Offsetdruck
Rapida 106-Bogenerfahrungen in Zürich
Montag 12. März 2012 - Die traditionsreiche gdz AG ist die letzte größere Akzidenzdruckerei, die sich auf dem Gebiet der Dienstleistungs- und Finanzstadt Zürich hat halten können. Das Erfolgsgeheimnis: eine straff durchstrukturierte Betriebsorganisation, hohes Qualitätsdenken, Nähe zu den Kunden.
Dementsprechend konnte man sich auch erfolgreich im hart umkämpften Rollenoffsetmarkt behaupten. Die Veränderungen der Druckmärkte haben das Unternehmen jedoch bewogen, einen bedeutsamen Schritt zu wagen: Den Ersatz der Rolle durch eine KBA Rapida 106-Zehnfarbenmaschine mit Wendung im 70×100-Format.
Spindelstrasse 2, Quartier Zürich-Manegg. Hier befindet sich die gdz AG, ein Unternehmen mit 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und gleichzeitig eine der ältesten aktiven Druckereien der Stadt Zürich. 1898 wurde die „Genossenschaftsdruckerei Zürich“ zur Unterstützung der Arbeiterbewegung gegründet. Damals überschritt die aufstrebende Industrie- und Handelsstadt Zürich die Grenze von 100.000 Einwohnern und wurde offiziell zur Grossstadt. Parallel dazu gewann die Arbeiterbewegung und ihre politischen Organisationen immer mehr an Einfluss, das „rote Zürich“ wurde in den zwanziger und dreissiger Jahren zu einem Synonym in einer politisch eher konservativ ausgerichteten Schweiz. Mit den Veränderungen des Konsumzeitalters geriet das Politische immer mehr in den Hintergrund. Es galt, sich in erster Linie auf die Druckmärkte auszurichten. Modernität war gefragt: 1964 wurde die erste Rollenoffset-Anlage der Schweiz in Betrieb genommen und 1977 konnte gdz einen 10-Jahresdruckvertrag mit der prominenten „International Herald Tribune“ unterzeichnen. 1988 erfolgte schliesslich der Umzug vom Standort Stauffacher, mitten in der Züricher City, an den heutigen Standort Zürich Manegg.
Die letzten 25 Jahre haben weitere dramatische Veränderungen mit sich gebracht: Die traditionelle Arbeiterbewegung verschwand, mit ihr auch die Bindung zwischen Druckereien/Verlagen und linken politischen Gruppierungen. Seit 1996 ist die Genossenschaftsdruckerei eine Aktiengesellschaft und nennt sich neu gdz AG. In der gleichen Zeit verwandelte sich auch die Stadt Zürich grundlegend: Praktisch alle großen Industriebetriebe verschwanden und Zürich verwandelte sich in einen global ausgerichteten Finanz- und Dienstleistungsplatz. Damit verbunden sind steigende Boden- und Mietpreise und ein zunehmender Individualverkehr, alles Elemente, die es für industrielle Betriebe immer schwerer macht, sich auf dem Stadtgebiet zu behaupten. Viele der traditionsreichen Druckereien sind deshalb in den letzten Jahren ins Umland gezogen und haben dort „auf der grünen Wiese“ ihre Zelte aufgeschlagen. Die gdz AG mit der Fokussierung auf das industrielle 70×100-Format und den Rollenoffset (bis Ende 2011) ist mittlerweile die letzte große Akzidenz-Druckerei, die sich auf dem Stadtgebiet befindet. Ein Fels in der Brandung sozusagen.
Der Entscheid der gdz AG, ihre Rollenoffsetmaschine durch eine Zehnfarben-Bogenmaschine zu ersetzen, ließ die grafische Branche der Schweiz aufhorchen. Bis es dazu kam, bedurfte es allerdings eines längeren Evaluationsprozesses. Urs Zieri, technischer Leiter bei der gdz AG, erklärt unumwunden, dass man sich mit dem definitiven Entscheid, in welche Richtung es gehen sollte, lange Zeit sehr schwer tat: „Die letzten Jahre waren finanziell gesehen sehr gute Jahre für uns. Dank optimaler Prozesse und klarer Ausrichtung auf Kundenzufriedenheit waren unsere Gewinnmargen überdurchschnittlich, so dass wir uns das nötige Polster für Investitionen erarbeiten konnten. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war unsere ältere 16-Seiten-Rollenoffsetmaschine. Dank großen internen Anstrengungen gelang es uns mit den Wettbewerbern, die in den meisten Fällen viel neuere Maschinen haben, mitzuhalten. Es war klar, dass wir uns früher oder später für einen Ersatz entscheiden müssen. Und so begannen wir eine moderne 16-Seiten-Maschine zu evaluieren.“
Doch offensichtlich hatte man kein gutes Gefühl dabei. Urs Zieri: „Wir beobachteten schon seit Längerem einen Trend zu mehr Flexibilität bei den Druckkunden. Tendenziell wird weniger, dafür häufiger gedruckt, die Aufträge werden komplexer. Natürlich hatten wir auch weiterhin die sogenannten Langläufer, also Auflagen mit 100.000 Exemplaren und mehr. Die große Frage, die sich uns bei der Evaluation stellte, war, wie der künftige Split zwischen Langläufern und Kleinauflagen aussehen würde und ob die Konzentration aufs Massengeschäft auch weiterhin eine gute Strategie wäre.“
Urs Zieri verhehlt nicht, dass es hierzu heftige Diskussionen in der Geschäftsleitung gab. Auf die Marktsituation, die in den Jahren bis 2008 herrschte, erschien eine 16-Seiten-Rollenmaschine ideal. Doch es kam anders. Urs Zieri: „Die große Finanzkrise, welche die Weltwirtschaft 2008 erfasste, konnte von uns gut aufgefangen werden. Was uns aber mehr beunruhigte, waren die immer klarer zu Tage tretenden Veränderungen in den Druckmärkten. Wir realisierten, dass wir uns stärker auf mehr Werthaltigkeit und Spezialisierung ausrichten mussten, um auch künftig bestehen zu können.“ Damit verbunden war ein wichtiger Grundsatzentscheid: Abschied von der Rolle, Hinwendung zum Bogenoffset. Ein Entscheid von großer Tragweite.
Bei der gdz AG sprang man über einen großen Schatten als man sich für den Bogenoffset entschied. Möglich gemacht haben dies die technischen Veränderungen der letzten Jahre, die moderne 70×100-Bogenmaschinen zu echten Konkurrenten von 16-Seiten-Rollenmaschinen gemacht haben. Wichtig waren auch die sehr guten Erfahrungen, die man mit einer 70×100-Fünffarbenmaschine eines japanischen Anbieters gesammelt hatte. In der Evaluation schauten sich Urs Zieri und sein Team die verschiedenen Angebote genau an. Urs Zieri dazu: „Ehrlicherweise sind heute alle im Markt angebotenen Bogenmaschinen gut. Jeder Maschinentyp hat seine Stärken und Schwächen. Es ist am Ende nicht nur die reine Druckleistung, die zu erzielende Druckqualität oder die Rüstzeit, die zählt, sondern viele weitere, zum Teil „weiche“ Faktoren.“
All diese Faktoren zusammengezählt machten KBA zum Sieger. Urs Zieri: „Ohne Zweifel ist die KBA Rapida 106 eine hervorragende Plattform. Das sind aber die anderen Maschinen auch. Uns gefiel neben den technischen Vorzügen, wie die Plattenzylinder mit Einzelantrieb (SPC) oder die technische Konzeption der Inline-Farbsteuerung (QualiTronic ColorControl), wie man bei KBA an die Sache herangeht. In Radebeul hatten wir immer das Gefühl, dass man spezifisch auf unsere Bedürfnisse eingeht. Wir hatten sehr gute Fachgespräche und die KBA-Leute schauten sich unsere Anforderungen äußerst detailliert an. Die Philosophie, die wir bei KBA kennengelernt haben, entspricht irgendwie unserer eigenen Firmenmentalität.“
Man sollte aber nicht der Vermutung erliegen, die KBA-Vertreter hätten Urs Zieri und sein Evaluationsteam dank guter Gespräche und einigen Dresdner Christstollen überzeugen können. Der Kampf in der Endausscheidung war sehr hart und Urs Zieri schaute sich das Produkt eines Mitbewerbers bis zum letzten Moment sehr genau an: „Wenn man am Ende alle Faktoren zusammenzählte, hatte die Lösung mit der KBA Rapida 106 schlicht und einfach die Nasenspitze vorn. Für uns war es das beste Produkt mit dem größten Zukunfts- und Leistungspotenzial.“ Entschieden wurde für eine KBA Rapida 106-Zehnfarbenmaschine mit Wendung SW5.
Die Rapida 106 ist das beste Pferd im KBA-Bogenoffsetstall. Oder wie in Radebeul verkündet wird: „unser Rüstzeitweltmeister“. Tatsächlich konnte die Rapida 106 schon an etlichen Vorführungen ihr gewaltiges Potenzial unter Beweis stellen. Ein Besuch mit Urs Zieri im Drucksaal der gdz AG zeigt aber in überzeugender Weise auf, dass die Rapida 106 auch unter den Bedingungen der täglichen Praxis das Prädikat Rüstzeitweltmeister verdient. Es sind vor allem die parallelen Abläufe des Einzelantriebs, das sehr schnell reagierende Farbwerk und die zuverlässige Farbführungskontrolle, welche Job- oder Plattenwechsel auf wenige Minuten reduzieren.
Allerdings muss man sich bewußt sein, dass die Beschaffung einer leistungsfähigen Bogenoffsetmaschine alleine nicht ausreicht. Das Investitionspaket „rundherum“ war sehr umfangreich. Wegen der gegenüber dem Rollenoffset völlig anderen Arbeitsweise in der Weiterverarbeitung wurden drei leistungsfähige MBO-Falzmaschinen beschafft. Parallel dazu wurde eine neue Bestell- und Logistiksoftware installiert. Damit sind die Kunden der gdz AG in der Lage, mit wenigen Handgriffen via Internet eine Bestellung oder einen Lagerabruf zu tätigen. Ein weiteres wichtiges Element war die Installation des Redaktionssystems K4. Gerade im Zeitschriftensegment ist dieses System Gold wert: es vereinfacht und flexibilisiert die Abläufe. Damit lassen sich einerseits deutliche Kosteneinsparungen erzielen, andererseits kann man die Kunden näher an sich binden.
Beim Rundgang um die Maschine zeigt Urs Zieri die Highlights der Rapida 106 auf: „Absolut genial ist für mich die ziehmarkenfreie DriveTronic SideLay (SIS)-Anlage. Einerseits ermöglicht sie eine einstellfreie Bogenausrichtung, was die Rüstzeiten senkt, andererseits ergibt sich eine sehr gute Ausrichtgenauigkeit durch die sehr langen Ruhepausen an der Anlegelinie und in der Auslage ist garantiert kein Bogen mit „einem Ziehfehler“ zu finden. Das hilft uns, auch dünnere Papiere ab 40g/m2 problemlos zu verarbeiten. Dies in Kombination mit AirTronic, einem äußerst leistungsstarken Venturi-Bogenführungs- und Auslegesystem, was mich auch sehr überzeugt!“
Der nächste große Pluspunkt ist DriveTronic SPC, der KBA-Direkt-Einzelantrieb. Urs Zieri: „Mit dem Einzelantrieb laufen die Prozesse Plattenwechsel und Waschvorgänge nicht mehr sequenziell ab, sondern dank der speziellen Auskuppelungsfunktion parallel. Das reduziert die Umrüst- und Rüstzeiten sehr deutlich.“ Zu guter Letzt zeigt Urs Zieri mit sichtlicher Freude die Farbmess- und Regelungssysteme. Da sind einerseits DensiTronic professional, ein spektrales und densitometrisches Online-Farbmess- und Regelsystem sowie QualiTronic Color Control, ein Inlinefarbmess- und Regelungssystem. Das „Hirn“ der Maschine ist das LogoTronic professional, ein Server mit zentraler Datenbank für Abwicklung und Verwaltung der Aufträge.
Urs Zieri erklärt, wie die Drucker diese Systeme nutzen und wie sie damit das Optimum für den Auftragsablauf erzielen: „Beim Einrichten übernehmen wir die Daten von der Vorstufe für die Voreinstellung. Bereits mit den ersten Bogen beginnt QualiTronic Color Control die Messdaten zu übermitteln und das Farbwerk bekommt die entsprechenden Werte aus dem Soll-Ist-Vergleich. Nun nimmt der Drucker einen Druckbogen und misst ihn mittels DensiTronic professional aus. Die Daten aus den verschiedenen Mess-Systemen werden gemittelt und so erhalten wir ein optimales und im Fortdruck sicheres Druckresultat. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass das Farbsystem der Rapida 106 einen weiteren wichtigen Faktor darstellt. Es reagiert phänomenal schnell.“ Ein kleines, aber nicht uninteressantes Detail: KBA hat an verschiedenen kritischen Orten des Bogenlaufes (Wendung und Auslage) Überwachungskameras installiert. Für Urs Zieri ein weiterer Pluspunkt.
Seit August 2011 läuft nun die KBA Rapida 106-Zehnfarbenmaschine SW5 bei der gdz AG. Mittlerweile ist auch die Transformation vom Rollenoffset zum Bogenoffset erfolgt, die 16-Seiten-Maschine stillgelegt. Die erste Bilanz kann sich sehen lassen: rund 80 % aller Aufträge, die vorher auf der Rollenmaschine gelaufen sind, konnten übernommen werden. Verloren gegangen sind im Großen und Ganzen nur die Aufträge, die ein klarer Fall für den Rollenoffset waren. Für Urs Zieri bestätigt dies noch einmal die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges: „Wenn man sich heute anschaut, wie es im Schweizer Rollenoffsetmarkt angesichts der Euroschwäche und dem brutalen Wettbewerb durch ausländische Anbieter aussieht, können wir von Glück reden, dass wir nicht mehr in diesem Segment tätig sind.“
Auf die KBA Rapida 106 bezogen meint er: „Die Rapida ist eine komplexe Industrieanlage und doch konnten wir schon rund eine Woche nach Installation voll produzieren. Auf die Schulung unserer Drucker haben wir großen Wert gelegt. Jeder von ihnen absolvierte einen einwöchigen Grundkurs in Radebeul, dann wurden unsere Leute von den KBA-Instruktoren in der Einführungsphase begleitet. Nach rund sechs Monaten kam nochmals ein Instruktor vorbei, um das vorhandene Wissen aufzufrischen und die Fähigkeiten an der Maschine zu optimieren.“
Mittlerweile arbeitet die Druckmannschaft im durchgehenden Zweischichtbetrieb. Für alle Beteiligten ist es ein Quantensprung. Die Produktivität der Maschine ist enorm. Da musste man in Zürich-Manegg umdenken. Urs Zieri: „Der Umstieg vom Rollenoffset auf den Bogenoffset bedeutete eine logistische Herausforderung. Im Rollenoffset haben wir vielfach bereits fertige Produkte, wenn sie die Maschine verlassen. An einer Bogenmaschine arbeiten wir dagegen mit Halbfabrikaten. Das braucht relativ viele Zwischenlagerkapazitäten. Und die Arbeitsweise der Drucker musste sich natürlich auch ändern, wenn man die Vorteile einer Maschine mit Plattenzylinder-Einzelantriebstechnologie ausnützen möchte. Das ist mit einem gewissen Lernprozess verbunden.“
Rund ein halbes Jahr ist die KBA Rapida 106-Zehnfarbenmaschine SW5 im Einsatz. Für Urs Zieri hat sich die Investition mehr als nur ausgezahlt. Der Umstieg vom Rollenoffset auf eine leistungsfähige Zehnfarben-Bogenoffsetmaschine geglückt. Mit dem Rüstzeitweltmeister wird in Zürich nicht nur schnell und ökonomisch produziert, sondern man kann sich auch verstärkt auf werthaltige und qualitativ hochstehende Aufträge fokussieren. Das Beispiel der gdz AG könnte durchaus ein Fingerzeig auf künftige Entwicklungen im Schweizer Druckmarkt sein. Angesichts der Veränderung im Marktumfeld und den immer schlechteren Preisen, die man mit klassischen Rollenaufträgen generieren kann, erscheint das Modell Zehnfarben-Bogenoffset auch für Rollendrucker an Attraktivität zu gewinnen. KBA kann es dabei nur recht sein: Sowohl im Bogenoffset wie auch im Rollenoffset hat man heute die richtigen Lösungen für die individuellen Bedürfnisse.