Aus den Unternehmen
20 Jahre Wende für Druckmaschinen made in Plauen
Montag 07. Dezember 2009 - Druckmaschinen made in Plauen. Dieser Begriff steht für Produkte, die sich seit weit über 100 Jahren erfolgreich auf dem Weltmarkt etabliert haben. Waren es von 1946 bis 1989 in erster Linie die Ostblockstaaten, liefert die manroland AG Werk Plamag Plauen ihre Druckmaschinen mittlerweile wie schon seit den Anfängen 1896 in die ganze Welt und steht für Spitzenqualität.
Was hat sich getan seit der Wiedervereinigung und was passierte im Werk selbst? Mit der damaligen MAN Roland Druckmaschinen AG fand die Plamag im Frühjahr 1990 einen starken Partner, mit dem sie den Sprung in die freie Marktwirtschaft in kurzer Zeit schaffte. Nach mehreren Vorgesprächen unterzeichneten Vertreter beider Unternehmen auf der drupa 1990 die Absichtserklärung über eine zukünftige enge Zusammenarbeit sowie über das Vorhaben einer späteren kartellrechtlichen Vereinigung. Im Herbst 1990 genehmigte das Bundeskartellamt den von MAN Roland gestellten Antrag auf Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung an der Plamag Plauener Maschinenbau AG. Der Kauf von der Treuhandanstalt erfolgte rückwirkend zum 1. Juli 1990, woraufhin das Bundesfinanzministerium den Kaufvertrag genehmigte. Die neue hundertprozentige Tochtergesellschaft führte den Namen MAN Plamag Druckmaschinen AG.
In der Übergangszeit setzte ein reger Know-how-Transfer zwischen Plauen und Augsburg ein. Die erste Phase des vereinbarten Stufenplans diente dem Aufbau der Verständigung. In der nächsten Phase begann ein intensiver Erfahrungsaustausch. Regelmäßig trafen sich Plauener und Augsburger Mitarbeiter aller Bereiche vom Vertrieb über Konstruktion, Produktion, Elektrik/Elektronik und Versand bis zum Marketing und zur Personalabteilung. Zahlreiche Plamag-Mitarbeiter arbeiteten tage-, wochen- oder monatsweise in verschiedenen Abteilungen in Augsburg mit, um deren Methoden kennenzulernen und zu Hause weiterzugeben. Aber auch Spezialisten aus Augsburg waren immer wieder in Plauen tätig, um die Einrichtung von Funktionen insbesondere im kaufmännischen Bereich zu unterstützen.
Improvisationstalent war gefragt
Noch im ersten Jahr der Zusammengehörigkeit war von beiden Seiten viel Improvisationstalent gefordert, um den Wandel auf allen betrieblichen Ebenen in Gang zu setzen. Allmählich griff der Erfahrungsaustausch von den zentralen Funktionen Konstruktion und Produktion auf weitere Bereiche und Abteilungen über. Zahlreiche Projektgruppen bildeten die Keimzellen eines zunehmend planvollen und zielgerichteten Entwicklungsprozesses. Auch Mitarbeiter aus dem Produktbereich Offenbach und aus dem damaligen Augsburger Schwesterunternehmen MAN Diesel arbeiteten gemeinsam in diesen Projektgruppen.
Neue Perspektiven im Druckmaschinenbau
Die enge Verbindung öffnete für beide Seiten interessante Perspektiven zur Ergänzung und Vermarktung beider Produktprogramme. Die Plamag übernahm die Aufgabe, das Rollenmaschinenangebot im Vier- und Acht-Seiten-Bereich zu erweitern. Das erste Gemeinschaftsprojekt war die Acht-Seiten-Baureihe UNISET. Zu ihrer Entwicklung arbeiteten Konstruktions- und Vertriebsmitarbeiter beider Unternehmen zusammen, um ein flexibles Produktsystem zu schaffen, das gemeinsam definierten technischen Spezifikationen genügt und den grafischen Weltmarkt in diesem Segment abdeckt. Seit damals gilt das Unternehmen als Hybridpionier.
Meilensteine der Entwicklung in den Jahren 1996 bis 1998 waren die Markteinführungen der weiterentwickelten Produkte UNISET mit 70.000 und CROMOMAN mit 50.000 Exemplaren pro Stunde, beide mit wellenlosem Einzelmotorenantrieb sowie der doppeltbreiten Acht-Seiten-Baureihe REGIOMAN anlässlich der IPEX 1998. Bester Beweis für die enorme Geschwindigkeit des Wandels war die im März 1995 erreichte Zertifizierung des Qualitätsmanagements nach DIN EN ISO 9001. Mitte des Jahres 2001 erfolgte die Verschmelzung der MAN Plamag Druckmaschinen AG mit der MAN Roland Druckmaschinen AG. Der langjährige Vorsitzende des Vorstandes, Dietrich Hartmann, ging in den Ruhestand. Der gebürtige Allgäuer Georg Riescher leitet seitdem das Werk als Sprecher der Geschäftsleitung.
Und wie sieht es heute aus?
Seit 1990 wurden über 750 Drucksysteme aus Plauen in die ganze Welt geliefert und so in 19 Jahren mehr Anlagen als in den 40 Jahren zuvor in der ehemaligen DDR. Die Maschinen sind größer, komplexer und drucken durchgehend vierfarbig. Medienhäuser von Island bis Südafrika und von Hawaii über Indien bis Neuseeland vertrauen heute auf das Unternehmen, das seit Mai 2008 manroland heißt.