Aus den Unternehmen
KBA auf der IFRA Expo 2009 in Wien: Neue Technologien, neue Verfahren und neue Partner
Mittwoch 14. Oktober 2009 - Der rasch voranschreitende Wandel in der Medienindustrie und die daraus resultierende Notwendigkeit zu intelligenten Kooperationen wurde beim diesjährigen Messeauftritt der Koenig & Bauer AG (KBA) zur IFRA Expo in Wien deutlich.
Erstmals hatte KBA aufgrund der kürzlich verkündeten strategischen Vertriebspartnerschaft mit TPH den indischen Hersteller als Co-Aussteller mit auf dem Messestand in Halle B. Zudem präsentierte KBA gemeinsam mit der benachbarten Beil Group über den Flur hinweg als Ifra First die neuentwickelte Logistik-Lösung PlateTrans für den vollautomatischen Druckplattentransfer zwischen CtP-Vorstufe und den Kompaktrotationen Cortina und Commander CT.
Automatisierte Plattenlogistik mit KBA PlateTrans
Stefan Kreitczik, Geschäftsführer der Beil Registersysteme GmbH, stellte die in vielen Fällen nachrüstbare modulare Logistiklösung KBA PlateTrans am ersten Messetag in der KBA-Pressekonferenz vor (zu technischen Details siehe vierseitige Produktinformation). Die mit KBA PlateTrans in verschiedenen Automatisierungsstufen mögliche Ver- und Entsorgung der Rotation mit Druckplatten schließt eine bisher noch vorhandene Lücke zur Druckvorstufe, entlastet die Bediener von manuellen Tätigkeiten beim Auftragswechsel und erlaubt bei einem hohen Plattendurchsatz eine deutliche Steigerung der Produktivität und Wirtschaftlichkeit im industriellen Zeitungsdruck. So sind z. B. die in der Praxis häufig vorkommenden Platten-Fehlbelegungen mit KBA PlateTrans so gut wie ausgeschlossen. Den vor allem bei vielen Auflagenwechseln sinnvollen automatischen Plattenwechsel hatte KBA an der wasserlos druckenden Cortina schon zur drupa 2000 präsentiert.
Schon 26 Kompaktanlagen mit mehr als 1.000 Druckstellen
Für die Praxisoptimierung von PlateTrans haben KBA und die Beil Group einen künftigen Cortina-Anwender gefunden. Bisher wurden 26 Kompaktanlagen Cortina (wasserlos) und Commander CT (Nassoffset) bestellt. Insgesamt sind dies mehr als 1.000 Druckstellen mit PlateTronic-Plattenwechselautomaten. 15 Anlagen mit 472 automatischen Plattenwechslern sind bereits im täglichen Einsatz. Bei Le Figaro in Paris ist im Sommer eine weitere Cortina 6/2-Großanlage in Produktion gegangen. Auch beim Südkurier in Konstanz wurden auf der neuen Cortina 6/2 mit einem energiesparenden neuen Temperierungssystem die ersten Anzeigenblätter und Beilagen gedruckt. Die Tageszeitung wird im Zuge der für Anfang März 2010 geplanten Formatumstellung folgen. Bei der New York Daily News wird die Großanlage Commander CT 6/2 ebenfalls in den nächsten Wochen sektionsweise in Betrieb gehen.
KBA: Nicht nur kompakt, sondern komplett
Marketingdirektor Klaus Schmidt machte deutlich, dass KBA neben den am Markt einzigartigen Kompaktrotationen auch seine herkömmlichen Zeitungsanlagen weiter entwickelt und für zunehmend gefragte Verfahren wie den Hybrid- und Semicommercialdruck optimiert. Beispielhaft zeigte er gestalterisch und qualitativ beeindruckende Druckmuster der neuen türkischen Tageszeitung Haberturk (Auflage 300.000). Sie wird seit März 2009 im Hybridverfahren an vier Standorten auf fünf Commander 4/1-Rotationen produziert. Die Kombination aus Coldset und Heatset, unterschiedlichen Papieren, hochwertigen Anzeigen und einem plakativen, web-orientierten Design gibt einen Eindruck vom Tagesmagazin von morgen, mit dem auch jüngere Leserschichten erreicht werden sollen. Ähnlich aufgemachte Hybrid-Produkte werden auf einer erst seit wenigen Monaten produzierenden Continent-Anlage mit zehn Achtertürmen und zwei Heißlufttrocknern bei United Printing & Publishing (UPP) in Abu Dhabi hergestellt. Bei DNA in Indien wurden 4/1-Rotationen KBA Prisma installiert. Deutsche Zeitungshäuser haben kürzlich Colora- und Commander-Anlagen in konventioneller Achterturm- und Satellitenbauweise bestellt. Klaus Schmidt: KBA ist nicht nur kompakt, sondern auch komplett aufgestellt.
Wirtschaftskrise trifft den Zeitungsmarkt
Die Krise trifft auch den Zeitungsmarkt. Mit diesen Worten fasste Christoph Müller, Vertriebsvorstand für Rollendruckmaschinen, den mit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise massiv verschärften Einbruch der Investitionen in der Zeitungsbranche zusammen. So werden 2009 die weltweiten Investitionen (ohne Japan) in neue Zeitungsdruckmaschinen nur etwa 400 Mio. erreichen gegenüber 520 Mio. im schon schlechten Vorjahr und 1,5 Mrd. im Spitzenjahr 2005.
Trotz erster Anzeichen für ein Ende der konjunkturellen Talfahrt sieht Müller angesichts der relativ geringen Anzahl neuer Projekte auch für 2010 und 2011 noch kein Ende der Durststrecke für die Lieferindustrie. Am eklatantesten sei der Markteinbruch in den USA, aber auch in Europa und Asien, selbst in den Wachstumsmärkten China und Indien werde seit fast zwei Jahren deutlich weniger investiert. Großprojekte wie die vier von der kanadischen Transcontinental Inc. im Frühjahr 2009 bei KBA bestellten Commander CT-Anlagen gebe es derzeit am Weltmarkt kaum. Die nahezu abgeschlossene Umstellung auf den Vierfarbendruck, freie Druckkapazitäten durch Auflagenrückgänge und weniger Seiten, die Einstellung vieler Gratiszeitungen, bisher nur in seltenen Fällen wirtschaftlich erfolgreiche Online-Aktivitäten, die Zusammenlegung von Druckstandorten, die enorme Produktivität moderner Rotationsanlagen, Finanzierungsprobleme in einigen Ländern und die durch die Krise gewachsene Unsicherheit vieler Verleger über den richtigen Weg im Mediendschungel lähmen die Investitionsbereitschaft und hinterlassen ihre Spuren in der Lieferindustrie. Müller: Viele Hersteller sind finanziell angeschlagen. Fusionen oder Übernahmen werden immer wahrscheinlicher. Entsprechende Spekulationen dominieren derzeit auch die Berichterstattung über den deutschen Druckmaschinenbau.
Der Staat als möglicher Störenfried im Wettbewerb
Der stv. KBA-Vorstandsvorsitzende Claus Bolza-Schünemann wies allerdings gegenüber der Fachpresse auf die trotz des rückläufigen Geschäftsvolumens immer noch sehr stabile Finanzlage der Koenig & Bauer AG hin. Bolza-Schünemann: Nicht nur in diesem Punkt unterscheidet sich KBA von den beiden großen deutschen Mitbewerbern und einigen Konkurrenten im Ausland. Wir versuchen, die Folgen der Wirtschaftskrise unternehmerisch zu bewältigen. Dabei hilft uns die fehlende Nettoverschuldung, eine überdurchschnittliche Eigenkapitalquote, unsere nach wie vor gute eigene Liquidität und unser immer noch positiver operativer Cashflow ebenso wie unsere breite Aufstellung am Markt und der Umstand, dass wir nicht von branchenfremden Kapitalinteressen dominiert werden. KBA ist seit 24 Jahren an der Börse, handelt aber immer noch wie einer der vielen Mittelständler, die nicht sofort nach dem Staat rufen, wenn es schwierig wird. Er wies aber auch auf mögliche negative Folgen einer Fusion der beiden großen Hersteller für einen funktionierenden Anbieterwettbewerb und für die Druckindustrie hin. Bolza-Schünemann: Wenn eine solche Ehe durch eine großzügige staatliche Mitgift in unfairer Weise gestützt wird, werden Arbeitsplätze in Unternehmen gefährdet, die wie KBA auch in guten Zeiten nachhaltig gewirtschaftet und Rücklagen für schlechte Zeiten gebildet haben.
Druck bleibt bei KBA zentrales Geschäftsfeld
Die Ankündigung des Vorstandsvorsitzenden Helge Hansen, dass KBA den Einstieg in ein neues, zukunftsträchtiges Geschäftsfeld wie die Verpackungstechnik, Wasseraufbereitung oder thermische Solarenergietechnik plane, hatte für ein enormes Medienecho und für einige Irritationen gesorgt. Claus Bolza-Schünemann betonte gleichwohl, dass man vor den strukturellen Veränderungen in der Print- und Medienlandschaft nicht die Augen verschließen könne und der Aufbau einer zweiten Geschäftssäule für KBA wenige Jahre vor dem 200. Geburtstag durchaus Sinn mache. Der Nachfahre der Gründerfamilie in sechster Generation: Einen solchen Schritt werden wir aber mit dem bei KBA seit 192 Jahren üblichen finanziellen und unternehmerischen Augenmaß gehen. In der heute vorhersehbaren Zukunft bleibt innovative und leistungsstarke Technologie für den Druck in allen möglichen Facetten das zentrale Geschäftsfeld für KBA. Wir sind sehr optimistisch, uns weiterhin als einer der Top-Player auf dem Druckmarkt zu behaupten, sofern Politik und Behörden für faire Spielregeln im Wettbewerb sorgen.