Offsetdruck
Autonome Produktion bewährt sich beim tschechischen Buchhersteller FINIDR
Freitag 20. November 2020 - Mitte Oktober zeigte die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) in einer fünftägigen Innovation Week in Online-Präsentationen ihre neuesten Produkthighlights und Lösungen. Wie eine komplette Prozessstrecke mit den aktuellsten Innovationen in der Praxis unterstützt, zeigte bereits im September die Open House der Firma FINIDR am Standort in ?eský T?ín, Tschechische Republik. Über 40 Teilnehmer der tschechischen Medienbranche erlebten die hoch produktive und autonome Druckproduktion bei der Buchherstellung.
Seit Sommer dieses Jahres produziert FINIDR mit einer Speedmaster XL 106-8-P und einer Speedmaster XL 75-5+L – jeweils der neuen Generation 2020. Bei der Speedmaster XL 75 handelt es sich um die erste Installation dieser Maschine in Europa und bei der Speedmaster XL 106 in Osteuropa. In der Vorstufe punktet der neue CtP Suprasetter 106, der mit einem automatischen Palettenlader (APL) eine Kapazität von bis zu 1.200 Platten hat. Als Weltpremiere sahen die Besucher der Open House in der Weiterverarbeitung den Stahlfolder KH 82-P mit dem Robotersystem P-Stacker. „Wir benötigen die höchste Produktivität und Automation, um unseren anspruchsvollen Kunden in den namhaften europäischen Verlagen die bestmögliche Lieferung und Dienstleistungen zu bieten,“ erklärte Jaroslav Draho, Geschäftsführer und Eigentümer von FINIDR. „Von daher sind wir sehr stolz, bei unserer Open House unsere durchgängige Wertschöpfung unter Beweis zu stellen. Wir stehen für Flexibilität, Kundenservice in fünf Sprachen, günstige Preise, kurze Liefertermine und Top-Qualität.“
Die Druckerei FINIDR s.r.o. blickt auf eine 26-jährige Tradition zurück und gehört mit einer Druckproduktion von 24 Millionen Büchern pro Jahr und 480 Mitarbeitern zu den größten Buchproduzenten Mitteleuropas. Gearbeitet wird 24 Stunden an sieben Tagen. Der Jahresumsatz 2019 lag bei über 35 Millionen Euro. Die Bücher werden in 45 Länder exportiert. Besonderen Wert legt FINIDR auf eine nachhaltige Produktion: Gedruckt wird auf FSC-Papier, produziert mit umweltfreundlichem Strom aus erneuerbaren Quellen und das Unternehmen reduziert aktiv seinen CO2-Fußabdruck. Auch das neue Gesamtpaket ist CO2 neutral gestellt und insgesamt wurden damit 534 Tonnen CO2 kompensiert.
Höchste Produktivtät ohne Unterbrechung
Insgesamt produziert FINIDR nun mit sieben Druckmaschinen von Heidelberg – vier Speedmaster XL 106, zwei Speedmaster SM 102 und eine Speedmaster XL 75. Diese sind über den Druckereiworkflow Prinect Pressroom Manager integriert. Weiterhin bezieht FINIDR Platten und Farben über Heidelberg und alle Maschinen sind unter Service-Vertrag. In der Vorstufe stehen aktuell vier Suprasetter, die täglich 2.000 Platten belichten. Alle Aktivitäten, wie Materialbestellung, Service-Aufträge und Datenauswertungen laufen über den Heidelberg Assistant. „Mit Heidelberg verbindet uns seit Anbeginn an eine starke Partnerschaft und die Vertriebskollegen und Experten haben uns sehr gut zugehört, um unsere Bedürfnisse zu ermitteln. Wir erhalten alles aus einer Hand und die Gesamtlösung stimmt,“ bestätigt Jaroslav Draho.
So werden auf den bisherigen Speedmaster XL 106-8-P Druckmaschinen kontinuierlich eine Gesamtanlageneffektivität von über 50 Prozent erreicht, was den extremen Produktivitätsfokus bestätigt (Overall Equipment Efficiency, OEE, hochgerechnet auf Basis einer durchschnittlichen Auflage von 10.000 Bogen). Die OEE für diese Art von Druckereien – Buchproduzenten mit einer durchschnittlichen Auflagenhöhe von weniger als 3.000 Bogen – ist normalerweise viel niedriger.
Auf den Maschinen werden selbst bei sehr kleinen durchschnittlichen Auflagen regelmäßig über 50 Millionen 4/4 Bogen gedruckt – die Rüstzeiten liegen bei einem Wechsel mit acht Platten bei zirka sieben Minuten und die Einrichtemakulatur übersteigt selten 100 Bogen, was der nachhaltigen Produktion zu Gute kommt.
Über 40 Teilnehmer der tschechischen Medienbranche erlebten autonome Produktion bei Open House
Mit den neuen Maschinen erwartet sich FINIDR einen weiteren Produktivitätsschub. So hatten die Besucher der Open House allen Grund zum Stauen. Die Speedmaster XL 106-8-P wechselte fünf Druckaufträge mit vollfarbigen beidseitigem Druck in einer rekordverdächtigen Zeit von 18 Minuten und 10 Sekunden. Dabei wurden die verschiedenen Aufträge auf Papier von 90 g/qm bis 250 g/qm in verschiedenen Formaten gedruckt, alle Aufträge in 4/4. Das bedeutet den Austausch von 40 Druckplatten, was nur mittels dem vollautomatischen und gleichzeitigen Plattenwechsel mit AutoPlate XL 3 möglich ist. Beim letzten Auftrag wurde absichtlich eine Fehlersituation simuliert, um das neue Intelliline-System zu demonstrieren. Dieses macht den Bediener auf ein Problem aufmerksam – an der Druckeinheit, an der ein Fehler auftritt, leuchtet eine LED-Leiste in gelb auf. Ist die Maschine in Produktion, leuchten die LED-Leisten blau, bei grün erfolgt ein Rüstprozess.
Die hohe Produktivität wird durch innovative Assistenzsysteme und der Nutzung von künstlicher Intelligenz möglich, die die Automatisierung und die autonome Maschinenleistung unterstützen.
So organisiert und optimiert die patentierte Software Intellistart 3 die Rüstprozesse. Die neue Software Intellirun gibt dem Bediener laufend Hinweise, welche Aktivitäten erforderlich sind, um unnötige Hilfszeiten zu vermeiden. So wechselt der Wallscreen XL rechtzeitig vor Erreichen der Auflage ins Menü der Auftragsvorbereitung. Der Bediener kann die Daten rechtzeitig überprüfen, sich mit der anstehenden Wechselsequenz vertraut machen und eventuell noch fehlendes Material bereitstellen. Die anderen automatischen Assistenten sind zum Beispiel der Wash Assistant für automatisches Waschen oder der Air Assistant für vollautomatische Lufteinstellungen.
Weltpremiere in der Weiterverarbeitung
Gerade in der Buchherstellung sind leistungsfähige und zuverlässige Falzmaschinen in der Weiterverarbeitung notwendig. Insgesamt produzieren bei FINIDR sieben Stahlfolder. Die neueste Ergänzung darunter ist der Stahlfolder KH 82-P. Es handelt sich um eine Kombifalzmaschine mit einem PFX-Palettenanleger, der für dünnes Papier optimiert ist und mit unterschupptem Bogenstrom arbeitet. Dadurch wird die Falzproduktivität auf bis zu 15.000 Falzungen pro Stunde erheblich gesteigert.
Zum ersten Mal wurde der Stahlfolder P-Stacker als Weltpremiere außerhalb dem Standort Wiesloch-Walldorf vorgestellt. Der P-Stacker ist ein robuster sechsachsiger Industrieroboter, dessen Greifer einzelne Bogenstapel schonend und sicher greift und separat auf der Palette ablegt. Das meiste Know-how liegt hierbei im ausgeklügelten Greifersystem, das der menschlichen Hand nachempfunden wurde und autonom Zwischenlagen einlegt und sogar Signaturenstapel wendet. Der Bediener an der Falzmaschine wird signifikant entlastet und erhält einen modernen, automatisierten und hochproduktiven Arbeitsplatz. Drei Schneidemaschinen von Polar runden den Maschinenpark in der Weiterverarbeitung ab.