Verpackung
Grace Label, Fathom Optics und die KODAK FLEXCEL NX Technologie sorgen dafür, dass Spezialeffekte auch für kleinere Marken realisierbar werden
Freitag 26. August 2022 - "Wirklich beeindruckende Innovation" erringt Gold-Auszeichnung bei den Global Flexo Innovation Awards.
Es braucht schon etwas Besonderes, um die Jury der von Miraclon ausgerichteten Global Flexo Innovation Awards (GFIA) zu überraschen, aber genau das ist Fathom Optics und Grace Label mit ihrer gemeinsamen Einreichung gelungen. So sehr, dass sie sogar einen Gold Award (mit höchster Auszeichnung) für die Umstellung auf den Flexodruck, das Engagement für eine nachhaltige Druckproduktion und den kreativen Einsatz von Grafikdesign gewannen.
Die Jury bezeichnete das Etikett für den Craftbierhersteller Confluence Brewery aus Des Moines im US-Bundesstaat Iowa, als „eine wirklich beeindruckende Innovation“. Dabei kam die brandneue Veredelungstechnologie von Fathom zum Einsatz, um auf dem Etikett des im Stil eines klassischen Gose-Sauerbiers gebrauten „Wizard“-Biers aufmerksamkeitsstarke 3D-Bewegungseffekte zu erzeugen. Die Effekte scheinen sich auf drei verschiedenen Ebenen abzuspielen: Text und Grafiken auf der Oberfläche des Etiketts, ein „Nordlicht“-ähnlicher Effekt, der sich innerhalb der Dose zu bewegen scheint, und schließlich, an der Spitze des Zauberstabs, eine sich drehenden Kugel, die aus der Oberfläche des Etiketts herauszuragen scheint.
Das Besondere an diesem Auftrag war, dass er ohne Lentikularfolie (Linsenrasterfolie) oder holografische Folie mit FLEXCEL NX Platten auf der Standard-Flexodruckmaschine von Grace Label und mit Standardfarben produziert werden konnte. Traditionell war die Verwendung von holografischen Folien oder Lentikularfolien für kleine Etikettenauflagen zu kostspielig, und holografische Folien werfen auch Fragen der Nachhaltigkeit auf, da sie in der Regel zu 95 % Abfall werden. Die FLEXCEL NX Technologie macht Etiketten mit Spezialeffekten zu einer praktikablen Option für Markenunternehmen, da auch bei kleineren Auflagen die Grenzen normaler Verpackungsdesigns überschritten werden können – und dies mit großen Kosten- und Nachhaltigkeitsvorteilen.
Eine fest verwurzelte Beziehung
Fathom Optics und Grace Label taten sich für das „Wizard“-Etikett zusammen. Dazu kam es durch eine Freundschaft zwischen der Familie von Tom Baran, CEO und Mitbegründer von Fathom, und John Martin, Inhaber/Gründer von Confluence, für den Grace Label ein etablierter Etikettenlieferant ist. Grace Label wurde Mitte der 1970er-Jahre vom Vater des heutigen Firmenchefs, Steve Grace, gegründet und ist einer der ältesten und größten Etikettenhersteller im Mittleren Westen der USA. Als Full-Service-Anbieter wickelt das Unternehmen jeden Schritt vom Design bis zur Auslieferung ab. Neben der Craftbier- und Spirituosenindustrie beliefert Grace Label auch Kunden aus der Fleischindustrie und der Branche für landwirtschaftliche Nahrungsmittel. Das Unternehmen hat Digital- und Flexodruckmaschinen, wobei der Flexodruck 90 % des Umsatzes ausmacht.
FLEXCEL NX Technologie: „Wie wenn wir eine nagelneue Druckmaschine bekommen hätten“
Entscheidend für den Erfolg des „Wizard“-Projekts war das KODAK FLEXCEL NX System, das Grace Label im Jahr 2011 installierte. „Mit der Fähigkeit, den Punkt zu halten und ein Bild zu schärfen, war es in mancher Hinsicht, wie wenn wir eine nagelneue Druckmaschine bekommen hätten“, erinnert sich Steve Grace. „Die Platten halten länger, wir können die Druckaufträge schneller einrichten, die Farbe schneller einstellen und die Makulatur verringern. Das ist eine überragende Leistung.“
Steves Begeisterung für die FLEXCEL NX Technologie wurde von Tom Baran und Matt Hirsch, den Gründern von Fathom Optics, geteilt: „Als wir feststellten, dass Grace ein Anwender von FLEXCEL NX Platten ist, waren wir hocherfreut“, sagt Tom. „Wir hatten bereits gute Erfahrungen mit der Technologie gemacht und unglaublich gleichmäßige und konsistente Ergebnisse erhalten. Im Vergleich zu anderen Systemen, mit denen wir gearbeitet haben und bei denen Schwankungen ins Spiel kommen, ist es ein stabiles System, sodass man weiß, was man bekommt.“
Die vierte Beteiligte des Projekts ist die Kreativdesignagentur 818 Iowa, die das ursprüngliche Design entwarf und in Zusammenarbeit mit Confluence die charakteristischsten Merkmale des Etiketts verbesserte – den Zauberer, den Zauberstab und die Kugel. Fathom arbeitete dann mit Grace zusammen, um alles mit Leben zu erfüllen.
Die Effekte werden durch das Drucken sehr feiner Mikrostrukturen auf zwei Interferenzrastern erzielt. Der erste Raster wird auf das weiße BOPP-Selbstklebematerial gedruckt, und der zweite Raster wird zusammen mit den anderen Dekorfarben auf die transparente Kaschierfolie gedruckt.
Da die Mikrostrukturen mit mindestens 190 L/cm oder mehr erstellt werden, war die 1:1-Pixelgenauigkeit der FLEXCEL NX Platten unerlässlich, um Linien mit einer Breite von 10 µm und einem Abstand von etwa 42 µm zu halten. Tom Baran sagt: „Diese anspruchsvollen Effekte lassen sich problemlos zusammen mit den herkömmlichen 2D-Grafiken, die mit Rasterweiten zwischen 52 und 70L/cm gedruckt werden, auf derselben Platte unterbringen. Das klingt nach einer großen Herausforderung, aber bisher konnte jeder UV-Flexodrucker, mit dem wir zusammengearbeitet haben, ein gewisses Maß an Effekten erzielen.“
Harter Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Verbraucher
In der Craftbierbranche herrscht ein harter Wettbewerb um Regalflächen im Handel und die Aufmerksamkeit der Verbraucher, sodass eine fantasievolle, aussagekräftige Etikettierung für eine kleine, unabhängige Brauerei wie Confluence von großer Bedeutung ist. Im Fall des preisgekrönten Etiketts eröffnete das „Wizard“-Branding des Gose-Sauerbiers alle erdenklichen kreativen Möglichkeiten, mit der bevorzugten Option eines mehrdimensionalen, sich bewegenden 3D-Bildes, das die Aufmerksamkeit der Käufer beim Vorbeigehen auf sich zieht und sie weiter fesselt, wenn sie die Dose in die Hand nehmen und drehen, um das Bild weiter zu erkunden.
Traditionell wird ein solcher Effekt entweder mit holografischen Folien oder mit Lentikularfolie erzielt, aber beides war wegen der geringen Auflagen der Etiketten zu teuer. Darüber hinaus gibt es bei holografischen Folien Bedenken bezüglich der Nachhaltigkeit, da sie normalerweise zu 95 % Abfall sind, während das Linsenrasterverfahren die weitere Schwierigkeit mit sich bringt, dass die Ausrichtung der Linsen nicht mit der Richtung kompatibel ist, in der die Etiketten auf der Dose angebracht werden.
Die Antwort liegt im Osten
Confluence wusste es zu diesem Zeitpunkt nicht, aber die Antwort lag rund 2.100 km östlich in Somerville, einem Vorort von Boston, wo die Gründer von Fathom Optics, Tom Baran und Matt Hirsch, ihre bahnbrechende neue Veredelungsmethode, Fathom Effects, vermarkteten. Die Technologie ging aus der Doktorarbeit der Partner am Massachusetts Institute of Technology hervor.
„Die Idee hinter Fathom Effects basiert auf Software, nicht auf Material- oder Werkstoffwissenschaft“, erläutert Tom Baran. „Die Grundlage besteht darin, unter Nutzung groß angelegter Rechenalgorithmen die Art und Weise zu verändern, wie Materialien mit Licht interagieren. Wir berechnen komplexe Interferenzmuster, die sich auf die Vorder- und Rückseiten von Folien drucken lassen. Dabei handelt es sich nicht um Interferenzmuster wie bei Hologrammen, sondern um Signalinterferenzen wie bei Moiré.“
Auch wenn die Technologie hinter Fathom relativ komplex ist, ist das Hinzufügen von Spezialeffekten für den Endanwender bemerkenswert einfach. Die Designer ziehen Dateien einfach in das kostenlose Online-Tool Fathom Designer, wo sie Bewegungs- und Tiefeneffekte zuweisen, die in der Vorschau angezeigt und mit anderen Beteiligten geteilt werden können.
Nach zwei Jahren, in denen die Technologie für lange Flexodruckauflagen robust genug gemacht wurde, entschieden sich Tom und Matt für Primäretiketten, Schrumpfsleeves und Produktauthentifizierung als ihre Hauptmärkte. Matt Hirsch sagt: „Wir erkannten, dass es Markenunternehmen gibt, die ganz individuelle Verpackungen wünschen, für die aber die traditionellen Hologramm- und Lentikular-Lösungen zu teuer sind. Wir unterscheiden uns darin, dass wir 1-Bit-TIFF-Dateien an die Produktionsstätten liefern – im Gegensatz zu holografischer Folie, bei der man für ein individuelles Design eine Lkw-Ladung Folie bestellen muss. Zum Beispiel fallen mit Fathom Effects bei Schrumpfsleeves keine zusätzlichen Kosten an – man bedruckt einfach beide Seiten der Folie.“
Er fügt hinzu, dass Fathom Effects auch bei größeren Marken an Zugkraft gewinnt, weil es sich um eine softwarebasierte Technologie handelt. „Große multinationale Konsumgüterkonzerne wollen sich oft nicht auf neue Dinge einlassen, weil sich der Qualifizierungsprozess für ein neues Material über Monate oder sogar Jahre hinweg ziehen kann. Da unsere Technologie jedoch die gewohnten Bedruckstoffe, Druckfarben und Flexodruckmaschinen verwendet, ist kein Qualifizierungsprozess erforderlich, und sie können schneller auf den Markt kommen. Und da wir kein andersartiges Material wie eine Lentikularfolie oder ein Hologramm hinzufügen, ergibt sich ein Nachhaltigkeitsvorteil, da das Recycling oder die Wiederverwendung einfacher ist. All diese Faktoren sorgen für eine ganz neue Akzeptanz.“
Demnächst in einem Ladenregal in Ihrer Nähe …
Mit der Technologie von Fathom Effects, die mittlerweile in mehr als 40 Produktionsbetrieben genutzt wird, und dem starken Interesse von großen und kleinen Marken, werden 3D-Effekte bald in immer mehr Supermarktregalen zu sehen sein. Das liegt zum Teil am Gewinn der Auszeichnung, sagt Tom Baran, denn dadurch habe sich ein Bekanntheitsgrad ergeben, der sonst nur schwer zu erreichen gewesen wäre: „Bei einer Innovation wie der unseren kann es aufgrund von Vertraulichkeitsfragen schwierig sein, über tatsächliche Aufträge zu sprechen, obwohl der Gewinn bei den Global Flexo Innovation Awards die Aufmerksamkeit gesteigert hat. Die Auszeichnung hat unseren Bekanntheitsgrad enorm erhöht, echte Geschäfte generiert und – was ebenso wichtig ist – Beziehungen zu einigen renommierten Markenunternehmen in Gang gebracht. Es wird also künftig noch einiges anzukündigen sein!“