Drucksaal
Neue Technik macht Bremer Druckmaschine fit
Montag 08. Juli 2013 - Wenn die alten elektronischen Komponenten immer häufiger Ausfälle verursachen und Ersatzteile nicht mehr zu bekommen sind hilft nur der Austausch der betroffenen Systeme. Bei der Bremer Tageszeitungen AG wurde die Druckmaschine komplett überarbeitet und mit modernen Systemen ausgerüstet.
Die Bremer Druckerei hat vier COLORMAN 35 aus den 80-er Jahren mit 12 Druckeinheiten, 5 Falzen und 12 Rollenträgern im Einsatz. Die dort verbauten elektronischen Steuerungskomponenten verursachten immer öfter Störungen, die zu Problemen bei der Zeitungsproduktion führten. Nun sind die installierten Siemens-S5-Steuerungen seit Jahren abgekündigt und haben beim Hersteller nur noch Ersatzteilstatus. Laut Siemens endet auch die Verfügbarkeit der Ersatzteile je nach Steuerungstyp zwischen 2013 und spätestens 2015 (2013: S5-90U, -95U/F, -100U), (2014: S5-115U), (2015: S5-135/155U).
Um die gut gepflegte Offsetmaschine, die sich mechanisch in einem hervorragenden Zustand befand, wieder produktionssicher zu machen, entschieden sich Vorstand und Druckhausleitung in Bremen für ein umfangreiches Retrofit. Neben dem Austausch der anfälligen Elektronik sollte aber mit neuen übergeordneten Systemen auch die Leistungsfähigkeit der Maschine gesteigert werden. Der Auftrag für die Modernisierung ging Anfang 2012 an den Ahrensburger Steuerungs- und Retrofitspezialisten EAE Ewert Ahrensburg Electronic GmbH, der sich mit dem Ersatz von Steuerungen aller Hersteller durch die eigenen Steuerungslösungen in der grafischen Industrie weltweit einen Namen gemacht hat.
Schon im Juni 2012 lief dann die erste Maschine mit der neuen Technik. Nach 9 Monaten war der Umbau komplett abgeschlossen und alle vier Maschinen wurden elektrotechnisch weitestgehend entkernt. Rollenwechsler, Druckeinheiten und Falzapparat sind mit einer neuen Steuerungsplattform von EAE ausgerüstet worden. Alle von EAE eingesetzten Systeme setzen auf Industriestandards, wie z.B. die Programmierung der Steuerung nach IEC 61131 oder die Anbindung der I/O’s per CAN-Bus über WAGO-Baugruppen. Die Druckerei bleibt so weitestgehend unabhängig von einzelnen Herstellern.
Zusatzfunktionen erhält die Maschine durch weitere EAE-Systeme: 12 Leitstände Baltic Star mit SOFTPROOF-System sorgen für effiziente Bedienung. Fünf Melde- und Protokolliersysteme EAE INFO zeigen den aktuellen Zustand der Rotation und das Produktionsplanungs- und Maschinenvoreinstellsystem EAE PRINT spart Rüstzeiten und Makulatur. PRINT ist außerdem über eine bidirektionale Schnittstelle an die Blattplanung im Verlag angebunden. In der V.I.P. Statistik Datenbank werden die Produktionsdaten später für innerbetriebliche Auswertungen zusammengefasst und archiviert.
Das Bremer Druckpersonal hat den Umstieg auf die neue Technik schnell bewältigt und sich engagiert die neuen Möglichkeiten zu Nutze gemacht. Im Zusammenspiel von Druckern und dem Inbetriebnahmepersonal von EAE konnten durch optimieren der Hochlaufkurven für die Anfahrsequenzen Rüstzeiten und Makulatur enorm gesenkt werden. Auch der Leiter des Druckhauses, Herr Roland Aumüller, ist von dem Erfolg des Retrofits positiv überrascht: „Wir hatten ja nur alte Pläne von 1986/87. Dann haben wir noch während der Umbauphase vor Ort diverse Änderungen gefunden, die überhaupt nicht in den Plänen verzeichnet waren. Als ich die Maschine dann entkernt vor mir sah, hätte ich nicht geglaubt, dass EAE sie jemals wieder zum Laufen bringen wird. Aber ich habe selten einen so reibungslosen Projektverlauf erlebt wie diesen. EAE hat sehr flexibel auf alle unsere Terminwünsche reagiert und schnell Lösungen für unvorhergesehene technische Probleme gefunden. Mit der verbesserten Druckqualität und 300 Exemplaren Andruckmakulatur beim Erstdruck brauchen wir uns nicht hinter einer neuen Druckmaschine zu verstecken!“
Unter dem Strich stehen nach dem Retrofit wieder eine hohe Maschinenverfügbarkeit, effektivere Produktion, höhere Druckqualität und geringere Betriebskosten. Aus einer ‚alten‘ Druckmaschine ist wieder eine hoch effektive Zeitungsrotation geworden, die auch zukünftigen Herausforderungen gewachsen ist.