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Wohlfühlen in der Nische

Achim Kurreck, geschäftsführender Gesellschaft der H. C. Moog GmbH.

Dienstag 17. Januar 2012 - Der VDMA sprach mit Achim Kurreck, geschäftsführender Gesellschafter der H. C. Moog GmbH, unter anderem über den Trend zu Premiumverpackungen und die sinkenden Marktchancen in China.

Herr Kurreck, H.C. Moog ist fokussiert auf besonders hochwertige Verpackungen, unter anderem für Zigaretten. Nun ist der Zigarettenkonsum in Europa und den USA seit Jahren rückläufig. Spüren Sie geschäftliche Einbußen in diesem Bereich?

Achim Kurreck: Diese Entwicklung ist eher ein Vorteil für uns. Denn die internationale Zigarettenindustrie reagiert auf den Umsatzrückgang mit der Stärkung ihrer Premium-Marken. Das heißt, die Verpackung wird immer aufwendiger. Sonderapplikationen in kleineren Auflagen nehmen zu und damit die Nachfrage nach unseren Maschinen. Die können auch hochwertige Verpackungen kostengünstig herstellen. Mit unseren Bogentiefdrucklösungen fällt, zum Beispiel, deutlich weniger Makulatur an, als bei anderen Druckverfahren.


Auch bei Zeitungsverlagen sinkt der Umsatz, weil die Auflagen zurückgehen. Gibt es dort eine ähnliche Entwicklung wie bei den Zigarettenschachteln?

Kurreck: Genau das beobachten wir. Vor allem internationale Fachzeitschriften und Imagebroschüren werden inzwischen extrem veredelt. Oft mit Metall- oder Strukturlacken, um damit optische und haptische Effekte zu erzielen. Meistens geht es um die Veredelung des Titelblatts, manchmal aber auch um die Innenseiten, also das ganze Print-Produkt.


China ist ein Land mit einem riesigen Angebot an Zeitschriften. Auch wird doch noch immer sehr viel geraucht. Ist China für H.C. Moog deshalb ein interessanter Markt?

Kurreck: Wir sind vor fast zwanzig Jahren nach China gegangen, aber inzwischen haben wir uns weitgehend von dort zurückgezogen. Das hat zwei Gründe. Zum einen hat sich die Zigarettenindustrie verändert. Damals gab es in China über 600 verschiedene Zigarettenmarken. Da hat es sich für die Druckereien gelohnt im Bogen zu arbeiten. Dann hat die Regierung eine Konsolidierung angeordnet. Als Folge davon gibt es heute nur noch wenige Marken die in Kleinauflagen hergestellt werden.
Der zweite Grund für unseren Rückzug ist die Produktpiraterie. Hier hat sich in den vergangenen Jahren trotz vieler Proteste nicht viel getan. In China eine Produktion aufzubauen, hieße nichts anderes, als unser Know-how zur Nachahmung freizugeben. Als Leiter eines kleinen Familienunternehmens denke ich langfristig. Wir können uns das Risiko in China einfach nicht leisten.


Stellt der Digitaldruck eine Konkurrenz für H.C. Moog dar?

Kurreck: Der Digitaldruck ist definitiv keine Konkurrenz für uns. Höchstens eine Ergänzung oder Erweiterung – insofern, als dass unsere Maschinen ein digital hergestelltes Druckprodukt veredeln können. Aber das ist derzeitig noch Zukunftsmusik.


Die letzte Krise der Weltkonjunktur liegt noch nicht lange zurück, da droht mit der Euro-Schuldenkrise in vielen Ländern eine neue Rezession. Befürchten Sie Einbußen im Geschäft?

Kurreck: Wir spüren solche Krisen nicht so sehr. Wenn überhaupt, dann eher als positiven Effekt. Das liegt daran, dass Druckereien in schlechten Zeiten nach etwas Besonderem, Neuen suchen, um der Druckerei ein Alleinstellungsmerkmal zu geben für eine bessere Auslastung. Da kommen viele auf die Veredelung von Druckprodukten und damit auf uns.
Einen gewissen Schutz von konjunkturellen Schwankungen bietet auch unsere geringe Größe. Wir fertigen unsere Maschinen in der Regel Stück für Stück. Alle sind quasi Einzelanfertigungen bzw. Kleinserien. Gleichzeitig entwickeln wir unsere Technik permanent weiter. Da brauchen wir Einbrüche weniger zu befürchten. H.C. Moog entwickelt sich seit Jahren solide und hat einen kontinuierlichen Auftragseingang.


Wollen sie expandieren und wenn ja, wohin?

Kurreck: Es gibt noch weiße Flecken auf unserer Weltkarte. Australien gehört dazu, aber auch der gesamte afrikanische Kontinent. Da sehen wir Geschäftschancen und deshalb wollen wir da in Zukunft auch präsent sein.


Warum hat Druck Zukunft?

Kurreck: Allen Unkenrufen zum Trotz wird auch in Zukunft in Büchern gelesen werden. Der Mensch liebt es, natürliche Dinge in der Hand zu halten. Ein Bildschirm wird dieses Bedürfnis nicht ersetzen können. Mir fällt auf, dass gerade auf Bahnfahrten viele junge Menschen mit einem Buch in der Hand dasitzen und lesen.
Überdies wird der Druck in der Verpackungswelt weiter an Bedeutung gewinnen. Das liegt vor allem daran, dass es nötig ist, immer mehr Informationen auf Verpackungen unterzubringen.


Die drupa ist 60 geworden. Wird es in 60 Jahren noch eine drupa geben?

Kurreck: In 60 Jahren wird es sicher noch eine drupa geben, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie elektronisch am Computer stattfinden wird – sozusagen eine virtuelle Zusammenkunft. Aussteller gestalten ihre virtuellen Messestände, auf denen sie von virtuellen Besuchern aufgesucht werden. Andererseits ist es für Menschen immer wichtig, sich persönlich auszutauschen. Die drupa hat eine weltweit große Anziehungskraft. Es wird viel miteinander gesprochen. Das möchten die meisten Vertreter der Branche wohl nicht missen.


Was ist seit der Erfindung des Buchdrucks die wichtigste Weiterentwicklung in der Drucktechnik?

Kurreck: Das ist aus meiner Sicht die Digitalisierung der Daten. Dadurch hat sich der Informationsaustausch in der Druckwelt komplett verändert. Diese Digitalisierung hat, zum Beispiel, zu einer enormen Vereinfachung in der Arbeitsvorbereitung des Druckprozesses geführt.

www.vdma.org
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