Zeitung & Versandraum
Dem Medienwandel aktiv begegnen
Mittwoch 04. September 2013 - Vor dem Hintergrund jüngster medienwirksamer Ereignisse, wie z. B. dem Verkauf wichtiger Zeitungstitel durch den Axel Springer Konzern, stellen sich auch manche Insider die Frage nach der Zukunft der gedruckten Zeitung. Die Einschätzungen bezüglich dieses jahrhundertealten Printmediums gehen weit auseinander und schwanken auch in der Fachwelt zwischen "No Future for Print" und "Chancen suchen und investieren".
Die Position von Koenig & Bauer ist klar: Drucken ist ein Kundenservice. Wer seine Leser ausschließlich via Online-Informationsangebot zum Selberdrucker degradiert, wird leicht austauschbar und vergibt wertvolle Kundenbindungsmöglichkeiten. Abgesehen davon hat ein reines Online-Angebot negative Auswirkungen auf die Reichweite. Jede gedruckte Zeitung wird von bis zu drei Lesern genutzt. Dies ist für Anzeigenkunden im Mediamix neben zielgruppenorientierter Werbung und größerer Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Argument. Nutzungsanalysen zeigen, dass die Printkommunikation ihren Wert nicht verliert, trotz zusätzlicher Medienangebote. Genauso klar ist aber auch, dass man den sich ändernden Kunden- und Leseransprüchen angemessen Rechnung tragen muss.
KBA hat mit der gedruckten Zeitung 200 Jahre Erfahrung, viele Ideen für die Anforderungen von heute und morgen und geeignete Lösungen für die veränderte Medienwelt. Es ist also kein Wunder, dass sich seit dem Erstauftritt der KBA RotaJET zur drupa 2012 erfolgreiche und chancenorientierten Zeitungsverlage und -druckereien zunehmend für die Digitaldruckrotation von KBA interessieren und sich oft begeistert mit den Möglichkeiten des kontaktlosen, platten- und einrichtefreien Druckens auseinandersetzen.
Vier generelle Punkte sind für dieses hohe Interesse verantwortlich:
– Aufgrund der zum Teil stark gesunkenen Auflagen auch bekanntester Titel steht die Zeitung unter nie dagewesenen Druck zu reagieren.
– Mit der KBA RotaJET steht erstmalig ein Produktionsmittel eines renommierten Offsetmaschinenbauers zur Verfügung, der die Anforderungen in der Zeitungsproduktion aus der täglichen Arbeit wie kaum ein anderer kennt.
– Die durchdachte Konstruktion und solide Bauweise der KBA RotaJET bieten keinen Anlass für Zweifel an ihrer Anwendbarkeit unter industriellen Bedingungen.
– Die nach manchen teuren Online-Abenteuern wachsende Erkenntnis, das schwierige Situationen eben auch Chancen für neue Wege bieten.
In der Vergangenheit wurden Zeitungen meist als sogenannte „Auslandstitel“ (Island Editions) in wahrnehmungsfähigen Größenordnungen digital gedruckt. Dabei kristallisierten sich in der Regel wegen der im Vergleich zu Toner-Systemen deutlich höheren Produktivität und der bei Kleinauflagen durch den Wegfall von Druckplatten und Einrichtekosten vergleichsweise günstigen Druckkosten Inkjet-Drucksysteme als Produktionsmittel bei der Wahl heraus. Die führenden Anbieter dieser Systeme stammten bis vor Kurzem allerdings noch ausschließlich aus dem IT-Bereich (Schwerpunkt Rechnungsdruck). Entsprechend wurden diese Systeme konstruktiv ausgelegt und entsprechend waren die Anwendungs-Einschränkungen. Wen wundert es dann, wenn dies Zweifel hinsichtlich der professionellen Anwendbarkeit und Zuverlässigkeit für die Zeitung generiert und potenzielle Interessenten vor einer Millioneninvestition zurückschrecken.
Ein Beispiel: Keines dieser Inkjet-Drucksysteme ist in der Lage, eine Bahnbreite von 800 mm (zeitungsübliches Rollenformat) zu verarbeiten. Dies führt dazu, dass Zeitungsdruckereien ggf. ihre Logistik kostenintensiv umstellen oder überflüssige Format- (z. B. Nordisch stehend) und Produktivitätseinschränkungen (Tabloid stehend vs. liegend) hinnehmen müssen. An Zeitungsoffsetrotationen heute selbstverständliche Ausstattungsmerkmale wie automatischer Bahneinzug oder automatischer Rollenwechsel ohne Stillstand sind für diese aus dem IT-Bereich abgeleitete Systeme ebenfalls nicht verfügbar, aber Standard oder Option bei der KBA RotaJET. Der Grund: Sie tragen zur Produktivität, Qualität und Wirtschaftlichkeit bei.
Die naheliegendste Möglichkeit ist gleichzeitig die überraschendste: Bei der begrenzten Bahngeschwindigkeit einer KBA RotaJET kommt man zunächst nicht unbedingt auf die Idee, diese für die Zeitungs-Liveproduktion einzusetzen. Eine falsche Annahme: Basierend auf heute existierenden Auflagen von z. T. 500 – 3.000 für einen Teil der zu druckenden Zeitungstitel (oder Lokalsektionen) zeigen realistische Produktionsanalysen, dass durch deren Verlagerung auf die RotaJET zuweilen eine massive Schichtzeitverkürzung der Zeitungsrotation möglich ist. Dies hat mehrere Effekte:
– Teure Rotationsdruckzeit kann ggf. eingespart oder anderweitig verwendet werden. Dies kann zu Kosteneinsparung führen, denn ein voll automatisierbares RotaJET-System wird lediglich von einem Operator bedient, druckt wechselnde Auflagen nahtlos, ohne Platten- und Vorstufenkosten, ohne Einrichtezeit und ohne Makulatur. Die derzeit noch höheren Tintenkosten müssen natürlich den Einsparungen entgegengerechnet werden.
– Retrofits älterer Offsetrotationen können ggf. mit einer Digitaldruck-Investition kombiniert werden. Der Zeitungsverlag kann so dem Medienwandel mit stärker zielgruppenorientierten Printprodukten bis hin zur persönlichen Leseransprache flexibler begegnen. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten für die Leser-Blattbindung und die Direktwerbung.
Aus gemeinsamen Überlegungen mit Zeitungskunden verfolgt KBA bereits mehrere Projekte, bei denen die Vorteile hoch automatisierter neuer Offsetrotationen oder Retrofits älterer Maschinen mit den Stärken einer digitalen RotaJET kombiniert werden. Dazu gehören bei Investitionsentscheidungen natürlich in jedem Fall fundierte Wirtschaftlichkeitsrechnungen auf der Basis der aktuellen oder zukünftig geplanten Auftragsstruktur des jeweiligen Anwenders. Da KBA beides anbietet ? Offset und Digital ? kann man von einer größeren Objektivität als bei solchen Anbietern ausgehen, die nur Offset oder nur Digital im Programm haben.
Hat man den Digitaldruck erst mal im Haus, ergeben sich fast automatisch neue verlegerische und unternehmerische Perspektiven: RotaJET-Systeme eignen sich auch für akzidenzorientierte Aufgabenstellungen außerhalb der Zeitungsproduktion, was wiederum dem Verlag die Möglichkeit bietet, regionalen oder lokalen Anzeigenkunden ? zu denen i. d. R. allerbeste Kontakte bestehen ? zusätzliche ideenreiche Print-Produkte anzubieten, das Geschäftsvolumen auszuweiten und die Position als führende regionale Medienmarke auszubauen. Überlegenswert sind z. B.:
– stadtteilbezogene Anzeigen: derselbe Anzeigenplatz kann mehrfach verkauft werden und wird damit für kleinere Unternehmen billiger und attraktiver,
– selektive, maßgeschneiderte Beilagen oder
– Zusatz-Druckprodukte wie Kundenmagazine, Redaktion, Druck und Verteilung alles „convenient inclusive“.
Die gedruckte Zeitung hat weiterhin herausragende Stärken und Vorteile wie Glaubwürdigkeit, Akzeptanz und Nachhaltigkeit in unserer modernen Medienwelt. Das wissen auch die großen Agenturen und Werbetreibenden. Passivität, Frust und Resignation sind angesichts der mit wirtschaftlichen Fakten kaum erklärbaren Online-Euphorie in Teilen der Zeitungswelt keine unternehmerische Option. Es lohnt sich aber, über neue Ideen nachzudenken und neue Chancen zu erkennen. KBA wird über mögliche Modelle zur Zeitungsmesse World Publishing Expo vom 07. Bis 09. Oktober 2013 in Berlin informieren.