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Zeitung & Versandraum

Dicke Beilagenpakete oder stark regionalisierte Tageszeitungen: Flexible EasySert passt für alle Anforderungen

Drei Ferag EasySert Einstecktrommeln mit FlyStream Zusammentragstrecken helfen VRM Druck künftig dabei, die großen Beilagenmengen – vor allem in den Anzeigenblättern – zu bewältigen.

Montag 02. November 2020 - Das spektakuläre Druckzentrum der Verlagsgruppe Rhein-Main in Rüsselsheim wurde vor genau einem Jahrzehnt in Betrieb genommen. Nun steigt VRM Druck im Versandraum auf die leistungsfähige Ferag-Technik um - obwohl die Tageszeitungsauflage seit 2010 um ein Drittel gesunken ist. Doch parallel dazu sind die Beilagenmengen deutlich gestiegen und in den Ferag EasySert Einstecktrommeln sieht VRM Druck nun die optimale Technik, diese Herausforderung zu bewältigen.

Das Druckzentrum in Rüsselsheim firmiert seit September 2017 unter VRM Druck und ist eine vollständige Tochter der VRM. Es wurde einst als Joint Venture zwischen der damaligen Verlagsgruppe Rhein Main (heute VRM) und dem damaligen Medienhaus Südhessen, heute Echo Medien und Tochter der VRM, erbaut. Seit 2010 wird der Großteil der VRM-Tageszeitungen – darunter die „Allgemeine Zeitung“ (Mainz), der „Wiesbadener Kurier“ und das „Darmstädter Echo“ – bei VRM Druck produziert. Auf vier Produktionslinien können bis zu 180.000 Zeitungsexemplare mit 48 Seiten pro Stunde produziert werden. Auch externe Auftraggeber setzen bei Printprodukten auf die Produktionstechnik der Druckerei in Rüsselsheim.

Bis zu 24 Beilagen in einem Durchgang
VRM Druck hat sich zu einer Ersatzinvestition entschieden, weil die 2010 in Betrieb genommene Versandraum-Technik „zunehmend reparaturanfällig“ ist und darüber hinaus nur maximal 14 Beilagen in einem Durchgang einstecken kann – und das reicht inzwischen oft nicht mehr aus.

Die existierenden fünf Einsteck- und Paketierlinien eines Mitbewerbers werden in den kommenden eineinhalb Jahren durch drei Ferag-Linien ersetzt – mit je 14, 20 und 24 Beilagen-Anlegern. Damit ist die kürzeste Linie künftig so lang wie heute die längste. Martin Kümmerling, Sprecher der Geschäftsführung bei VPM Druck, berichtet von einem klaren „Trend zu mehr Beilagen, dem wir genügen müssen“. Die Ferag-Linien sind zudem so gestaltet und platziert, dass man alle drei noch erweitern kann.

Martin Kümmerling: „Wir verarbeiten heute viel mehr Beilagen als vor zehn Jahren. Die Technik muss deshalb in der Lage sein, 800 bis 1.000 g Beilagen-Gewicht einzulegen und sicher bis zur ersten Umreifung zu transportieren, ohne dass das Paket auseinanderbricht.“ Und dies könnten die Ferag-Systeme.

Dass nur drei Ferag-Linien die bisherigen fünf Einstecklinien (von denen immer vier in Betrieb waren) ersetzen werden, hängt zum einen mit der gesunkenen Tageszeitungsauflage zusammen – aktuell werden in Rüsselsheim an Werktagen rund 210.000 und in der Nacht zum Samstag ca. 230.000 Exemplare verarbeitet. Zum anderen geht man davon aus, dass man mit der Ferag-Technik schneller sein wird.

Dennoch fiel die Entscheidung der VRM-Druck-Geschäftsleitung zu Gunsten der EasySert Einstecktrommeln in Kombination mit FlyStream Zusammentragstrecken. Die EasySert ist auf 30.000 Kollektionen pro Stunde ausgelegt und erreicht damit nicht das Geschwindigkeitsniveau der RSD- und MSD-Trommeln (36.000 bzw. 45.000 Ex./Std.). Doch bei VRM Druck eignet sie sich sowohl für die Nachtproduktion mit den Tageszeitungen als auch für die Tagschichten, während denen vor allem Anzeigenblätter verarbeitet werden.

Die EasySert passt
Martin Kümmerling: „EasySert/FlyStream ist ohnehin eine reine Offline-Konfiguration. Da sich unsere Nachtauflage in 17 Lokalausgaben aufsplittet, haben wir ziemlich kurze Druckslots zwischen denen wir Platten wechseln und Umfange anpassen müssen. Zwar sind unsere Druckmaschinen im Fortdruck schneller als der Versandraum, aber dort können wir die Versionen schneller umrüsten und so holen wir die Druckmaschine jeweils wieder ein – das haben alle Simulationen ergeben. Deshalb genügt uns die langsamste Ferag-Trommel, die natürlich auch kostengünstiger ist.“

Die EasySert, so Martin Kümmerling, sei aber vor allem so konstruiert, dass sie auch umfangreiche Beilagen-Pakete bewältigt. „Bei der Tageszeitung kommt es zwar auf die maximale Geschwindigkeit an“, so der VRM-Druck-Geschäftsführer, „aber die hat ja meist nicht mehr als vier Beilagen. Und damit bremse ich die Anlage nicht aus.“ Tagsüber jedoch muss VRM Druck in die Wochenblätter auch mal 24 Beilagen einstecken können – in kleinen Teilmengen bis runter zu 3.000 Exemplaren. Und dafür, so Kümmerling, sei die EasySert ja gebaut und deswegen habe sein Unternehmen sich dafür entschieden, „denn hiermit wird im Versandraum inzwischen die größte Wertschöpfung erzielt und dabei ist die EasySert aus unserer Sicht den anderen Trommeln überlegen“.

Im Druckzentrum von VRM werden aktuell über eine Million Druckexemplare solcher Wochenblätter und entsprechend hohe Beilagenmengen verarbeitet. Je mehr Beilagen in einem Durchgang eingesteckt werden, umso größer ist die Chance, dass eine schwierig zu verarbeitende Beilage den kompletten Prozess ausbremst. Und deshalb würde eine Einstecktrommel mit höherer mechanisch möglicher Geschwindigkeit keinen Nutzen haben.

VRM Druck verfügt an seinen vier Druckmaschinen-Segmenten über fünf Falzapparate, davon ist einer als Backup gedacht. Doch die verbleibenden sind entweder mit den drei geplanten Ferag-Versandraum-Linien verknüpft oder führen zu einer Wickelstation, etwa um Vorprodukte zwischenzuspeichern. In der Nachtproduktion setzt VRM Druck ohnehin nur noch drei Druckmaschinen ein.

Lange Inbetriebnahme-Phasen eingeplant
VRM Druck will den Umstieg auf Ferag auf eineinhalb Jahre strecken. Im November 2020 beginnt der Schweizer Hersteller damit, die ersten Teile zu liefern; der Projektabschluss ist für das 1. Quartal 2022 geplant. Eine der bisher fünf Linien wurde in Rüsselsheim bereits demontiert und an der vierten Linie werden vier Anleger abgebaut um ausreichend Platz zu gewinnen für die erste Ferag-Linie, die zunächst nur etwas verkürzt installiert wird. Anschließend werden etwa alle vier Monate die restlichen Linien getauscht.

„Unser Ziel ist es, immer vier Linien produktionsbereit zu halten; deshalb arbeiten wir mit Zwischenschritten und das zieht das Projekt in die Länge“, erklärt Martin Kümmerling. In den Zeitplan für die Inbetriebnahme fließen aber auch die Erfahrungen der Vergangenheit ein. Für jede Linie wird man sich extra viel Zeit nehmen im Blick auf die Bediener- und Wartungsschulung und hat dazu ein umfangreiches Schulungspaket gebucht. VRM Druck will mit festen Teams an der ersten Ferag-Linie beginnen, es wird also nicht das gesamte Versandraum-Personal gleich auf Ferag umgeschult. Auch die nächsten Linien erhalten dann feste Teams und die jeweilige Schulung, was zu einer „Mischproduktion“ der beiden Systeme über mehr als ein Jahr führt.

Das einzige Problem aus der Sicht von Druckhaus-Chef Kümmerling: Wickel des bestehenden Systems können bei Ferag nicht abgewickelt werden und umgekehrt natürlich auch nicht. „Wenn wir in der Lage sein wollen, auf beiden Techniken einzustecken, dann müssen wir am Kreuzleger die Hauptprodukte auf Paletten und per Hand anlegen – nur so könnten wir mit Masse jonglieren. Und das werden wir am Anfang vorsichtshalber auch tun.“

Zusätzlicher Kreuzleger
Die neue Ferag-Technik in Rüsselsheim ist mit einer Inline-Inkjetbeanschriftung direkt in der Kette ausgerüstet und wird jede Nacht für rund 3.000 Exemplare genützt. Zwei der neuen Ferag-Linien entsorgen auf je drei Kreuzleger, die längste Linie ist mit vier Kreuzlegern Ferag MultiStack ausgestattet, denn bei 24 Beilagen wird dann alle zwei Sekunden ein Paket gebildet: „Im Fall einer Störung am Kreuzleger oder in der folgenden Paketierung käme es zum Überlauf.“ Die Gesamtkonfiguration sieht aber vor, dass dieser vierte Kreuzleger auch direkt von der Kette aus den Falzapparaten versorgt werden kann, um zum Beispiel Vorprodukte auf Paletten abzusetzen.

Der absolut letzte Projektschritt wird dann die Inbetriebnahme von zwei Lagenpalettierern von Segbert sein, welche am Ende der beiden längsten Versandraumlinien stehen und ganze, komplett eingestretchte und damit stabil gepackte Paletten erzeugen. Denn eine nicht unwesentliche Teilmenge des VRM-Portfolios wird mit großen Lkw transportiert und erfordert eine entsprechende Ladungssicherung, die aktuell noch per halbmanueller Einstretchung erfolgt.

www.ferag.com
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