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Papiergroßhandel 1999: Starke Nachfrage nach Feinpapieren

Dienstag 18. April 2000 - Hohe Zellstoffpreise setzen Margen unter Druck

Die Nachfrage nach Papier und Pappe in Deutschland war 1999 ungebrochen. Die Feinpapiersparte im Bundesverband des Deutschen Papiergroßhandels verzeichnete für das vergangene Jahr einen neuen Absatzrekord: Knapp 3,1 Millionen Tonnen Papier hat der Papiergroßhandel an Druckereien und andere Unternehmen ausgeliefert. Dies bedeutet einen Zuwachs von knapp elf Prozent gegenüber dem Vorjahr (2,8 Mill. t.). Hinter diesem guten Mengenwachstum blieb allerdings der Umsatz stark zurück. Er stieg im Vergleich dazu nur um 4,8 Prozent auf 5,5 Milliarden DM. Den Grund sieht der Verband in den 1999 gesunkenen erzielbaren Preisen. Die Papierpreise fielen während der ersten Jahreshälfte sukzessive. Die Durchschnittserlöse lagen zum Jahresende unter denen, die zum Jahresbeginn 1999 möglich waren.

Trotz des positiven Wirtschaftsklimas beurteilt der deutsche Papiergroßhandel die Marktsituation als schwierig und unbefriedigend. Rainer Köster, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Papiergroßhandels: „Der Papiergroßhandel stand 1999 in einem besonders harten Wettbewerb. Der Anteil des Streckengeschäfts nahm weiter zu. Das Lagergeschäft, das eigentliche Stammgeschäft des Feinpapiergroßhandels, verlor weiterhin Anteile und liegt nur noch bei 40,9 Prozent. Damit liegt die Branche im europäischen Vergleich weit unter dem Durchschnitt von 55 Prozent.“ Gefördert wurde dieser Trend durch immer kurzfristigere Liefermöglichkeiten der Hersteller und deren Bereitschaft, auch kleine Losgrößen im Streckengeschäft abzuwickeln.

Positive Impulse aus der Werbung
Entscheidende Impulse erhielt der Papiermarkt 1999 von der werbetreibenden Wirtschaft. Die seit Jahren starke Nachfrage nach holzfrei gestrichenen Papieren setzte sich fort. Der Absatz holzfrei gestrichener Formatpapiere, die überwiegend für Direct-Mail, Flyers und Broschüren eingesetzt werden, stieg um 14 Prozent auf 865 000 Tonnen. Die Nachfrage nach holzfrei gestrichenen Rollen erhöhte sich lediglich um drei Prozent auf 225 000 Tonnen.

Eine gegenläufige Entwicklung sieht der Verband bei den holzhaltig gestrichenen Papieren. Während die Formatpapiere mit 159 000 Tonnen einen Absatzrückgang von sechs Prozent verzeichneten, legten die Rollenpapiere um 19 Prozent (1999: 280 000 Tonnen) zu. Auch hier kamen die Impulse vom gesteigerten Werbeaufkommen in Zeitschriften und Magazinen.

Büropapiere weiter im Aufwind
Der Büropapiermarkt konnte sich 1999 trotz Dokumenten-Management-Systemen und neuen digitalen Telekommunikationstechniken gut behaupten. Der Absatz von holzfrei ungestrichenen Papieren erhöhte sich in 1999 um zwölf Prozent auf 910 000 Tonnen. Getragen wurde diese Entwicklung, so Köster, von der sprunghaften Nachfrage nach DINA 4/DINA 3-Papieren. Mit 450 000 Tonnen (1999: +17 Prozent) machen sie mittlerweile etwa die Hälfte des Gesamtsortiments Holzfrei Natur des Papiergroßhandels aus. Köster: „Besonders der Bereich Kleinformatware ist vom extremen Wachstum des Streckengeschäftes und starken außereuropäischen Importen geprägt. Das Streckengeschäft nahm um 48 Prozent zu, das Lagergeschäft dagegen nur um zehn Prozent.“

Holzhaltige Naturpapiere und Recyclingware weniger gefragt
Weniger erfreulich verlief die Absatzentwicklung der holzhaltigen Naturpreise und Recyclingwaren für Bogen- und Rollendruck. Der Abwärtstrend der vergangenen Jahre setzte sich auch 1999 fort. Der Anteil am Gesamtsortiment reduzierte sich mit einem Absatz von 236 000 Tonnen um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der Selbstdurchschreibemarkt erlitt Einbußen. Der Anteil am Gesamtsortiment des deutschen Feinpapiergroßhandels liegt nur noch bei 3,4 Prozent. Auch in der Zukunft erwartet der Papiergroßhandel in diesem Sektor kein Wachstum.

Prognose 2000: Hohe Zellstoffpreise machen Preiserhöhungen unumgänglich
Für das laufende Jahr 2000 rechnen die Mitglieder im Bundesverband des Deutschen Papiergroßhandels mit einer generell steigenden Nachfrage und Papierpreissteigerungen. Immense Preiserhöhungen bei den Rohstoffen beeinflussen die Margen auf allen Stufen der Kette, d.h. Hersteller, Großhandel, Druck- und Verarbeitung, nachhaltig negativ. Ein Beispiel: Kostete Anfang 1999 eine Tonne Kurzfaserzellstoff noch 776 DM, so lag der Preis Anfang April 2000 bei 1 350 DM. Dies entspricht einer Preissteigerung von 75 Prozent. Schon jetzt haben die Zellstoffhersteller weitere Preissteigerungen angekündigt, dies wird sich auch auf die Papierpreise auswirken.

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