Aus den Unternehmen
60. Ordentliche Mitgliederversammlung des vdmb und gemeinsame Jahrestagung des vdmb mit dem vdm in Ulm
Donnerstag 21. Mai 2009 - Rund 225 Teilnehmer waren nach Ulm gekom-men, um sich über die wirtschaftliche Entwicklung der Branche zu informieren und sich an der satzungsgemäßen Mitgliederversammlung zu beteiligen. Der Vorsitzende des vdmb, Reiner Niebauer, eröffnete die Ordentliche Mitgliederversammlung mit seinem Bericht zur derzeitigen Situation in der Druckindustrie.
Die Rahmenbedingungen ziehen derzeit die Druckbranche wie auch die gesamte reale Wirtschaft weltweit in Mitleidenschaft. Um die Schärfe des konjunkturellen Absturzes zu verdeutli-chen, verwies Niebauer auf das Jahr 1974, das, mit einem Rückgang um 0,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes, das bisher schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Bundes-republik lieferte. Zum Vergleich: Heute spricht man von 6 Prozent Rückgang, so Niebauer.
Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage und der Ge-schäftserwartungen in der deutschen Druckindustrie war in den vergangenen sechs Monaten geradezu abgestürzt. Nun hat sich im April die Einschätzung der Geschäftslage erst-mals wieder gegenüber dem Vormonat erholt und liegt jetzt bei minus 38 Prozent. Eine Trendwende ist das jedoch noch lange nicht. Die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate sind lediglich um einen Prozentpunkt gestiegen und damit, seit 1991 der Geschäftsklimaindex für die Druckindustrie erhoben wird, so schlecht wie nie zuvor. Niebauer rechnet für 2009 mit einem deutlichen Umsatzrückgang, wie hoch dieser ausfallen wird, sei zu diesem Zeitpunkt noch nicht prognostizierbar. Die Organisation der Werbetreibenden (OWM) ermittelte, dass 27 Prozent der Mitglieder ihre Werbeausgaben 2009 zwischen sechs und zehn Prozent reduzieren wollen.
Auftragseinbrüche von mehr als 35 Prozent in der Industrie werden aller Voraussicht nach sehr heftig auf die Werbeinvestitionen und damit auf das Auftragsvolumen der Druckindustrie durchschlagen. Gerade die kleineren Betriebe bundesweit beschäftigen 83 Prozent der Druckunternehmen weniger als 20 Mitarbeiter und 94 Prozent weniger als 50 Mitarbeiter zeigten sich bisher immer besonders anfällig gegenüber Konjunktureinbrüchen. Der Bundesverband Druck und Medien rechnet auch für 2008 und 2009 nicht mit steigenden Investitionsausgaben. Im Gegenteil ist von weiteren Senkungen des Investitionsvolumens auszugehen.
Niebauer rief dazu auf, sich flexibel und intelligent den ge-änderten Marktbedingungen anzupassen, dem Kunden nachhaltige Vorteile anzubieten und sich somit unentbehr-lich zu machen. Drucken wird im Allgemeinen nicht mehr ausreichen, die Druckunternehmen müssten versuchen, sich mit weiteren Dienstleistungen in die Geschäftsabläufe der Kunden zu integrieren, so Niebauer.
Geschäftsbericht
Zu Beginn verwies Karl-Georg Nickel, Hauptgeschäftsfüh-rer des vdmb, auf die Leistungen der Servicegruppe bayern-druck, die im aktuellen Geschäftsbericht dokumentiert sind. Das Leistungsspektrum der Servicegruppe bayerndruck konnte stetig erweitert werden, ohne das Bewährte zu vernachlässigen, so Nickel. Das Selbstverständnis der Servicegruppe sei es nicht nur Probleme zu lösen, sondern als Innovationsmotor, Motivator sowie Berater in Sachen Marktbearbeitung und Marktbeobachtung den Mitgliedsunternehmen zur Seite zu stehen.
Die letzten beiden Jahre waren gekennzeichnet von einer hohen Markt- und Innovationsorientiertheit sowie neuen außergewöhnlichen Projekten und Serviceangeboten. Dar-unter die Technikkooperation mit Baden- Württemberg und Hessen, seit 2009 auch die Kooperation mit dem Verband Druck- und Medientechnik Österreich. Mit dem Kompetenzzentrum Recht wurde die juristische Betreuung kostenlos auf branchenspezifische Rechtsfragen ausgeweitet. Auf diesem Weg hat der vdmb die Möglichkeit des Rechtsdienstleistungsgesetz vom Juli 2007 genutzt, die außergerichtliche Beratung auch auf nicht-arbeitsrechtliche Fragen auszudehnen. Mit der CO2-Klimainitiative der Druckindustrie hilft der vdmb seinen Mitgliedern bei der Vergabe von Druckaufträ-gen, wenn der Markt die Berechnung und Kompensation von CO2 Emissionen fordert.
Den schrumpfenden Mitgliederzahlen, vor allem bedingt durch Geschäftsaufgaben bei den Kleinbetrieben, sei nur eins entgegen zu setzen: Leistung. Sicher keine leichte Aufgabe, aber auch keine unmögliche Sache, zeigte Nickel sich realistisch.
Abschließend merkte Nickel an, dass seiner Meinung nach nur in der Innovation der Schlüssel für Dynamik und Per-spektive liegen könne im Unternehmen genauso wie im Servicenetz bayerndruck. Der Verband Druck und Medien Bayern, der Cluster, das gesamte Servicenetz bayerndruck stehen Ihnen zur Verfügung, um Sie bei der Sicherung der wirtschaftlichen Existenz Ihres Unternehmens zu unterstützen, so Nickel.
Wahlergebnisse der Ordentlichen Mitgliederversammlung des vdmb
Bei den Vorstandswahlen wurden Herr Reiner Niebauer, Tümmels Druckerei und Verlag GmbH & Co. KG (Nürn-berg) als Landesvorsitzender, Herr Ulrich Eberl, Eberl GmbH (Immenstadt) als Stellvertretender Landesvorsitzen-der, Herr Hannes Riebl, Riebl-Siebdruck (Landshut) als Stellvertretender Landesvorsitzender und Herr Christoph Schleunung, Schleunungdruck GmbH (Marktheidenfeld ) als Schatzmeister, wiedergewählt.
Weitere Mitglieder des Vorstandes sind Oskar Amann, Mayr Miesbach Druckerei und Verlag GmbH (Miesbach), Obmann der Fachgruppenvorsitzenden und Siegfried Dor-ner, Dorner PrintConcept GmbH & Co. KG, der neu als Obmann der Bezirksvorsitzenden gewählt wurde. Dem Vor-stand gehört ebenfalls Karl-Georg Nickel, vdmb (München) als Geschäftsführender Vorstand an.
Am Nachmittag fand die gemeinsame Jahrestagung des vdmb mit dem Verband Druck und Medien Baden-Württemberg e. V. (vdm) statt. Unter den hochkarätigen Referenten sprach Prof. Dr. Norbert Walter, Chefvolkswirt Deutsche Bank Gruppe, in seinem Vortrag
Tiefpunkt der Rezession Ende 2009 erreicht? zur aktuellen Wirtschaftslage. Vor allem stark exportabhängige Nationen wie Deutschland trifft die Weltwirtschaftskrise hart. Zunehmende Konkurse, massiv steigende Arbeitslosigkeit, geringere Steuereinnahmen und entsprechend steigende Defizite im Staatshaushalt sind die Folge.
Problematisch an den Konjunkturprogrammen, die derzeit weltweit die Regierungen als Mittel ergreifen um dem Nachfrageeinbruch zu begegnen, sei, dass die heutigen Entscheider in Politik und Wirtschaft nur wenig Kenntnis von gezielter, nachfrageorientierter Konjunkturstimulierung haben.
Walter zeigte sich besorgt über die erneute Tendenz zum Protektionismus, die wir in der Krise beobachten können. Diese sei gefährlich und hat immer nur geschadet, gerade dem Exportweltmeister Deutschland. Wir riskieren damit die Ordnung, die uns und dem Globus in den letzten 30 Jahren die Wohlfahrt garantierte, äußerte sich Walter kritisch gegenüber den nationalstaatlichen Attitüden. Die Globalisierung darf nicht in Frage gestellt werden, der Integrationsprozess innerhalb Europas muss weiter voran getrieben werden, so Walter.
Rückläufige Rohstoffpreise, Rettungsprogramme und Zins-senkungen sollten jedoch wenngleich mit Verzögerung stabilisierend wirken. Die konjunkturelle Talsohle sollte gegen Ende 2009 erreicht werden am Arbeitsmarkt zwei bis drei Quartale später. 2009 wird ein hartes Jahr, doch die Hoffnung besteht, dass genügend Starke dieses Jahr überleben, und dass diese Starken wissen, dass es wieder einen konjunkturellen Frühling geben wird. Jedoch nicht vor 2010, möglicherweise erst 2011, so die Prognose des Chefvolkswirt der Deutschen Bank Gruppe.
Frau Dipl.-Psych. Monika Matschnig referierte über das Thema Wirkung. Immer. Überall.
Wer erfolgreich sein will, muss Menschen für sich und seine Ziele begeistern, erklärte Monika Matschnig. Sie gab Impulse, wie man in jeder Situation souverän und authentisch wirken kann, um so sein Gegenüber mit Charme und Charisma zu überzeugen. Matschnig verdeutlichte, wie unsere Körpersprache durch verräterische Gesten und wirkungsvolle Signale unser Gegenüber beeinflusst.
Zum Abschluß des ersten Veranstaltungstages traf man sich zum gemeinsamen Abendessen im Wiley Club, Neu-Ulm.