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Drittes Print Media Production Forum bewies sich als bewährter Technik-Navigator für die Branche

Freitag 09. Oktober 2009 - Workflow, Qualitätssicherung, Digitaldruck, Profile und Proofs – das waren Themen des dritten Print Media Production Forums am 1. und 2. Oktober im Stutt-garter Haus der Wirtschaft. Ausrichter des Forums waren der Bundes-verbandes Druck und Medien (bvdm) und die European Color Initiative (ECI) in Zusammenarbeit mit der Bergischen Universität Wuppertal und der Hochschule der Medien Stuttgart.

Insgesamt 170 Teilnehmer beim Kongress und den begleitenden Workshops informierten sich rund um Prozesse, Werkzeuge, Standards und neue Wege der Medienproduktion. Fazit des zweitägigen Forums: Die Herausforderungen für die Medienproduktion wachsen weiter. Schnelligkeit, Qualität und innovative, überzeugende Produkte erfordern gut organisierte Abläufe und Werkzeuge in der Medienproduktion. Das Print Media Production Forum stellte Neuerungen wieder in anschaulicher Weise vor und bewies somit seine Funktion als zuverlässiger Technik-Navigator für die Druck- und Medienindustrie.

Unter der Moderation von Prof. Dr. Stefan Brües (Uni Wuppertal) war der erste Halbtag den „Workflow-Lösungen für Kunden, Agenturen und Druckdienstleister“ gewidmet.


Workflowlösungen für Kunden, Agenturen und Druckdienstleister
Carsten Horn von der internationalen Werbeagentur Heye & Partner formulierte dazu das neue Selbstverständnis der Printproduktioner vom Workflow-Strategen bis zum Crossmedia-Planer und die Anforderungen an die Betriebe in der Web 2.0-Gesellschaft. Thomas Kredtke, Printmedienproduktioner bei Volkswagen, stellte die Trends aus Sicht eines internationalen Autobauers vor. Diese sind, so Kredtke, wachsende IT-Automatisierung für international übergreifende Medienproduktion mit Bereitstellung von Web-to-Print-Funktionalitäten für Importeure, automatisierte Ausgabeprozesse, aber auch der Ausbau interner 3D-Daten für medienüber-greifende Anwendungen. Als dritten Trend nannte er eine klare Print-Spezialisierung. Chancen für Druck liegen aus seiner Sicht im hochwertigen Druck sowie in speziellen IT-Dienstleistungen. Kredtkes Erfahrtung: „Sehr viele Kunden erwarten schließlich Printprodukte, trotz vorheriger intensiver Online-Recherche.“

Ein Beispiel zeigte Dr. Rüdiger Schmidt (Bosch-Druck) mit dem „Online-Carkonfigurator to Print“. Die individualisierte Angebots-Broschüre verknüpfe die Stärken des Internets mit Print als „Emotional Appetizer“. Typische Anforderungen an Druckdienstleister in dieser On-demand-Produktion sind z.B. Mehrschicht-betrieb für schnelle Reaktionszeiten oder eine sichere, barcodeunterstützte Produktion, um Inhalt und personalisierte Umschläge korrekt zuzuordnen. Michael Adloff von der Theissen Medien Gruppe definiert seine Aufgabe als Mediendienstleister auch stets als Berater seiner Kunden, Kreativen bei der Lösung ihrer Kommunikationsaufgaben.


Qualitätssicherung und Prozess-Optimierung
Zu Beginn des zweiten Kongresshalbtages zum Schwerpunkt Qualitätssicherung und Prozessoptimierung zeigte Harry Belz (bvdm) Möglichkeiten und Grenzen des standardisier-ten Offsetdrucks unter Praxisbedingungen auf. Messtechnik, Material und verfahrensbedingte Prozessschwankungen setzen der Verringerung der Produktionstoleranzen, wie sie etwa von Kundenseite immer wieder gefordert wird, Grenzen. Die Standardisierung nach Prozess-Standard Offsetdruck – heute auf anspruchsvollem Niveau realisiert – muss immer auch die Wirtschaftlichkeit im Blick haben. Im Spannungsfeld von hoher Qualität, niedrigem Preis und kurzer Lieferzeit ist stets die Balance zu halten.

Ulrich Stetter (Schleunungdruck) demonstrierte am Beispiel seines Hauses, dass eine konsequente Festlegung auf wenige Standardpapiere, Druckfarben und Hilfsmittel viel zu einer stabilen Produktion „Drucken nach Zahlen“ beiträgt. Anpassungen und Tests im laufenden Mehrschichtbetrieb sind weder notwendig noch wirtschaftlich vertretbar. „Die Standardisierung verbessert die Produktqualität, das Know-how und das Beherrschen des Workflows. Verteilte Standorte erfordern ein einheitliches Produktionsergebnis und ein Arbeiten in anerkannten Toleranzen.“

Abschließend gab Wolfgang Totzauer (Verband Druck und Medien Bayern) einen Einblick in die aktuelle Arbeit des Verbandes bei der Einführung und Umsetzung des PSO. Erfolgsentscheidend ist die systematische Anwendung in allen Prozessstufen, kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter und Aktualisierung der technischen Ausstattung. Die Zertifizierung eines Betriebes nach PSO ist ein letzter, formaler Schritt.




Internationale Nachfrage nach PSO
Der Moderator Prof. Ronald Schaul (HdM Stuttgart) verzeichnete auch im Ausland eine wachsende Nachfrage nach dem ProzesStandard Offsetdruck, der 2010 neu erscheint. Über geplante Neuerungen ab 2012 bei der Normserie ISO 12647 berichteten Dr. Günter Bestmann (Heidelberg), Karl Michael Meinecke (bvdm) und Andreas Kraushaar (Fogra). Die Normserie ISO 12647 wird seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Das Altona-Test-Suite-Anwendungspaket, das 2010 ebenfalls komplett neu aufgelegt wird, stellte Karl Michael Meinecke (bvdm) vor. In der „ATS 2.0“ werden für Testformen und Referenzdrucke u.A. die neuen Standarddruck-bedingungen „Offset 2009“ verwendet, die Florian Süßl (MetaDesign) erläuterte. Zahlreiche nützliche Tools für die Anwender zur Optimierung der PDF/X- Datenerzeugung von der Ghent PDF Working Group und von der PDF/X-ready-Initiative präsentierte und erläuterte zum Abschluss Stephan Jaeggi (PPC).


Praxis Digitaldruck – Anforderungen, Technologien, Prozesse
Thema am zweiten Vormittag waren Praxis und Potenziale im Digitaldruck. Datenlogistik, Maschinentypen und Besonderheiten der Druckverfahren und der Materialien, kleine Auflagen sowie die Weiterverarbeitung stellen spezielle Anforderungen in der Praxis. Reinhold Frech von Kodak benannte Unterschiede, Einsatzfelder und Besonderheiten der Elektrofotografie und der Inkjettechnologie. Vor allem die Elektrofotografie ermöglicht haptische Effekte im Druck und damit Aufmerksamkeit sowie eine gewisse Fälschungssicherheit.

Anne-Sophie Gombart, Sappi Fine Papers Europe, stellte fest: Der nachhaltige Digitaldruck ermöglicht es, Lagerbestände zu reduzieren und nah am Markt zu sein. Anforderungen an nachhaltige Digitaldruckpapiere sind, so Gombart, ausgezeichnete Laufeigenschaften, einfache Proof- und Druckfähigkeiten. Typische Probleme in der Praxis seien die Planlage des Papiers durch Papier-feuchteverlust beim Trocknen oder Tonerabriss beim Falzen. Unbedingt zu beachten sind bei der Papierauswahl daher auch die Weiterver-arbeitungs-möglichkeiten. Ein neuer ISO-Standard, der die Besonderheiten des Digitaldrucks berücksichtigt, werde benötigt, so Andreas Kraushaar, Fogra. Er kündigte für das nächste Jahr erste Arbeitser-geb-nisse dazu an. Dass Digitaldruckproduktionen gemäß ProzessStandard Offsetdruck eine gängige Marktforderung sind, belegte Henning Rose, Wegner GmbH, eindrücklich anhand seiner Erfahrungen und Beispiele. Vor- und Nachauflagen im Digital-druck (Hauptauflage Bogen-offset) sowie Hybrid-produkte sind regelmäßige Kunden-wün-sche. In einer Diskussionsrunde mit allen Referenten und Michael Kappler (odd) wurde deutlich, dass sich heute die Digitaldruckverfahren als anspruchsvolle Technologien in diversen Marktse-gmenten etabliert haben und sich rasch und dynamisch weiter entwickeln.


Datenerzeugung, Profile und Proof
Die korrekte Datenerzeu-gung, Einsatz von Device-Link-Profilen und neue Möglichkeiten mit dem PDF/X-4 Workflow standen am Nachmittag im Blickpunkt ebenso wie die Anwendung des Monitorproof in der Prozesskontrolle bis zum Auflagendruck im Bogenoffset.
Bernhard-Olaf Fiebrandt, Verband Druck und Medien in Baden-Württemberg, schilderte in einem Praxisbericht und im Dialog mit den Anwendern, warum Device-Link-Profile bei zwei Druckhäusern eingeführt und erfolgreich genutzt wurden. Seine Gesprächspartner waren Bernd Nischwitz (DruckhausDiesbach) und Frank Siller (Chr. Killinger GmbH). Florian Süßl, MetaDesign und Claas Bickeböller, Fogra, konstatierten allerdings auch: „Device-Link-Profile können keine schlechten Daten korrigieren.“ Die Verlaufsumsetzung müsse noch visuell geprüft werden. Die PDF/X-Datei muss korrekt erstellt werden. Fehler in PDF/X-Dateien kann ein Device-Link-Tool nicht beheben.

Olaf Drümmer (callas software) und Florian Süßl nahmen dann PDF/X4 unter die Lupe und stellten die sehr zahlreichen und differenzierten Funktionen der „ATS Technical 2.0“ vor. Die „ATS Technical 2.0“, die sich noch in Entwicklung befindet, wird die umfassende Prüfung von Transparenz-Verarbeitungen gemäß PDF/X-4 erlauben. Sie soll als ein Bestandteil der „Altona Test Suite 2.0“ Mitte nächsten Jahres auf den Markt kommen.


Vorteile des Softproofs
Neue Möglichkeiten der Prozesskontrolle durch Softproof bzw. Monitorproof und ihre Vorteile wie Simulation von Veredlungsverfahren, Geschwindigkeit, Qualitätskontrolle, Zertifizierung waren abschließend Themen des Forums. Voraussetzung für hochwertigen Monitorproof an der Druckmaschine sind beispielsweise speziell ausgewählte TFT-Monitore, Schutzgehäuse mit Staubschutzfilter, Kontrolle und Steuerung von Normlicht und der Umgebungsbeleuch-tung. Von Anbieterseite nahmen Oliver Kamann (K-Flow) und Michael Gall (Just Normlicht) zu diesen Fragen Stellung.

Peter Karp (Fogra) testete im Rahmen des FograCert-Soft-Proof-System unterschiedliche Monitore und analysierte die Anforderung an den Bildschirm. Ergebnis: Kein untersuchter Monitor war in allen Blickwinkel-Darstellungen perfekt. Jedoch eigneten sich IPS-Panels vergleichsweise gut für farbkritische An-wendungen.

Lothar Blomberg, topac GmbH (Bertelsmann), schilderte die Stufen der Einführung eines Monitor-Proof-Systems im eigenen Unternehmen bis zum Auflagendruck. Das System ist seit Sommer 2009 im Praxiseinsatz. Ziel ist es, das Volumen der Hardcopyproofs um mindestens die Hälfte zu reduzieren. Blomberg erhofft sich dadurch ein deutliches Einsparpotenzial.

Die kompletten Kongress-Beiträge sowie weitere Informationen zum Print Media Production Forum 2008 sind auf einer CD-ROM dokumentiert. Die Dokumentation kann über die Verbände Druck und Medien bezogen werden (Artikel-Nr. 86016). Der Vorteilspreis für Mitglieder der Verbände und der ECI beträgt 49,00 Euro zzgl. MwSt. und Versandkosten. Der reguläre Preis liegt bei 98,00 Euro zzgl . MwSt. und Versandkosten.

www.bvdm-online.de
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