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Inkjet & Digitaldruck

Inkjet-Trends und deren Perspektiven für Druckereien

Freitag 02. Mai 2008 - Eric Wilson von Kodak gibt Hinweise, worauf drupa-Besucher achten sollten, die sich für den Inkjet-Druck interessieren

Der Inkjet-Druck wird zweifellos zu einem der attraktivsten Themen der diesjährigen drupa. Momentan macht das Verfahren ganz allgemein ziemlich Furore, weshalb die drupa die perfekte Plattform zur Präsentation der neuesten Inkjet-Entwicklungen bilden wird. Die Inkjet-Technologie ist unglaublich vielseitig und hat sehr viel zu bieten. Neue Systeme erschließen dieser Technologie nun Potenziale für den Einsatz in der ganzen Breite des Produktionsdrucks.

Es ist beileibe kein Zufall, dass nun so viele Hersteller neue Inkjet-Systeme auf den Markt bringen. Voraussichtlich werden auf der drupa 2008 mindestens acht neue Rollen-Inkjet-Drucksysteme zu sehen sein. Das ist deshalb von Belang, weil der Inkjet-Druck damit als Farbproduktionstechnologie anerkannt wird. Als bedeutende konkurrierende Digitaldrucktechnologie hat die Elektrofotografie ihre eigenen Vorteile, die sie für eine Reihe von Anwendungen prädestinieren. Sie unterliegt jedoch grundlegenden Geschwindigkeitseinschränkungen und gerade in puncto Geschwindigkeit kann der Inkjet-Druck einen eindeutigen Vorteil für sich verbuchen.

Traditionelle Ansichten darüber, wofür sich Inkjet nicht oder besonders gut eignet, ändern sich allmählich. Für viele Druckdienstleister ist der Inkjet-Druck aus heutiger Sicht in zwei Anwendungsbereichen angesiedelt: Großformatdruck und relativ niedrig auflösende Adressierung mit schmalen Druckköpfen. Für beide Bereiche eignet sich der Inkjet-Druck hervorragend, es gibt jedoch zwei weitere produktionsorientierte Anwendungen, die für Druckdienstleister sehr interessant sind. Sie erlauben Druckereien, neue Dienstleistungen anzubieten und zu einer Art „Marketing Service Provider“ zu werden.

Hybridanwendungen
Bei den ersten dieser Anwendungen handelt es sich um die Kombination von Inkjet- und Offsetdruck, was als hybride Druckanwendungen bezeichnet werden kann. Dazu werden Inkjet-Druckköpfe in Offset- oder auch in Flexodruckmaschinen installiert. Dann kann eine Druckerei auf einer prinzipiell analogen Maschine variable Inhalte drucken. Die Inkjet-Technologie bringt die erforderliche Geschwindigkeit und Auflösung mit, sodass die konventionelle Druckmaschine nicht mit reduzierter Geschwindigkeit gefahren werden muss, wenn variable Inhalte mitgedruckt werden sollen. Diese Möglichkeiten sind beim Druck von Direktmailings, Formularen und Lotterielosen bestens eingeführt und werden von manchen Kodak Kunden seit mehr als 30 Jahren genutzt. Auf der kommenden drupa wird in dieser Hinsicht insofern etwas Neues gezeigt, als im Rahmen einer Technologiedemonstration der Inkjet- mit dem Offsetdruck kombiniert wird, wobei das Inkjet-gedruckte Element, das zu 100 % variabel sein kann, qualitativ vom Offsetdruckresultat nicht zu unterscheiden ist. Damit werden Hybridanwendungen in völlig neue Dimensionen vorstoßen können.

Beim Hybriddruck lässt sich das Drucksystem um Inline-Finishing-Module erweitern. Dies gestattet die Produktion einzigartiger personalisierter Mailings mit komplexer Weiterverarbeitung und relevanten variablen Daten, zu deren Herstellung es keinen anderen praktikablen Weg gibt. Diese Mischung aus Kreativität und Produktivität bietet Druckereien wie auch deren Kunden überwältigende Vorteile.

Kürzlich gab Kodak eine neue Zusammenarbeit mit MAN Roland bekannt, wobei Inkjet-Druckköpfe von Kodak in eine Zeitungsoffsetrotation integriert wurden. Diese Innovation eröffnet neue Möglichkeiten, um dem Medium Zeitung, das von vielen Zeitgenossen als antiquiert und unflexibel erachtet wird, neuen Schwung zu geben. Die Flexibilität, die das Eindrucken variabler Daten mit sich bringt, bietet Verlagshäusern und Medieninhabern sehr interessante Chancen.

Zum Beispiel können Zeitungen damit mobile Marketingtechnologien integrieren. In die Zeitungen werden variable Barcodes eingedruckt, welche die Leser mit ihren Kamerahandys aufnehmen. Sie bekommen dann auf ihre Mobiltelefone einen Werbe-Code gesandt, der als Rabattgutschein gilt oder sonstige Kaufanreize liefert. Markenartikler sind von dieser Anwendung begeistert, da sie raffinierte Möglichkeiten zur Kosten-Nutzen-Analyse von Marketingmaßnahmen und zur Verfolgung der Kundenreaktionen bietet.

Durch Hybriddruckanwendungen können Druckereien auch ihre bestehenden Investitionen schützen, indem sie die Nutzungsdauer und das Einsatzspektrum ihrer Druckmaschinen ausbauen können.

Höhere Effizienz im Transaktions- und TransPromo-Druck
Der zweite wichtige Trend ist insbesondere für Rechenzentren und Transaktionsdruckdienstleister interessant: Statt wie bisher in vorproduzierte Farbdrucke einzudrucken, bietet die Inkjet-Technologie eine wirtschaftliche Möglichkeit, alles aktuell in einem Durchgang auf unbedrucktes Papier zu drucken. Damit erübrigt sich die Lagerhaltung von vorgedrucktem Material. Außerdem besteht nicht mehr das Risiko, dass die Vordrucke durch Veralten der Inhalte zu Makulatur werden. Studien haben ergeben, dass 30 % der im Offsetverfahren vorgedruckten und auf Lager genommenen Materialien letztlich aus diesem Grund entsorgt werden müssen. Solche Makulaturquoten sind heute schlicht nicht mehr tragbar.

Ein weiterer Aspekt ist, dass eingelagerte Vordrucke üblicherweise einen beträchtlichen Verwaltungsaufwand mit sich bringen. Mit Digitaldrucklösungen, die nur unbedrucktes Papier verarbeiten, lassen sich demgegenüber erhebliche Logistik- und Kostenvorteile realisieren. Beispielsweise konnte ein Kodak Kunde seine Investition in zwei KODAK VERSAMARK Drucksysteme der V-Serie binnen zwei Jahren alleine durch den eingesparten Lagerhaltungsaufwand amortisieren.

Anwender von Inkjet-Drucksystemen können ihren Kunden Möglichkeiten bieten, die die Werthaltigkeit ihrer Dienstleistung steigern. Ein gutes Beispiel dafür liefert der TransPromo-Markt. Dabei werden zielgerichtete Werbebotschaften in Transaktionsdokumente integriert, wodurch Unternehmen ihre Kundenkommunikation verbessern können – etwa im Stil des Online-Händlers Amazon, der dem Kunden, der ein bestimmtes Produkt gewählt hat, gleich noch weitere Kaufempfehlungen nach dem Entscheidungsmuster anderer Kunden macht, die das betreffende Produkt ebenfalls gekauft haben. Übertragen auf die TransPromo-Anwendung muss das Data Mining nicht unbedingt bis auf die 1:1-Ebene detailliert sein. Selbst eine 1:10.000-Versionierung oder eine zielgruppenorientierte Marketingmaßnahme spricht die Endkunden auf eine Weise an, die werthaltiger ist als ein „blind“ versandtes Massenmailing.

TransPromo wird auf der drupa sicher ein weiteres viel diskutiertes Thema sein und in diesem Bereich geht der Trend zum wachsenden Einsatz von Farbe. Marken-Manager sind ganz versessen auf Farbe und mit dem Inkjet-Druck lassen sich gerade Sonderfarben sehr gut wiedergeben. Während einige Systeme Sonderfarben mittels CMYK-Farbmanagement erreichen, arbeiten andere besonders wirtschaftlich, indem sie Schwarz plus eine einzelne Sonderfarbe drucken. Die Sonderfarben-Fähigkeit ist von Bedeutung, wenn Druckdienstleister für Kunden arbeiten, denen es auf die Wiedergabe ihrer individuellen Haus- oder Markenfarben ankommt. Mit der wachsenden Verbreitung des Inkjet-Drucks wird er auch für die Produktion von Werbeprospekten und Katalogen Einsatz finden.

Technologietrends
Auf der drupa wird es viele Debatten über die relativen Vorzüge der verschiedenen Inkjet-Technologien geben. Im Produktionsdruckbereich sind heute der Continuous-Inkjet-Druck und der Drop-on-Demand-Inkjet-Druck die beiden dominierenden Technologien. Jede hat seine Stärken, doch statt sich in Diskussionen über Technologien zu verstricken, ist es für investitionsbereite Unternehmer wichtiger, die für die jeweilige Anwendung zu wählen. Kodak möchte sich oder seine Kunden nicht von vornherein auf eine bestimmte Technologie festlegen. Stattdessen ist es weitaus besser, Entscheidungen anhand der konkreten Anforderungen jeder Anwendung zu fällen. Neben Lösungen für den Offset- und Flexodruckbereich umfasst das Produktportfolio von Kodak im Digitaldruckbereich elektrofotografische Druckmaschinen sowie Continuous Inkjet- und Drop-on-Demand-Inkjet-Systeme.

Kodak arbeitet stetig daran, seinen Kunden Lösungen der„Offsetklasse“ zu bieten. Der Begriff Offsetklasse bedeutet einen bestimmten Qualitätsstandard, Zuverlässigkeit und Durchsatz bei bekannten Betriebskosten. Anlässlich der drupa wird Kodak zum ersten Mal die KODAK Stream Inkjet Technologie, die Stream Concept Press sowie den Stream Concept Druckkopf einer breiten Öffentlichkeit vorstellen. Kodak ist überzeugt, damit eine bahnbrechende Digitaldruckentwicklung für den Akzidenzdruckmarkt vorzustellen.

Der in eine Druckmaschine von Müller Martini eingebaute Stream Concept Druckkopf mit 105 mm Arbeitsbreite druckt in „Laserqualität“ mit einer Auflösung von 600 dpi variable Daten in einen Offsetvordruck. Diese Integration der Inkjet-Technologie in eine Rollenoffsetmaschine wird ein perfektes Beispiel für den hochqualitativen Hybriddruck geben. Bei einer Bahngeschwindigkeit von über 300 Metern pro Minute werden variable Daten auf ein Direktmailing gedruckt.

Vom technischen Standpunkt aus betrachtet repräsentiert die Stream Concept Press bedeutende Fortschritte. Spezielle mikroelektromechanische Systemkomponenten (MEMS) innerhalb des Druckkopfes verwenden zur Steuerung des Tintenstrahls kurze thermische Impulse. Dies ermöglicht den Betrieb des Ducksystems bei unglaublich hohen Geschwindigkeiten mit gleichzeitig präziser Platzierung der Tintentröpfchen. Dieser Ansatz bedeutet auch, dass der Druckkopf jeweils eine einzelne Anordnung von Düsen hat, wodurch hohe Geschwindigkeiten bei erheblich geringerer technischer Komplexität erreichbar sind. Kodak ist zuversichtlich, dass die neue Technologie Druckdienstleistern bedeutende neue Marktchancen eröffnen wird.

Die KODAK Stream Inkjet Technologie beruht auf dem Continuous-Inkjet-Prinzip und die bereits erwähnten kurzen thermischen Impulse steuern die Tröpfchenbildung und bestimmen, welche Tröpfchen auf den Bedruckstoff gelangen und welche zum Tintenrückführsystem geleitet werden. Bei früheren Systemen erfolgte die Bildung gleichmäßiger Tröpfchen aus dem Tintenstrahl durch das Einbringen von akustischer Energie. Demgegenüber bietet die Stream Inkjet Technologie eine wesentlich bessere Kontrolle und eine höhere Schaltfrequenz. Dies ist einer der Gründe, weshalb Kodak vom „Inkjet-Druck in der Offsetklasse“ spricht.

Stream wird die Auswahl an Technologien vergrößern, die Druckereien zur Verfügung stehen, um den sich laufend ändernden Anforderungen ihrer Kunden gerecht zu werden. Die Kombination der Stream Technologie mit Tinten und Papieren wird Druckereien in die Lage versetzen, eine breitere Palette von Bedruckstoffen zu verarbeiten, darunter auch gestrichene Papiere. Dies sorgt für deutlich größere Flexibilität im Inkjet-Druck.

Allerdings sollte eine Investitionsentscheidung weniger an der Technologie orientiert getroffen werden, sondern vielmehr unter Berücksichtigung der Frage, was eine Technologie dem künftigen Anwender in geschäftlicher Hinsicht bringen wird. Was tatsächlich angeschafft wird, sollte davon abhängen, was damit erreicht werden und welche Angebote entwickelt werden sollen. Grundsätzlich ist ein System zu empfehlen, das flexible Erweiterungs- und Ausbaumöglichkeiten bietet und sich beispielsweise vom Schwarzweißdruck auf den Duck zusätzlicher Sonderfarben und den Vierfarbendruck aufrüsten lässt. Wenn die Wahl eines Technologiepartners ansteht, ist ein Lieferant zu empfehlen, der die erforderlichen Ausbaumöglichkeiten dann bieten kann, wenn sich die Anforderungen des Anwenderbetriebes oder seiner Kunden ändern. Der Inkjet-Druck wird auf der drupa für Aufsehen sorgen und neue Perspektiven für die Geschäftsentwicklung aufzeigen. Es wird in der Hand jeder einzelnen Drucker liegen, diese Chancen zum eigenen Vorteil zu ergreifen.

www.graphics.kodak.com
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