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drupa-preis 2009 geht an Yasmin Temelli
Mittwoch 29. April 2009 - Feminismus und Pressefreiheit sind die Top-Themen des diesjährigen drupa-preis. Genauer gesagt, stehen Frauenpublikationen und ihre gesellschaftliche Relevanz am Vorabend der mexikanischen Revolution im Mittelpunkt der preisgekrönten Dissertation von Dr. des. Yasmin Temelli. Der Titel ihrer Doktorarbeit, die am 27. April im Rahmen einer Feierstunde im Düsseldorfer Industrieclub ausgezeichnet wurde, lautet: Zwischen Anpassung und Widerstand Manifestationen weiblicher Stimmen im Porfiriat. Eine Analyse von sechs Frauenpublikationen. Die Absolventin des Romanischen Seminars an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf nahm die Auszeichnung aus den Händen von Martin Weickenmeier, Präsident der drupa 2012, und Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf, entgegen. Prof. Dr. Hans T. Siepe (Dekan der Philosophischen Fakultät) und Prof. Dr. Frank Leinen (Doktorvater der Preisträgerin) würdigten in ihren Reden die herausragende Forschungsarbeit.
Mit ihrer Dissertation hat Yasmin Temelli ein besonders vielschichtiges und spannendes Thema gewählt: die Entwicklung von Emanzipation und Feminismus zu Zeiten der Industrialisierung, Pressefreiheit in einer Diktatur, publizistische Herausforderungen an der Schwelle zum 20. Jahrhundert. Als erste Wissenschaftlerin hat sie in Archiven und Bibliotheken in Mexiko City, im Süden der USA und am Iberoamerikanischen Institut in Berlin systematisch literarische Zeitschriften untersucht, die speziell für eine weibliche Leserschaft verfasst wurden. Dabei hat sie sich auf das Porfiriat konzentriert, das als Vorabend der mexikanischen Revolution in die Geschichte eingegangen ist. Dieser Begriff bezeichnet die Epoche unter General Porfirio Diaz in Mexiko von 1876 bis 1910 und steht für eine über 30-jährige Diktatur. Unter seinem Regime wurde Mexiko wirtschaftlich zwar vorangetrieben, liberale und demokratische Prinzipien aber schrittweise abgeschafft. Vor diesem sozialen Hintergrund sind die sechs untersuchten Frauenpublikationen zu verstehen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das Spektrum reicht von traditierten Frauenthemen (Mode- und Schönheitstipps, Society News) über emanzipatorische Ansätze bis hin zu revolutionären Ideen. Dabei ist es Yasmin Temelli gelungen, in ihrer sprachlich virtuos formulierten Arbeit den oftmals polarisierenden Themenkomplex von Emanzipation und Feminismus klar zu analysieren und damit gleichzeitig Forschungslücken in der Mexikanistik zu schließen. Kein Wunder, dass die Dissertation demnächst in der Reihe MEDIAmericana des renommierten Frankfurter Verlags Vervuert erscheint.
Die 1979 in Mettmann geborene Yasmin Temelli hat an der Düsseldorfer Heinrich-Heine Universität Romanistik (Spanisch und Italienisch), Politologie und Medienwissenschaften studiert und ihre Promotion mit summa cum laude abgeschlossen. In ihrer Laufbahn hat die engagierte Wissenschaftlerin zahlreiche Stipendien errungen, so u.a. der Hans- und Elisabeth-Scheunemann-Stiftung, des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, des Ibero-Amerikanischen Institutes Preußischer Kulturbesitz/Berlin und als Promotionsstipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Die 29-jährige bleibt der Wissenschaft und der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität erhalten: Sie kümmert sich als Erasmus-Koordinatorin um das Programm der studentischen Auslandsaufenthalte und im Rahmen des Mentorenprogramms um die Unterstützung der Studenten bei Planung und Umsetzung des Studiums.