Aus den Unternehmen
Unternehmerforum: Die Zukunft hat bereits begonnen
Montag 25. April 2005 - Das hochkarätige Unternehmerforum des Bundesverbandes Druck und Medien (bvdm), das am 14. April 2005 im Wiesbadener Kurhaus stattfand, bot den geladenen Gästen einen exklusiven Blick in die Zukunft.
Was bedeuten Entwicklungen, die sich mit der Macht der Langsamkeit anschleichen? Sie bergen die Gefahr, nicht wahrgenommen zu werden. Notwendige Veränderungen werden verhindert. Der Verband stieß deshalb bewusst die Diskussion über die demografische Entwicklung und die Anforderungen, die sich daraus an die künftige Gesellschaft ergeben, an.
Deutlicher als die werbetreibende Wirtschaft es tut, können Entwicklungen nicht aufgezeigt werden. Dr. Frank Schirrmacher, Herausgeber der FAZ und Autor des Bestsellers Methusalemkomplott, verdeutlichte den Wandel unserer Gesellschaft anhand der Werbung in der auflagenstärksten Mitgliederzeitung der Republik. In
der ADAC-Motorwelt, in der vor einigen Jahren noch für „Porsche fahren auf dem Hockenheim Ring oder Bungee springen für Manager“ geworben wurde, stünden heute Anzeigen für Treppenlifte. Der schonungslose Blick in die Zukunft hat den heutigen Herstellern von Treppenliften geholfen zu überleben, einige von Ihnen waren vorher Spielzeugfabrikanten. Sicherlich ein Markt mit nachlassender Kundschaft. In Deutschland komme das Bewusstsein für die Veränderung nur zögerlich voran. Aber aus Amerika gibt es bereits eindeutige Signale: Dort stammen die meisten Neueinträge für Wörter aus den Bereichen Alter und Gesundheit. Diese Entwicklung werde sich nachhaltig auf die Medien, vor allem auch die Printmedien, auswirken.
Als absolut atypische Erfahrung bezeichnete Prof. Meinhard Miegel, Leiter des renommierten Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn, das kontinuierliche Wachstum, das wir in den letzten Jahrzehnten erfahren haben. Das Christentum, das jahrtausendelang unsere Kultur und Gesellschaft geprägt hat, sei nie eine Wachstumsreligion gewesen. Wann immer es in früheren Zeiten zu einem gewissen gesellschaftlichen Reichtum gekommen war, wurde dieser umverteilt. In nur 25 Jahren – von 1950 bis 1975 – gab es in Europa genauso viel Wachstum wie in tausend Jahren zuvor. „Stellen wir uns der nachexpansiven Phase“, so der Appell von Miegel an die Unternehmer im Wiesbadener Kurhaus. „Verabschieden wir uns von der Wachstumserfahrung der letzten Jahre und erkennen wir die neue Wirklichkeit an.“
Intelligentes Wirtschaften notwendig
Die Lage ist für Miegel nicht hoffnungslos. Viele finanzielle Probleme, die durch die demographische Entwicklung noch beschleunigt werden, wären durch ein intelligenteres Wirtschaften lösbar. Die westlichen Industrienationen geben 30 Prozent ihrer Wertschöpfung für Rüstung, Terrorbekämpfung, Abwehr von Plagiaten und zur Kompensation von Wohlstandsschäden wie Vandalismus und Zivilisationserkrankungen aus. Das Problem: eine alternde Gesellschaft ist eine bewahrende, nach Schutz und Sicherheit strebende Gesellschaft. Dadurch könnten Demokratie und Freiheit in Gefahr geraten.
Wir müssen uns also schon heute mental und wirtschaftlich auf einen tiefgreifenden Wandel unserer Gesellschaft vorbereiten. Nehmen wird künftig noch deutlicher ein Geben erfordern. Damit schloss sich der Kreis zum ersten Redner, dem Kapuzinermönch Bruder Paulus Terwitte. Dieser hatte eingangs unter viel Applaus an die moralische und ethische Verantwortung des Einzelnen für das Ganze appelliert. „Den Menschen treibt an, sich in der Gemeinschaft zu erfahren“, so Terwitte. Dabei dürften wir nicht ausgrenzen. Globalisierung sei die Chance, von der Begegnung mit anderen zu lernen.
Ein mutiges und zum Nachdenken anregendes Unternehmerforum, das bei den Teilnehmern viel Lob fand. Zum Schluss versprach Thomas Mayer, Hauptgeschäftsführer des bvdm seinen Gästen: „Wir werden uns auch künftig diesen gesellschaftlich wichtigen Entwicklungen zuwenden. Denn überall dort, wo die Politik ihre Aufgabe nur halbherzig wahrnimmt, gehört es zur Pflicht der Verbände, mahnend und fordernd Einfluss zu nehmen.“