Die Branche am Montag!

Verpackung

Verpackungsdruck im Schwergewicht

Norbert Böttcher, Leiter der Druckvorstufe, vor der Plattenverarbeitungsstraße mit Durchlauf-Einbrennofen für die Verarbeitung der digitalen KODAK SWORD ULTRA Thermoplatte.

Mittwoch 19. März 2008 - Wo aus schlichten Blechtafeln anspruchsvolle Metallverpackungen werden, ist der mehrfarbige Druck ein zentrales Element. Er gibt den Verpackungen ihre unverwechselbare Identität und befähigt sie, im Handel ihre Verkaufsfunktion für die enthaltenen Waren zu erfüllen. Die G. Staehle GmbH und Co. KG bedruckt Weißblechtafeln im Bogenoffsetverfahren. Damit der Blechdruck zielsicher und auf konstant hohem Qualitätsniveau funktioniert, bilden ein digitales KODAK APPROVAL NX Farbproofsystem und ein KODAK TRENDSETTER VLF QUANTUM Plattenbelichter bei Staehle tragende Säulen der Druckvorstufenproduktion.

„Als Nischenmarkt wird der Blechdruck von generellen Konjunkturströmungen in der grafischen Industrie kaum berührt. Trotzdem profitieren wir natürlich von den technischen Entwicklungen für den Papierdruck. Auch unsere Investition in das KODAK Digitalproofsystem ist ein gutes Beispiel dafür, wie moderne Technologie das Blechdruckgeschäft belebt“, sagt Marc Oliver Staehle. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung des Familienunternehmens mit Hauptsitz in Stuttgart und für die Vorstufen- und Druckproduktion verantwortlich. Das direkte Bedrucken von Blech auf Bogenoffsetmaschinen ist die hochwertige Alternative zur Herstellung von Etiketten, Banderolen oder Sleeves für Blechverpackungen im Flexo- oder Tiefdruck. Zum hohen Qualitätsstandard des Offset-Blechdrucks, der das Verfahren für Premium-Verpackungen prädestiniert, kommt die technische und wirtschaftliche Flexibilität für kleine Auflagen.

Auf den Druckmaschinen der Firma Staehle – eine Vierfarbenmaschine mit Lackturm und eine Zweifarbenmaschine im 5er-Format – läuft nur ein Bedruckstoff: Weißblech. Dabei handelt es sich um feines Stahlblech mit einer beidseitigen dünnen Zinnauflage. Sie verleiht dem Material sein hell schimmerndes Aussehen. Weißblech gibt es mit verschiedenen Oberflächenstrukturen, Rauigkeiten, Härten und Dicken. Zwischen 0,18 und 0,38 mm sind die Blechtafeln stark, die Staehle verarbeitet. Bei einem maximalen Format von 1.000 x 1.200 mm haben die Druckmaschinen einiges zu „stemmen“. Im Extremfall kann eine einzige Blechtafel mehr als drei Kilogramm auf die Waage bringen.

Vor dem Druck erhalten die gewichtigen Bogen auf Lackierstraßen mit Heißluft-Durchlauftrocknern eine Grundierung. Grundiert wird entweder mit Klarlack, wenn im Endresultat der metallische Effekt des Materials zur Geltung kommen soll, oder mit Weißlack, wenn das Druckbild auf einem „papierweißen“ Hintergrund stehen soll. Dann folgt der Offsetdruck mit UV-härtenden Druckfarben, wobei die Blechdruckmaschinen mit Zwischendeck- und Endtrocknung ausgestattet sind. Und: Ohne eine finale transparente Schutzlackierung geht es nicht. Die wird entweder inline im Druckprozess mit UV-Lack oder aber in einem separaten Arbeitsschritt auf einer Lackierstraße ausgeführt. Anschließend kann die mechanische Weiterverarbeitung der bedruckten Blechtafeln zu Aerosoldosen (Sprühdosen), Scharnierdeckeldosen, CD-/DVD-Boxen, Schachteln usw. erfolgen.

Geprooft wie gedruckt: auf Blech

Der spezielle Bedruckstoff und die verschiedenen Arten seiner Vorbehandlung machen es aus, dass bei Staehle ein digitales KODAK APPROVAL NX Farbproofsystem im Einsatz ist. „Glänzendes Blech an sich lässt sich ebenso wenig auf Papier simulieren wie die Art und Weise, wie die Druckfarben auf den feinen Strukturen der Metalloberflächen wirken“, erklärt Marc Oliver Staehle. Entscheidend für ihn ist, dass auf das auftragsspezifische Weißblechmaterial geprooft werden kann und dass gerasterte Farbproofs herauskommen, die alle Nuancen des späteren Auflagendruckresultats zeigen. Gleichfalls von Vorteil ist die Fähigkeit des KODAK APPROVAL NX Farbproofsystems, Sonderfarben dank seiner gezielten Dichtesteuerung der CMYK-Grundfarben mittels der Rapid Recipe Color Technologie sehr rationell und genau zu reproduzieren. Aus Kostengründen herrscht bei den meisten Druckaufträgen aber ohnehin der CMYK-Prozess vor.

„Eine weitere Anforderung für das Proofen ergibt sich aus der separaten Endlackierung der Blechtafeln. Wenn der Lack bei 180 bis 190 °C getrocknet wird, kann er leicht vergilben. Dieser Effekt lässt sich mit dem APPROVAL NX System voll simulieren. Damit können wir der Werbeagentur oder dem Markenartikler zeigen, wie die Verpackungsdesigns auf dem Blech tatsächlich herauskommen werden“, führt Marc Oliver Staehle weiter aus. „Es ist unserer Meinung nach das einzige System am Markt, mit dem man dem Kunden eine verbindliche Vorlage liefern kann. Für unser Geschäft gibt es kein besseres Proofsystem.“ Das APPROVAL NX System arbeitet mit dem thermischem Laser-Ablationstransfer. Der Bebilderungsvorgang – wahlweise mit 2.400 oder 2.540 dpi Auflösung – überträgt die Grundfarben (CMYK plus bei Bedarf bis zu drei der zusätzlichen Farben Orange, Grün und Blau) nacheinander von Farbfolien auf einen Zwischenträger. Ein separater Laminierprozess im KODAK 800XL Laminator überträgt das Proofbild schließlich von dem Zwischenträger auf das Original-Blechmaterial. Dabei kann dem halbmatten Farbbild noch gezielt eine hochglänzende oder matte Oberfläche verliehen werden.

Es sind nicht nur Proofs zur Vorlage bei den Auftraggebern, die das KODAK APPROVAL NX Farbproofsystem bei Staehle liefert. Auch die drei Mitarbeiter der hausinternen, von Norbert Böttcher geleiteten Grafik- und Druckvorstufenabteilung greifen darauf zurück, um sich ein authentisches Bild von angelieferten Daten zu machen. Zu den Aufgaben des kleinen Prepress-Teams gehören Farbkonvertierungen und die generelle Aufbereitung bzw. Optimierung der Daten für den Blechdruck. Besondere Anforderungen stellen Jobs, bei denen die bedruckten Bleche schließlich durch Verformen in die dritte Dimension beispielsweise zu Dosendeckeln werden. Die Druckmotive sind dann in den betroffenen Zonen geometrisch so zu verändern, dass Stauchungen und Dehnungen im Bild kompensiert werden.

Das maximale Bildformat des APPROVAL NX Systems von 338 x 530 mm deckt alle Anwendungsfälle bei Staehle ab, da die gesamte Druckvorstufenbearbeitung und die Abstimmung mit den Kunden anhand von Einzelnutzen geschieht. Für die digitale Step & Repeat-Nutzenmontage und die standardkonforme Erstellung der CTP-Ausgabedaten nimmt man die Dienste eines lokalen Prepress-Dienstleistungs- und Beratungsunternehmens in Anspruch. Dieser Partner hat bei Staehle auch die Prozesskalibrierung von der Druckformherstellung bis zum Druck realisiert.

Prozessstabile CTP-Technik für stabile Verpackungen

Die ausgabefertigen digitalen Formen, die je nach Auftrag weit über 100 Nutzen enthalten können, empfängt die Blechdruckerei als gerippte Dateien im 1-Bit-TIFF-Format. Die Druckplatten werden auf einem halbautomatischen KODAK TRENDSETTER VLF QUANTUM Plattenbelichter bebildert – erst seit Anfang des Jahres 2007. Der späte CTP-Einstieg hängt damit zusammen, dass traditionell viele Aufträge über lange Zeit immer wieder unverändert nachgedruckt wurden und dafür nur Filme als Kopiervorlagen für konventionelle Offsetdruckplatten zur Verfügung standen. Staehle druckte aber schon seit längerem auch mit digitalen Platten, die vom externen CTP-Dienstleister bezogen wurden.

Seit der großformatige Thermoplattenbelichter im Haus ist, werden die Offsetplatten statt des früher üblichen 60er-Rasters nur noch mit der Rasterweite 70/cm und mit runden AM-Rasterpunkten bebildert. Im vorgelagerten Bereich bereitet der feinere Raster dem digitalen KODAK APPROVAL NX Farbproofsystem keine Probleme. Es ist dank seiner hohen Auflösung in der Lage, die Rasterproofs mit vollem Rastertonwertumfang auszugeben.

Ein Vorteil des CTP-Systems ist, dass die prozessstabile KODAK SQUARESPOT Thermobebilderung eine wiederholbare Produktion ermöglicht. Denn: Auch im Blechdruck sind die einzelnen Auflagen kleiner geworden, werden die Verpackungen von den Abnehmern in kleineren Losgrößen abgerufen. Das bedeutet mehr und häufigere Nachdrucke. Die Durchschnittsauflage liegt bei 3.000 „Druckbogen“, mehr als 10.000 sind es praktisch nie. Da keine Druckplatten, sondern nur die Daten archiviert werden, hat die Wiederholbarkeit der Plattenbebilderung einen hohen Stellenwert. Sie schafft die Grundlage für die Erzielung konstanter Ergebnisse im Auflagendruck – was gerade bei anspruchsvollen Premium-Verpackungen ein Gebot der Markenführung ist.

An dem KODAK TRENDSETTER VLF QUANTUM Plattenbelichter werden die Druckplatten von Hand angelegt und dann automatisch geladen, bebildert und entladen. Ein Rechner, auf dem neben der Print Console-Software die TIFF Downloader-Software läuft, speist die ausgabefertigen Daten in den Plattenbelichter ein. Staehle verwendet die digitale KODAK SWORD ULTRA Thermoplatte. Je nach Produktionsbedingungen ist diese Zweischichtenplatte ohne Einbrennen im normalen Einsatz für 400.000 Drucke und beim Druck mit UV-Farben für 150.000 Abrollungen gut. Obwohl Staehle solche Einzelauflagen bei Weitem nicht erreicht, brennt man alle Druckplatten ein, um ihnen eine maximale Widerstandsfähigkeit gegen mechanische und chemische Einwirkungen zu geben. Die Entwicklung und weitere Verarbeitung der KODAK SWORD ULTRA Platten erfolgt auf einer Offline-Verarbeitungsstraße, die Kodak geliefert hat.

Neben der Prozessstabilität und Betriebssicherheit der Thermo-CTP-Lösung von Kodak fällt für die Firma Staehle ein weiterer Aspekt ins Gewicht: die professionelle Serviceunterstützung des Herstellers. Deshalb hat das Unternehmen mit Kodak einen Servicevertrag abgeschlossen.

Um die Zukunft seiner Blecherzeugnisse ist es Marc Oliver Staehle nicht bang. Als sehr werthaltige, langlebige Verpackungen mit erstklassiger Schutzfunktion haben sie ein gewisses Alleinstellungsmerkmal und können den eingepackten Produkten einen deutlichen Mehrwert verleihen. Funktionale Aspekte tun ein Übriges. „Unsere Aerosoldose muss beispielsweise bis zu 18 bar Innendruck aushalten. Das bekommen Sie mit keiner anderen Verpackung hin“, so die selbstbewusste Erläuterung von Marc Oliver Staehle. Außerdem verweist er darauf, dass die Blechverpackungen aus Weißblech in Sachen Ökobilanz sehr gut dastehen: „Das von uns verarbeitete Weißblech kann zu 100 % recycelt werden. Unsere Makulatur sowie Schneid- und Stanzabfälle gehen als Schrott wieder direkt in die Stahlherstellung. Insgesamt haben wir in Deutschland eine Recyclingquote, die weit über 80 % liegt. Damit ist Weißblech ein idealer Kreislaufwertstoff, der unbegrenzt und ohne Qualitätseinbußen recycelt werden kann.“




((Text für extra Kasten))
Firmenporträt Staehle

Die G. Staehle GmbH u. Co. KG hat seit der Firmengründung im Jahr 1899 ihren Hauptsitz im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt. An diesem Standort mit rund 120 Beschäftigten sind die Verwaltung des inhabergeführten Familienunternehmens, die Blechdruckerei sowie ein zur Firma Staehle gehörendes Unternehmen, das professionelle Bodenreinigungsmaschinen herstellt, angesiedelt. Die Dosenfertigung wurde schon ab Mitte der Sechzigerjahre in mehreren Etappen nach Schifferstadt in ein Staehle-Werk verlagert, wo heute 180 Mitarbeiter tätig sind.

Entsprechend der Marktentwicklung hat das Unternehmen seine Produktpalette für Aerosoldosen und technische Verpackungen ständig erweitert. Die dreiteilige, geschweißte Aerosoldose ist mittlerweile das mit Abstand dominierende Produkt im Sortiment. Mit einer Jahresproduktion von rund 180 Millionen Stück gehört Staehle zu den drei führenden Aerosoldosenherstellern auf dem europäischen Markt; 60 % der Produktion gehen in den Export. Die Dosen werden hauptsächlich mit technischen Stoffen (z. B. Montageschaum), Kosmetika, Lacken oder Lebensmitteln (z. B. Sprühsahne) befüllt. Außerdem fertigt das Unternehmen CD- und DVD-Boxen aus Blech, Runddosen, Scharnierdeckeldosen (z. B. für Buntstifte) und sonstige Blechverpackungen für bestimmte Lebensmittel.

Die starke Exportorientierung spiegelt sich darin wider, dass das Unternehmen eigene Vertriebsniederlassungen in Großbritannien, Frankreich, Schweden/Skandinavien und Polen unterhält.
((Ende Text für extra Kasten))

Bildunterschriften:

Bild 1:
Marc Oliver Staehle ist bei dem Familienunternehmen u. a. für den Blechdruckbereich zuständig.

Bild 2:
In der Druckvorstufe werden die Designs, welche die Kunden im PDF-Format oder als offene Programmdateien zur Verfügung stellen, für die Anforderungen des Blechdrucks und der nachfolgenden Verarbeitungsschritte aufbereitet.

Bild 3:
Unentbehrlich für die reprotechnische Kontrolle der Druckmotive: Das digitale KODAK APPROVAL NX Farbproofsystem liefert gerasterte Proofs auf dem Original-Druckträger Blech.

Bild 4:
CTP für den Blechdruck mit dem großformatigen KODAK TRENDSETTER VLF QUANTUM Plattenbelichter.

Bild 5:
Norbert Böttcher, Leiter der Druckvorstufe, vor der Plattenverarbeitungsstraße mit Durchlauf-Einbrennofen für die Verarbeitung der digitalen KODAK SWORD ULTRA Thermoplatte.

Bild 6:
Auf einer Vierfarben-Blechdruckmaschine von KBA-MetalPrint mit Lackierwerk bedruckt Staehle im UV-Druck mit Zwischendeck- und Endtrocknung bis zu 1.000 x 1.200 mm große Weißblechtafeln.


www.graphics.kodak.com
Zurück zur Übersicht
Anzeige:
Die aktuelle Ausgabe!
Die Branche am Montag!