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Ugra Proof and Print Certification Tool

In UPPCT sind die Ugra/Fogra-Medienkeile sowie weitere, international gebräuchliche Messelemente hinterlegt.

Mittwoch 20. Januar 2010 - Mit dem «Ugra Proof and Print Certification Tool (UPPCT)» stellt die Ugra den Qualitätsvergleich zwischen Proofs und dem Offsetdruck auf eine zuverlässigere Grundlage als es bekannte Auswertungsinstrumente bislang erlauben. Neben dem Ugra/Fogra-Medienkeil unterstützt UPPCT weitere häufig eingesetzte Messelemente.

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Ausgangslage
Das Phänomen ist in der Praxis bekannt: Obschon Proof und Druck messtechnisch korrekt sind und den Standardwerten entsprechen, stimmen sie oftmals von der visuellen Wahrnehmung her nicht überein. Mögliche Ursachen dieser Abweichungen sind die eingesetzten Messelemente (im Prozessstandard Offset ist dies der Medienkeil) einerseits und die Auswertungsmethoden der Messungen andererseits.

Ursache Medienkeil
Im Offsetdruckverfahren kann zumindest eine sechsstellige Zahl unterschiedlicher Farbtonwerte wiedergegeben werden. Für die Erstellung von ICC-Profilen kommen Testtafeln mit fest definierten Messfeldern zur Anwendung. Der IT8/7.4-Chart, wie er unter anderem für die Charakterisierungsdatei Fogra 39L (ISO coated v2) verwendet wird, weist 1617 unterschiedliche Felder auf. Demzufolge werden die Charakterisierungsdaten eines Ausgabegeräts auf der Grundlage eines sehr geringen Teils jener Farben erstellt, welche das Gerät effektiv wiedergeben kann. Eine weitere Reduktion der kontrollierbaren Tonwerte bewirkt der Einsatz des Ugra/Fogra-Medienkeils. In der Version 3.0a weist dieses Messelement 72 Farbfelder auf.
Das ganze Spektrum an Farben, die das Offsetdruckverfahren wiederzugeben in der Lage ist, wird bei der Profilerstellung und bei der Qualitätskontrolle also bei weitem nicht in seinem vollen Umfang erfasst. Demgegenüber ist das menschliche Auge in der Lage, besonders in den Grau- und Tertiärtönen bereits geringe farbliche Unterschiede im Bild wahrzunehmen.

Ursache Auswertung
Für das Ausmessen und Auswerten von Proofs und Druckbogen wird in der Praxis mehrheitlich unterschiedlich vorgegangen. Währenddem ein Proof zwingend über den Medienkeil auszuwerten ist, erfolgt der Messvorgang im Druckprozess mittels Farbmessstreifen. Im Vergleich zu einem Medienkeil sind diese ganz anders aufgebaut. So weist ein Farbmessstreifen zum Beispiel keine Felder mit Tertiärtönen auf. Zudem kommen für den Messvorgang auf dem Proof und an der Druckmaschine nicht die gleichen Messgeräte zur Anwendung.
Proof und Druck mögen nun für sich betrachtet die Standardwerte erfüllen. Dabei wird aber von komplett unterschiedlichen Voraussetzungen ausgegangen.

Hinzu kommt, dass in der Standardauswertung auf Parameter abgestützt wird, die einer schlüssigen Qualitätsbeurteilung nicht standhalten können:
• ein mittlerer ?E-Wert ist nicht aussagekräftig und aus mathematischer Sicht insofern problematisch, als die gemittelten Werte nicht einer Normalverteilung entsprechen
• eine über alle Primärfarben betrachtete Abweichung von ?E=6 ist nicht aussagekräftig
• Abhängig davon, in welchem Messfeld der Wert ?E max. liegt, stimmen der Proof und der Offsetdruck niemals überein.

Medienkeil V3 und Visual Print Reference
Mit der Auswertungssoftware UPPCT versucht die Ugra, diese Unzulänglichkeiten aus der Welt zu räumen. UPPCT ist auf Grund einer Idee der Fachgruppe PPS (Prepress Schweiz) entstanden und orientiert sich an den Anforderungen der überarbeiteten Testform Visual Print Reference (VPR). Als Messgerät können zurzeit die Modelle EyeOne Pro und Pulse von X-Rite sowie das Datacolor 1005 eingesetzt werden.
Neben den Standardauswertungen, welche die Farborte der Primärfarben CMYK und die Tonwertzunahmen betreffen, wurden drei Neuerungen in die UPPCT-Software eingebaut:

Neuerung 1
Die Toleranzen (?E), wie sie bislang nur für die Volltöne der Primärfarben Gültigkeit haben, gelten neu auch für die 10-, 20-, 40- und 70-prozentigen Tonwerte (bezogen auf den Medienkeil V3).

Neuerung 2
In der UPPCT-Software ist eine Formel hinterlegt, welche die gemessenen Werte analog der Wahrnehmung des menschlichen Auges beurteilt. Aufgrund dieser Beurteilung liefert das Ugra Proof and Print Certification Tool einen Wert, der eindeutig darüber informiert, inwieweit ein Proof und der Offsetdruck übereinstimmen. Ein Wert von mindestens 93% entspricht einer hohen Übereinstimmungsqualität.

Neuerung 3
Neben der Auswertungsmethode nach ISO 12647-2 (Offsetdruck), ISO 12647-3 (Zeitungsdruck) und ISO 12647-7 (digitaler Prüfdruck) hat die Ugra in die UPPCT-Software eine eigene Auswertungsmethode – die Ugra Proof Zertifizierung – integriert. Sie liefert dem Anwender Informationen mit hoher Aussagekraft zur Qualität seines Proofs.
Währenddem bei der Standardauswertung Grössen von geringer Relevanz wie das mittlere ?E aller Primärfarben und ?E max. als Kriterien gelten, zieht die Ugra in ihrer eigenen Auswertung neben dem Papier und den Primärfarben ebenso die Abweichungen in den Sekundär- und den Tertiärfarben sowie im maximalen Grau mit ein.
In der Ugra Proof Zertifizierung gelten die folgenden Toleranzen:
• Papier: ?E 3
• Primärfarben: ?E 5
• Sekundärfarben: ?E4
• Tertiärfarben: ?E3
• Maximales Grau: ?E 2

UPPCT unterstützt bekannte Messkeile
Das Ugra Proof and Print Certification Tool unterstützt den Ugra/Fogra Medienkeil in den Versionen 2.2 (einzeilig, zweizeilig) sowie in der neuen, 72 Messfelder umfassenden Version 3. Hinterlegt sind auch der Proofzebrastrip von System Brunner, der Digital Control Strip 12647-7 von Idealliance (Gracol, USA) und der Media Nova Strip aus Holland.
Hinzu kommen diverse Keile für das Ausmessen der Tonwertzunahme. Dazu zählen der ECI/bvdm TVI 10, der 10-Step-TVI-Wedge von der Visual Print Reference sowie der Ugra Control Strip für den Einsatz im Zeitungsdruck gemäss der Norm ISO 12647-3. Für die Berechnung der Tonwertzunahme arbeitet UPPCT nach einer neuen Methode, die es erlaubt, bei Messungen mit einem Spektralfotometer ein Densitometer mit Polarisationsfilter zu simulieren. Nach Angaben der Ugra werden so Ergebnisse erzielt, die einer densitometrischen Messung sehr nahe kommen. Für sämtliche genannten Kontrollkeile ist UPPCT in der Lage, die Tonwertzunahmen numerisch und als Kurven darzustellen.
In UPPCT sind die wichtigen Sollwerte hinterlegt. Neben den Charakterisierungsdaten aller ISO-Profile von Fogra 28 bis Fogra 39L sind ebenso Prüfungen aufgrund von Gracol, SWOP und für mehrere Tiefdruckpapiere möglich. Anwender können auch Hausstandards hinterlegen. Die Toleranzen entsprechen dem Offsetdruck nach ISO 12647-2, dem Zeitungsdruck nach ISO 12647-3 sowie dem digitalen Prüfdruck bzw. Proof nach der Norm ISO 12647-7. Wie weiter oben unter den Neuerungen erwähnt, kann als weitere Methode für die Auswertung die Ugra Proof Zertifizierung angewählt werden.

Ausführliche Dokumentation
Für die Messungen liefert UPPCT ein ausführliches Protokoll. Im Kopf der tabellarischen Übersicht sind die Grundbedingungen wie der gewählte Druckstandard, die Druckbedingung, die Messbedingung, das eingesetzte Messgerät, der gewählte Messkeil etc. festgehalten, welche dem Messvorgang zugrunde gelegt wurden.
In einer Auswertungstabelle sind die Ergebnisse für die einzelnen Parameter aufgeführt. Schliesslich folgen detailliert die für jedes gemessene Farbfeld aufgeführten Messdaten, wobei hier die CMYK-Werte, die Referenz-CIELAB-Werte, die gemessenen CIELAB-Werte sowie das ?E*ab und das ?H aufgeführt sind. Das Protokoll kann, wahlweise mit oder ohne TVI-Ergebnisse (TVI steht für Tonwertzunahme), als PDF exportiert werden. Zudem ist es möglich, das Resultat als Label für den Zertifizierungsnachweis eines Proofs und/oder eines Druckbogens auszudrucken.

Fazit
Das Ugra Proof and Print Certification Tool bringt mehr Sicherheit in den objektiven Qualitätsvergleich von Proof und Offsetdruck. Eine wesentliche Verbesserung gegenüber bekannten Auswertungsmethoden ist die Ugra Proof Zertifizierung, welche auch die Abweichungen in den Sekundär- und Tertiärfarben sowie im maximalen Grau als Kriterien mit einbezieht. Mit UPPCT ist erstmals ein Werkzeug verfügbar, welches mit dem Ugra-Score neben einer Auswertung auch eine Bewertung ermöglicht. Zu beachten ist, dass ein verlässlicher Vergleich zwischen Proof und Offsetdruck auch mit UPPCT nur dann gegeben ist, wenn auf beiden Mustern die gleichen Messelemente vorhanden sein. Eine Bewertung von Druckbögen aus dem Offsetdruck ist nur auf der Grundlage eines Farbmessstreifens nicht möglich, sondern setzt den Medienkeil oder ein anderes in UPPCT hinterlegtes Messelement voraus.

www.ugra.ch
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