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Offsetdruck

Unternehmertag Rollenoffset

Mittwoch 13. Oktober 2004 - Zum fünften Mal hatte der Bundesverband Druck und Medien e.V. (bvdm) gemeinsam mit den Verbänden Druck und Medien zu seinem Unternehmertag Rollenoffset eingeladen.

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Die Veranstaltung fand am 4. und 5. Oktober in Rottach-Egern am Tegernsee statt. Im Mittelpunkt standen strategische Überlegungen zur künftigen Marktentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der EU-Osterweiterung.
Nach einer Schifffahrt auf dem Tegernsee bei herrlichem Oktoberwetter gab der Bayerische Staatsminister, Erwin Huber, mit seinem Gastreferat über Mittelstand und EU-Osterweiterung den Auftakt für eine erfolgreiche Abendveranstaltung.
Rolf Schwarz, Präsident des bvdm: „Es freut mich ganz besonders, dass trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage noch die Bereitschaft da ist, bundesweit miteinander ins Gespräch zu kommen.“
Der eigentliche Kongress begann am Folgetag mit einem hochkarätigen Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Werner Weidenfeld, Direktor des CAP, Centrums für angewandte Politikforschung in München und außenpolitischer Berater der Bundesregierung, der den Teilnehmern einen nicht alltäglichen Einblick in die Thematik der EU-Osterweiterung aus gesamtpolitischer Sicht bot. Europa mit seinen neuen Grenzen rufe bei den meisten Menschen Angst und Verunsicherung hervor, so Weidenfeld, was aber ganz normal sei, denn seit dem Untergang der Weltmacht Sowjetunion erlebten die Menschen Geschichte im Zeitraffer. Doch es gibt auch positive Visionen. Für Weidenfeld besitzt die Europäische Union durchaus das Potential, eine neue Supermacht zu werden. Schon heute bestreitet sie rund 30 Prozent des Welthandels, während auf die USA nur 18 Prozent entfallen. Die Integration neuer Staaten bedeutet jedoch eine enorme strategische Herausforderung.
„Raus aus der tödlichen Mitte“, war die Botschaft von Dr. Wolfgang Jeschke und Oliver Cynamon von GC Graphic Consult in München. In Ihrem Vortrag „Osteuropa – Chance oder Risiko für die deutsche Druckindustrie?“ empfahlen sie den deutschen Druckunternehmen, von der Entwicklung im Einzelhandel zu lernen. Dort gäbe es eine deutliche Tendenz zur Polarisierung. Im Unterschied zum Westen, wo das zielgruppenorientierte Marketing immer mehr an Bedeutung gewinnt, gibt es im Osten noch ein hohes Potential für breite Informationsstreuung. Oberstes Ziel für Marketingtreibende ist hier eine hohe Kontaktzahl. Der Wettbewerb mit den neuen Wettbewerbern könne jedoch nur vor Ort gewonnen werden. Für Jeschke und Cynamon ist der Investitionszeitpunkt günstig. „Die Chancen für deutsche Druckunternehmen, im osteuropäischen Raum Fuß zu fassen, überwiegen die Risiken eindeutig“, so Jeschke. Empfehlenswert sei aber eine Kooperation mit bereits ansässigen Unternehmen, da Kenntnisse über die Gegebenheiten vor Ort ein wichtiger Erfolgsfaktor sind.
Im Auftrag von Creo referierte der Berater Joachim Halbleib, Graphic Arts Consulting aus Erkrath. Auch Creo erkennt eine klare Tendenz zur personalisierten und kundenspezifischen Ansprache. Das Unternehmen empfiehlt Druckern deshalb, sich stark auf die Entwicklung von E-Procurement-Lösungen zu focussieren. Der Markt für den Rollenoffsetdruck kann von der zunehmenden Fragmentierung profitieren, wenn es den Unternehmen gelingt, weitere Innovationen wie selektives Binden und Personalisieren zu nutzen. Zum Abschluss wagte Halbleib einen Blick auf die drupa 2008. Dort werden zunehmend Maschinen zu sehen sein, die den klassischen Offsetdruck mit dem Inkjet-Druck verbinden und dadurch individuelle und hochauflagige Druckprodukte ermöglichen.
Last but not least kam auch die Kundenseite zu Wort. Matthias Rothe von der METRO Group Advertising GmbH, der ein Einkaufsvolumen für Drucksachen von über 600 Millionen Euro verantwortet, sprach über die Anforderungen der Kunden an die Drucker von morgen. Neben Qualität und Zuverlässigkeit seien Flexibilität und Schnelligkeit die entscheidenden Kriterien bei der Beurteilung von Druckerei-leistungen. Rothe: „Wir benötigen unseren Gartenkatalog, wenn die Sonne scheint und nicht wenn es regnet“. Wie hoch der Zeitfaktor in seinem Unternehmen bewertet wird, belegte er durch ein eindrucksvolles Beispiel. „Obwohl die Druckkosten in Russland um 30 Prozent teurer sind als in Polen“, so Rothe, „lassen wir aus zeitkritischen Gründen für den russischen Markt auch in Russland drucken“. Hintergrund: Der Transport der gedruckten Prospekte würde 48 Stunden in Anspruch nehmen. Das zeigt, dass auch weiterhin für den deutschen Markt in Deutschland gedruckt werden wird. Prospekten, dem Werbemittel Nr. 1 von heute bescheinigt Rothe auch künftig eine gute Zukunft. Allerdings nur, wenn es flexibel, aktuell und individuell produziert werden kann. Sein Appell an Druckereien: Mehr Selbstbewusstsein im Umgang mit den Kunden, Kritik üben und Anregungen geben.
Fazit: Die EU-Osterweiterung bietet deutschen Druckereien erhebliche Chancen, wenn sie sich dem Wettbewerb vor Ort stellen. Dazu sollten sie genau ausloten, welche Fördermittel und Subventionen in Anspruch genommen werden können und welche Kooperationen sinnvoll sind. Die Kunden der Druckindustrie setzen im mittel- und osteuropäischen Raum noch mehr auf Massenansprache, um ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen und Marktanteile zu gewinnen. In Westeuropa zeigt sich eine stärkere Tendenz zur individuellen und interaktiven Ansprache der Kunden. Aber auch hier haben Kataloge und Prospekte gute Zukunftschancen, wenn es gelingt, diese an die neuen Anforderungen anzupassen. „Die Verbände der Druckindustrie unterstützen ihre Mitglieder bei der Informationsbeschaffung und der Abwägung betriebswirtschaftlicher und rechtlicher Risiken“, versicherte Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer des bvdm, während der Tagung.
Der Unternehmertag Rollenoffset hat sich als Branchenveranstaltung etabliert. Er stieß auch in seinem fünften Jahr wieder auf positive Resonanz bei den Teilnehmern und wird im nächsten Jahr fortgesetzt.

www.bvdm-online.de
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