Aus den Unternehmen
Heidelberg: Betriebsergebnis bei minus 85 Millionen Euro
Freitag 07. November 2008 - Die Heidelberger Druckmaschinen AG (Heidelberg) hat im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2008/2009 (1. April 2008 bis 30. September 2008) aufgrund der Branchenmesse drupa im Mai dieses Jahres einen Auftragseingang auf Vorjahresniveau erreicht. Allein im zweiten Quartal (Juli bis September 2008) gingen die Bestelleingänge wegen der anhaltenden Finanzkrise und der daraus resultierenden weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheiten um rund 23 Prozent deutlich zurück. So lag der Auftragseingang der Heidelberg Gruppe im Berichtszeitraum bei 1,872 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,866 Milliarden Euro), im zweiten Quartal allein bei 721 Millionen Euro (Vorjahr: 932 Millionen Euro). Der Umsatz der Heidelberg Gruppe in den ersten zwei Quartalen betrug 1,461 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,639 Milliarden Euro). Im zweiten Quartal erzielte Heidelberg Umsätze in Höhe von 804 Millionen Euro (Vorjahr: 897 Millionen) und lag damit unter den Erwartungen der Gesellschaft. Der Auftragsbestand erreichte zum Ende des zweiten Quartals einen Wert von 1,206 Milliarden Euro (Vorquartal zum 30. Juni 2008: 1,298 Milliarden Euro).
Das betriebliche Ergebnis der Heidelberg Gruppe fiel im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2008/2009 mit minus 50 Millionen Euro deutlich negativ aus (Vorjahr: 70 Millionen Euro). Darin enthalten sind Sondereinflüsse in Höhe von 40 Millionen Euro, diese beinhalten den Rückstellungsbedarf für die tarifliche Altersteilzeit in Höhe von rund 22 Millionen Euro sowie Aufwendungen für das Maßnahmenpaket zur Kostensenkung. Bereinigt um die Sondereinflüsse betrug das betriebliche Ergebnis im zweiten Quartal minus zehn Millionen Euro. Belastend wirkten sich im zweiten Quartal der rückläufige Umsatz und die damit fehlenden Deckungsbeiträge, der Serienanlauf neuer Produkte, erhöhte Rohstoffpreise sowie die restlichen drupa Kosten aus. Kumuliert lag das betriebliche Ergebnis nach zwei Quartalen bei minus 85 Millionen Euro (Vorjahr: 96 Millionen Euro). Das Ergebnis nach Steuern betrug im ersten Halbjahr minus 95 Millionen Euro (Vorjahr: 44 Millionen Euro).
„Wir passen unsere Strukturen und Kosten noch stärker und schneller an die eingetrübten Wirtschaftsprognosen und die zurückhaltende Investitionsneigung in der Branche an“, sagte Bernhard Schreier, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. „An unserem strategischen Ansatz und dem umfassenden Produkt- und Dienstleistungsangebot halten wir fest. Trotz reduzierter Budgets werden wir unsere führende Marktposition weiter behaupten. Bis zu einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage gilt es, die Ertragssituation durch unsere eingeleiteten Maßnahmen zu stabilisieren.“
Der Free Cashflow erreichte nach dem ersten Halbjahr einen Wert von minus 273 Millionen Euro (Vorjahr: minus 43 Millionen Euro), auf das zweite Quartal entfielen dabei minus 62 Millionen Euro.
Zum 30. September 2008 betrug die Mitarbeiterzahl der Heidelberg Gruppe 19.865 Personen (Stand zum 31. März 2008: 19.596). Bereinigt um die Anzahl der Auszubildenden sowie die Mitarbeiter der neu im Berichtsjahr konsolidierten Gesellschaften Heidelberg Graphic Equipment Ltd. in Shanghai und Hi-Tech Coatings verringerte sich die Mitarbeiterzahl im ersten Halbjahr um 129 Personen.
Geschäftsergebnisse in den Sparten Press und Postpress
In der Sparte Press (Offsetdruck) lag der Umsatz in den ersten sechs Monaten bei 1,268 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,424 Milliarden Euro). Der Auftragseingang betrug im Berichtszeitraum 1,654 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,632 Milliarden Euro). Das betriebliche Ergebnis im ersten Halbjahr belief sich auf minus 78 Millionen Euro (Vorjahr: 81 Millionen Euro).
In der Sparte Postpress (Weiterverarbeitung) reduzierte sich der Halbjahresumsatz auf 180 Millionen Euro (Vorjahr: 199 Millionen Euro). Beim Auftragseingang wurden 205 Millionen Euro erzielt (Vorjahr: 218 Millionen Euro). Vor allem aufgrund des rückläufigen Umsatzes verschlechterte sich das betriebliche Ergebnis im Berichtszeitraum im Vergleich zum Vorjahr auf minus 18 Millionen Euro (Vorjahr: minus vier Millionen Euro).
Nach dem hohen Bestellvolumen auf der Fachmesse drupa gingen die Auftragseingänge im zweiten Quartal in den Regionen EMEA, North America und Asia/Pacific erwartungsgemäß zurück. In der Region Eastern Europe entwickelten sich die Bestellungen stabil. Steigern konnten sich die Auftragseingänge der Region Latin America. Vor allem durch die Bestelleingänge im Markt Brasilien lag die Region im Einzelquartal um 26 Prozent über dem Vorjahreswert. Der Halbjahreswert konnte mit 18 Prozent ebenfalls deutlich verbessert werden. Bei den Umsätzen lagen alle Regionen im ersten Halbjahr unter Vorjahresniveau.
Schwierige Geschäftslage erwartet – Kostensenkungsprogramm ausgeweitet
Heidelberg erwartet für das laufende Geschäftsjahr (1. April 2008 bis 31. März 2009) im Vergleich zum Vorjahr erhebliche Umsatzrückgänge, ein hierdurch bedingt deutlich schlechteres Betriebsergebnis (EBIT) sowie ein durch die Finanzmarktkrise und momentane Zinsentwicklung ebenfalls verschlechtertes Finanzergebnis. In Summe, einschließlich Restrukturierungsaufwand, wird dies im laufenden Geschäftsjahr zu einem deutlichen Jahresfehlbetrag führen.
Aufgrund der Unvorhersehbarkeiten der gegenwärtigen Finanzmarktkrise und ihrer Auswirkung auf die Investitionsentscheidungen seiner Kunden wird Heidelberg entgegen früheren Ankündigungen keine quantifizierte Prognose für das laufende Geschäftsjahr abgeben. Für das noch schwerer abzuschätzende folgende Geschäftsjahr 2009/2010 geht der Vorstand der Gesellschaft unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklung zunächst jedenfalls nicht von einer Verbesserung aus.
Infolge des verstärkten Umsatz- und Ertragsrückgangs erweitert Heidelberg sein bereits bestehendes Maßnahmenpaket zur Kostensenkung um weitere Maßnahmen auf rund 200 Millionen Euro und beschleunigt deren Umsetzung. Statt der bislang angekündigten Kostensenkungen in Höhe von 75 Millionen Euro entfallen damit insgesamt 150 bis 180 Millionen Euro des Gesamtpakets schon auf das kommende Geschäftsjahr 2009/2010. Weitere Maßnahmen im Folgejahr 2010/2011 führen zu den Gesamteinsparungen von rund 200 Millionen Euro.
Mit diesem zusätzlichen Restrukturierungsbedarf werden sich die Gesamtkosten des nun ausgeweiteten Maßnahmenprogramms auf 130 bis 150 Millionen Euro erhöhen. In den Restrukturierungsbedarf eingerechnet sind auch die Rückstellungen aus dem jüngst für die Metallindustrie abgeschlossenen Tarifvertrag zur Altersteilzeit. Die Restrukturierungskosten werden voraussichtlich zum überwiegenden Teil bereits im Geschäftsjahr 2008/2009 anfallen.