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Zeitung & Versandraum

Die Zeitung auf Knopfdruck – Fiktion oder Realität?

Anton Hamm, Leiter des Geschäftsfeldes Zeitung manroland Augsburg und Plauen, über das One Touch-Konzept.

Samstag 01. November 2008 - Nichts beschäftigt die Zeitungsindustrie derzeit so intensiv wie ihre eigene Zukunft und die ihrer Kunden: Wie können sich Verleger und Zeitungsdruckunternehmer in der cross- und multimedialen Welt heute und in Zukunft behaupten? Wie kann die Zeitung heute noch wirtschaftlicher produziert werden?

manroland begleitet die Zeitungsindustrie aktiv in ihrem gegenwärtigen Veränderungsprozess. Die Umsetzung der Ziele macht sich fest an der Steigerung der Produktwertigkeit und der Erhöhung der Produktionseffizienz. Die wesentliche Pflichtaufgabe ist nach wie vor, die Stückkosten – costs per copy – zu senken. Dazu hat manroland Meilensteine auf dem Weg zum automatisierten Druckprozess gesetzt – mit dem neuen Konzept One Touch und den dazu passenden Baureihen autoprint. Ein Gespräch zwischen den Leitern des Geschäftsfeldes Zeitung manroland Augsburg und Plauen, Anton Hamm und Georg Riescher:

Mit welchen Herausforderungen sieht sich die moderne Zeitung konfrontiert?
Riescher: Die gedruckte Zeitung ist weltweit gut positioniert. Dennoch sehen sich Verleger und Zeitungsdruckunternehmer hohen Anforderungen ausgesetzt: Bestehende Geschäftsmodelle wollen überdacht und relauncht, neue kreiert werden. Herkömmliche Denkmuster müssen aktualisiert und an neue Marktgegebenheiten angepasst werden. Die Zeitungsindustrie will dem Leser und Anzeigenkunden stets Neues bieten. Das Produkt Zeitung an sich will noch attraktiver und zielgruppenorientierter werden. Dies gilt für alle unmittel- und mittelbaren Bereiche der Zeitungsproduktion: für technische Innovationen, Vertriebsstrukturen und Verlagskonzepte, für die Zeitung als wichtiges Werbemedium und nicht zuletzt für die sich verändernde Kundenstruktur und die daraus resultierende Fokussierung auf neue Zielgruppen.

Das klingt auch nach hohen Anforderungen an die Zeitungsproduktion?
Hamm: So ist es. Darum brauchen wir neben der nötigen Flexibilität auch immer mehr Effizienz und damit Automatisierung im Zeitungsdruck. Und das alles noch bei ständig wachsenden Qualitätsanforderungen. Die moderne Zeitungsdruckerei sieht sich mit vielen unterschiedlichen Ansprüchen konfrontiert. Die Kosten pro Exemplar müssen stetig gesenkt werden. Auf Grund wachsender Anforderungen der Leser und Anzeigenkunden entwickeln sich Zeitungen heute mehr und mehr zu Vierfarbprodukten mit Veredelung bis hin zu magazinartigen Produkten, die oberhalb der normalen Coldset-Qualität angesiedelt sind. Die wachsende Regionalisierung und Zielgruppenorientierung verlangt nach kleineren Auflagen und demnach nach mehr und damit vor allem schnelleren Umrüstvorgängen.

Wie werden es die Druckhäuser in Zukunft schaffen, diesen Anforderungen auch im Sinne von Wirtschaftlichkeit und Effizienz gerecht zu werden?
Hamm: Genau an diesem Punkt setzt der One Touch-Gedanke von manroland an. Wir wollen unseren Kunden nicht nur die bestmögliche technische Ausstattung für höchste Qualitätsansprüche bieten, sondern zusätzlich auch zur Kostenreduzierung durch die technische Ausstattung unserer Anlagen beitragen. Deshalb ist es unsere Vision, in naher Zukunft eine vollautomatische Zeitungsproduktion auf Knopfdruck zu realisieren, eben One Touch. Wir haben unter dem Motto One Touch die neuen manroland-Baureihen autoprint entwickelt, die sich schon heute durch wesentliche Automatisierungsmodule auszeichnen.

Wie zum Beispiel?
Hamm: Bahnbrechende Entwicklungen auf dem Weg zum vollautomatischen Druckprozess sind zum Beispiel die vollautomatischen Systeme zum Plattenwechsel von manroland, APL (Automatic Plate Loading) und APL logistics (der automatischen Zulieferung der belichteten Platten bis in die Maschine). Schnelle Plattenwechsel werden immer wichtiger. Ein kompletter Wechsel in der Zeitungsmaschine dauert mit APL nur noch rund drei Minuten. Der Zeitaufwand reduziert sich wesentlich gegenüber dem manuellen Handling. Damit setzt manroland erstmals Industrieroboter bei der Druckproduktion ein: eine zukunftsweisende ebenso wie zukunftssichere Innovation.

Riescher: APL ist seit mehreren Monaten in der täglichen Produktionspraxis an einer COLORMAN im Einsatz. Panoramaplatten können ebenso gewechselt werden wie einzelne Platten oder alle Platten eines Zylinders auf einmal. APL wird in Zukunft auch für bestehende Maschinen nachrüstbar sein.

Hamm: Um den Wechselvorgang noch effektiver zu gestalten, haben unsere Ingenieure APL logistics entwickelt. APL logistics bedeutet einen integrierten Workflow in der Druckerei. Das System ermöglicht einen fast vollkommen mannlosen Plattenwechsel – mit APL logistics müssen nur noch die Plattenspeicher im schallgeschützten Raum vom Bediener manuell beladen werden. Das Einbringen in die Beladeposition erfolgt vollautomatisch via Schienentransportsystem. Außerdem wird der gesamte Prozess in printnet integriert. Das bedeutet ein modernes Datenhandling und Plattenlogistikmanagement ohne den heute üblichen manuellen Logistikaufwand zwischen Vorstufe und Maschine.

Riescher: Das soll in Zukunft nicht alles sein: Wir arbeiten weiter an innovativen Konzepten, wie das Robotersystem auch in anderen Bereichen der Produktion zur Vollautomatisierung des Druckprozesses genutzt werden kann. Die Ideen reichen von robotergesteuerten Reinigungskonzepten bis hin zu Wartungsrobotern – Innovationen, die eine neue Dimension im Zeitungsdruck bedeuten werden.

Aber es geht bei einer Produktion auf Knopfdruck ja nicht nur um die Um-rüstvorgänge. Bedarf es nicht auch automatisierter Module bei Auslaufstopp, Hochfahren und Fortdruck?
Hamm: Richtig. Ebenso wichtig sind die passenden Systeme zur Voreinstellung, Regelsysteme für Farb- und Schnittregister, Bahnspannungsregelungen und Farbdichte- und Feuchtmittelregelungen. Diese Features dienen dazu, die One Touch-Vision bereits heute in Teilen zu realisieren und den ersten Schritt zur vollautomatischen Produktion zu präsentieren – mit den neuen manroland-Baureihen autoprint.

Und welche Features genau hat autoprint?
Hamm: Bei der Voreinstellung sind wir mit unserem patentierten Quickstart-System bereits hervorragend aufgestellt. Wichtig sind heute vor allem die Funktionalitäten im Fortdruck. Die Erfahrungen im Bereich der Farb- und Feuchtmittelregelung zeigen, dass diese Voreinstellwerte teilweise über den gesamten Fortdruck von mehreren Stunden den Druckprozess stützen. Verfahrenstechnische Haupteinflüsse auf den Offsetdruck sind Temperatur, Staub und Emulsionsverhalten der Farbe. Durch unsere Erfahrungen sind wir heute in der Lage, den Nassoffsetdruck weiter zu automatisieren und zu optimieren.

Riescher: Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer wichtiger Features, die den Druckprozess stützen. Die bewährten manroland Closed-Loop-Systeme wirken unmittelbar in der Maschine und garantieren so eine automatisch gleich bleibende hohe Qualität über die gesamte Auflage. Nehmen wir zum Beispiel das von manroland entwickelte CutCon C System zur Schnittregisterregelung. Die neue Methode verringert Vorarbeiten und erhöht die Qualität.

Hamm: Oder aber die neue automatische Bahnspannungsregelung Inline Tension Control. Diese hält die Bahnspannung im kritischen Bahnführungsbereich zwischen Druckeinheit und Falzaufbau konstant. Dadurch werden Unterschiede im Spannungsverhalten innerhalb einer Papierrolle, von Papierrolle zu Papierrolle, aber auch zwischen den einzelnen Bahnen ausgeglichen, das Schnittregister optimiert, die Bahnrissgefahr reduziert und die Faltenneigung minimiert.

Und für die Zukunft?
Riescher: Seien wir mal ehrlich. manroland ist momentan der einzige Anbieter, der durch sein besonderes Konstruktionsprinzip mit dem APL-Roboter Raum für Zukunftsfantasien lässt. Vor ein paar Jahren konnte sich sicher noch niemand einen Roboter an einer Druckeinheit vorstellen – wir wollen diesen Technologievorsprung nutzen und weiter in den Ausbau der Roboter-Technologie investieren, was für die Zukunft natürlich viele Anwendungsbereiche offen lässt.

Hamm: Genau. APL und APL logistics zeigen schon die Ansätze unserer umfassenden Zukunftsvision. Die Rahmenbedingungen für unser autoprint-Konzept haben wir bereits abgesteckt und die One Touch-Vision sichtbar gemacht. Nun suchen wir weiter nach den passenden Lösungen, um die Vision in naher Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen und den Zeitungsdruck vollständig zu automatisieren.

www.manroland.com
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