Drucksaal
Neues Baldwin Cleaning System: innovative Reinigungstechnologie, die sich gewaschen hat
Donnerstag 23. August 2007 - Schneller, sparsamer, sicher und umweltfreundlich: Baldwin revolutioniert das Gummituchwaschen mit einem innovativen Reinigungssystem, das Betriebskosten, Rüstzeiten und Waschmakulatur gravierend senkt.
Angesichts sinkender Auflagenhöhen, stärkerer Segmentierung von Druckauflagen und des allgemeinen Kostendrucks, dem Druckereien heute ausgesetzt sind, haben technische Lösungen zur Rüstzeitsenkung und Effizienzsteigerung von Rüstarbeiten einen ungebrochen hohen Stellenwert. BALDWIN hat daher in einem mehrjährigen Entwicklungsprojekt eine seiner Kernkompetenzen ins Visier genommen: das automatische Waschen von Gummitüchern, Druckzylindern und Farbwalzen. Das Ergebnis ist eine markt- und anwenderorientierte Innovation. Das neue universelle Reinigungssystem von BALDWIN eignet sich für den Illustrations- und Zeitungs-/Semicommercial-Rollenoffsetdruck ebenso wie für den Bogenoffsetdruck.
Im ersten Schritt haben wir im Jahr 2004 die Kunden- und Marktanforderungen analysiert. Als diese klar definiert waren, suchten wir nach den passenden Lösungen. Unsere Kunden Druckunternehmer wie auch Druckmaschinenhersteller wollen ein Produkt, das sich einfach installieren, in Betrieb nehmen und bedienen lässt. Dazu kommen natürlich Anforderungen nach hoher Reinigungsleistung, Robustheit und möglichst geringem Wartungsbedarf, sagt Werner Ackermann. Er leitet im BALDWIN-Kompetenzzentrum in Friedberg (Deutschland) den Produktbereich Reinigung Akzidenz und nennt ein weiteres Ziel des im November 2004 gestarteten Projekts: Bei der Entwicklung waren auch die Themen Komplexitätsreduzierung, Standardisierung und Modularität enorm wichtig.
Alles in Frage gestellt
BALDWIN kann mehr als 30 Jahre Erfahrungen in Entwicklung und Bau automatischer Waschanlagen vorweisen. Trotzdem wurde zu Beginn des Projekts alles auf den Prüfstand gestellt, was an entsprechenden Reinigungstechnologien bekannt bzw. im BALDWIN-Portfolio verfügbar war. Das interne Projektteam kam, unterstützt durch Produktdesigner sowie Produktentwicklungsspezialisten der TU Darmstadt, zu einer Lösung, die Bewährtes aufgreift und dennoch alles auf eine neue Grundlage stellt. Für die Erfindungen im Zusammenhang mit der neuen Entwicklung hat BALDWIN mehr als zehn Patente angemeldet.
Bei dem neuen System behält BALDWIN das Tuchreinigungsprinzip bei. Das ist aber auch schon alles an Bekanntem. Die Reinigungseinheiten (Waschbalken) wurden von Grund auf neu konstruiert, ebenso die dezentralen Steuereinheiten und die zentrale Versorgung mit Reinigungsflüssigkeiten. Gleichfalls neu sind die inhärente Verfahrenstechnik des Reinigungsprozesses sowie die Systemsteuerung samt Software und Touchscreen-Benutzeroberfläche. Gerade in puncto Bedienung wurde auf Klarheit und Ergonomie ein großes Augenmerk gelegt. Völlig neu ist das Niveau von realisierter Reinigungsqualität, Schnelligkeit, Präzision und Robustheit, wobei bis zur drupa 2008 durch weitere Fortschritte bei der wichtigen Komponente Anlagensteuerung zusätzliche intelligente Automatisierungsfunktionen zu erwarten sind.
Vereinheitlichte Reinigungseinheiten
Die neuen Reinigungseinheiten einheitlich ausgeführt, sodass sie flexibel in den oberen und unteren Druckwerken eingesetzt werden können.
Flexibilität ist auch beim Reinigungstuch angesagt. Das neue BALDWIN Cleaning System wurde grundsätzlich für den Einsatz von Prepac- (mit umweltfreundlichem Waschmittel definiert vorgetränkt) oder Drypac-Tuchrollen (Trockentuch) ausgelegt. Beide Tuchtypen werden nun auf patentierten Einweg-Hülsen geliefert. Das erleichtert und beschleunigt den Tuchwechsel, für den dank Schnellverschlüssen kein Werkzeug nötig ist. Durch die neuen Hülsen erübrigt sich auch ein Abwickeln der Schmutztuchrollen von Hand.
Optimierte Reinigung als Summe vieler Details
In den Reinigungseinheiten macht ein neues geregeltes Tuchantriebskonzept Tempo. Zusammen mit einer neuen, automatischen Sprüh- und Dosiereinheit für die Reinigungsflüssigkeiten Wasser und Waschmittel sorgt dies für eine effiziente Reinigung bei deutlich verringertem Tuchverbrauch. Längere Standzeiten der Tuchrollen, erheblich verkürzte Waschzeiten und nahezu keine Bahnrissgefahr beim Druck-An-Waschen im Rollenbereich sind die angenehmen Folgen für die Anwender.
Ein sehr geringer Wartungsbedarf und die hohe Verfügbarkeit der Reinigungseinheiten sind auf verschiedene Neuerungen zurückzuführen. Komponenten, die bewegliche Teile enthalten, wurden gekapselt. Die Tuchabtastung erfolgt berührungslos. Zudem stellen Sicherheitsfunktionen einen problemlosen Einsatz selbst dann sicher, wenn beispielsweise das Tuch aus welchen Gründen auch immer innerhalb der Reinigungseinheit einmal durchhängt. Solche Fehlstellungen werden automatisch erkannt und behoben.
Eine Schlüsselkomponente für die Verringerung des Waschmittelverbrauchs sind in Verbindung mit der Sprühverteilung und Dosierung die neuen Pump- und Dosiermodule. Sie sind in der zentralen Flüssigkeitsversorgung und damit typischerweise in einer BALDWIN CleanLiner-Hochschrankeinheit angesiedelt. Das schafft die Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Regelung nach dem Motto so wenig wie möglich und nur so viel wie aktuell benötigt und trägt somit auch den immer strengeren behördlichen Vorgaben und Umweltgesetzen Rechnung.
Einsparungspotenzial in der Praxis bestätigt
Hier darf die Frage gestellt werden, was das Ganze heute schon bringt. Selbstverständlich offenbart sich der ganze Wert einer Neuentwicklung erst in ihrem praktischen Einsatz. Eine Erkenntnis, die man bei BALDWIN beherzigt hat. Bereits seit September 2006 wird das neue BALDWIN Cleaning System in einem Feldtest erprobt und weiterentwickelt. Im Einsatz auf einer 48-Seiten-Heatset-Rollenoffsetlinie, die dreischichtig produziert, konnten drastische Zeit-, Makulatur- und Kosteneinsparungen realisiert werden.
Man merkt den BALDWIN-Technikern die Begeisterung an, wenn sie sagen: Wir waschen bei dem Praxistest inzwischen so schnell, dass der Drucker kaum noch mitbekommt, dass der Reinigungsvorgang schon wieder vorbei ist. Aber er muss immer noch auf einen Knopf drücken, um hinten die Makulaturweiche wieder umzustellen. Einige Zahlen aus dem Praxistest, die in diesem Zusammenhang für sich sprechen: Bei Produktionswaschungen (Druck-An) sanken die Waschzeiten von 20 auf weit unter 10 Sekunden. Der Tuchverbrauch ist pro Reinigungsvorgang um mehr als die Hälfte geschrumpft. Und im Durchschnitt konnte über alle Wascharten hinweg (Druck-An/Druck-Ab mit Papier) die Makulatur deutlich mehr als halbiert werden. Damit gibt BALDWIN die Zielmarke vor, so Werner Ackermann.
Innovation ist nicht, wenn Technologien von morgen eingesetzt werden, die auch erst morgen funktionieren. Innovation ist der letzte Stand der Dinge, die tatsächlich laufen. So betrachtet ist BALDWIN mit dem neuen, universell einsetzbaren Reinigungssystem eine Innovation par excellence gelungen.
Der aktuelle Stand
BALDWIN führt die neue Reinigungstechnologie schrittweise im Markt ein, zunächst im Akzidenz-Rollenoffsetdruck und im Bogenoffsetdruck. Die erste Freigabe erfolgte im zweiten Quartal 2007 für Doppelumfang-Rollenoffsetmaschinen.