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ACCUBRAILLE GT weltweit im Einsatz
Samstag 28. September 2013 - Seit 2005 ist das Prägen von Medikamenteninformationen auf Pharma-Verpackungen in Form von Braille-Schrift in Europa obligatorisch. Seit der Verabschiedung des Gesetzes sind viele Verpackungshersteller von der zeitaufwändigen und kostspieligen Blindenschrift-Prägung im Stanzprozess auf rotative, in Faltschachtel-Klebemaschinen integrierte Systeme umgestiegen. Mit ACCUBRAILLE übernahm BOBST im Jahr 2007 hier eine Pionierrolle.
Das Inline-Braille-Prägesystem gibt Verpackungsherstellern die Möglichkeit an die Hand, Blindenschrift schneller, einfacher und konsistenter auf Medikamentenschachteln zu bringen. ACCUBRAILLE GT, die zweite Generation des Systems, ist leistungsfähiger und bietet zusätzliche Funktionen.
Wie das Vorgängermodell wird ACCUBRAILLE GT hinter dem Accufeed-Anleger in Faltschachtel-Klebemaschinen positioniert. Zwei Rotations-Prägewerkzeuge wirken auf die Kartons ein, die zwischen den Rotations-Prägewerkzeugen durchlaufen. Das obere Werkzeug (Patrize) wird auftragsspezifisch hergestellt, während das untere Werkzeug (Matrize) universal ist. Im Vergleich zur Braille-Prägung in Stanzmaschinen beträgt die Rüstzeit weniger als fünf Minuten. Das ACCUBRAILLE GT-Verfahren ist also extrem schnell einsatzbereit. Die Patrizen können wahlweise bei Werkzeugherstellern oder mit dem Braille Tooling Unit unmittelbar an Faltschachtel-Klebemaschinen hergestellt werden. Damit ist die Werkzeugherstellung sehr kostengünstig, und die Patrizen sind sofort verfügbar. Verpackungshersteller halten den gesamten Produktionsprozess in ihren Händen und sind nicht länger von den Fertigungszeiten ihrer Lieferanten abhängig.
Je nachdem verdoppelt das Rotationsprinzip des ACCUBRAILLE-Prozesses die Lebensdauer der Werkzeuge, was für Anwender weniger Abfall und noch geringere Werkzeugkosten bedeutet. Ein weiterer Vorteil: Im Gegensatz zur Braille-Prägung in Stanzmaschinen kann die Blindenschrift mit ACCUBRAILLE bis unmittelbar an die Kanten der Schachteln oder an Rillungen aufgebracht werden.
ACCUBRAILLE GT erweitert die Möglichkeiten dieses Prozesses und versetzt BOBST-Kunden in die Lage, bis zu acht Braille-Zeilen gleichzeitig zu prägen und sogar Text in Querrichtung aufzubringen. „Das gibt Schachtelherstellern eine enorme Flexibilität, da sie ihren Kunden eine Vielzahl unterschiedlicher Optionen anbieten und mehr Information unterbringen können“, erklärt Jacques Reymond den Vorteil, bei BOBST Head of Product Marketing Business Unit Sheet-fed. Zudem erreiche die neueste BOBST-Technologie nochmals höhere Produktionsgeschwindigkeiten. „Wir können die Gleichmäßigkeit der Braille-Punkte jetzt für Geschwindigkeiten bis 115.000 Schachteln pro Stunde garantieren. Selbst bei diesen hohen Geschwindigkeiten bietet das System eine Toleranz von maximal +/- 1 mm.“
Weltweit sind inzwischen 200 ACCUBRAILLE-Systeme von BOBST im Einsatz. Reymond: „Rückmeldungen unserer Kunden zufolge ist ACCUBRAILLE im Vergleich zu anderen Lösungen für die Blindenschriftprägung im Markt klar der Favorit.“
Früher wurde Braille-Schrift meist in Flachbettstanzen geprägt. Dieses Verfahren setzt nicht nur Know-how und Erfahrung der Maschinenführer voraus. Vielmehr ist es auch vergleichsweise zeitaufwändig, und es birgt potenziell Probleme. Etwa bei recycelten oder trockenen Kartons oder bei Kartons mit kritischen Oberflächen kann die Braille-Prägung durchdringen, während die gewählte Punktform (konisch oder gewölbt) je nachdem zu beschleunigter Abnutzung oder schlechter Prägequalität führt.
Wird Braille in Stanzmaschinen aufgebracht, ist pro Nutzen ein Prägewerkzeug erforderlich. Es liegt auf der Hand: Je mehr Nutzen auf Bogen untergebracht sind, desto höher sind die Werkzeugkosten. Zudem kann der hohe Stanzdruck schnell zur Abnutzung der Werkzeuge führen, was die Qualität der Braille-Punkte beeinträchtigt. Liegt Text zu nahe an Schnittkanten oder Rillungen, ist je nachdem sogar ein separater Durchlauf durch die Stanze erforderlich.
„Außerdem ist bei Wiederholungsaufträgen die Ausrichtung kritisch“, spricht Reymond ein weiteres Manko an. „Für die Maschinenführer wird es problematisch, wenn sich Prägewerkzeuge aufgrund der Umgebungsbedingungen ausdehnen oder schrumpfen. Während sich die Stanzplatten so anpassen lassen, dass die Rillungen und Schneidlinien ausreichend übereinstimmen und gute Stanzergebnisse ermöglichen, sind je nachdem bei der feinen Ausrichtung der Braille-Schrift Kompromisse unvermeidbar. In der Praxis wird das meist vermieden, indem die Braille-Werkzeuge für jeden Auftragsdurchlauf neu montiert werden. Das aber kostet zusätzliche Zeit.“
Wird Blindenschrift mit Stanzen aufgebracht, kann das zudem die Leistung der nachfolgenden Arbeitsschritte beeinträchtigen – insbesondere in den Faltschachtel-Klebemaschinen. In den Anlegern der Klebemaschinen neigen Schachteln mit Braille-Prägung zum Verhaken, was zu Maschinenstopps führen kann, die Zeit und Geld kosten.
So haben die Hersteller von Pharmaverpackungen mit ACCUBRAILLE eine Lösung an die Hand bekommen, mit der sie Blindenschrift bei zuverlässigerer Qualität schneller und einfacher als in Stanzmaschinen prägen und dabei ihre Werkzeuge obendrein günstig im eigenen Hause herstellen können.
ACCUBRAILLE war nicht die erste Lösung von BOBST für die Braille-Prägung. Bereits 1915 stellte Henri Bobst eine Rotationszylinder-Druckmaschine für das Blindeninstitut in Lausanne in der Schweiz her. Die Maschine war für Druckbögen konzipiert, die etwas länger waren als das heutige 3B-Format. Sie konnte pro Stunde 1.000 Blatt mit Blindenschrift prägen. „Die Verpackungsindustrie brauchte fast 100 Jahre, um daran anzuschließen. Mit ACCUBRAILLE GT ist die Blindenschriftprägung bei Hochgeschwindigkeit in hervorragender Qualität auf Schachteln möglich und zu einem ganz einfachen Vorgang geworden“, so Reymond.