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Geschäftsmodell Private Equity

Dr. Ingo Koch, Finanzvorstand der MAN Roland Druckmaschinen AG: "MAN Roland kann nach der Beteiligung der Allianz Capital Partners eine positive Bilanz ziehen."

Dienstag 31. Juli 2007 - Die Druckindustrie rückt in den Fokus der Investoren – Von Dr. Ingo Koch, Vorstand Controlling, Finanzen, IT und Recht der MAN Roland Druckmaschinen AG

Grundsätzlich sieht das Geschäftsmodell von Private-Equity-Investoren vor, in Branchen und Unternehmen zu investieren, in denen sich gemessen am Einsatz von Eigenkapital Renditen von 20 Prozent und mehr pro Jahr erzielen lassen. Um diese Rendite zu ermöglichen und damit als Branche in den Fokus der Investoren zu rücken, müssen verborgene Potenziale gehoben werden. Dies scheint aus Sicht der Private-Equity-Investoren in der Druckindustrie der Fall zu sein.

Woher kommt das große Interesse an der Druckindustrie?
Diese „verborgenen Potenziale“ (hidden values) finden sich grundsätzlich entweder in Vermögenswerten wie Immobilienbesitz oder Unternehmensbeteiligungen. Oder es gibt das Potenzial, gleiche operative Ergebnisse mit einer effizienteren Organisation zu erwirtschaften, also Kostensenkungsmöglichkeiten. Darüber hinaus lassen sich eventuelle Wachstumspotenziale erschließen, zum Beispiel über Akquisitionen, die mit den bisherigen Anteilseignern nur schwer möglich waren. Offensichtlich erfüllt die deutsche Druckindustrie diese Anforderungen der Investoren. Geprägt von Überkapazitäten, stark fragmentierten Teilmärkten sowie dem Druck zur Konsolidierung erscheint die Druckindustrie für Private-Equity-Finanzierungen sehr attraktiv. Die Unternehmen können dies als Kompliment für sich verbuchen. Zweifellos bewertet man unsere Industrie und ihre Zukunftschancen von außen bedeutend positiver, als wir Insider es nach den jüngsten Turbulenzen im Markt vermuten konnten.

Welche Beteiligungsmodelle sind möglich?
Auch wenn die Renditeerwartungen aller Private-Equity-Investoren ähnlich sind, die Strukturen der Beteiligungen sind flexibel. Während manche Investoren ausschließlich 100 Prozent am Zielunternehmen übernehmen wollen, interessieren sich andere gerade einmal für Beteiligungen um die 50-Prozent-Grenze. Das Management hat regelmäßig die Möglichkeit, sich selbst zu beteiligen. Der Vorteil für beide Seiten liegt auf der Hand: Moti-vierte Führungskräfte profitieren über die Beteiligung selbst von einer positiven Unternehmensentwicklung. Der Investor sichert sich wiederum das geeignete Team, um die Unternehmens- und Investmentziele zu verwirklichen. Typisch für Private-Equity-Beteiligungen ist die befristete Zeitdauer von drei bis sieben Jahren, in denen Private-Equity-Investoren im Unternehmen engagiert sein wollen. Danach wollen die Investoren ihre Beteili-gung mit Gewinn veräußern. Diese mittelfristige Exitstrategie erhöht den Druck auf das Management der Beteiligung und seine Verantwortung, sich und das Unternehmen möglichst rasch und vollständig auf eigene Beine zu stellen. Ein häufig kritisiertes Merkmal von Private-Equity-Beteiligungen ist die Rekapitalisierung der Investoren über Kredite und Ausschüttungen, die zu einer großen Belastung der Beteiligungsunternehmen führen kann. Nur wenige Private-Equity-Investoren machen von diesem Instrument jedoch exzessiven Gebrauch, auch wenn das einige spektakuläre Fälle aus der Vergangenheit vermuten lassen, die als Negativbeispiele regelmäßig durch die Presse gehen.

Wie können Druckunternehmen das Instrument Private Equity im Rahmen ihrer Finanzierungsstrategie nutzen?
Unter den aktuellen Rahmenbedingungen wie Basel 2 und steigenden Anforderungen an die Transparenz des Unternehmens gegenüber Kreditgebern erweist sich die Unternehmensfinanzierung als anspruchsvolles Unterfangen. So stellt sich für viele Unternehmen die klassische Finanzierung durch die Hausbanken schwierig dar. Die Finanzierung durch Private-Equity-Häuser kann durchaus eine hilfreiche Alternative darstellen, um das Überleben des eigenen Betriebs zu sichern oder auch eine mögliche Expansion zu finanzieren. Notwendige Mittel werden zwar nur für einen begrenzten Zeitraum, aber dafür meist in ausreichendem Volumen zur Verfügung gestellt.

Schließlich kann die Beteiligung oder auch der Verkauf des eigenen Betriebes an Private-Equity-Investoren eine geordnete Nachfolgeregelung ermöglichen. Und nicht zuletzt ermöglicht eine Private-Equity-Beteiligung auch über Management-Buy-out und Management-Buy-in eine neue Entwicklungsperspektive für Unternehmen, die in der angestammten Eigentümerstruktur der Unternehmen nicht möglich gewesen wäre.

Was kann die Druckindustrie von Private-Equity-Investoren erwarten?
Das Engagement von Private-Equity-Investoren kann dazu beitragen, Veränderungsprozesse in der Druckindustrie einzuleiten oder zu beschleunigen. Der durchaus legitime Renditehunger dieser Investoren kann mittelfristig als Katalysator für höhere Effizienz, eine allgemeine Margenverbesserung und bessere Renditen wirken. Das sollte allen Marktteilnehmern zu denken geben und ist vielleicht ein guter Anstoß, Strategien und Methoden solcher Investoren auch in voller Unabhängigkeit im eigenen Betrieb anzuwenden.

Nicht zuletzt erhöht der Eintritt der Private-Equity-Investoren den Wettbewerb unter den verschiedenen Finanzierungsinstrumenten und ihren Anbietern. Es bietet sich damit vielen Druckbetrieben erstmals eine wirkliche Alternative zur Finanzierung durch die Hausbank. Das verstärkte Interesse von Private-Equity-Investoren an der Druckindustrie ist somit durchaus wünschenswert.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit Private-Equity-Investoren?
Aus eigener Erfahrung lässt sich sagen, dass die Zusammenarbeit oft bedeutend sachlicher und zielorientierter verläuft als gemeinhin angenommen wird, manchmal sogar besser als in traditionellen Eigentümerstrukturen. Die Grundlage der Zusammenarbeit ist ausschließlich die abgestimmte Strategie und Geschäftsplanung. Der Stil ist unemotional, geschäftsmäßig und damit angemessen. Vor dem Hintergrund einer früheren Konglomeratsstruktur fällt auf, dass die ausschließliche Fokussierung der Investoren auf den Erfolg des Investments sowohl operativ als auch strategisch neue Kräfte freisetzt und Perspektiven eröffnet. Rücksichtnahmen, Belastungen und Zwänge einer konzerngebundenen Portfoliostrategie entfallen. An-teilseigner und Management konzentrieren sich auf die Strategie des Kerngeschäfts.

Trotz höherer Verantwortung und stärkerem Erfolgsdruck kann die Zusammenarbeit mit Private-Equity-Investoren auf der Ebene des Managements effizienter gestaltet werden als in traditionellen Strukturen. MAN Roland kann nach der Beteiligung der Allianz Capital Partners eine positive Bilanz ziehen. Eine Rekapitalisierung fand nicht statt und ist auch nicht vorgesehen. Die Investoren erhalten keine außerordentlichen Ausschüttungen. Der freie Cashflow steht für das laufende Geschäft und Tilgungen der Kreditlinien zur Verfügung. Das Verhältnis von Eigenkapital und Fremdkapital ist gesund. Die strategischen Spielräume sind daher nicht durch ungünstige Zinskonditionen eingeengt. Einer erfolgreichen Entwicklung der MAN Roland Druckmaschinen AG unter den neuen Eigentümern steht nichts im Wege.

www.manroland.com
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