Aus den Unternehmen
Digital aus dem Internet in die Druckmaschine
Montag 03. Juli 2000 - Die Wiener Offsetdruckerei Schreier & Braune GmbH (S&B) produziert seit Januar 2000 mit der Digital-Bogenoffsetmaschine 74 Karat.
Für Geschäftsführer Robert Dornetshuber (Foto links mit dem stellv. Aufsichtsratsvorsitzenden der Firma KBA, Dr. Hans-B. Bolza-Schünemann) und seine neun Mitarbeiter eröffnet sich damit eine Entwicklungsperspektive vom regional zum international operierenden Unternehmen. Zur drupa 2000 entschieden sich mit der Druckerei PPZ-Zimmer, Wien, Koller-Druck, Salzburg und Stummer Druck in Waidhofen an der Ybs (Niederösterreich) drei weitere Kunden für die Computer-to-Press-Anlage.
Die Entscheidungsgründe für die 74 Karat, einem Produkt der Joint-Venture-Partner KBA und Scitex, waren für Robert Dornetshuber vielfältig. Einerseits ist S&B schon immer spezialisiert auf relativ niedrigauflagige Produktionen, wobei die neu installierte Maschine wirtschaftlich eine weitaus günstigere Alternative zum konventionellen Bogenoffset bietet: Die Kunden kommen, weil die Auflagen jetzt bedarfsgerecht zumeist zwischen 50 und 3.000 Exemplaren – gedruckt werden können. Pro Stunde sind knapp zwei Aufträge in typischer Auflagenhöhe realisierbar. Die Druckunterlagen bekommt S&B zu 100 Prozent in digitaler Form, wobei Filme schon seit einigen Jahren nicht mehr angenommen werden.
Andererseits sind im Internet-Zeitalter Datentransfers über Netze nichts Außergewöhnliches mehr. Wie Dornetshuber erläuterte, gibt es lediglich Engpässe in der Übertragungskapazität des Internets und der ISDN-basierten Lösungen, deren Einwahlknoten nicht dicht genug vor der Haustür liegen. Deshalb entwickelt das Druckhaus, daß auch als Service Provider fungiert, in seiner Internet-Abteilung eine eigene Lösung, die bis zu 120 ISDN-Kanäle bündeln soll. Geplant ist spätestens im Herbst die Einbindung in einen nahen Netzknoten, der den Zugang zu allen europäischen Hauptstädten und darüber hinaus liegenden Standorten ermöglicht.
Bei der Wahl der 74 Karat Maschine waren für Dornetshuber die leistungsfähige Controller- und RIP-Lösung entscheidend. Weitere Kriterien waren unter anderem die Handhabung der Laser-bebilderbaren Platten in Vorratskassetten, die hohe Passgenauigkeit und die Flexibilität, sowohl beim einseitigen Druck als auch beim 4/4-farbigen Druck immer die volle Kapazität auszulasten. Auch wenn S&B schon zuvor eine digitale Scitex-Druckvorstufe betrieben hat, mußten einige Details an die Erfordernisse der neuen Maschine angepaßt werden, wie etwa das Proofen. Die Digitaldruckmaschine wird über ein und denselben Scitex Brisque-RIP angesteuert wie der farbverbindliche Proofer, ein Iris Realist 5015.
Die 74 Karat erlaubt keine entscheidenden farbkorrigierenden Möglichkeiten durch den Drucker, denn sie kalibriert sich automatisch auf die aktuellen Produktionsbedingungen. Für den Proof vor Ort genauso wie für externe Farbbilddaten-Lieferanten maßgeblich sind deshalb diese unmittelbaren Karat-Kalibrationseinstellungen. Zunächst drei bis vier Kunden will Dornetshuber diese Parameter zur Verfügung stellen, damit diese in ihren Räumen just in time farbverbindliche Proofs mit simulierter Karat-Farbwiedergabe ausdrucken können. Darüber hinaus wird zur Zeit eine weitere Fernproof-Möglichkeit eingerichtet: RenderView, ein Produkt von Scitex-Partner RTImage, die übers Internet den interaktiven Zugriff auf die gemachten Printserver-Native-Daten ermöglicht.