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Offsetdruck

Niederländische Euradius-Gruppe investiert in mehr Tempo im Bücherdruck

Beim fliegenden Auftragswechsel wird auf der Wendemaschine abwechselnd in den Druckeinheiten 1 und 3 bzw. 2 und 4 im einfarbigen Schön- und Widerdruck produziert. Parallel werden die Platten in den anderen beiden Druckeinheiten gewechselt

Mittwoch 20. Januar 2010 - Als Antwort auf den wachsenden Wettbewerbsdruck investierte die niederländische Euradius-Gruppe bei Ten Brink am Standort Meppel gleich in vier KBA Rapida 106-Anlagen mit dem neuen Automatisierungsmodul KBA Flying JobChange für den fliegenden Auftragswechsel. Den „Fliegenden Auftragswechsel“ im Bogenoffset bietet bisher weltweit nur KBA an. Die damit verbundenen Möglichkeiten zur weiteren Steigerung der Produktivität bei kleinen Auflagen stehen auch im Mittelpunkt des diesjährigen Auftritts von KBA beim Druckforum in Stuttgart am 29. Januar.

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Die Euradius-Gruppe ist in vielen Segmenten des grafischen Marktes aktiv. Unter einem Dach stellen Ten Brink und HooibergHaasbeek in Meppel hochwertige Bücher, Zeitschriften und Geschäftsdrucksachen her. Printforce in Alphen aan den Rijn liefert Druckarbeiten. Auch außerhalb der Niederlande ist Euradius tätig. Zum Beispiel in Deutschland mit Cross Media Solutions sowie Stürtz in Würzburg und im Nahen Osten mit Eurasia.

Die Großinvestition in Meppel war der letzte Baustein eines umfassenden Projekts der Euradius-Gruppe, bei dem vier Druckereien unter einem Dach zu einer Großdruckerei vereinigt wurden. Die „Druckerei Ten Brink ist in Bewegung”, lautete die Schlagzeile auf der Titelseite des Meppeler Courant vom 2. Dezember 2009. Dies ist für Meppel, einst die grafische Hauptstadt der Niederlande, eine wichtige Nachricht. Immerhin stand dahinter die Sicherung von 260 Arbeitsplätzen. Als Sahnehäubchen berichtete die Zeitung, dass in vier neue Druckpressen investiert wurde. Dabei handelt es sich um vier identische KBA Rapida 106-Vierfarbenmaschinen mit Bogenwendung in der Maschinenmitte, Plattenzylinder-Direktantrieben DriveTronic SPC, Vorregister DriveTronic Plate-Ident und der Software für den „fliegenden“ Wechsel des beidseitigen Schwarzdrucks von den Druckwerken 1 und 3 auf die Druckwerke 2 und 4. Es sind die ersten Maschinen mit dieser Weltneuheit in den Niederlanden. Die Anlagen wurden im Dezember geliefert und sind bereits erfolgreich in Produktion.

Zu viele Bücher bleiben im Regal
Eines der Unternehmen, das bei Ten Brink einzog, ist HooibergHaasbeek, eine renommierte Druckerei für literarische Bücher. „Sobald ein Buch im Regal steht oder auf einer Palette im Lager liegt, ist es tot. Beim Kauf eines Buches folgt man einem Impuls. So ein Buch muss man liegen sehen und darin blättern können. Ein Buch auf einer Palette ist nicht nur tot, es kostet auch noch Geld”, erklärt Ed van den Ham, stellvertretender Vertriebsdirektor von HooibergHaasbeek.

„Die Auflagen sind seit Jahren rückläufig. Außerdem wird die Zeit für die Produktion immer kürzer.” Deshalb denken nach Aussage von Ed van den Ham die Verlage intensiv über alternative Geschäftsmodelle nach. „Viele Bücher auf Lager kann man sich nur erlauben, wenn man von Zeit zu Zeit einen Bestseller produziert. Verlage drucken heute lieber öfter eine kleinere Auflage, bevor sie Gefahr laufen, auf toten Büchern sitzen zu bleiben.”

Book-on-Demand mit KBA Flying JobChange

Was benötigt man, um kleine Buchauflagen schnell und rentabel herstellen zu können? Euradius wählte den Weg der Automatisierung der Arbeitsprozesse und der Investition in mit Plattenzylinder-Einzelantrieben und zusätzlich für den „fliegenden Auftragswechsel“ (KBA Flying JobChange) ausgestatteten Vierfarben-Wendemaschinen Rapida 106.

Flying JobChange ermöglicht in den gerade nicht benötigten Druckwerken den Plattenwechsel während des Fortdrucks und das schnelle, weitgehend automatisierte Umschalten auf den nächsten Auftrag nahezu ohne Maschinenstopp. Durch den Wegfall von Stillstandszeiten steigt die Nettoproduktivität der Maschine deutlich an.

Generaldirektor René de Heij: „Mit unserem Bestand an Druckmaschinen holen wir ca. 20 Prozent Kapazität aus dem Markt. Unser Vorteil sind hochmoderne Maschinen. Sie sind die Lösung für die wachsende Nachfrage nach kurzen Lieferzeiten und kleinen Auflagen. Mit der neuen Möglichkeit des fliegenden Auftragswechsels werden wir der Marktnachfrage gerecht. Unsere Maschinenstillstände sind gleich Null.”

De Heij musste gemeinsam mit seinem Team im letzten Quartal viele Puzzles lösen. Wie integriert man vier Firmen mit vier verschiedenen Kulturen in ein gesundes Unternehmen? Wie wird die neue Logistik gestaltet? Wie kann dafür gesorgt werden, dass die Produktion so ungestört wie möglich weiterlaufen kann? Nach langen Arbeitstagen folgte die Antwort.

In der Vorstufe stehen vier 70/100 CtP-Belichter. Diese werden benötigt, um die insgesamt neun KBA-Maschinen mit insgesamt 45 Drucktürmen schnell genug mit Platten zu versehen. Bei der hohen Austauschfrequenz der Platten ist ein Irrtum schnell passiert. Um diesem Fall vorzubeugen, wird jede Platte in der Vorstufe automatisch mit ihrem eigenen, individuellen Datenmix-Code versehen. Mit Hilfe dieser Matrix – KBA nennt die Technik, die es intern entwickelt hat, Plate-Ident – erkennt die Maschine, ob es sich um eine Blanko- oder erneut verwendete Druckplatte handelt und auf welchem Turm diese gehört. Außerdem wird auch die richtige Sprachversion kontrolliert.

Kontinuierlich drucken
Hans Kleijn hatte als Operations-Manager mit dem Aufbau der Maschinen alle Hände voll zu tun. „Wir arbeiten an einer integrierten Prozesskette, die bei der Auftragsannahme anfängt und endet, wenn der Auftrag ausgeführt und geliefert ist. Eine industrielle Produktion verlangt ausgeklügelte Systeme. Dabei koppeln wir LogoTronic professional von KBA direkt an unser Managementinformations-System. Ich kann auf meinem PC in ‚Real Time’ alle Daten sehen, die das Management, die Produktion, der Einkauf und die Logistik benötigen. Wo immer möglich, haben wir automatisiert”, erläutert Kleijn.

Drei Bediener für zwei Maschinen
Die KBA-Maschinen werden beispielsweise über ein zentrales Leitungssystem mit Druckfarbe versorgt. Sie stehen paarweise nebeneinander. Dazwischen wurde eine erhöhte Plattform gebaut, so dass der Helfer hin- und herlaufen kann. Drei Drucker bedienen auf diese Weise zwei Maschinen.

Die Drucker in Meppel arbeiten in drei Schichten. Wir planen, auf eine durchgehende Produktion umzuschalten. Ten Brink bildet zurzeit 23 Drucker aus, die an den neuen Maschinen eingesetzt werden sollen. René de Heij: „Dass in unserer Branche Arbeitsplätze verloren gehen, ist unvermeidlich. Für die Betroffenen ist dies eine bittere Pille. Gleichzeitig weiß man jedoch – wie schwer das auch sein mag – dass man keine andere Wahl hat. Wenn man weiterhin rentabel produzieren will, geht dies nur mit einer schlanken Organisation sowie den neuesten Maschinen und Verfahren. Diese haben wir in Meppel an Bord.”

www.kba.com
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