Aus den Unternehmen
Aus der Praxis für die Praxis
Mittwoch 02. Dezember 2009 - Der Verband Deutscher Lokalzeitungen organisiert für seine Mitglieder in regelmäßigen Abständen Info-Veranstaltungen zu Themen rund um die zeitgemäße Produktion. Am Hauptsitz der technotrans AG, Systemlieferanten für den Offset-Druck, im westfälischen Sassenberg, ging es um Die richtige Anwendung von Feuchtmittel.
Der Titel der Veranstaltung klang vielleicht ein wenig zu harmlos um einen größeren Kreis zu erreichen, denn mit sechs Interessenten war es ein ungewohnt übersichtliches Teilnehmerfeld, das sich gemeinsam mit Claudia Rohnke vom VDL einfand. Zu Unrecht, wie sich schnell heraus stellte, denn schon der erste Beitrag des Referenten aus dem Hause technotrans, Hagen Friese, hatte einen etwas schärferen Titel: Das Feuchtmittel: Stiefkind der Prozessoptimierung. Denn manchmal sind Lösungen so naheliegend, dass man eben nicht darauf kommt.
In der Regel startet die Fehlersuche bei den Einstellungen am Leitstand der Maschine, wenn der Druckprozess nicht stabil ist, zuviel Makulatur anfällt oder Ablagerungen an den Gummitüchern entdeckt werden, so Friese, Dabei wird häufig unterschätzt, welche Rolle die eingesetzten Flüssigkeiten in diesem Zusammenhang spielen. Hierbei kommt es laut den Experten auch nicht im Kern auf die perfekte Zusammensetzung an, es können wesentlich profanere Umstände zu Schwankungen im Prozess führen. Viele kennen das von zu Hause, so der technotrans-Referent weiter, Wenn morgens in der Küche und am Waschtisch im Badezimmer gleichzeitig warmes Wasser läuft, dann kann die Menge, die demjenigen zur Verfügung steht, der im selben Moment duscht, schon mal etwas übersichtlich werden. Beschrieben wird hiermit der schwankende Druck aus den Wasserleitungen, der bei zu vielen gleichzeitigen Verbrauchern den Prozess der Feuchtmittelaufbereitung beeinträchtigt. Und dies ist nur eins von ganz vielen Beispielen, so Friese.
Sein Thema war die Wasseraufbereitung, die Dosierung von Zusätzen und die Mess- und Regeltechnik im Gesamtprozess, wobei einer der Schwerpunkte die effiziente Filtration und Wiederaufbereitung von Feuchtmittel war. Sein Resümee lautete: Wenn Sie im Prozess der Feuchtmittelaufbereitung all diese Parameter im Griff haben, dann werden vielleicht zwischenzeitlich immer noch einmal Probleme auftauchen, aber jedenfalls wissen Sie dann auch immer sofort, wie diese zustande kommen. Als Zielsetzung wurden hierbei definiert: weniger Arbeitsaufwand, weniger Maschinenstillstand, weniger Makulatur.
Aufschlussreiche Beispiele aus der Praxis hatte im Anschluss an diesen Beitrag der technotrans-Service-Techniker Manfred Stumpe zu bieten. Er warb dafür, den Feuchtmittelkreislauf immer als Ganzes zu betrachten. Es hat wenig Sinn, Schwerpunkte bei der Aufbereitung, bei der Filtration oder bei Sprühfeuchtwerke zu definieren. So ein Prozess funktioniert immer nur ganzheitlich. Und das beginnt bei dem Umstand, dass die Leitungsrohre in Kreislauf der Maschine beim Nichtbetrieb leer gelaufen sein sollten, um die Ablagerung zum Beispiel von Keimen und Salzen zu verhindern., so der Fachmann. Es war interessant, dass über die Fülle von Informationen die Nachfragen im Bezug auf eigene Erfahrungen aus dem Kreis der Druckfachleute im Auditorium mehr und konkreter wurden.
In dem folgenden Beitrag von Dr. Peters, Siegwerk Farben, ging es dann um ein gänzlich anderes Thema, den Stand der Technik beim wasserlosen Zeitungsdruck. Zunächst beschrieb der Experte die aktuellen Entwicklungen im Zusammenhang mit der Konsistenz und den besonderen Eigenschaften der Farbe und den erforderlichen speziellen Druckplatten. Doch schon nach kurzer Zeit geriet sein Vortrag aufgrund häufiger Zwischenfragen zu einer Grundsatz-Diskussion zum Thema Wasserloser Offset-Druck. Hier schieden sich die Geister vor dem Hintergrund des Aufwandes, der für dieses Verfahren betrieben werden muss. Selbstverständlich stecken in diesen Lösungen zum Beispiel besondere Anforderungen an das Klima im Drucksaal, erklärte Dr. Peters, Für das Verfahren spricht allerdings die Tatsache, dass sich inzwischen eine ganze Reihe von Zeitungsdruckern für den wasserlosen Druck entschieden hat. Zumindest in diesen Fällen wird der Aufwand und der Nutzen sicher in einem entsprechenden Verhältnis stehen. Interessant war auch dieser Beitrag mit der anschließenden Diskussion für alle Beteiligen in jedem Fall.
Abgerundet wurde die Veranstaltung durch Sven Högemeier von Fujifilm. Sein Thema lautete: Zusammensetzung und Anforderungen an das Feuchtmittel. Auch in diesem Vortrag wurde zunächst hervorgehoben, wie wichtig die Qualität des Wassers ist, das als Grundstoff des Feuchtmittels zum Einsatz kommt. Dezidiert wurde dargestellt, welche Inhaltsstoffe ursächlich für Probleme wie Kalkablagerungen oder das Blanklaufen der Walzen sind. Besonders der Einfluss der Wasserhärte und die Möglichkeiten, diese zu regeln, wurden anschaulich dargestellt. Zur tatsächlichen Zusammensetzung des Feuchtmittels beschrieb Högemeier die einzelnen Inhaltsstoffe und deren Funktionen, wie die Stabilisierung des pH-Wertes, die schnelle Einstellung des Farbwassergleichgewichts und den Schutz vor Algen und Bakterien.
Die biologische Komponente der beiden letztgenannten Störfaktoren beeindruckte durch ihren weitreichenden Einfluss jenseits des Druckprozesses. Bakterien, die aus Inhaltsstoffen von Luft und Wasser, aus dem Papier oder Staub entstehen, drohen nicht nur den Feuchtmittelkreislauf zu verstopfen. Sie sind ursächlich für erhebliche Geruchsbelästigungen und können so aggressiv sein, dass sogar eine Gesundheitsgefährdung der Mitarbeiter an der Maschine nicht ausgeschlossen werden kann. Bekämpft werden diese Mikroorganismen durch Biozide im Feuchtmittelzusatz, die regelmäßig ausgetauscht werden müssen. Wie bei den meisten organischen Stoffen, die auf biologischer Basis bekämpft werden, gilt auch für diese Bakterien, dass sie sich nach einem gewissen Zeitraum an das eingesetzte Biozid gewöhnen, so Sven Högemeier, Hier braucht es viel Fingerspitzengefühl auf Seiten der Hersteller, den richtigen Zeitpunkt und einen jeweils passenden Ersatzstoff zu finden. Besonders an diesem Punkt kam es zu einem regen Austausch mit den Zuhörern aus der Praxis, die von eigenen Erfahrungen berichteten und konkrete Fragen zur Optimierung ihrer Prozesse hatten.
Abgerundet wurde der Vortrag von Fujifilm durch eine dezidierte Betrachtung des Feuchtmittel-Leitwerts. Welche Rolle spielt er wirklich, welche relevanten Informationen über den Gesamtprozess lassen sich aus ihm ziehen? Im Epilog wurde hierzu festgestellt, dass eine Manipulation des Leitwerts keinen Sinn hat. Nichts desto trotz ist er ein wichtiges Parameter in der Prozesskontrolle.
Zum Ende der Veranstaltung zeigten sich die Mitglieder des Verbands Deutscher Lokalzeitungen sehr zufrieden. Sowohl die Informationen rund um das Feuchtmittel brachten einige neue Erkenntnisse für die tägliche Arbeit in der Druckerei, als auch der rege Austausch über Teilbereiche der verschiedenen Präsentationen. Es ist schade, dass wir nicht mehr Teilnehmer für diesen Tag gewinnen konnten, so Claudia Rohnke vom VDL, Umso mehr vor dem Hintergrund, dass diejenigen, die hier waren, sich nun so begeistert zeigen.