Aus den Unternehmen
VDMA: drupa kommt zum richtigen Zeitpunkt
Freitag 20. April 2012 - Die Druck- und Papierindustrie hat 2011 ihr selbst gestecktes moderates Wachstumsziel erreicht, sieht sich aber weiterhin in einem durch konjunkturelle und strukturelle Schwankungen verursachten schwierigen Geschäftsumfeld.
Das Umsatzplus lag im vorigen Jahr bei den angestrebten fünf Prozent. Im laufenden Jahr rechnet die Branche mit einem Wachstum zwischen null und fünf Prozent. „Die ganze Branche wartet mit Spannung auf die drupa“, sagte Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbandes Druck- und Papiertechnik im VDMA, am Dienstag in Frankfurt. Von der alle vier Jahre stattfindenden Welt-Leitmesse erhoffen sich die deutschen Aussteller die Auflösung des durch die Finanzkrisen der vergangenen Jahre verursachten Investitionsstaus. Die drupa findet vom 3. bis zum 16. Mai in Düsseldorf statt.
„Die unsichere konjunkturelle Lage hat das Investitionsverhalten der Kunden gebremst. Einen wesentlichen Anteil daran hatte auch die Euro-Krise, die mittelbar dazu geführt hat, dass die Banken mit der Kreditvergabe sehr zurückhaltend gewesen sind“, sagte Heering.
Von Dezember 2011 bis Februar 2012 verzeichnete die Branche beim Auftragseingang ein Minus von elf Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit bewegt sich die Druck- und Papiertechnik im Einklang mit der Entwicklung des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus insgesamt.
Positiv entwickelt sich die Kapazitätsauslastung. Sie lag im Januar bei 83,2 Prozent. „Seit dem historischen Tiefststand Ende 2009 von 57,6 Prozent ist diese Kennziffer kontinuierlich gestiegen“, sagte Dr. Heering. Mit dem aktuellen Wert bewegt sich die Kapazitätsauslastung im mittleren Bereich aller Maschinenbaubranchen.
Die Zurückhaltung bei Investitionen in neue Maschinen ist auch eine Konsequenz der strukturellen Veränderungen in der Druckbranche. Mit dem Einzug elektronischer Medien ist in vielen Industrieländern der Publikationsdruck geschrumpft. Ganz besonders deutlich ist das in den USA der Fall, aber auch in Westeuropa ist dieser Trend erkennbar. In der Folge sind viele Druckereien vom Markt verschwunden, andere haben sich zu größeren Einheiten zusammengeschlossen. Damit ist die Zahl der Kunden für die Druckmaschinenbranche insgesamt geschrumpft.
Die deutsche Druck- und Papiertechnik stellt sich auf die veränderten Marktanforderungen ein. Für Kunden mit wenig Investitionsspielraum bietet sie zunehmend preisgünstigere Standardmaschinen an. Die haben zwar einen niedrigeren Automatisierungsgrad, sind aber qualitativ immer noch Spitzenklasse und heben sich weiterhin von der Konkurrenz, beispielsweise aus China, ab. Für Spitzenansprüche entwickelt sie komplette Druckmaschinenprozesse, die auch die Veredlung und die Druckmaterialien mit einschließen. Auf der drupa wird das gesamte Spektrum zu sehen sein.
Die Zahl der Kunden für die Druckindustrie ist zwar zurückgegangen. Das Druckvolumen ist in den letzten Jahren weltweit aber gestiegen, hautsächlich durch das Wachstum in den Schwellenländern Asiens und Südamerikas. China ist inzwischen zum weltgrößten Markt für Druckprodukte geworden. Das spiegelt sich auch in den deutschen Exporten, die 2011 erstmals mit 1,1 (2010: 0,9) Milliarden Euro die Milliarden-Marke überschritten.
Nach China rangiert der nächstgrößte Markt USA mit 422 Millionen Euro bereits weit dahinter auf Platz zwei. „Die USA waren bis 2009 der größte Exportmarkt für unsere Branche. Nach dem drastischen Einbruch dort rechnen wir inzwischen aber mit einer leichten Belebung“, sagt Heering.
Die führende Stellung der deutschen Drucktechnik in der Welt ist durch die Wirtschaftskrisen der jüngeren Vergangenheit nicht gefährdet worden. Nach den neuesten VDMA-Zahlen hatten die Bogenoffsetdruckmaschinen der heimischen Hersteller 2011 einen Anteil am Welthandel von 57,2 Prozent. Japan als nächstgrößtes Exportland folgte mit großem Abstand und erreichte 18,6 Prozent. Dahinter rangierten die USA, Großbritannien und Österreich. Ähnlich deutlich sieht es bei Rollenoffsetdruckmaschinen aus, die vor allem im Zeitungsdruck eingesetzt werden. Hier betrug der deutsche Weltmarktanteil 38,3 Prozent. Auf Platz zwei folgte die USA mit 12,4 Prozent Marktanteil. Dahinter lagen Japan, Frankreich und die Niederlande mit Anteilen im einstelligen Prozentbereich. Beim Flexodruck, der vor allem beim Bedrucken von Verpackungen angewendet wird, lag der deutsche Exportanteil bei 32,6 Prozent. Italien kam den deutschen Marktführern hier mit einem Marktanteil von 14,2 Prozent am nächsten.
Der Digitaldruck verzeichnet seit einigen Jahren stetige Wachstumsraten. Allerdings ist der Anteil dieser Drucktechnik am Gesamtvolumen für Druckprodukte weltweit noch immer gering. 2010 lag der Umsatz im Analogdruck (dem klassischen Offsetdruck) bei 130 Milliarden Dollar. Der Digitaldruck kam auf 14,3 Milliarden Dollar, etwas mehr als zehn Prozent. In Stückzahlen: Elf Billionen Druckseiten wurden analog produziert, 68 Milliarden Drucke auf Digitaldruckmaschinen, das entspricht nicht einmal einem Prozent. Prognosen zufolge wird der Digitaldruck weiter wachsen, allerdings weniger auf Kosten des Offset, sondern vornehmlich durch die Erschließung neuer Märkte und Anwendungen. Dazu zählen beispielsweise individualisierte Druckprodukte, Kleinstauflagen oder auch Print-on-demand.