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Drucksaal

Umweltorientierte Energieeffizienz im Druckhaus Dresden

Die beiden Rapida 105-Mittelformatmaschinen im neuen Drucksaal

Freitag 07. September 2007 - Viele sprechen heute von notwendiger CO2-Reduzierung, Nachhaltigkeit bei der Nutzung natürlicher Ressourcen oder Energieeinsparung. Auch für die Druckindustrie stellt sich immer drängender die Frage, was sie zum Klimaschutz beitragen kann. Das Druckhaus Dresden geht hier einen progressiven Weg.

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Seit Sommer 2006 setzt das Druckhaus Dresden ein zentrales Energie- und Prozessmanagement-System (EPMS) ein. Der Neubau einer 2.000 m² großen Produktions- und Lagerhalle mit einer neuen Achtfarben-Rapida 105 für den 4 über 4-Druck und einer weiteren Rapida 105 mit fünf Farbwerken, Lackturm, Auslageverlängerung und Hybrid-Veredelungspaket boten dafür günstige Voraussetzungen. Beide Maschinen sind inklusive zweier kleinerer Heidelberg-Anlagen in einem JDF-Workflow über KBA LogoTronic- und Rogler-Branchensoftware mit der Druckvorstufe und den kaufmännischen Bereichen vernetzt.

Herzstück der ausgeklügelten Druckperipherie ist das zentrale EPMS der Firma Quint für Feuchtwasser-Aufbereitung, Osmose, Reinigung, Temperierung, Rückkühlung, UV-Kühlung und Kaltluftdusche für die UV- bzw. Hybridveredelung und die Wärmeabfuhr als Gesamtanlagenkonzept (s. Kasten). Dazu kommt eine neuartige Binder-Luftbefeuchtung nach dem Verdunsterprinzip. Die vier installierten Verdunster arbeiten mit Leitungswasser – Osmosewasser ist nicht mehr erforderlich. Der Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten werden immens gesenkt.

Hauptgründe für dieses neuartige Konzept waren eine weitere Qualitätsverbesserung bei gleichzeitiger Energie-Ersparnis. Karl Nolle, Geschäftsführender Gesellschafter des Druckhauses, hält billige Standardgeräte für unwirtschaftlich. „Diese sind eigentlich viel teurer, denn sie haben über ihre Lebenszeit hinweg zu hohe Energie- und andere Verbrauchskosten, ohne die für eine standardisierte Produktion notwendige Stabilität im Druckprozess zu gewährleisten“, meint er.

Senkung des Energieverbrauchs

Mit der neuen EPMS-Technologie kann der Energieverbrauch der Druckperipherie um 50 % gesenkt werden. „Damit amortisieren sich die Investitionen bereits ohne Nutzung der Wärmeenergie zum Heizen innerhalb von sechs Jahren, bei Wärmerückgewinnung schon nach drei Jahren“, hat Karl Nolle errechnet. Gleichzeitig werden die Forderung des Kyoto-Protokolls zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes und die Voraussetzungen für Stabilität und Qualität im Druckprozess erfüllt. Das Druckhaus Dresden gehörte zu den ersten Druckereien in Sachsen und Thüringen, die nach PSO zertifiziert wurden.

Die Einführung des EPMS ist aber nur die erste von drei Ausbaustufen. In Kürze wird das Druckhaus auch die Prozess-Abwärme über Wärmepumpen zurückgewinnen. Damit kann in den Wintermonaten der Gaskessel der Zentralheizung während der Produktion im Dreischichtbetrieb fast abgestellt werden.

2008 soll mit der Umstellung der Heizungsanlagen auf Erdwärme, der Nutzung der Abwärme zum Abführen in den Grundwasserleiter als saisonaler Wärmespeicher und dem vollständigen Verzicht auf Außenluftkühler die dritte Stufe des nachhaltigen Energiespar-Konzeptes realisiert werden. Damit liefert das Druckhaus Dresden eine beeindruckende Bilanz. Bezogen auf 0,33 kg CO2 pro KW eingesparter elektrischer Leistung ergeben sich folgende Reduzierungen:
• 70 t CO2 pro Jahr für das EPMS als zentrales System,
• 5 t CO2 pro Jahr durch Luftbefeuchtung ohne Druckluft und Osmose,
• 60 t CO2 pro Jahr durch Wärmerückgewinnung und Erdwärme.
Die Gesamt-Reduktion beträgt im Endausbau ca. 135 t CO2 pro Jahr bei einer Senkung der Heizkosten auf nur noch 30 % im Vergleich zu konventionellen Lösungen.

Was bringt das EPMS?
• Bis zu 25 % weniger Chemieeinsatz
• Bis zu 30 % höherer Wirkungsgrad der Kühlung
• Bis zu 50 % Senkung der Betriebskosten
• Intelligentes Wärmeabfuhrsystem
• Bis zu 70 % Energieeinsparung
• Kälteleistung von 15 bis 100 % stufenlos regelbar
• Optimale Anpassung an die jeweiligen Druckprozesse
• Extrem sauberes und stabiles Feuchtwasser
• Höchste Temperaturstabilität
• Online-Messung aller Verbräuche
• Keine Gewässerbelastung
• Übererfüllung des Kyoto-Protokolls zur CO2-Reduzierung

Was bringt die Luftbefeuchtung nach dem Verdunster-Prinzip?
• Einsparung von 50 % der benötigten Wassermenge
• Energieverbrauch nur ein Drittel im Vergleich zu anderen Systemen
• CO2-Reduzierung ca. 5 t jährlich

www.kba.com
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