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Workflow

KBA-Complete auf dem XXXI. Druckforum in Stuttgart

Ralf Sammeck, KBA-Vertriebsvorstand für Bogenoffsetmaschinen, erläuterte zu Beginn des Veranstaltungsabends die Chancen von Web2Print zur Kundenbindung und der Optimierung betrieblicher Abläufe im Druckbetrieb

Dienstag 03. Februar 2009 - Am 30. Januar präsentierte KBA-Complete, das gemeinsame Beratungsunternehmen von KBA und Hiflex, beim XXXI. druckforum in Stuttgart unter der Überschrift „Web2Print – Geschäftsmodelle und Lösungen in der Praxis“ Möglichkeiten, die Prozesse zwischen Drucksacheneinkäufer und Druckbetrieb durch die Nutzung digitaler Netzwerke effizienter zu gestalten.

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Ralf Sammeck, KBA-Vertriebsvorstand für Bogenoffsetmaschinen, begrüßte die Druckfachleute im Haus der Wirtschaft und moderierte den Abend. Intention bei der Gründung von KBA Complete vor fast einem Jahr sei gewesen, den Druckbetrieben kompetente Hilfe bei der Optimierung ihrer betrieblichen Abläufe anzubieten. Letztlich gehe es darum, die Wertschöpfung zu steigern und möglichst messbare Wettbewerbsvorteile im harten Druckgeschäft zu generieren. Auch wenn rein lokal ausgerichtete Druckbetriebe Web2Print zuweilen als Bedrohung ablehnten, lägen darin Chancen, potenzielle Druckkunden durch eine vereinfachte Auftragsvergabe an sich zu binden und gleichzeitig die betriebliche Abläufe im Druckbetrieb zu optimieren und zu standardisieren.

Höhere Produktivität im Druckunternehmen
Lode Vlayen, Geschäftsführer von KBA Complete, zeigte auf, dass der reine Druck an der gesamten Prozesszeit für einen typischen Akzidenzauftrag nur einen Anteil von etwa 25 Prozent hat. Daraus resultiert, dass alle Prozesse um den Druck herum soweit wie möglich automatisiert werden müssen, um eine höhere Produktivität, eine wirksame Kostensenkung und ein besseres Ergebnis zu erreichen. Dies gehe nur unter Einbeziehung der Kunden und Lieferanten. Web2Print sei nur ein Werkzeug, bietet aber das Potenzial für künftige Geschäftserfolge und einen höheren Durchsatz in Verbindung mit einer höheren Produktivität der eingesetzten Maschinen.

Das Kaufverhalten der Einkäufer von Drucksachen befindet sich im Wandel. Ähnlich wie bei CDs und Büchern, wo namhafte Anbieter im Web von Jahr zu Jahr mehr Umsatz generieren, werden in der Druckindustrie immer mehr Standarddrucksachen online bestellt. Für Druckereien, die diese Entwicklung ignorieren, ergeben sich rückläufige Bestellungen und ein noch größerer Preisdruck. Dagegen können in diesem Marktsegment engagierte Unternehmen von standardisierten Prozessen und gesenkten Verwaltungskosten profitieren. Einen Teil der bisherigen administrativen Arbeiten wie Preisfindung, Kommunikation und Datenhandling übernimmt der Auftraggeber während des Bestellvorganges über das Web-Interface.

Neben der Optimierung externer und interner Abläufe bieten die aus der Partnerschaft von KBA und Hiflex entstandenen Web2Print-Lösungen noch einigen Zusatznutzen. Dazu gehören beispielsweise bei entsprechend ausgerüsteten Maschinen die Bereitstellung von Qualitätssicherungsprotokollen, Statusinformationen über den gesamten Produktionsprozess und die Möglichkeit der Integration von Druckmaschinensteuerung und Management Information System (MIS). Web2Print ist eine Entwicklung, die sich nicht mehr aufhalten lassen wird. Das ursprünglich auf den Digitaldruck ausgerichtete Geschäftsmodell ist heute in allen möglichen Varianten in Druckbetrieben unterschiedlichster Größe zu finden.

Mittel zur Kostenersparnis und Kundenbindung
Wolfram Zehnle, Leiter des KBA-Kundenzentrums in Radebeul, erläuterte Eckpunkte eines Web2Print-Ansatzes im B2B-Bereich. Er nannte alle Schritte, die von Seiten des Kunden für die Auslösung eines Bestellvorganges anhand vorgegebener Templates erforderlich sind bis hin zur Erzeugung und Bereitstellung der Druckdokumente. Danach beschrieb er die Aufgaben des Dienstleisters: Verwalten der Templates, Erzeugung und Prüfung der Druckdaten, Generieren der Jobtickets, Integration in den Produktionsworkflow und Verwaltung des Auftrages. Neben der Zeit- und Kostenersparnis für Dienstleister und Endkunden sieht Zehnle weitere Vorteile von Web2Print-Lösungen in der garantierten Einhaltung vorgegebener Corporate Designs, was besonders für große Unternehmen bedeutsam ist, und der intensiven Kundenbindung. Denn meist ist bei solchen Projekten der Sicherheitsgedanke hoch angesiedelt, weshalb oft Jahresverträge abgeschlossen werden. Web2Print eignet sich vor allem für die Produktion bedarfsgerechter Marketing- und Werbedruckerzeugnisse, für Geschäftsausstattungen und -berichte, Tagungsunterlagen und als Systemlösung für den direkten Endkunden. Diese gehen meist von der Printproduktion über Werbemittel bis hin zu Logistik und Lagerhaltung. Beispiele sind Fanshop-Abwicklungen oder Verlagsartikel für Sammler z. B. von Briefmarken oder Münzen.

Print-Kunden erwarten mehr und mehr, dass die Möglichkeiten des Internets in die Druckproduktion einbezogen werden. Wolfram Zehnle sieht darin Chancen, mit zusätzlichen Leistungen Umsätze zu generieren und die eigene Kompetenz zu erweitern. Web2Print schafft langfristig Kosteneinsparungen. Denn wenn alles implementiert ist, läuft das System fast von alleine. Durch automatisierte und standardisierte Prozesse erreicht man eine hohe Prozesssicherheit und geringe Fehlerquoten.

Erschließen neuer Geschäftspotenziale
Mit Web2Print-Technologien lassen sich ganz neue Geschäftspotenziale erschließen. Webshops sind für jede Druckerei nutzbar, die in das rasant boomende Online-Geschäft einsteigen will. Stefan Reichhart, Geschäftsführer von Hiflex, präsentierte in einer Live-Demo die Möglichkeiten, die von KBA und Hiflex gemeinsamen Kunden angebotenen offenen und geschlossenen Webshop-Systeme den Druckereien bieten.

Der offene Webshop ermöglicht Neukunden ohne Registrierung eine einfache Produktkonfiguration. Der „digitale Laufkunde“ kann somit ohne Identifizierung und Anmeldung das System nutzen. Ein Druckprodukt lässt sich dabei aus mehreren Einzelkomponenten (Anzahl der Seiten, Farbigkeit, Papier, Weiterverarbeitung, Veredelung) blitzschnell zusammenstellen. Noch während der Konfiguration werden unmögliche Kombinationen über Plausibilitätsprüfungen ausgeschlossen oder zwingende Verarbeitungsschritte hinzugenommen. Die Produkte können auch auf mehreren Produktteilen, wie beispielsweise Umschlag und Inhalt, beruhen. Das führt zu vielen Kombinationsmöglichkeiten. Die Besonderheit daran: nur wenige Artikel werden im Hintergrund benötigt, denn aus nur 20 Einzelkomponenten ergeben sich schon über 1.000 Kombinationen eines Produkts. Änderungen in den Artikeln (z. B. neuer Preis für eine bestimmte Papiersorte) lassen sich so auf einfache Weise vornehmen und gelten dann für alle abhängigen Produkte.

Die Preisrückmeldung (Marktpreis) erfolgt unmittelbar und gestaffelt nach Auflagen. Der Interessent kann sich ein PDF-Angebot inklusive Fact-Sheet öffnen und erhält direkte Auskunft, bis wann Druckdaten geliefert werden müssen und wann die Ware versendet wird. Die Versandart kann in Abhängigkeit vom ermittelten Gewicht selbst bestimmt werden. Nach der Kundenregistrierung können verschiedene Abrechnungsmethoden, unter anderem auch Kreditkartenzahlung, ausgewählt werden. Die Rechnung erhält der Kunde automatisiert als PDF per E-Mail.

Geschlossene Webshop-Lösungen hingegen gewähren den Kunden und/oder Lieferanten über die Eingabe von Login-Daten Zugang zu individuell konfigurierten Internet-Bereichen der Druckerei. Mögliche Prozesse im geschützten Bereich umfassen bspw. Bestellung von kundenspezifischen Standard-Produkten, Auftragsverfolgung, Lagerabruf, CI-konforme Personalisierung, Datenübertragung mit Zuordnung zum Auftrag sowie Freigabe.

Sowohl der offene als auch der geschlossene Webshop bieten im nächsten Schritt die Möglichkeit, Druckdaten zum Druckdienstleister hochzuladen. Diese werden direkt überprüft (Preflight) und der Kunde erhält unverzüglich Rückmeldung darüber, ob die Daten ohne Probleme weiterverarbeitet werden können. Das Web2Print-System kann auch den Freigabeprozess digital (Online-Proof) abwickeln.

Eine Mischung aus offenem und geschlossenem Webshop ermöglicht es zum Beispiel registrierten Kunden, über einen Produktkonfigurator eine Drucksache zu definieren, in Auftrag zu geben und gleichzeitig Standard-Produkte mit kundenspezifischen Angaben zu bestellen.

Großes Interesse bei Stammkunden
Der KBA-Anwender Walter Grieger Offsetdruckerei nutzt bereits seit mehreren Jahren eine eBusiness-Lösung von Hiflex. Geschäftsführer Wilhelm Drießen setzt dabei vor allem auf den Mehrwert, den er seinen Kunden durch eBusiness anbietet. Dieser liegt in der Kostenersparnis, die durch eine realisierte Prozesskette nach bestimmten Aktionen resultierende Aktivitäten automatisiert. Kunden von Grieger können beispielsweise Visitenkarten oder andere Geschäftsdrucksachen mit Stahlstichprägung und/oder digitalem Eindruck ordern. Durch einen Link gelangt man auf den Server der Druckerei und kann sich nach Authorisierungsvorgaben auf der Bestellseite einloggen. Hier erhält der Kunde eine Übersicht der für sein Unternehmen bestellbaren Produkte: Visitenkarten, Urkunden, Briefbögen oder ähnliches mehr. Aus den vorgegebenen Mustern kann der Kunde auswählen und in einem Eingabefeld seine individuellen Texte eingeben. Danach hat der Besteller die Möglichkeit, die Angaben zu überprüfen, gegebenenfalls zu korrigieren und die gewünschte Menge zu bestellen. Damit ist der eigentliche Bestellvorgang abgeschlossen, es wird ein druckfertiges PDF generiert und die Drucksache kann produziert werden. Natürlich hat Grieger auf Kundenwunsch für den Freigabeprozess weitere Kontrollmechanismen und Korrekturschleifen eingebaut, denn das auf Basis der Software Hiflex-eBusiness laufende System ermöglicht schier unendliche Varianten, dem Einkauf das Handling insbesondere von Standarddrucksachen erheblich zu erleichtern.

Schließlich geht das Highlight des eBusiness-Modells bei Grieger noch einen Schritt weiter. Für den Kunden TerraTec werden nicht nur alle Drucksachen hergestellt, auch die Konfektionierung und Logistik der Produkte übernimmt Grieger und bietet seinem Kunden damit ein umfassendes Fulfillment. Dies reicht vom Druck sämtlicher benötigten Druckartikel über Logistik und Lagerhaltung bis hin zur Konfektionierung des Gesamtprodukts. Alle Prozesse im kaufmännischen und logistischen System werden dabei über die Web-Anwendung initiiert und laufen vollständig automatisiert ab. TerraTec hat zum einen den exakten Überblick über den Lagerbestand und die entsprechenden Bestandsveränderungen im Grieger-Lager in Viersen/Dülken und zum anderen über die Funktion des Job-Tracking jederzeit Einblick in den Status eines Auftrags, der im System anlegt, bestätigt und auslöst wird. Dabei ist der Produktmanager bei TerraTec verantwortlich für die Erstellung einer sogenannten Stückliste und den Einkauf aller darauf aufgeführten „Hardware-Teile“ (z. B. das eigentliche Produkt samt Kabel und Anschlüssen). Sämtliche auf der Stückliste aufgeführten Druck- und Verpackungsprodukte (z. B. Verpackung, Bedienungs- oder Aufbauanleitungen, Garantiekarten, Handbücher, Inlets) werden nach Auftragseingang von der Firma Grieger gedruckt (bzw. zugekauft) und zur Verfügung gestellt.

„Bei unseren eBusiness-Modellen steht der Mehrwert für den Kunden im Vordergrund, es geht um die ganzheitliche Integration der Geschäftsprozesse“, fasst Wilhelm Drießen zusammen.

Geschäftskonzepte für offene Systeme
Im Anschluss erläuterten Lode Vlayen und Stefan Reichhart die Funktionsweise offener Web2Print-Systeme an konkreten Beispielen. So zielt PRINTello auf Endanwender, die online ihr Produkt konfigurieren können. Nach eindeutiger Definition des gewünschten Druckproduktes durch Papier, Seitenzahl, Format, Verarbeitung, Auflagenhöhe usw. wird ein eindeutiger Preis definiert. Nach der finanziellen Abwicklung, die per Lastschrift oder Kreditkarte erfolgen kann, lädt der Auftraggeber die druckfähige PDF oder offene Daten hoch. Per Preflight-Check erfolgt die Rückmeldung, ob die Daten für den Druck korrekt sind bzw. welche Änderungen noch vorgenommen werden sollten. Nach dem o.k. und der Auftragsbestätigung beginnen die automatische Einsteuerung des Auftrages in das MIS der Druckerei und die Produktion.

Printplaza ist dagegen eine Plattform, in der vier Druckunternehmen aus Deutschland und eines aus Belgien kooperieren. Durch die unterschiedliche Ausrichtung der einzelnen Betriebe, z. B. Druckhaus Berlin Mitte oder Mediengruppe Universal aus München (beide mit KBA-Bogenoffsettechnik) ist ein weitaus größeres Produktportfolio herstellbar und über ein Web2Print Portal zu vermarkten. In Abhängigkeit vom Produkt wird ein Auftrag automatisch der Druckerei übergeben, die für diesen Auftrag am besten ausgerüstet ist. Daneben spielt der regionale Bezug bei der Auftragsvergabe eine Rolle. Der Mehrwert einer solchen Lösung nach außen besteht darin, dass unter einer Adresse eine weitaus höhere Produktvielfalt bestellbar ist. Die beteiligten Druckereien können ein größeres Produktportfolio anbieten und zusätzliche Kundengruppen gewinnen.

www.kba.com
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