Die Branche am Montag!

Aus den Unternehmen

Scheufelen auf Druckforum 2010

Dr. Michael Spallart, CEO Papierfabrik Scheufelen

Freitag 05. Februar 2010 - Rund 250 Teilnehmer aus der Papier-, Druck- und Designwelt kamen am 28. Januar 2010 zur Veranstaltung der Papierfabrik Scheufelen ins Haus der Wirtschaft nach Stuttgart. Auf dem Druckforum, dem größten, jährlich stattfindenden Branchentreff, bot Scheufelen mit seiner Podi-umsdiskussion „Nachhaltigkeit und der Blick über den Zaun“ offene, teils kritische Sichtweisen und Denkanstösse der geladenen Experten aus Wirtschaft, Druck- und Medienindustrie.

Dr. Michael Spallart, CEO von Scheufelen, begrüßte die Gäste der Veranstaltung. Nach einer kurzen wirtschaftlichen Betrachtung des Marktes, der Papierindustrie und der Unternehmenshistorie von Scheufelen, sieht er auch in Zukunft hochwertiges Papier als Medium für Information, Bildung, Kunst und Kultur. Eine Chance für Wachstum, das sich allerdings nicht automatisch einstellt. Um erfolgreich zu sein, setzt Dr. Spallart auf eine konsequent gelebte Wertekultur im Unter-nehmen, auf Transparenz, auf eine kompromisslose Umsetzung des Qualitätsversprechens und sieht Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil.

Die Moderatorin, Britta Schweinhage, skizzierte die drei Themenblöcke der anschließenden Diskussionsrunde: Zertifizierungen, Nachhaltigkeit und Werte. Zur Expertenrunde zählten Rolf Blind, Vertriebsleiter von Sommer Corporate Media Elanders GmbH aus Waiblingen; Tobias Heimpel, Geschäftsführer der Climate Partner Switzerland AG in Win-terthur; Benjamin Hillscher, Consultant bei Star Publishing in Böblingen und Dr. Jürgen Höckel, Produktionsleiter bei Scheufelen, Lenningen. Die Diskussion wird mit den Fragen nach Sinn, Qualität und Notwendigkeit von Zertifzierungen eröffnet; wo gibt es einen Überblick zu Zertifizierungen und Siegeln?

Während Dr. Höckel die erste Zertifizierung DIN-EN ISO 9001:2000 für Scheufelen noch als Novum herausstellen konnte, bemängelt er heute eine Inflation von Zertifizierungen. Scheufelen setzt selbst Schwer-punkte. Beispielsweise im Qualitätsmanagement, um schonendes Umweltverhalten umzusetzen. Die beste Informationsquelle über Zerti-fizierungen sieht er in Verbänden. Hillscher mahnt das Fehlen von na-tionalen und internationalen Standards an. Obwohl Zertifizierungen ein Engagement des Unternehmens darstellen, werden diese ohne defi-nierte Richtlinien angreifbar bleiben. Dagegen erläutert Blind aus der Praxis die wachsenden Forderungen seitens Kunden. Wegen fehlender Zertifizierung hat sein Unternehmen vor Jahren auch Aufträge verloren. Mittlerweile verfügt Sommer Corporate Media über alle gängigen Zertifizierungen. Leider reicht eine ökologische Überzeugung alleine nicht aus, resümiert Heimpel. Wirtschaft und Mensch benötigen Druck – deshalb sind Zertifizierungen wie FSC notwendig. Nur mit seriösen Zertifikaten ist der Ursprung des Rohstoffs, beispielsweise ein Baum, nachprüfbar.

Dr. Höckel bringt „klimaneutrales Drucken“ auf den Punkt. Seiner Mei-nung nach ist der Begriff irreführend. Nichts und niemand ist klimaneu-
tral. Allenfalls lässt er den Begriff CO2-neutralisiert gelten. Ergänzend regt Hillscher an, nicht nur den Druckvorgang zu sehen, sondern die gesamte Supply Chain. Hier gibt es noch viel ungenutztes Potential. Auch Heimpel setzt auf klimaneutrales Drucken. Dem Kunden müssen Mehrkosten klar sein. Er sieht darin keine Bedarfsgestaltung, sondern ein ökologisch begründetes Marktverhalten. Heimpel holt Kunden bei dessen Bedürfnissen ab.

„Ist Nachhaltigkeit ein Trend, Hype oder gar eine Marketingstrategie? Sind Mehrkosten damit verbunden?“ Mit diesen Fragen setzt Britta Schweinhage die kritische Diskussion fort. Nachhaltigkeit definiert sich für Hillscher aus drei Begriffen: Soziales (Mensch), Ökologie (Umwelt) und Wirtschaftlichkeit. Durch Prozessoptimierung vermeidet er Mehr-kosten. Nachhaltige Überzeugung hat mit eigener Einstellung zu tun, mit Glaubwürdigkeit und Transparenz. Für Dr. Höckel ist klar, dass Nachhaltigkeit schon alleine wegen der erhöhten Rohstoffpreise zu höheren Preisen führen muss. Langfristiges Planen und Handeln ist erforderlich. Dagegen beginnt bei Blind die Nachhaltigkeit bereits im Betrieb, im Kleinen, im Abwägen von Notwendigkeiten. Beispiel: regio-nale Lieferanten reduzieren Transportwege und Kosten. Für nachhalti-ge, gute Produkte gibt es laut Heimpel einen Markt. Kunden müssen nachvollziehen können, was ihnen angeboten wird.

Der dritte Komplex der Podiumsdiskussion zeigte hohe Übereinstimmung in der Expertenrunde. Dr. Höckel: Werte wie Qualität, Service, Respekt, Vertrauen müssen gelebt werden. Kundenbetreuung ohne diese Werte funktioniert nicht, laut Blind. Was nützt die Unternehmensphilosophie auf der Website, wenn gleichzeitig die Telefonzentrale unbesetzt ist. Ergänzend warnt Hillscher, dass die Internetblase platzen wird, deshalb müssen wieder Werte gelebt werden. Werte sind imagesteigernd. Für Heimpel stellt sich die Frage „ob Werte leben ein Luxus sei“ nicht. Er stellt provokant die Frage in den Raum, „Was kostet es, wenn wir etwas nicht tun?“ Unterlassungskosten, die beispielsweise beim Beseitigen von Umweltsünden in utopischer Höhe anstehen. „Werte leben ist kein Luxus, keine Werte zu haben Wahnsinn.“

Die Moderatorin führte die Diskussionsteilnehmer durch alle Fragen-komplexe durch und bat abschliessend jeden Experten um ein kurzes persönliches Fazit: Blind ist sich bewusst, dass es nur einen Planeten gibt, der von jedem geachtet werden sollte. Papier nimmt bei Printpro-dukten den höchsten Anteil im CO2-Rechner ein. Deshalb ist ein enger Schulterschluss zum Lieferanten wichtig. Dr. Höckel sieht die Thematik Umwelt für Scheufelen in drei Bereichen: Energie, Wasser und Nach-haltigkeit. Mit gezieltem Management werden Ressourcen geschont. Hillscher fordert Bereitschaft für Nachhaltigkeit von jedem. Die Stell-schrauben für wirtschaftliches Arbeiten betätigt er gemeinsam mit sei-nen Kunden. Heimpel erklärt, dass jeder eine Chance hat, sich mit die-sem Thema auseinanderzusetzen. Die Frage, ob er die Gelegenheit wahrnehmen will oder nicht, muss jeder sich selbst beantworten.

Scheufelen hat mit der Podiumsdiskussion einen spannenden Dialog zu „Nachhaltigkeit und Werte“ eröffnet, der sich in angeregten Gesprächen beim Buffet, zu dem Scheufelen traditionsgemäß eingeladen hat, zwischen Publikum, Experten und Scheufelen auch nach der Veran-staltung fortsetzte.

www.scheufelen.com
Zurück zur Übersicht
Die aktuelle Ausgabe!
Die Branche am Montag!