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LFP - Large-Format-Printing

5 über 5 im Mittelformat oder geradeaus im Großformat?

Mittwoch 01. Februar 2006 - Am 27. Januar informierte KBA beim diesjährigen Stuttgarter Druckforum unter dem Thema „5 über 5 im Mittelformat oder geradeaus im Großformat“ über eine Fragestellung, die sich aktuell auch immer mehr größeren Akzidenzdruckereien bei Investitionsentscheidungen stellt. Nach dem Mitte der 1990er Jahre einsetzenden Boom langer Mittelformat-Wendemaschinen für den beidseitigen Vier-, Fünf- oder Sechsfarbendruck, investieren inzwischen auch immer mehr klassische Akzidenzdrucker in großformatige Bogenoffsetmaschinen der neuesten Generation. Neben den erweiterten Produktions- und Bedruckstoffmöglichkeiten des doppelten Druckformates versuchen sie sich durch die bei Wendemaschinen begrenzte oder zumindest deutlich aufwendigere Inline-Veredelung mit Lack gegenüber ihren auf den klassischen Schön- und Widerdruck begrenzten Wettbewerbern zu differenzieren und ihren Kunden zusätzliche Veredelungsleistungen kostengünstig anzubieten.

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Klaus Schmidt, Direktor Marketing der KBA-Gruppe, leitete die gutbesuchte Veranstaltung mit einem Referat über die aktuellen Trends am Printmarkt ein. Vor dem Hintergrund der seit längerem erkennbaren Marktentwicklungen wie Preisdruck, kurze Lieferzeiten, sinkende Auflagenhöhen und tendenziellen Überkapazitäten bei Anbietern von Standard-Drucksachen zeigte er die allgemein erkennbare Tendenz zu größeren Bahnbreiten und Formaten im Akzidenz-Rollenoffset, Illustrationstiefdruck und Bogenoffset auf. So sind z.B. in den vergangenen fünf Jahren die Installationen von klassischen 16-Seiten-Rollenoffset-Akzidenz-Maschinen in Europa deutlich zurückgegangen, während eine nahezu proportionale Zunahme bei den sogenannten High-Volume-Maschinen für 64 bzw. 80 Seiten A4 erfolgte. Und im Illustrationstiefdruck ist maximale Bahnbreite bei den KBA-Maschinen der TR-Reihe auf 4,32 m gestiegen. Entsprechende Tiefdruck-Jumbos produzieren z.B. beim maul-belser Medienverbund in Nürnberg.

Der großformatige Bogenoffset in den Formatklassen 102 x 142 cm bis hinauf zum Supergroßformat 151 x 205 cm erlebt seit der Vorstellung neuer hoch automatisierter Maschinengenerationen zur drupa 1995 und zur drupa 2004 ebenfalls einen von vielen nicht erwarteten Aufschwung. Neben Verpackungs-, Display-, Plakat- und Bücherproduzenten investieren Akzidenzunternehmen verstärkt in das Großformat.

Mehr Output bei gleichem Personaleinsatz

Warum wird verstärkt in größere Formate investiert? Schmidt gab darauf eine Reihe von Antworten: So steigen die Investitionskosten nicht proportional zur Formatbreite, so dass vor allem bei mittleren und größeren Auflagen großformatige Bogenoffsetmaschinen gemessen an der bedruckten Fläche pro Zeiteinheit in vielen Fällen wesentlich effektiver produzieren können. Während z.B. mit einer 18.000er Mittelformatmaschine bei maximaler Fortdruckgeschwindigkeit rund 14.000 m? pro Stunde bedruckt werden, sind es bei der 15.000 Bogen/h schnellen Rapida 142 fast 22.000 m? und bei einer Rapida 205 fast 28.000 m?. Obwohl die max. Fortdruckgeschwindigkeit der Rapida 205 im Supergroßformat mit 9.000 Bogen nur halb so hoch ist wie die der neuen Rapida 105 mit 18.000 Bogen/h, hat sie formatbedingt etwa die doppelte Fortdruckkapazität bei ähnlichem Personaleinsatz. Für eine moderne Maschine im Format 120 x162 cm werden nicht mehr Arbeitskräfte als für eine Maschine im Format 74 x 105 cm benötigt. Daneben sind kurze Rüstzeiten kein K.-o.-Kriterium mehr für das Großformat. Die verfügbaren Automatisierungskomponenten sind weitestgehend mit denen im Mittelformat identisch, d.h. die Jobwechsel-Zeiten zwischen den Formatklassen haben sich zunehmend angenähert.

Natürlich wird auch weiter in lange Wendemaschinen im Mittelformat investiert. Der Haupteinsatzbereich dieser Konfiguration liegt im Zeitschriften- und Werbedruck. Ein Nachteil ist allerdings, dass zwar beidseitig gedruckt, aber in der Regel nicht inline veredelt werden kann. Um dieses Manko auszugleichen, werden in diese langen Maschinen heute hin und wieder Veredelungs-Aggregate für Bogenvorder- und Rückseite integriert. Auch diesen Trend zu Maschinen mit 13 bis 15 Druck-, Lack- und Trockentürmen hat KBA vor einigen Jahren eingeleitet. Diese relativ komplexen Maschinen erfordern aber längere Rüstzeiten und Bediener mit viel drucktechnischem Know-how. Sie können deshalb nur bei einer entsprechenden Auftragsstruktur richtig ausgelastet und rentabel eingesetzt werden. Beispiele dafür gibt es auch in Deutschland, aber für einen typischen mittelständischen Akzidenzdrucker sind Schöndruckmaschinen mit Inline-Veredelung oft die bessere Wahl. Dabei eröffnet das Großformat neue Möglichkeiten, die höhere Kapazität einer Wendemaschine zu erreichen, ohne auf die drucktechnischen Vorteile und Flexibilität des Schöndrucks zu verzichten. Da KBA in allen Formatklassen mit moderner Technologie präsent ist und potenziellen Interessenten unter Marketinggesichtspunkten nicht ein bestimmtes Bogenformat einreden muss, sieht sich der Druckmaschinenhersteller bei Fragen der für den jeweiligen Einsatzzweck unter verfahrenstechnischen und wirtschaftlichen Aspekten richtigen Formatwahl als objektiver Berater der Anwender.

Wirtschaftlichkeitsanalysen bestätigen Markttrend

Jürgen Veil, Leiter Marketing im Bogenoffsetwerk Radebeul, bestätigte mit seinen Wirtschaftlichkeitsanalysen die Aussagen hinsichtlich der veränderten Markttrends. Er stellte anhand von Modellrechnungen vor, welchen Einfluss die Wahl des richtigen Produktionsmittels für eine bei der Investitionsplanung bereits weitgehend definierte Auftragsstruktur auf Ausstoß und Wirtschaftlichkeit hat. Dazu führte er mit typischen Akzidenz-Aufträgen eine Berechnung der Produktionskapazitäten in einer Beispieldruckerei mit drei IIIb-Maschinen (einer Achtfarben SW4, einer Vierfarben SW2 und einer Fünffarben mit Lackausstattung) durch. Anschließend erfolgte die Neukonzeption dieser Druckerei mit einer großformatigen Fünffarben-Rapida 142 mit Lackturm und einer Zehnfarben-Rapida 105 neuester Generation für den 5 über 5-Druck. Die ältere Vierfarben-Mittelformatmaschine mit Bogenwendung verblieb in der Druckerei. Auf den neu konzipierten Maschinenpark wurden die Aufträge anhand identischer Drucksachen neu verteilt. Bei der Kalkulation des Produktionsausstoßes konnte Jürgen Veil nachweisen, dass sich mit dem neuen Maschinenpark die Anzahl der erforderlichen Schichten von vormals 8 (2 x 3 Schichten, 1 x 2 Schichten) auf 5 (2 x 2 Schichten, 1 x 1 Schicht) reduziert. Neben der durch die neue Technik entstandenen Kapazitätsreserve sinken die Arbeitskosten für das identische Auftragsspektrum deutlich.

Zusätzlich erläuterte Jürgen Veil die wirtschaftlichen Vorteile hinsichtlich sinkender Einkaufspreise für den Bedruckstoff und weiterer Produktivitätssteigerungen bei der Nutzung einer Rolle-Bogen-Einrichtung. Da diese Zusatzaggregate heute aber auch für großformatige Bogenoffsetmaschinen verfügbar sind und von KBA bereits geliefert wurden, bringen sie in beiden Formatbereichen nahezu identische Effizienz-Vorteile. Eine weitere, im Markt immer öfter nachgefragte Alternative bezieht sich auf Mittelformat-Bogenoffsetmaschinen mit der Möglichkeit zur beidseitigen Produktveredelung. Jürgen Veil stellte auch ein Beispiel solcher sehr komplexen Installationen vor: eine 14-Werke-Rapida 105 mit fünf Druckwerken, Lackturm und zwei Zwischentrockentürmen vor der Bogenwendung sowie fünf weiteren Druckwerken, Lackturm und Auslageverlängerung danach.

In der Praxis erfolgreich: Mittel- und Großformat im Verbund

Torsten Uhlig, heute bei Terra Lacke beschäftigt, aber noch vor Kurzem als Technischer Abteilungsleiter im Druckhaus Heidenreich in Bünde bei Bielefeld an entsprechenden Investitionsentscheidungen beteiligt, berichtete in Vertretung des terminlich verhinderten Geschäftsführers Hendrik Heidenreich, warum diese mittelständische Akzidenzdruckerei neben der starken Präsenz im Mittelformat, u.a. auch im 5 über 5-Druck, mehr und mehr in großformatige Technik investiert. Dort erfolgte der Einstieg in den großformatigen Bogenoffset, um weitere Märkte, z.B. den Displaybereich bedienen zu können, eine hohe Qualität bei kritischen Aufträgen zu gewährleisten, die (in Abhängigkeit von Farbbelegung bzw. Bedruckstoff) für den 5 über 5 nicht geeignet sind, und um die vorhandenen Mittelformatmaschinen zu entlasten. Daneben spielte der steigende Anteil an Lackveredelungen für den Einstieg ins Großformat eine entscheidende Rolle. Heute produzieren neben der Zehnfarben-Rapida 105 mit Bogenwendung je eine Fünf- und eine Sechsfarben-Rapida 105 mit Lackturm und Auslageverlängerung sowie eine Rapida 142 mit sechs Farbwerken und Lackierausrüstung im Unternehmen. Aufgrund der auch betriebswirtschaftlich sehr positiven Erfahrungen mit dem Großformat und der Entwicklung der Auftragsstruktur soll die schon einige Jahre alte Zehnfarben bald durch eine weitere Rapida 142 ersetzt werden.

Die Referate des Abends zeigten, dass zukunftsorientierte Investitionsentscheidungen heute sorgfältig vorbereitet werden müssen, fundierte Wirtschaftlichkeitsrechnungen und eine formatneutrale, objektive Beratung erfordern, um die für das jeweilige Unternehmen richtige Entscheidung zu treffen. Nur das zu kopieren, was die meisten anderen tun, garantiert in einem wettbewerbsintensiven Marktumfeld auf die Dauer nicht den Erfolg und das Überleben.

www.kba.com
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