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Gutenberg Global Wettbewerb entschieden: Anerkennungen an Teilnehmer aus USA und Deutschland ausgesprochen

Mittwoch 12. April 2000 - Anfang des Jahres wurde der Internationale Wettbewerb ?Gutenberg Globalœ der Heidelberg Print Media Academy ausgeschrieben.

Angesprochen waren Teilnehmer aus Werbeagenturen und Hochschulen. Eine hochkarätig besetzte Fach-Jury hat Mitte März über die Preisvergabe aus über dreißig Einsendungen aus Deutschland, dem europäischen Ausland und Nordamerika entschieden. Einem Team aus USA sowie drei Teilnehmern aus Deutschland wurden Anerkennungen ausgesprochen. Sie werden als Ehrengäste zum Fachkongress typo[media] 2000 am 21. bis 23. Juni 2000 nach Mainz eingeladen.

Die Aufgabenstellung lautete: „Entwerfen Sie eine Werbekampagne für das 21. Jahrhundert, die zum Thema hat, die Persönlichkeit Gutenbergs und seinen Erfindergeist darzustellen!“ Erstmals richtete sich damit ein Gutenberg-Wettbewerb an Kreative aus der Werbeszene. Unterstützt wurde „Gutenberg Global“ von der Heidelberger Druckmaschinen AG, dem Gesamtverband Werbeagenturen GWA und der Fachzeitung HORIZONT. Eingereicht werden konnten Arbeiten und Entwürfe, die auch cross-medial, also für die Mediengattungen Print, TV und Internet, einzusetzen sind.

Den Teilnehmern wurde ein sorgsam erarbeitetes Gutenberg-Profil beigegeben. Darin heisst es unter anderem: Kaum eine andere Persönlichkeit der Geschichte ist so up-to-date wie Johannes Gutenberg. Als historische Gestalt ist er Teil unserer Geschichte und durch Modernität des Denkens zugleich Teil unseres Alltags. Über Generationen hinweg hat er den Zeitgeist geprägt. Was macht Gutenberg als Persönlichkeit aus:
1. Er hat die Welt verändert – und Licht in das Dunkel der Sprache und Worte gebracht
2. Er ist als Erfinder ein Pragmatiker par excellence
3. Er kombiniert elementare Wesensmerkmale: Kreativität, Vernetzung, Handwerk, Mut zur Innovation
4. Er ist ein Generalist, der viele Disziplinen beherrscht (und kein Fachidiot)
5. Er verleiht der Kraft des Schöpferischen eine solide technologische Basis
Zusammengefasst: Gutenberg beweist Mut zur Innovation, die auf handwerklichem Können beruht.

Aus den über 30 Einsendungen – darunter knapp ein Drittel von internationalen Agentur-Networks – wählte eine 10-köpfige Fachjury, bestehend vorwiegend aus Experten von Agenturen und Hochschulen, bei Ihrer Sitzung in Mainz Anfang März vier Arbeiten aus, denen eine Anerkennung ausgesprochen wurde.

Wertung im Detail: Medienvielfalt setzt sich durch

„Die Anforderungen an die Wettbewerbsteilnehmer waren sehr hoch. Es galt, Neuland zu betreten, um eine bedeutende Persönlichkeit in einer Kampagne darzustellen, wofür es in der Werbung kaum Beispiele gibt. Dennoch: Auf die Vergabe des Hauptpreises konnte sich die Jury nach intensiver Beratung nicht festlegen“, resümiert Dr. Otto Martin, Sprecher der Jury und Leiter des Druckladens des Gutenberg-Museums in Mainz.

Die ausgezeichneten Arbeiten belegen, dass man sich mit dem „historischen“ Gutenberg in sehr vielfältiger Weise auseinandersetzen kann. Die Einreichungen von Johannes Bröckers von CDC in Frankfurt am Main, Marc Detering, Bielefeld, Annette Jans, Mainz-Lörzweiler, und einem Team des renommierten Kunst-College „School of Visual Arts“, New York, stellen Gutenberg für vielfältige Zielgruppen in allen Mediengattungen dar: für weitgefasste gesellschaftliche Kreise ebenso wie für Typografie-Begeisterte oder Vertreter der Viva- und MTV-Generation, denen Gutenberg bislang nahezu unbekannt ist.

Die Jury honorierte mit den Auszeichnungen die umfassenden Ansätze der eingereichten Arbeiten, die für Printkampagnen, TV-Werbefilme und Internet-Auftritte ausgelegt waren. Was den Jurymitgliedern bei den Einreichungen durchweg fehlte, war, es dem Mut und dem Innovationswillen Gutenbergs gleichzutun und völliges Neuland zu betreten. „Anscheinend sind viele Nachwuchs-Kreative vor der großen historischen Bedeutung Gutenbergs allzu ehrfürchtig erstarrt, ohne sich ihm auf eine persönliche Weise nähern zu können,“ erläutert Martin. „Die Jury hätte begrüßt, nicht nur retrospektiv die Person und das Wirken Gutenbergs in der Vergangenheit darzustellen, sondern ihn zudem als Visionär und Vordenker des 21. Jahrhundert zu positionieren.“

Jury-Mitglieder

Martina Brand, Heidelberg
Rüdiger Goetz, Frankfurt
Juli Gudehus, Köln
Thomas Hesse, Heidelberg
Hans-Werner Klein, Frankfurt/M.
Prof. Gregor Krisztian, Darmstadt
Indra Kupferschmid, Weimar
Dr. Otto Martin, Mainz (Sprecher der Jury)
Marion Moormann, Heidelberg
Peter Post, Den Haag
Andreas Weber, Mainz

Die Jurysitzung fand am 10. März 2000 in den Räumen
der Internationalen Gutenberg-Gesesllschaft in Mainz statt.

Wettbewerb „Gutenberg Global“

Begründungen der Jury für das Aussprechen einer Anerkennung (in alphabetischer Reihenfolge)

Johannes Bröckers: Gutenberg Innovation Project (GIP)
Der Wettbewerbsarbeit liegt ein Leitgedanke zugrunde, der sie unter den Einsendungen insgesamt hervorhebt: Ein zukunftsweisendes Projekt ganz im Sinne des Erfinders zu konzipieren. Im Zentrum steht ein Aktionsprojekt, das über das Internet eine Community formt, die Gedanken und Aktivitäten entwickelt, um die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Denn: Wissen teilen bedeutet Wissen vermehren!
Die GIP-Website ist sorgsam durchdacht, konzipiert und strukturiert. Um sie bekannt zu machen wurde eine flankierende Printkampagne entworfen. Die Jury lobt den gelungenen Transfer vom Papiermedium zum Internet sowie den crossmedialen Kampagnenansatz. Die ansprechende Printkampagne schaffe Awareness für das Internet bei „Noch-Nicht-Internet-Nutzern“ und sporne „Offliner“ an, sich mit dem Thema Internet – und damit der Weiterführung des Gutenbergschen Gedankenguts auseinanderzsuetzen.
Dadurch spreche die Kampagne weite Zielgruppen an. Für eine erfolgreiche Umsetzung im Markt müsse aber das Herausstellen der Benefits deutlicher werden. Und die Klärung der Frage: Welchen Nutzwert hat GIP für den einzelnen?
Johannes Bückers ist Teamleiter von GIP, lebt und arbeitet in Frankfurt am Main. Er kommt ursprünglich aus dem Journalismus und hat bei CDC Communications + Design Consulting Erfahrungen als Texter und im Kreativbereich gesammelt.

Marc Detering: „Gutenberg 2000“
„Generalist, Querdenker, Erfinder, Typograf, Maschinenbauer, Kaufmann (und vieles mehr) … Ohne ihn wäre die Geschichtsschreibung lückenhaft“, heisst es in einem der beiden Werbespots der „Gutenberg 2000“ betitelten Wettbewerbsarbeit. „Seine wiederverwendbaren Einzellettern ermöglichen uns Bildung. – Die Neuen Medien fordern neue Verantwortung. Nutzen wir die Chance“, lautet die zweite Botschaft. Die beiden Spots (erstellt als QuickTime-Movies) werden unterstützt durch eine Website sowie eine Serie von 9 Plakaten.
Die Arbeit betont die Bedeutung Gutenbergs, gibt eine Fülle an Informationen und regt an, sich intensiv mit seiner Person und seinem Wirken auseinander zusetzen. Stilmittel der typografisch ausgerichteten Gestaltung sind durchgängig Buchstaben (als Schrift und Bleilettern), die in Anlehnung an ein Scrabble-Spiel durch die Zusammenstellung verschiedendster Begriffe in dem Namen Gutenberg aufgehen. Die ästhetische Qualität ist bei allen eingesetzten Medien durchgängig gut.
Die Wettbewerbsarbeit richtet sich in erster Linie an „Special Interest“-Zielgruppen, bei denen eine Affinität zu Gutenberg vorausgesetzt werden kann. Daher fehlen Sympathiewerte, die auch andere Zielgruppen emotional ansprechen, die beispielsweise durch die Nennung der Berufsbilder erreichbar wären.
Marc Detering aus Bielefeld ist als Gestalter Quereinsteiger, der zwei Jahre an der Musik- und Kunsthochschule seiner Heimatstadt studierte und sich im väterlichen Designbüro mit Corporate Design, Verpackung und Informationsdesign beschäftigt.

Annette Jans: „Was juckt mich der Johannes“
Die Wettbewerbsarbeit greift Elemente des lifestyle-gerechten „Szenemarketings“ auf. Plakative, grellbunte Anzeigenmotive, passende Postkarten, Internet-Banner und Gimmicks provozieren. Die Wahl von sehr charakteristischen Typen (Fußballfan, Lottospieler, „Techi“) erlaubt, ein Publikum anzusprechen, das sich sonst für Gutenberg gar nicht interessieren würde: Die MTV- und Viva-Generation wird ihrer Mentalität entsprechend adressiert. So ergebe sich der „Charme der niedrigen Eintrittsschwelle“.
Die Jury lobt die für die Zielgruppe gefundene Anmutung und den originellen Text, gibt aber auch zu bedenken, dass sich der Effekt der Kampagne rasch abnutzen könne, wenn sie nicht noch ausgebaut würde. Zudem seien die Wesensmerkmale Gutenbergs nicht transportiert. Bemerkenswert sei zudem die gute mediale Umsetzung, die Print-, Internet-Werbung und Direktmarketing durch Give-aways kombiniere.
Annette Jans ist in der Gutenberg-Stadt Mainz geboren und studierte dort Kommunikationsdesign. Sie ist in Frankfurt bei der Internetagentur Data Moda Digital Engineering tätig.

School of Visual Arts, New York: Invent Design Discover. Gutenberg global – The Door is open
Ein engagiertes Team der Meisterklasse des MFA-Design-Programs des New Yorker Kunst-College entschloss sich zu einem ambitionierten Projekt – und überzeugte durch die originelle Konzeption eines TV-Spots, der durch Skizzen in der Ausschreibungunterlage sowie als Film in Beta-Qualität eingereicht wurde. Der Film (Dauer knapp 1 Minute) zeigt in emotionalisierender und zugleich symbolhafter Weise, wie die Gutenbergsche Erfindung aus engen und dunklen Zonen in die Weite und ins Licht führt. Der Spot baut eine Spannung auf, die durch eine sich langsam steigernde Musikführung unterstützt wird.
Die Idee, durch das Einbringen von Skizzen zum Film in das Ausschreibungsbuch die Entstehung der Arbeit zu dokumentieren, ist einzig unter den Einsendungen – und wurde von der Jury besonders hevorgehoben. Die filmische Umsetzung wurde gewürdigt, zugleich aber in Anrechung gebracht, dass ein solches Vorhaben maximale Anforderungen an ein Team stellt, da neben dem Storyboard die professionelle Umsetzung nur mit Eigenmitteln und in kürzester Zeit bewerkstelligt werden musste (inklusive Postproduction). Profi-Schauspieler oder Musiker standen nicht zur Verfügung.

Die School of Visual Art ist das größte private Kunst-College Nordamerikas. Seit zwei Jahren gibt es unter der Leitung von Lita Talarico und Chairman Steven Heller das MFA-Design-Program als Meisterklasse, dem alle Team-Mitglieder angehören.

www.heidelberg.com
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