Aus den Unternehmen
KBA präsentiert in Stuttgart erste drupa-Neuheiten
Dienstag 07. Februar 2012 - Der KBA-Abend am 3. Februar im Rahmen des Stuttgarter Druckforums stand unter der Headline "Ausblick und Einblick in die drupa 2012 - KBA-Innovationen für den modernen Bogenoffset".
Drei Monate vor Messebeginn informierten KBA-Marketingdirektor Klaus Schmidt und Jürgen Veil, Leiter Marketing Bogenoffsetmaschinen, über aktuelle Entwicklungen in der Druckindustrie und einige der Neuheiten, die die Branche von KBA auf der drupa 2012 erwarten kann. Wilfried Grieger, Technischer Geschäftsleiter der Walter Grieger Offsetdruck in Nettetal, berichtete über seine jüngste Investitionsentscheidung für eine großformatige KBA Rapida, der neuesten drupa-Generation.
Seinen Ausblick auf die drupa 2012 begann Klaus Schmidt mit einer Beschreibung der aktuellen Marktsituation. Während vor der Finanzkrise noch ca. 9 Mrd. Euro pro Jahr weltweit an Druckmaschinen (ohne Digitaldruck) umgesetzt wurden, waren dies 2011 nur noch ca. 4,4 Mrd. Euro. Für 2012 ist allenfalls ein leichtes Wachstum wahrscheinlich, allerdings mit Unterschieden zwischen Bogen und Rolle. Während der Bogenbereich durch das Wachstum in Schwellenländern und im Verpackungsdruck bis 2014 etwas zulegen könnte, dürfte es bei Rollenmaschinen keine gravierenden Veränderungen geben. Trotz enormer Personalanpassungen bei allen Herstellern liegt die Kapazität bei Offsetmaschinen für die einzelnen Marktsegmente immer noch etwas über dem geringeren Nachfragevolumen. Die Folge ist ein ungesunder Preiskampf, der auch eine der wesentlichen Ursachen für die Insolvenz von manroland gewesen sei. KBA habe durch Downsizing, Ausgliederungen, mehr Nischengeschäft und den Einstieg in den Digitaldruck die Voraussetzungen für eine bessere Auslastung geschaffen und bisher als einziger der drei großen deutschen Druckmaschinenbauer den Wandel aus eigener Kraft bewältigt sowie 2009 und 2010 sogar positive Vorsteuerergebnisse erzielt. Der von manchen marktfernen Verbandsvertretern und Anwendern als Königsweg propagierte Verzicht auf Innovationen, produktivere Technik und industrielle Prozesse im Druck löse die Branchenprobleme nicht. Dafür gebe es in der Industriegeschichte genügend Beispiele.
Gerade deshalb stehe der KBA-Messeauftritt zur drupa unter dem Slogan „sprinting ahead“. KBA wolle damit unterstreichen, dass Print 200 Jahre nach der Erfindung der Zylinderpresse durch Friedrich-Koenig auch im Multimedia-Zeitalter Chancen hat. Als innovativer Druckmaschinenbauer wolle KBA die Print-Zukunft weiter aktiv mitgestalten – beispielsweise mit dem Einstieg in den Digitaldruck und der Nutzung digitaler Technologien und Prozesse in Kombination mit dem analogen Offsetdruck zur drupa 2012. KBA wird auf der drupa wie vor vier und acht Jahren wieder in Halle 16 am gleichen Platz zu finden sein (Stand Nr. 16 C47). Auch die Ausstellungsfläche ist trotz des Sparzwangs mit 3.500 m2 unverändert geblieben. Auch darin unterscheidet sich KBA von seinen großen Mitbewerbern. Zusätzlich zu den vier Bogenoffsetmaschinen und vier Rollen-Exponaten auf dem KBA-Stand präsentiert Toray in direkter Nachbarschaft unter der Rubrik „Nachhaltigkeit“ eine Rapida 106 im wasserlosen UV-Offsetdruck auf anspruchsvollen Materialien.
Das Spektrum der KBA-Neuheiten auf der drupa beginnt mit einer High-Volume Inkjet-Rolle für den individuellen Druck von Büchern, Akzidenzen und Zeitschriften. Die zum ersten Mal präsentierte Maschine aus eigener Produktion arbeitet mit wasserlöslichen Farben und Druckköpfen von Kyocera. Sie produziert 4/4-farbig individualisiert oder in Kleinauflagen. Die maximale Bahnbreite beträgt 762 mm, die minimale 203 mm bei variabler Drucklänge. Im beidseitigen 4c-Druck soll die Bahngeschwindigkeit etwa 150 m oder 500 ft/min betragen. Weitere Details zur Digitaldruck-Einstiegsmaschine will KBA erst später bekannt geben.
Im Bogenoffset beschränkte sich Klaus Schmidt auf die Erwähnung von drei markanten Neuheiten: So wird der weiterentwickelte Rüstzeitweltmeister im Mittelformat, die Rapida 106, auf der Messe als Achtfarbenmaschine für den 4 über 4-Druck mit Inline-Lackierung für die Bogenvorder- und rückseite zu sehen sein. Zu den weiteren Neuheiten gehören u. a. ein neuer Lackturm mit simultanem Lackformwechsel und automatischem Rasterwalzen-Loader, sowie neue Module im Bereich der Inline-Qualitätsüberwachung und -regelung. Am Beispiel einer hoch automatisierten Rapida 145 für den Verpackungsdruck stellt KBA auf der drupa seine neue Großformatgeneration vor, bei der viele Innovationen vom Rüstzeitweltmeister Rapida 106 übernommen wurden. Klaus Schmidt wies darauf hin, dass KBA zur drupa seine Technologie- und Marktführung in den Jumbo-Formaten unter Beweis stellen werde. Details dazu will der Druckmaschinenhersteller erst später veröffentlichen.
Um den Reigen der vielen drupa-Neuheiten etwas zu entzerren, wurde die neue Mittelformat-Baureihe Rapida 105 bereits im November 2011 anlässlich der Messe All in Print im chinesischen Shanghai vorgestellt. Sie basiert auf der Plattform der High-End-Anlage Rapida 106 und unterscheidet sich vom Vorgängermodell durch mehr Automatisierungsoptionen und die auf 16.000 Bogen/h gesteigerte Druckleistung (16.500 Bogen/h als Option). KBA hält die neue Rapida 105 für die modernste Maschine ihrer Klasse. Sie richtet sich an Druckbetriebe, die für ihr Auftragsspektrum nicht unbedingt eine teurere High-End-Anlage benötigen. Auf der drupa wird die Rapida 105 als Hybrid-Anlage Offset/Inkjet mit einem neuartigen Eindruckwerk präsentiert.
Der Vortrag von Jürgen Veil beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit dem Zusammenspiel von digitalem und konventionellem Druck, wie KBA ihn mit der Rapida 105 auf der drupa zeigt. Dabei ging es um die Integration der Inkjet-Technologie in den Bogenoffset. Bisher scheiterte diese meist an der durch die in Bogenmaschinen üblichen Greifersysteme vorgegebene zu große Distanz zum Bedruckstoff. Bei dem künftig für Rapida-Maschinen als Option erhältlichen neuen Bogenführungskonzept wird der Bogen ohne Korridore und Niederhalter auf dem Zylinder fixiert und hebt am Bogenende nicht mehr ab. Damit lassen sich Inkjet-Systeme in einer Distanz von nur 1 mm zum Druckbogen installieren und eine ganze Palette weiterer neuer Inline-Prozesse erschließen. UV-LED-Trockner im Anschluss an die Inkjet-Köpfe sorgen für die schnelle Trocknung der Tinte.
Die Anwendungsmöglichkeiten für Inkjet-Systeme in Bogenmaschinen sind vielfältig. Sie reichen von der Bogenmarkierung für die Qualitätsüberwachung bis hin zu Codierungen für den Markenschutz (Strich-, QR-, Zahlencodes oder Kombinationen) und andere Einsatzfelder. Das können Sicherheitsdrucke ebenso sein wie Verpackungen, Etiketten, Lotteriescheine oder die industrielle Produktkennzeichnung. So können z. B. bis zu acht UV-Inkjetköpfe von Atlantic Zeiser in einem Druckwerk der Rapida 105 oder 106 untergebracht werden. Diese High Speed-Graustufendrucker eignen sich auch hervorragend für lackierte, laminierte, glänzende und nichtsaugende Materialien. Ein MiniController ermöglicht das Systemhandling für Kennzeichnungs-, Inspektions- und Qualitätssicherungsprozesse. Für die Verifizierung variabler Daten und die Qualitätskontrolle steht ein Hochgeschwindigkeits-Kamerasystem zur Verfügung.
Eine interessante Anwendung ist auch die Nutzenmarkierung bei der Inline-Bogeninspektion mit KBA QualiTronic MarkPlus. Hierfür kommen die alphaJET tempo-Werke von KBA-Metronic zum Einsatz. Sie zeichnen sich durch einen präzisen Tintenstrahl ohne Overspray aus und liefern auch bei voller Produktionsgeschwindigkeit von 18.000 Bogen/h gute Ergebnisse ohne Zeilenverzerrung. Die einzelnen Köpfe lassen sich beim Auftragswechsel automatisch positionieren. Kontrollsensoren verifizieren die Markierung unmittelbar hinter den Inkjet-Köpfen. Durch diese Inline-Nutzenmarkierung lassen sich als fehlerhaft inspizierte Nutzen auf einem Druckbogen z. B. in der Faltschachtelklebemaschine vollautomatisch ausschleusen. Anhand von Druckbogen zeigte Jürgen Veil Beispiele aus der Praxis.
Die von KBA für die drupa angekündigte optionale neue Bogenfixierung bringt auch den Verpackungsdruckern wirtschaftliche Vorteile. So können Messstrips, die bisher an der Bogenvorderkante positioniert waren, damit sie automatisch lesbar sind, nun wieder an der Hinterkante eingesetzt werden. Daraus ergeben sich bis zu 5 mm Papierersparnis in der Bogenlänge. QualiTronic professional, die Inline-Farbregelung mit Bogeninspektion, kann in einem separaten Werk vor der Auslage erfolgen (bisher auf dem letzten Druckzylinder vor der Auslage). Daneben ist die Kombination von QualiTronic (Farbregelung und/oder Inspektion) mit QualiTronic MarkPlus und Inline-Codierung möglich.
Die Verkettung von digitalen mit konventionellen Druckverfahren ist nicht die einzige wegweisende Bogenoffsetinnovation von KBA für die diesjährige drupa. So kündigte Jürgen Veil die ziehmarkenfreie Anlage DriveTronic SIS nun auch für die neuen Großformat-Rapidas an. Diese erhalten zudem die von den Mittelformatmaschinen bekannte Dreitrommel-Bogenwendung. Das simultane Waschen von Walzen-, Gummi- und Druckzylinder mit CleanTronic synchro und der simultane Druckplattenwechsel mit DriveTronic SPC-Plattenzylinder-Direktantrieben sind weitere Highlights an den neuen Rapida-Jumbos. Die für die Nettoproduktivität entscheidenden simultanen Rüstprozesse schließen künftig ebenfalls den Lackturm ein. Interessant dürfte für viel Druckbetrieb der vollautomatische Rasterwalzenwechsel im Lackturm sein, der eine schnelle Umstellung der Lackdosierung erlaubt. Weitere Anpassungen zwischen den mittel- und großformatigen Rapidas betreffen die AirTronic-Auslage mit oben liegender Multi-Venturi-Bogenführung und die dynamische Bogenbremse. Auch VariDryBlue-Trockner sind dann sowohl im Mittel- als auch im Großformat verfügbar.
Als langjähriger KBA-Anwender berichtete Wilfried Grieger, Technischer Geschäftsleiter der Walter Grieger Offsetdruck in Nettetal, über die jüngste Investitionsentscheidung seines Unternehmens für einen Rapida-Jumbo der neuen drupa-Generation. Das Unternehmen mit ca. 80 Mitarbeitern erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 17 Mio. Euro. Hauptprodukte sind Displays und Verpackungen für große Markenartikler in Deutschland, Benelux, Österreich und der Schweiz. Fünf Rapida-Bogenoffsetmaschinen arbeiten derzeit im Unternehmen, darunter drei Rapida 162a mit Bogenformaten von 120 x 162 cm. Alle Maschinen sind mit Lackturm ausgerüstet, zwei davon auch für die UV-Produktion. Hinzu kommt je eine Rapida 142 (Bogenformat 102 x 142 cm) sowie eine Rapida 105 im Mittelformat. Verarbeitet werden Bedruckstoffe zwischen 80 und 800 g/m2. Hierzu zählen neben Papieren auch Kartonagen, Spiegelfolien/-karton, PVC, Polypropylen, Hologramm- und Lentikularfolie und sogar Lederimitate. Eine eigene Farbküche mit innovativen Rezeptierungen sowie die Kooperation mit dem Schweizer Lackhersteller PROLAC, die es ermöglicht, dass die gemäß den Kundenanforderungen entwickelten Lacke unmittelbar in der Druckerei getestet und optimiert werden können, sind weitere Besonderheiten des Unternehmens.
Im August 2012 wird bei Grieger eine Großformat-Rapida der neuesten Generation mit sechs Farben, Lackturm und Auslageverlängerung installiert. Sie hat ein vergrößertes Bogenformat von 120 x 164 cm. Die wenigen Zentimeter mehr können in der täglichen Praxis von großer Bedeutung sein, denn damit ist eine optimiertere Vernutzung des Bogens möglich. Mit der bei der neuen Generation durch parallel ablaufende Rüstprozesse möglichen weiteren Beschleunigung des Jobwechsels erhofft sich das Unternehmen eine noch höhere Effizienz im kurzauflagigen Bereich. Die ziehmarkenfreie Anlage der Maschine arbeitet auch bei empfindlichen Bedruckstoffen markierungsfrei. Und die höhere Fortdruckleistung wird in allen Auflagenbereichen wirksam. Durch die Inline-Dichtemessung und Bogeninspektion mit QualiTronic professional erwartet Wilfried Grieger bei der Einrichtemakulatur Einsparungen zwischen 30 und 40 Prozent. Daneben zeichnet die Maschine eine höhere Energieeffizienz aus. Neben den deutlich verbesserten Leistungsparametern war bei der Investitionsentscheidung für Wilfried Grieger sehr wichtig, dass die Bediener mit der KBA-Technologie vertraut sind. Große Umlernprozesse sind daher für die Drucker am neuen Rapida-Jumbo nicht erforderlich.