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Aus den Unternehmen

KBA mit Gewinn – derzeit die Ausnahme in der Branche

Samstag 27. März 2010 - • 2,7 Mio. € Vorsteuergewinn und positiver Cashflow • Keine Nettofinanzschulden und fast 40 % Eigenkapitalquote • In 2009 über 100 Mio. € Einsparungen dank Neuausrichtung • Nachfrageschwäche drückt Auftragseingang und Umsatz • Verzicht auf Dividende bei anhaltender Investitionsflaute • Leichtes Umsatz- und Ergebnisplus als Ziel für 2010

Nach den Anfang Februar veröffentlichten vorläufigen Zahlen legte der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer AG (KBA) jetzt seinen Konzernbericht für das Geschäftsjahr 2009 vor. Im Vergleich mit anderen Unternehmen der von der Wirtschaftskrise und dem rasanten Strukturwandel in der Printmedienindustrie heftig getroffenen Branche können sich die Ergebniszahlen sehen lassen. Trotz des Umsatzeinbruchs von 31 Prozent ist es KBA als wohl einzigem Unternehmen in der internationalen Top-Liga des Druckmaschinenbaus gelungen, im Krisenjahr 2009 schwarze Zahlen zu schreiben und die konsequente Neuausrichtung auf einen kleineren Markt ohne Schulden zu bewältigen.

Durch die zügige Umsetzung des umfassenden Programms zur Konsolidierung und Kostensenkung erzielte KBA nach einem operativen Verlust von –79,9 Mio. € im Vorjahr schon in 2009 mit +8,7 Mio. € wieder ein positives Betriebsergebnis. Angesichts der weiter anhaltenden Nachfrageschwäche, des dadurch nochmals verstärkten Preisdrucks und umsatzbedingt fehlender Deckungsbeiträge kann sich dieser Erfolg im Wettbewerbsvergleich sehen lassen.

Gewinn bei Rollen- und Sondermaschinen
Wie im Vorjahr (2008: 108,5 Mio. €) schrieb die Sparte Rollen- und Sondermaschinen trotz des rückläufigen Anlagen- und Spezialmaschinenbaus und der daraus resultierenden Unterauslastung der Werke in Franken und Rheinland-Pfalz mit 31,8 Mio. € Betriebsgewinn schwarze Zahlen. Wesentlich trugen dazu die Sicherheitsdrucktechnik und das Servicegeschäft bei.

Konsolidierung des Bogensegments im Plan
Angesichts der schwachen Auslastung zu Jahresbeginn und der erst im zweiten Halbjahr wirkenden Einsparungseffekte aus der Neuausrichtung des sächsischen und tschechischen Werkes entstand im Geschäftsbereich Bogenmaschinen nochmals ein Betriebsverlust von –23,1 Mio. €. Dieser war deutlich niedriger als geplant und weit geringer als im Vorjahr (2008: –188,4 Mio. €). Schon für das Geschäftsjahr 2010 hat der Vorstand ein ausgeglichenes Ergebnis als Ziel.

Solide Finanzzahlen und gute Liquidität
Im Berichtsjahr steht ein Konzernergebnis vor Steuern von +2,7 Mio. € (2008: –87,1 Mio. €) und ein Jahresüberschuss von +6,6 Mio. € (2008: –101,0 Mio. €) zu Buche. Daraus ergibt sich ein anteiliges Ergebnis je Aktie von 0,41 € (2008: –6,18 €). Angesichts der weiter instabilen Wirtschaftsentwicklung wollen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2009 auf eine Dividendenzahlung zu verzichten.

Der Cashflow aus betrieblicher Geschäftstätigkeit blieb dank des verbesserten Working Capital trotz geringerer Kundenanzahlungen mit 29,6 Mio. € auf einem hohen Niveau (2008: 34,6 Mio. €). Der freie Cashflow verbesserte sich von –9,9 Mio. € auf 4,9 Mio. €. Bei liquiden Mitteln von 76,1 Mio. € und Bankschulden von 48,3 Mio. € zum Jahresende 2009 errechnet sich eine Nettoliquidität von 27,8 Mio. € (2008: 22,6 Mio. €). Nach 18 Krisenmonaten liegen diese Zahlen deutlich über der aktuellen Norm im Maschinenbau.

Durch im Berichtsjahr ausgegebene Belegschaftsaktien und die Gewinnthesaurierung erhöhte sich die Eigenkapitalbasis leicht auf 419,8 Mio. € (2008: 411,1 Mio. €). Der erhebliche Abbau von Vorräten und Forderungen führte zu einem Rückgang der Bilanzsumme von 1.181, 4 Mio. € in 2008 auf 1.060,4 Mio. € im Berichtsjahr. Die schon vorher in Relation zur Bilanzsumme überdurchschnittliche Eigenkapitalquote von KBA hat sich gegenüber 2008 (34,8 %) auf 39,6 % verbessert.

Gesicherte Finanzierung ermöglicht Innovationen
Zur Liquiditätssicherung stehen bis März 2012 zusätzlich Kreditlinien privater Banken von rund 100 Mio. € zur Verfügung. Staatliche Bürgschaften oder KfW-Kredite aus dem Wirtschaftsfonds Deutschland benötigt KBA aufgrund seiner finanziellen Stabilität und des schnellen Turnarounds nach dem Verlustjahr 2008 nicht. Die durch die Marktentwicklung erforderlich gewordene Neuaufstellung will der älteste Druckmaschinenhersteller der Welt aus eigener Stärke bewältigen. So wurden trotz des konsequenten Sparkurses bei den Sachausgaben im Berichtsjahr wieder fast 5 % des Umsatzes in den Bereich Forschung und Entwicklung investiert. In nationalen und internationalen Patentstatistiken belegte KBA vor den deutschen und ausländischen Mitbewerbern einmal mehr den Spitzenplatz.

Nachfrageflaute drückt Bestelleingang und Umsätze
Ein nachhaltiger Aufschwung war 2009 trotz der Stabilisierung der Nachfrage im zweiten Halbjahr in der internationalen Druckindustrie noch nicht in Sicht. Auf Konzernebene verzeichnete KBA gegenüber 2008 (1.241,5 Mio. €) einen Auftragsrückgang um 28,8 % auf 883,9 Mio. €. Mit einem Minus von 22,4 % auf 464,6 Mio. € (2008: 598,5 Mio. €) sanken die Neubestellungen im Segment Bogenmaschinen unterdurchschnittlich. Dagegen ging durch die starke Investitionszurückhaltung der Zeitungsindustrie und der Akzidenzdrucker das Geschäft mit großen Rotationsanlagen überproportional zurück. In Nischenmärkten wie dem Blechdruck, dem UV-Druck auf Datenträgern und Folien und der Kennzeichnungstechnik wirkte zusätzlich die zögerliche Kreditpolitik der Banken belastend. Das Marktsegment Sicherheitsdruck hat sich wiederum stabil entwickelt und zum Unternehmenserfolg beigetragen. Insgesamt unterschritten die Neuaufträge bei Rollen- und Sondermaschinen mit 419,3 Mio. € das Vorjahr (643,0 Mio. €) um 34,8 %.

Mit 1.050,4 Mio. € erreichte der Konzernumsatz nur gut zwei Drittel des Wertes von 2008 (1.531,9 Mio. €). Der Umsatz mit Bogenmaschinen wurde nach einem schwachen Start im Jahresverlauf sukzessive gesteigert, blieb am Ende mit 478,7 Mio. € aber um 33,0 % unter dem Vorjahr (714,2 Mio. €). Bei Rollen- und Sondermaschinen waren die Umsatzerlöse mit 571,7 Mio. € um 30,1 % niedriger als 2008 (817,7 Mio. €). Die Tiefe des globalen Markteinbruchs wird am Auftragsbestand Ende 2009 deutlich. Mit 335,0 Mio. € (2008: 501,5 Mio. €) erreichte er den niedrigsten Wert seit vielen Jahren. 242,8 Mio. € entfielen auf Rollen- und Sondermaschinen und 92,2 Mio. € auf Bogenmaschinen.

Wachstumsinsel China
Angesichts der geschrumpften Wirtschaftsleistung in Deutschland unterschritt der Inlandsumsatz den Vorjahreswert um 30,9 %. Durch die noch größere Schwäche vieler Auslandsmärkte veränderte sich allerdings die Exportquote mit 84,5 % (2008: 84,6 %) kaum. Mit einem Anteil von nur 36,0 % am Konzernumsatz (2008: 51,4 %) platzierte sich das europäische Ausland aufgrund der schlechten Wirtschaftslage in großen Teilen Europas weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Wegen der anhaltend regen Nachfrage aus China konnte das Absatzgebiet Asien/Pazifik seinen zweiten Platz in der Lieferstatistik mit einem Anteil von 22,5 % (2008: 17,7 %) festigen. Obwohl noch keine signifikante Belebung der Druckmaschinennachfrage in Nordamerika spürbar ist, stieg der Umsatzanteil dieses Kernmarktes durch die Installation einer großen Rotationsanlage in New York auf 13,9 % (2008: 9,4 %). Die Region Lateinamerika/Afrika trug mit 12,1 % (2008: 6,1 %) im Berichtsjahr überdurchschnittlich zum Konzernumsatz bei.

Anpassung der Kapazität an einen kleineren Markt
Im Zuge der Neuausrichtung auf einen kleineren Markt ging die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Konzern um 869 auf 6.969 (2008: 7.838) zurück. Der Personalabbau erfolgte so sozialverträglich wie möglich. Dennoch konnten angesichts der Dimension betriebsbedingte Kündigungen nicht gänzlich vermieden werden. Der marktbedingt erforderliche Anpassungsprozess wird erst im Laufe des Jahres 2010 abgeschlossen werden. Die aktuelle Planung sieht nach Umsetzung aller Maßnahmen eine Konzernbelegschaft von rund 6.000 Mitarbeitern vor. Ende Februar 2010 waren noch 6.703 Mitarbeiter für die Unternehmensgruppe tätig. Dennoch investiert KBA weiterhin überdurchschnittlich in die Ausbildung und Qualifikation der Beschäftigten. Die Ausbildungsquote blieb wie im Vorjahr bei 5,8 %.

Ausblick 2010: leichtes Wachstum mit positivem Ergebnis
KBA-Vorstandsvorsitzender Helge Hansen: „Die globale Wirtschaftsschwäche ist noch nicht überwunden. Die überwiegend zur Produktivitätssteigerung getätigten Investitionen der grafischen Industrie gingen in den letzten Monaten nicht mehr abwärts, aber auch noch nicht kräftig aufwärts. Die von großer Vorsicht geprägte Finanzierungspolitik der Banken und Leasinggesellschaften und die Abwartehaltung vieler Druckereien bremsen die Neubestellungen. Die konjunkturelle Nachfragedämpfung wird sich im Zuge des zu erwartenden Wirtschaftsaufschwungs auflösen, was aber bleibt, sind die Auswirkungen des Strukturwandels in der Medienbranche auf unser Geschäft. Unsere Neuausrichtung trägt den mittelfristigen Marktperspektiven Rechnung. Wir freuen uns, dass wir 2009 damit zügig vorangekommen sind und die notwendige Konsolidierung aller Voraussicht nach in den nächsten Monaten abschließen können. Trotz begrenzter Wachstumsaussichten soll moderne Drucktechnik unser Kerngeschäft bleiben. Gleichwohl wollen wir durch den Einstieg in ein zusätzliches Marktsegment weitere Ertrags- und Entwicklungspotenziale erschließen. Mit qualifizierten Mitarbeitern, langer Erfahrung im internationalen Geschäft und soliden Finanzen bringt KBA dafür wichtige Voraussetzungen mit. Konkrete Entscheidungen werden in der ersten Jahreshälfte erwartet. Für das Geschäftsjahr 2010 hat sich der KBA-Vorstand zum Ziel gesetzt, parallel zur Anpassung der betrieblichen Prozesse an die veränderte Kapazität den Umsatz und das Ergebnis auf Konzernebene leicht zu steigern. Dabei unterstellen wir, dass der Markt mitspielt und es angesichts des labilen Umfelds nicht wieder zu neuen Rückschlägen kommt. Eine genauere Prognose halten wir erst im weiteren Jahresverlauf für zweckmäßig.“

www.kba-print.com
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