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Edel drucken – edel schützen: 9. MMK-Symposium bei KBA

Dienstag 30. November 2004 - Auch Markenschutz zählt zur Veredelung

Das Thema Markenpiraterie durchzieht heute alle Bereiche unseres Lebens. Über Konsum- und Luxusgüter, Hard- und Software, Textilien, Sportartikel, Ersatzteile für Autos und Flugzeuge bis hin zu sensiblen Pharmazeutika reicht das kontinuierlich wachsende Spektrum gefälschter Produkte. So ist der Wert gefälschter Markenprodukte, die der deutsche Zoll im Jahr 2003 beschlagnahmt hat, gegenüber dem Vorjahr um 134%* auf 178 Mio. Euro gestiegen. Nach Schätzungen der Vereinigung zur Bekämpfung von Produktpiraterie (VBP) zerstören Plagiate jedes Jahr bis zu 70.000 Arbeitsplätze in Deutschland und mehrere hunderttausend weltweit.

Dies zeigt den dringenden Handlungsbedarf, auch in der Verpackungsproduktion wirksame Maßnahmen zum Markenschutz umzusetzen. Deswegen bildete das Thema Brand Protection als Produktveredelung im weiteren Sinne neben der klassischen Inline-Veredelung mit Farben und Lacken den Schwerpunkt auf dem diesjährigen 9. Symposium von Mayr-Melnhof Karton (MMK) bei KBA in Radebeul. Dabei informierte Koenig & Bauer zusammen mit den Partnerunternehmen Epple-Druckfarben und Terra Lacke eingangs über bereits seit längerem bekannte Sicherheitsmarkierungen von Druckprodukten, wie Hologramme, optisch variable Elemente, Wasserzeichen, Lackierungen, Spezialtinten und weitere Möglichkeiten.

CIT-Bilder – preiswert und zuverlässig

Eine noch junge, aber sehr wirksame Alternative dazu bietet StarBoard Technologies aus Or Akiva/Israel. Der international tätige Anbieter von CIT (Concealed Image Technologies = Verborgenbildtechnik) hat ein kostengünstiges und verlässliche Verfahren zur Sicherheitsmarkierung entwickelt. Es handelt sich dabei um verschlüsselte 2D- und 3D-Bilder, die für das bloße Auge unsichtbar und nur mit ganz besonderen optischen Linsen (Entkodierlinsen) zu erkennen sind. Diese Bilder können mit verschiedenen Druckverfahren wie Offset, Tiefdruck oder Flexo erzeugt werden. Die vom Kunden individuell erstellten Files werden mit der von StarBoard Technologies entwickelten Software für die Vorstufe umgewandelt. Dabei werden die Pixel bzw. Zeilensegmente so manipuliert, dass die Information des betreffenden Bildbereiches dem Auge verborgen bleibt. Diese “Hidden Images” lassen sich gar nicht bzw. nur mit sehr hohem Aufwand und fraglichem Ergebnis reproduzieren bzw. entkodieren, da Scanner nur das Bild, nicht aber die Kodierung erfassen. Vorteilhaft an diesem Verfahren ist, dass zur Verifizierung nur ein optischer Entkodierer (Linse) erforderlich ist, der nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip nur zum programmierten Image passt. Der Entkodierer benötigt weder einen Stromanschluss noch basiert er auf einem chemisch/forensischen Verfahren.

Zur Aufrechterhaltung des Markenschutzes über die gesamte Prozesskette vom Hersteller bis zur Verpackung im Verkaufsregal können auch mehrere Hidden Images gleichzeitig aufgebracht werden, die dann mit entsprechenden Linsen zusammen oder getrennt gelesen werden können.

Revolutionärer Fortschritt: Hidden Image im Lack

Bisher konnte das CIT-Bild nur innerhalb von gerasterten Bilddaten eingesetzt werden. In Vollflächen war eine Implantierung nicht möglich. Somit konnte bis vor kurzem diese Technologie nicht bei speziellen vollflächigen Brand-Farben eingesetzt werden. Als revolutionärer Fortschritt darf deshalb die beim MMK-Symposium vorgestellte Neuentwicklung von Jürgen Veil, dem KBA-Marketingleiter Bogenoffset, und seinem Team von Verfahrenstechnikern bezeichnet werden. In zahlreichen Testserien ist es gelungen, ein Verfahren zu entwickeln, das durch die Kontrastbildung von unterschiedlichen transparenten Lacken die Implantierung eines CIT-Bildes an völlig frei definierter Stelle, also auch in ungerasterten Flächen zulässt. Das CIT-Bild wird dadurch überhaupt nicht mehr reproduzierbar. Bei der Druckdemonstration auf einer Rapida 105 konnten sich die Teilnehmer des Symposiums live davon überzeugen.

DNA-Direktmarkierung und Nano-optisches Siegel

Zwei weitere Verfahren zur Fälschungssicherung bietet identif Technologies aus Deutschland an. Molekulare Fingerabdrücke basieren auf synthetischer DNA, die aufgrund eines präzisen Schlüssel-Schloss-Mechanismus höchste Fälschungssicherheit bieten. Mit dieser Technologie entstehen 1012 bis 1016 verschiedene Codes, die kundenspezifisch vergeben werden. Diese können als Etikett oder im Direktdruck auf Faltschachteln oder andere Produkte aufgebracht werden. Während des Symposiums erhielt eine Lebensmittel-Verpackung die Kennzeichnung über ein Inkjet-System. Anhand dieses Praxisbeispiels konnte der Vor Ort-Nachweis in den drei Schritten
– Messen des Referenzwertes (einzelstrangige DNA)
– Befüllen der Markierung (Zugabe des zweiten DNA-Stranges)
– Nachweis (Verifizierung) mit maschinenlesbarem Signal
die innerhalb weniger Sekunden ablaufen, erbracht werden. Die verfahrenstechnische Integration in Offsetdruckmaschinen ist möglich und wird sicher nicht virtuell bleiben.

Die Hochsicherheitsmarkierung mit Hilfe Nano-optischer Codes ist eine weitere Möglichkeit, Verpackungsinhalte vor Fälschungen zu sichern. Dabei wird ein aus einer Spiegel-, einer Abstands- und einer Metallschicht mit Nanopartikeln bestehendes Etikett als Verschlusssiegel auf Verpackungen aufgebracht. Dieses Etikett, dessen optischer Code durch mehr als 15 Parameter verschlüsselt ist, kann Zusatzinformationen wie Firmenlogo, Barcodes u.ä. enthalten. Zur Überprüfung der Echtheit dieses Siegels dienen spezielle tragbare Scanner bzw. Hochgeschwindigkeits-Lesegeräte.

Verfahren im Praxiseinsatz

Alle genannten Verfahren wurden anlässlich des 9. Mayr-Melnhof-Symposiums im KBA-Werk Radebeul in der drucktechnischen Praxis vorgestellt. Außerdem zeigten die Firmen Epple Druckfarben und Terra Lacke Möglichkeiten, Produkte mit einfachen Mitteln, d. h. durch Aufbringung spezieller Farben und Lacke (z. B. Brightsign, Thermochrom, Hybrid) zu veredeln und fälschungssicherer zu gestalten. Dabei wurde auf den für die Demonstrationen eingesetzten Rapida-Halb-, Mittel- und Großformatmaschinen GC2- und GD3-Karton aus dem Hause Mayr-Melnhof Karton eingesetzt.

Edel-Druckprodukt Banknote als Vorbild

Über die eingesetzten Technologien und Verfahren bei dem in punkto wirksamer Fälschungsschutz anspruchsvollsten und in der Herstellung aufwendigsten Druckprodukt, der modernen Banknote, berichtete Hans-Jörg Hirsch, Business Manager Brand Protection and Security Systems bei der Schweizer KBA-Tochtergesellschaft KBA-GIORI S.A. Dabei wurde die überlegene Kompetenz von KBA als Druckmaschinenhersteller beim Thema Fälschungsschutz deutlich. Einige der Technologien und Verfahren können in abgespeckter oder modifizierter Form vom Sicherheitsdruck auf den kommerziellen Verpackungsdruck übertragen werden. Die Übertragung des gesamten Know-hows scheitert allerdings an der im Vergleich zum Edelprodukt Banknote in der Verpackungsproduktion wesentlich größeren Bedeutung der Herstellkosten sowie am notwendigen Schutz des Zahlungsmittels Banknote vor den kreativen Fälschern dieser Welt, der den möglichen Technologie- und Know-how-Transfer in den prinzipiell für alle zugänglichen Verpackungsmarkt begrenzt.

www.kba.com
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