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Den Worten auf das Geschlecht geschaut
Dienstag 22. Mai 2007 - drupa-Preis 2007 geht an die Romanistin Brigitte Schwarze
35 Millionen Einträge liefert das Internet-Portal Google auf die Suche nach dem Wort Genus dem zentralen Begriff in der Dissertation von Brigitte Schwarze. Doch nur 62.000 Einträge behandeln den Fachbereich der diesjährigen drupa-Preisträgerin. Dies zeigt deutlich, wie hoch spezialisiert das Forschungsthema der gebürtigen Niederländerin ist. Umso bemerkenswerter, dass die 37-jährige ihre Dissertation (Genus im Sprachvergleich. Überlegungen zu Form und Funktion der Genuskategorien im Spanischen, Französischen, Deutschen und Englischen) mit summa cum laude abgeschlossen hat.
In ihrer 300-seitigen Dissertation untersucht Brigitte Schwarze Fragen wie: Warum weiß der deutsche Muttersprachler instinktiv, dass das Wort Hammer Maskulinum ist? Gibt es formale Anzeichen dafür wie z.B. die Endungen a oder o im Spanischen und Italienischen? Wie wirkt sich dieses grammatische Geschlecht der Substantive auf andere sprachliche Elemente, etwa auf Artikel, Adjektive und Pronomen aus? Und: Wo liegt der Nutzen dieser Kategorie? Um diese und andere Fragen zu beantworten, legt Brigitte Schwarze eine detaillierte Analyse von vier europäischen Sprachen vor. Dabei unterscheidet sie konsequent zwischen grammatischem (Genus) und biologischem Geschlecht (Sexus). Gleichzeitig weist sie aber auch darauf hin, wo Zusammenhänge zwischen beiden bestehen und beleuchtet kritisch die feministisch-linguistische Diskussion um das so genannte generische Maskulinum im Bereich der Personenbezeichnungen.
Die gebürtige Niederländerin hat an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf Romanistik (Spanisch/Französisch) und Germanistik (Schwerpunkt Sprachwissenschaft) studiert und im November 2005 ihre Promotion abgeschlossen. Schon vor dem Studium hat die 37-jährige mehrere Studienreisen in Frankreich und Spanien unternommen. Später hat ihre Liebe zu anderen Ländern und Sprachen sie immer wieder ins Ausland geführt beispielsweise zu Studienaufenthalten nach Mexiko, Guatemala und El Salvador sowie in die USA. Während ihres knapp 1-jährigen Aufenthaltes in Guatemala hat sie nicht nur ihr Philologiestudium an der dortigen Universität vertieft, sondern auch einen Sprachkurs der Indianersprache Kiché absolviert und als Deutschlehrerin für Anfänger und Fortgeschrittene im Instituto Alemán/Alejandro von Humboldt gearbeitet. Nach Abschluss ihres Studiums ist Brigitte Schwarze der Heinrich-Heine-Universität treu geblieben. So ist sie seit 1998 als wissenschaftliche Ange stellte am Romanischen Seminar im Bereich Sprachwissenschaft tätig.
Brigitte Schwarze ist Wissenschaftlerin mit Leib und Seele. Das offenbart nicht nur ihre ausgezeichnete Dissertation. Davon zeugen auch ihre zahlreichen Publikationen und Vorträge sowie ihre umfangreichen Lehrveranstaltungen und Gremientätigkeiten. So ist sie seit zwei Jahren Koordinatorin der ERASMUS-Programme des Romanischen Seminars mit den spanischen Universitäten Cáceres, Cádiz und Santiago de Compostela. Seit 2006 ist sie außerdem Mitglied der Kommission zur Graduiertenförderung an der Heinrich-Heine-Universität. Seit April letzten Jahres arbeitet sie zudem gemeinsam mit rund 25 Wissenschaftlern an einem interdisziplinären Forschungsprojekt zum Thema Funktionalbegriffe und Frames, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird.
Ein Privatleben hat die leidenschaftliche Wissenschaftlerin natürlich auch. Und das verbringt sie am liebsten gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem fünfjährigen Sohn. Übrigens, was macht eine Sprachwissenschaftlerin, wenn sie nicht forscht oder mit ihrer Familie Fahrradtouren unternimmt? Ganz einfach: Kriminalgeschichten lesen.