden, samt Palettentransport auf Rollenbahnen und mit führerlosem Fahrzeug. Der saubere Wechsel zwischen verschiedenen Lacken wird mit Hilfe der LithoCoat-Versorgungssysteme von Harris & Bruno vorgenommen. Alle Rapidas 162a beziehen die Druckfarben über ein Pumpsystem aus Großgebinden.
Investition in Qualität und Produktivität
Wilfried Grieger, Mitinhaber und Technischer Leiter, weiß genau: Das Erreichen und Bewahren höchster Qualität bei gleichzeitig hoher Wirt-schaftlichkeit und Produktivität macht die Investition in derartige Automatisierungs- und Kontrollbausteine unumgänglich: „Wir sind immer bemüht, technisch auf dem letzten Stand zu sein. Dadurch können wir uns im Wettbewerb bestens behaupten. Und die durchweg sehr anspruchsvollen Kunden halten uns die Treue.“ Damit sich die Mitarbeiter schnellstmöglich mit neuer Technologie vertraut machen können, wurde sogar ein Schulungsraum eingerichtet.
KBA Qualitronic II ist nur ein Beispiel für die Qualitätssicherung bei Grieger. Im Oktober 2006 soll der Zertifizierungsprozess gemäß ISO 9001:2000 abgeschlossen sein. Druckmaschinen und Digitalproofer sind nach ICC-Standard profiliert, die Druckkennlinien werden regelmäßig an Hand der hauseigenen Testdruckform überprüft. Unter diesen Voraussetzungen erzielen die Drucker auch ohne den Farbraum erweiternde Skalen brillante Farbdruckergebnisse. Wenn kundenindividuelle Sonderfarben benötigt werden, steht im Labor ein Rezeptier- und Mischsystem zur Verfügung, das aus 13 Basisfarben einschließlich Restfarben die gewünschte Menge bereitstellt. 4000 Rezepte werden mittlerweile vorgehalten.
Positive Erfahrungen mit Qualitronic II
Nachdem an der Fünffarben-Rapida 162a im April 2005 das erste Inline-Bogeninspektionssystem installiert worden war, wurde auf Grund der positiven Erfahrungen die neue Rapida 142 im Oktober 2005 gleich damit ausgeliefert. Die Drucker empfinden das System als große Entlastung, übernehmen sie doch angesichts der teueren Bedruckstoffe und des großen Formats eine hohe Verantwortung. Bei den Druckformaten 6B und 7B ist ein Druckbogen zu schwer überschaubar, um in kürzester Zeit alle Mängel zu entdecken. Begeistert sind die Drucker von der Leistungsfähigkeit des Systems.
Es meldet
– geringste Farbschwankungen (auch wenn es diese nicht als konkrete Dichteabweichungen beziffern kann);
– Differenzen im Passer;
– Tonen, Zusetzen von Schrift und Lackaufbau an Kanten;
– Farb- und Lackspritzer, Butzen und Papierfehler bis „Stecknadelkopfgröße“.
Qualitronic II in der täglichen Praxis
Die Komponenten von KBA Qualitronic II sind eine maschinenintegrierte Hochgeschwindigkeits-Farbkamera sowie zwei Monitore und verschiedenfarbige Alarmleuchten für jedes Druckwerk am Leitstand. Die Kamera ist in Abhängigkeit vom Maschinenformat ca. einen Meter über der Auslageverlängerung angebracht. Durch einen schmalen Schlitz im Trittblech hindurch beobachtet sie den bewegten Druckbogen auf dem Druckzylinder des Lackierwerkes. Ein Diodenbalken beleuchtet den Bogen über die gesamte Breite. Am ersten Monitor kann das Kamerabild wahlweise von Bogen zu Bogen betrachtet oder aber eingefroren und erst nach mehreren Bogen aktualisiert werden. Mit dem zweiten Monitor wird das System über Menüs bedient, die das jeweils übernommene Kamerabild einrahmen. Innerhalb eines darüber gelegten Gitternetzes lassen sich kritische oder fehlerhafte Partien darstellen.
Die Auflagenhöhen liegen zwischen 50 (mehrsprachige Teilauflagen) und 100.000 Bogen. Gebrauch machen die Drucker von Qualitronic II erst bei Auflagen über 3000, d. h. bei etwa 40 % der Aufträge. Denn bei kleineren Auflagen ist es wirtschaftlicher, die Einrichtezeit für das Sy-stem einzusparen. Das Einrichten umfasst folgende Schritte:
– Erfassen des ersten bedruckten Bogens durch die Kamera, um ein Einstellbild zu gewinnen, über das das Gitternetz gelegt wird ein Bild aus den Vorstufendaten würde nichts bringen, weil die realen Bedingungen abgebildet werden sollen;
– Auswählen der bedruckten Flächen, z. B. durch Aufruf der CF2-Stanzkonturdaten aus ArtPro;
– optionales Auswählen kritischer Stellen mit Hilfe des Gitternetzes, Definieren eines Zoomfensters für die Passerbeobachtung;
– Nutzenzuordnung in Mehrnutzenformen anhand der Stanzkonturdaten, um die Korrektheit der Nutzen (z. B. alle Klebelaschen vorhanden, Rilllinien nicht quer durchs Sujet) endgültig zu überprüfen;
– Festlegen einzelner Toleranzen, wann das System Alarm geben soll;
– Festlegen der Statistik-Parameter, z. B. ob alle 200 Bogen das Monitorbild aktualisiert und ein Prüfkommentar abgespeichert werden soll, sowie die Art der Mängelkennzeichnung, d. h. Streifen einschießen oder nur protokollieren Grieger bevorzugt Letzteres;
– Erfassen eines Bogens in Zeitnähe zum OK-Bogen, um eine Refe-renzbilddatei zu erhalten.
Bei voller Produktionsgeschwindigkeit vergleicht dann das System permanent das aktuelle Kamerabild mit dem Referenzbild und meldet alle Veränderungen, die außerhalb der Toleranzen bzw. innerhalb der selektierten Bereiche liegen.
„Wir haben seit der Einführung der Bogeninspektion eine spürbare Qua-litätsverbesserung festgestellt“, resümiert Wilfried Grieger. „Qualitronic bemerkt Fehler schon im Entstehen, bevor zu viele Bogen Makulatur sind, die uns niemand bezahlt.“ Und er wagt einen Blick in die Zukunft: „Denkbar wäre die Einbindung von Qualitronic II ins Jobtracking. In einer vernetzten Druckerei könnte der Auflagendruck per Kamera auch außerhalb des Drucksaales, ja sogar übers Internet verfolgt werden.“