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Inkjet & Digitaldruck

Brückenschlag vom Buch- zum Digitaldruck

Dienstag 15. Februar 2005 - Zur Etikettenherstellung nutzt die P. Lenzlinger SA mit Erfolg Technik aus zwei konträren Epochen – neben Maschinen im Buchdruckverfahren, das aus dem Mittelalter stammt, produzieren in Neuchâtel moderne Digitaldrucksysteme des 21. Jahrhunderts

Es ist nicht die Verfahrenstechnik selbst, die den wirtschaftlichen Erfolg einer Etikettendruckerei bestimmt, sondern die sinnvolle Nutzung der Technik. Das belegt das Beispiel der Firma P. Lenzlinger SA, die im Schweizer Neuchâtel seit fast 30 Jahren selbstklebende Etiketten produziert. Je nach Produkt und Kundenanforderung kommt dabei entweder Buchdruck oder Digitaldruck zur Anwendung. Letzteren setzt der Firmengründer Pierre Lenzlinger seit vier Jahren erfolgreich ein. Dem ersten Drucksystem vom Typ HP Indigo ws2000 folgte zwei Jahre nach dem Einstieg in den Digitaldruck die zweite Maschine, und ein weiteres Jahr später die dritte HP Indigo, diesmal eine HP Indigo ws 4000. Im Frühsommer 2004 – nur knapp zwei Monate nach der Installation – hat dieses System die Marke von einer Million ‚Impressions‘ übersprungen. Somit nutzt die Schweizer Etikettendruckerei sowohl die traditionsreichste Druckmethode – in Form von semirotativen Iwasaki-Maschinen – gleichzeitig aber auch die gegenwärtig modernste Technologie. Trotzdem greifen die gegensätzlichen Verfahren in der Produktion erstaunlich harmonisch ineinander.

Als Pierre Lenzlinger 1976 seine Firma gründete, war ihm die Materie des Druckens noch völlig fremd. Ihm ging es in erster Linie darum, den Bedarf nach Haftetiketten zu decken, den der Quereinsteiger in dieses Geschäft damals im Markt ausgemacht hatte. Heute hat sein Unternehmen im Schweizer Neuchâtel 30 Beschäftigte und gilt als Spezialist vor allem für kleine und mittlere Auflagen.

Start mit traditioneller Technik
Die ersten Etiketten fertigte Pierre Lenzlinger auf einem alten Buchdrucktiegel (Kies & Gerlach). Der Zwei-Mann-Betrieb fing klein an, d.h. die Aufträge waren überwiegend kleinformatige Etiketten und kleine Auflagen. Nachdem sich das Geschäft gut entwickelte, wurde Zug um Zug in weitere Maschinen investiert. Dem Buchdruck im Flachbett-Verfahren folgten semirotative Modelle. Insgesamt sieben Maschinen wurden im Laufe der Jahre bei Iwasaki bestellt. Drei Produktionslinien tun im Maschinensaal in Neuchâtel-Serrières immer noch zuverlässig ihren Dienst.

Die Diskussionen um den aufkommenden Digitaldruck verfolgte Pierre Lenzlinger aufmerksam. Schließlich propagierten die Befürworter diese Technologie als ideales Produktionsmittel für kleine und auch kleinste Auflagen. Eine Kundenveranstaltung der Chromos AG in Glattbrugg weckte das Interesse, so dass die am Markt angebotenen Alternativen bei einem Besuch der Labelexpo 1999 in Brüssel verglichen wurden. Nach langen Überlegungen fiel die Entscheidung auf ein von Indigo damals als Omnius WebStream vermarktetes Drucksystem. Es entspricht der ws2000 im heutigen Produktprogramm von HP Indigo.

Vom ersten Tag an produziert
Das Datum der Installation weiß Pierre Lenzlinger noch sehr genau, war es doch der 29. Februar im Schaltjahr 2000. Aber auch Bruno Brechbühl, Verkaufsleiter für den Bereich Digitaldruck bei Chromos, kann sich sehr gut an diesen Tag erinnern. Er hatte damit gerechnet, dass sich die Mitarbeiter erst einmal mit der neuen Maschine und der ungewohnten Technologie vertraut machen würden. Das Unternehmen überraschte ihn jedoch damit, dass die Produktion noch am gleichen Tag mit dem Druck mehrerer Aufträge aufgenommen wurde. Der Kommentar von Pierre Lenzlinger hierzu war kurz und bündig: „Die Maschine wurde doch genau zu diesem Zweck angeschafft: Drucken, um damit Geld zu verdienen.“ Um falsche Vorstellungen zu vermeiden, fügt er allerdings an, dass es durchaus auch einer mehrmonatigen Einarbeitungszeit bedurfte, bis das Unternehmen die Technologie rundum im Griff hatte.

Eine wesentliche Rolle spielt beim Einstieg in den Digitaldruck die Druckvorstufe. In Neuchâtel wurde die Prepress-Abteilung mit der Zeit von vier Mitarbeitern im Jahr 2000 auf sechs im Jahr 2004 aufgestockt. Innerhalb der Firma Lenzlinger sind demnach mittlerweile 20 % der insgesamt 30 Beschäftigten in diesem Bereich tätig. Sie tragen die Verantwortung, dass die digitalen Drucksysteme ausreichend mit Aufträgen „gefüttert“ werden. Für das digitale Geschäft haben sie im Verhältnis zum konventionellen Etikettendruck ein Mehrfaches an Aufträgen pro Tag und Druckmaschine zu realisieren. Auf der HP Indigo ws 4000 werden Spitzenwerte von bis zu 20 Aufträgen pro Tag realisiert. Das hat in er Folge auch Auswirkungen auf die übrigen Geschäftsbereiche. Mehrarbeit fällt beispielsweise in der gesamten Administration vom Angebotswesen über die Kundenbetreuung und Beratungsleistung bis hin zur Rechnungsstellung an.

Die Anforderungen sind allerdings nicht nur quantitativer Natur. Zu einem großen Teil hängt der Erfolg im Digitaldruck nach Ansicht von Pierre Lenzlinger von der Qualität der Prepress-Leistungen ab. Der Schlüssel hierzu liege in den Mitarbeitern, die neben fachlicher Kompetenz auch das richtige Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Kunden benötigen. „Je besser die Qualität der Prepress-Arbeit ist“, so Pierre Lenzlinger, „desto weniger Probleme treten anschließend beim Drucken auf.“ Die Druckvorstufe des Unternehmens hat demnach einen erheblichen Beitrag geleistet, dass dieses Segment sich so schnell zu einem erfolgreichen Geschäftsfeld entwickeln konnte.

Der Kompetenzschwerpunkt verlagert sich
Ist das Druckergebnis bei konventionellen Verfahren noch ganz entscheidend vom fachlichen Können des Personals in den verschiedenen Bereichen wie Repro, Filmbelichtung, Druckformherstellung und Druck abhängig, so verlagert sich die Verantwortlichkeit für die Qualität der Druckprodukte bei digitalen Systemen fast komplett in die Vorstufe. Um beispielsweise den Druck von kundenspezifischen Sonderfarben zu gewährleisten, müssen die Spezialisten in der digitalen Druckvorstufe den Farbaufbau am Bildschirm sicher beherrschen.

Der so erstellte Datensatz eines Jobs gelangt anschließend direkt an das Drucksystem. Theoretisch, so Bruno Brechbühl, wäre zur Maschinenbedienung somit keine Fachkraft mehr erforderlich. Weil dazu aber der Idealfall gegeben sein müsste, dass stets 100-prozentig korrekte Druckdaten garantiert sind, ist ein gut ausgebildeter und mit den Qualitätskriterien vertrauter Operator in der Praxis des Digitaldrucks immer noch von großem Vorteil.

Konfektioniert wird offline
Für die Verarbeitung der digital gedruckten Etiketten hat sich die Firma Lenzlinger auf Anraten von Chromos für die Variante des Offline-Finishing entschieden. Das stellt sicher, dass flexibel und schnell auf Veränderungen in der Auftragsstruktur reagiert werden kann. Ein translativ arbeitendes Konfektioniersystem (ein Digicon-Modell von AB Graphic) sowie eine vollrotative Finishing-Linie von SMAG stehen zum Stanzen, Schneiden und Veredeln der bedruckten Rollen zur Verfügung.

Die Möglichkeit, Etiketten mittels Laserstrahl zu stanzen, sieht Pierre Lenzlinger als zukünftige Option. Sobald ein solches System die geforderte Praxistauglichkeit erreicht, kommt die Laserstanztechnik für sein Unternehmen in Frage. Voraussetzung ist, dass die Daten eines Auftrags ebenso reibungslos an das Finishing-System weitergegeben werden können wie heute schon zum Digitaldrucksystem. Die Ausdehnung der digitalen Schiene bis hin zur Verarbeitung der Etiketten würde noch einmal zu einer deutlichen Beschleunigung und zu einer erheblichen Kostenreduzierung bei der Abwicklung von Aufträgen führen.

Schneller Druck als Kundenservice
Ein schnellerer Produktionsdurchlauf käme dem Unternehmen insofern entgegen, als bei den Kunden offensiv mit der Möglichkeit sehr kurzer Lieferfristen geworben wird. Haftetiketten können innerhalb von 24 Stunden oder – wenn es tatsächlich sehr eilig ist – teilweise sogar schneller geliefert werden. In Marktstudien ist die Rede davon, dass schon im Jahr 2005 rund ein Drittel aller Druckaufträge innerhalb von 24 Stunden zu produzieren sind. (siehe Abbildung 6). Somit liegt die Firma Lenzlinger im Trend und kann zukünftige Marktanforderungen heute bereits abdecken.

Für die so genannten „Schnellschüsse“ ist die Druckerei mit Hilfe des Digitaldrucks und aufgrund der überschaubaren Firmenstruktur gut gerüstet. Dieser Service ist Teil der normalen Druckkosten. Auf einen möglichen Express-Zuschlag bei eiligen Aufträgen verzichtet Pierre Lenzlinger: „Auf einer Maschine wickeln wir gewöhnlich acht, zehn oder auch mehr Aufträge pro Tag ab. Einen Job kurz dazwischenzuschieben, ist da im Digitaldruck keine große Sache.“

Angst, dass Kunden diesen Service ausnutzen und „gleich die ganze Hand nehmen, wenn sie den kleinen Finger gereicht bekommen“, hat er nicht. In der Regel wird das Angebot nicht über Gebühr ausgenutzt. Der geringe Teil der Kunden, der einen unnötigen Zeit- und Kostendruck erzeugt, tut dies unabhängig von der eingesetzten Drucktechnologie. Auf lange Sicht zahlt sich die Realisierung der Schnellschüsse meist anderweitig aus. Wie die bisherige Erfahrung zeigt, haben besonders zufriedene Kunden die Druckerei immer wieder mit weiteren und oft lukrativen Aufträgen bedacht.

Kapazität im Digitaldruck erweitert
Das war mit ein Grund dafür, dass die Kapazität der ws2000 bald an ihre Grenzen stieß. Im Jahr 2002 folgte deshalb die Investition in ein zweites Drucksystem und 2004 in die dritte Maschine. Mit der neuen HP Indigo ws4000 verfügt das Unternehmen über die Möglichkeit, die wachsende Zahl der Aufträge jeweils im Tagesverlauf zu produzieren. Gleichzeitig hat sich die Flexibilität deutlich erhöht, da die Ausstattung mit zwei Digitaldruckmaschinen das kurzfristige Einschieben von Aufträgen in die Produktionsplanung erleichtert.

Diese Flexibilität nutzt die Druckerei Lenzlinger auch bei einem weiteren Angebot aus. Auf Wunsch erhalten Kunden vor Produktionsbeginn einen Andruck zur Kontrolle. Diesen Service wissen speziall die Kunden aus dem Verpackungsbereich zu schätzen. Was sie hier im Digitaldruck als Service erhalten – einen Andruck auf der Original-Druckmaschine und auf dem Original-Substrat – wäre im konventionellen Flexo- oder Tiefdruck nahezu unbezahlbar. Für die Kunden bedeutet es die Sicherheit, genau das Gewünschte zu erhalten. Die Druckerei profitiert durch eine hohe Produktionssicherheit und vermeidet unerwartete Kosten durch Reklamationen.

Wie Bruno Brechbühl anfügt, ist ein Andruck-Service auch als Dienstleistung für Kollegenbetriebe vorstellbar. Als Voraussetzung wäre allerdings ein funktionierendes Color Management erforderlich. Darin liege noch erhebliches Potenzial, das von den meisten Anwendern des Digitaldrucks bislang kaum genutzt wird.

Andruck schafft Vertrauen
Äußerst wirkungsvoll ist der Andruck für Pierre Lenzlinger als Instrument zur Vertrauensbildung. Insbesondere bei Neukunden kann er im Vorfeld eindrücklich beweisen, was der Digitaldruck leisten kann. Außerdem bietet er vielfältige Kontaktmöglichkeiten mit den verschiedenen Kundengruppen. Dies ist vor allem bei der stark gemischten Kundenstruktur von Vorteil, die für die Druckerei Lenzlinger typisch ist. Das Spektrum reicht von Wiederverkäufern über Druckereien bis hin zu Copy Shops.

Vor allem das enge Netz an schätzungsweise über 1000 Wiederverkäufern stellt eine wichtige Klientel dar, weil das Unternehmen aus Neuchâtel von Anfang an ohne Außendienst gearbeitet hat. Dieses überwiegend in der Schweiz sowie in Teilen von Nachbarländern bestehende Netzwerk ist hauptsächlich durch die Herstellung von personalisierten Namens- und Adress-Etiketten entstanden.

Dass auch andere Etikettendruckereien zu den regelmäßigen Kunden der Firma Lenzlinger zählen, sieht auf den ersten Blick wie ein Nachteil für die Chromos AG aus. Schließlich ist zu erwarten, dass die Spezialisten aus Glattbrugg vor allem am Verkauf weiterer Drucksysteme interessiert sind. Laut Bruno Brechbühl wäre das Vermarkten von neuen Maschinen um jeden Preis allerdings kontraproduktiv. Nicht jeder Betrieb, der sich für den Digitaldruck interessiert, verfügt über die nötigen Aufträge zur Auslastung einer solchen Maschine. Deshalb verweist er diese Druckereien lieber an die Firma Lenzlinger, um gelegentliche Aufträge dort fertigen zu lassen. Das wird über kurz oder lang dazu beitragen, im Markt das Interesse für digitale Druckprodukte zu wecken und kontinuierlich auszubauen. Als Folge erwartet er, dass sich der Bestand an digitalen Druckmaschinen in der Schweiz dann am Bedarf orientiert.

Potenzieller Markt: Etiketten für den Bereich Wein
Diese Strategie hat der Firma Lenzlinger zunehmend auch zu Aufträgen aus bisher selten betreuten Marktsegmenten verholfen. So sind beispielsweise bereits mehrere anspruchsvolle Haftetiketten für Weine im Digitaldruck realisiert worden. Logischerweise reichen die Kollegenbetriebe vornehmlich Kleinaufträge weiter. Typisch sind dabei Auflagen von wenigen Tausend Etiketten, die oft noch in zehn oder mehr unterschiedlichen Varianten zu fertigen sind.

Gerade der Weinmarkt ist nach Auffassung von Bruno Brechbühl ein Paradebeispiel für die Einsatzmöglichkeiten des Digitaldrucks. „Es geht dabei keineswegs um einen kompletten Wechsel zur Produktionstechnologie des Digitaldrucks, sondern um ein echtes Potenzial, das Endprodukt wirkungsvoller zu vermarkten. Und genau danach suchen viele Winzer.“ Sie sind beispielsweise stark an individuellen Etiketten in Kleinmengen interessiert, mit denen sich Weine extra für spezielle Anlässe dekorieren lassen. Solche Absatzchancen bleiben in der Regel ungenutzt, weil angestammte Etikettendruckereien mit konventioneller Drucktechnik Aufträge erst ab einer entsprechenden Mindestmenge ausführen. Diese Beschränkung entfällt beim Digitaldruck. Dass bei Kleinmengen leicht höhere Kosten pro Etikett entstehen, spielt keine entscheidende Rolle. Die Mehrkosten für den Druck spezieller Etiketten sind meist sehr rentable Investitionen, wenn sie ins Verhältnis zum Zugewinn gesetzt werden, der durch den gesteigerten Absatzes erzielbar ist.

Die Vorteile des Digitaldrucks
Für Anwender von Digitaldrucksystemen bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten, um Gewinnpotenziale zu erschließen. Pierre Lenzlinger nennt neben den Kleinauflagen auch das Personalisieren oder Nummerieren als Applikationen, welche es gilt, künftig weiter auszubauen. Der Digitaldruck ist dabei mitterweile auch vielschichtigen technischen Forderungen gewachsen. Spezialeffekte wie kürzlich die beidseitige Bedruckung eines transparenten Materials im Sandwich-Druck mit Weißdruck als Zwischenlage geht das Unternehmen oft mit beratender Unterstützung von Chromos an.

Marktentwicklung und Einsatzbereich
Aus einer Analyse des Etikettenmarktes geht hervor, dass bei mehr als 60 % der Aufträge weniger als 50 000 Etiketten zu fertigen sind. 34 % liegen sogar im Bereich unter 25 000 Etiketten. Und der Markt tendiert auch weiterhin immer mehr in Richtung kleinerer Auflagen. Der Einsatzbereich der neuen HP Indigo ws4050 liegt zwischen 2000 und 3000 Laufmeter und deckt damit den wachsenden Bereich der niedrigeren Auflagen besonders wirtschaftlich ab (siehe Abbildung 7).

Die Vorteile der Digitaldrucktechnik in diesem Einsatzbereich beruhen vor allem auf den folgenden Faktoren:
– kurze Rüstzeiten; Die Produktion kann in kürzester Zeit nach Freigabe der Auftragsdatei gestartet werden.
– keine Reprokosten; Es fallen keine Filme und keine Druckplatten an. Es enstehen keine Einrichtekosten.
– minimaler Ausschuss; Passer und Register sind sehr schnell einzustellen, und der erste Druck ist verkaufbar, so dass keine Makulatur zu berücksichtigen ist.

Mit den kurzen Produktionsdurchlaufzeiten wurde ein weiterer wichtiger Vorteil des Digitaldrucks bereits genannt. Um die Druckvorstufe nicht zu überfordern, ist eine gesunde Mischung bei den Auflagengrößen hilfreich. Neben Kleinmengen und Schnellschüssen sorgen Aufträge mit bis zu 50 000 oder gelegentlich auch 100 000 Etiketten, die das Unternehmen Lenzlinger als mittleres Volumen betrachtet, für etwas Spielraum. Im Segment der darüber liegenden Auflagenbereiche ist die Druckerei in Neuchâtel gegenwärtig nicht aktiv. Ein Blick in die Produktion bestätigt das. Unter den Etiketten, die auf die Konfektionierung warten, finden sich kaum größere Rollen, und keine davon trägt das gleiche Motiv wie die daneben liegende Materialrolle.

Im Auflagenbereich von 20 000 bis 50 000 Etiketten verzeichnet man in Neuchâtel seit der Installation der ws4000 ein stetiges Wachstum. Das hängt zum einen mit der Produktionsgeschwindigkeit zusammen, die im Vierfarbdruck 16 m/min und bei einem zweifarbigen Druck mit 32 m/min die doppelte Leistung erreicht. Desweiteren ist der Digitaldruck inzwischen auch aus wirtschaftlicher Sicht für mittlere Auflagen geeignet, da das neue Modell auch eine Verbesserung bei den Produktions- und Verbrauchskosten bringt. Gegenüber dem Modell ws2000 reduzieren sie sich bei der Druckerei Lenzlinger um ca. 30 %.

Bei den Substraten, die für den Digitaldruck angeboten werden, konzentriert sich das Unternehmen auf zwei Folientypen und zwei Papiersorten. Im Folienbereich sind das Polyethylen und Polypropylen jeweils weiß und transparent. Bei den Papieren stehen die beiden Qualitäten High Gloss White (HGW) und weißes, mattes Vellum-Papier zur Wahl. Der größte Teil der Aufträge wird auf Papier ausgeführt. Ein Großteil der Folienetiketten (schätzungsweise 80 bis 90 %) wird nachträglich mit einer Schutzlaminierung versehen, z.B. für den Kosmetikbereich.

Verschiebung zum Digitaldruck
Im Buchdruck, dem angestammten Verfahren seit dem Firmenstart, erwirtschaftet das Unternehmen immer noch einen bedeutenden Teil des Umsatzes. Auch wenn eine Verschiebung hin zum Digitaldruck unübersehbar ist, will die Etikettendruckerei auf das konventionelle Verfahren in absehbarer Zeit noch nicht verzichten. Als Begründung verweist Pierre Lenzlinger auf einige Anwendungen, bei denen der Buchdruck objektiv betrachtet nach wie vor Vorteile hat. Die Firma Chromos, die Maschinen für unterschiedliche Verfahren im Vertriebsprogramm hat, empfiehlt die einzelnen Druckmethoden gemäß ihren jeweiligen Stärken einzusetzen. „Die Kunst ist“, erklärt Bruno Brechbühl, „die richtigen Produkte auf der richtigen Maschine zu fertigen – und nicht die falschen Produkte auf der falschen Maschine.“

Ein Trend ist bei der Firma Lenzlinger allerdings eindeutig erkennbar. Durch die höhere Produktionsleistung der ws4000 wandern immer mehr Aufträge aus dem Buchdruck in den Digitaldruck ab. Der Wegfall des Einrichtens bedeutet außerdem einen spürbaren Zeitgewinn. Aber auch die Qualität erweist sich als Pluspunkt für den Digitaldruck. So können beispielsweise beim Druck mehrfarbiger Etiketten bedingt durch die Technologie keine Passerprobleme mehr auftreten. Weiterhin begünstigt auch die zwischenzeitlich umfangreichere Ausstattung mit Stanzwerkzeugen die Verschiebung zugunsten der digitalen Schiene. Für die Rotationsstanzeinheit von SMAG, die mit Magnetzylindern arbeitet, ist der Fundus an verfügbaren Werkzeugen im Lauf der letzten beiden Jahre auf rund 1800 verschiedene Stanzbleche angewachsen. Damit lassen sich inzwischen fast alle nachgefragten Formate abdecken. Folglich fällt es dadurch leichter, Aufträge aus dem Buchdruck in den Digitaldruck zu übernehmen, ohne dafür erst in ein neues Stanzwerkzeug investieren zu müssen.

www.hewlett-packard.de http://www.hp.com/de
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