Inkjet & Digitaldruck
viscom: Neue Möglichkeiten mit Digitalem Textildruck
Freitag 18. Juni 2010 - Baumwolle, Seide oder synthetische Materialien, bedrucken läßt sich heute fast jeder Stoff. Dank digitaler Druckverfahren läßt sich heute auch alles schnell und kostengünstig herstellen, eine Chance für Mode made in Europe.
Die viscom, Internationale Fachmesse für visuelle Kommunikation, die vom 4. bis 6. November in Frankfurt stattfindet, zeigt eine große Auswahl an Anwendungsbeispielen und die dazugehörige Technik. Ein Beispiel aus der Praxis:
In einer Fabriketage im angesagten Berliner Stadtteil Friedrichshain wird an der Zukunft der europäischen Modeindustrie gearbeitet: Martina Imfeld und Ellie Mutchler fertigen mit Inkjet-Druckern Custom-Stoffe für Mode-Profis.
Nicht nur zur Modewoche ist Berlin die deutsche Fashion-Hauptstadt: Die Spree-Metropole beherbergt in ihren Mauern inzwischen hunderte kleinerer und größerer Modelabel, und nicht weniger als neun große Modeschulen, darunter Institutionen von Weltrang wie die Kunsthochschule Berlin-Weißensee oder den Lette-Verein. Als sich die in der Schweiz ausgebildete Textildesignerin Martina Imfeld entschloss, in Berlin heimisch zu werden, musste sie deshalb nicht allzu lange überlegen, womit sie sich selbständig machen wollte: Sie nutzte ihre berufliche Erfahrung in der Mode und als Test- und Schulungsleiterin beim Schweizer Unternehmen Ergosoft, das Druckertreiber und Software entwickelt, und gründete zusammen mit CTX digifabriX, ein Unternehmen, das auf den digitalen Druck von Stoffen für Heimtextilien und Oberbekleidung spezialisiert ist.
Industriell im Rollensiebdruck hergestellte Stoffe können zumeist nur in größeren Mengen geliefert werden – eine klare Hürde für Modelabels, die sich erst etablieren und eher geringe Stückzahlen benötigen. Die Lücke füllt digifabriX: Die maximal bestellbare Menge liegt bei fünf Quadratmetern, wenn die kürzeste Lieferzeit gewählt wird. Das entspricht dem Durchsatz, den die beiden Mimaki-Maschinen, die Imfeld und Mutchler einsetzen, bei hohen Auflösungen mit den eingesetzten Textiltinten erzielen. Nach dem Druck werden die Rohtextilien von Hand in einem Heatjet-Kalander oder einem Steamer fixiert und/oder gewaschen. Denn nur dann sind sie für die Herstellung von Kleidung oder Heimtextilien geeignet. Schließlich dürfen Stoffe, die mit der menschlichen Haut in Kontakt kommen, weder abfärben noch -reiben, und sie müssen die normalen Wasch- und Reinigungsvorgänge aushalten. „Wir verarbeiten Textilien und Tinten, die mit dem konventionellen Textildruck vergleichbar sind“, erklärt Imfeld. Das hat seinen Grund: digifabriX ist eine Tochterfirma der Color-Textil Veredelung (CTX) im sächsischen Frankenberg, gut zwei Autostunden südlich von Berlin. Während sich das Hauptstadtbüro etwa um Aufträge kleiner Labels, Musterdrucke für Kollektionsvorschauen und Studentenprojekte kümmert, können Lauflängen ab 30 Meter mit dem „CTX Designer Service“ in Sachsen schnell und kostengünstig im Sieb- oder hochvolumigen Digitaldruck hergestellt werden.
Da digifabriX auf Qualitäten druckt, die auch bei CTX zum Einsatz kommen, kann so im wahrsten Sinne des Wortes „nahtlos“ von Kleinst- zu Klein- oder auch größeren Mengen gewechselt werden. „So lassen sich Modetrends konkurrenzlos schnell umsetzen“, freut sich Imfeld, „Auf diese Weise gelingt es uns vielleicht sogar, einen Teil der Modeproduktion aus Asien zurück nach Europa zu holen.“ Die Unternehmerin nutzt die digifabriX-Textilien deshalb auch für ihre „Artfeld“-Kollektion. Die Näharbeiten übernimmt Clasen, wie CTX ein Unternehmen der Peppermint Holding. Das 1976 gegründete Unternehmen entwirft und fertigt – passenderweise auf dem gleichen Stockwerk wie digifabriX – Mode für Private Labels sowie Versandhäuser. Und greift natürlich für Kollektions-Musterstücke wiederum auf die Druckdienste von digifabriX zurück.
„Viele Modedesigner haben das Potenzial des Digitaldrucks für ihre Kreationen noch nicht erkannt“, erklärt Imfeld. Denn nicht nur die Möglichkeiten, auch die Limitationen im digitalen Textildruck – so sind etwa große einfarbige Flächen nur schwer druckbar – sickern erst langsam in die Köpfe der Kreativen. Deshalb hält sie in verschiedenen Berliner Schulen Vorträge zum Thema, und bietet für interessierte Unternehmen und Einzelpersonen auch einen Consulting-Service an. Imfeld ist überzeugt: „Der Digitaldruck wird den Mode- und Heimtextilmarkt revolutionieren.“
Die vielfältigen Möglichkeiten des Digitaldrucks und eine große Anzahl von Anwendungsbeispielen zeigt vom 4. bis 6. November in Frankfurt die viscom, Internationale Fachmesse für visuelle Kommunikation. Erwartet werden 300 Aussteller aus über 30 Ländern und über 10.000 Besucher. In Sachen Digitaldruck und besonders auch zum Thema Inkjet Printing gibt es hier einen umfassenden Überblick im Rahmen der Sonderfläche Inkjet Innovationsforum – Mittelstand und Industrie.
Zum zweiten Mal findet in diesem Rahmen am 2. Messetag ein kostenloser Inkjet Workshop statt. Hier erfährt man anhand von Best-Practice-Beispielen, was derzeit im Inkjet Printing „state of the art“ ist. Ihre bereits dritte Auflage erlebt die erfolgreiche Sonderschau Inkjet meets Materials in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Materialagentur raumPROBE. Auf rund 100 qm können die Besucher ca. 150 verschiedene Materialien sehen und erleben. Alle ausgestellten Materialmuster sind zusätzlich in die Datenbank von raumPROBE eingepflegt und stehen dort auch nach der Messe noch für einen begrenzten Zeitraum zur Recherche zur Verfügung. Als Teil der Sonderschau wird außerdem ein kompletter Produktionsprozess abgebildet: Gemeinsam mit Ausstellern, Partnern und deren Produkten wird die Produktion vom Fotografen > zum Pixel > zum Produkt gezeigt. An allen drei Messetagen startet jeweils um 12 und um 15 Uhr die ca. einstündige Meet the professionals-Tour zu viscom-Ausstellern aus dem Bereich Individualdruck. Sie bietet Besuchern die Möglichkeit zum direkten Fachaustausch mit den Herstellern und verschafft einen Überblick über deren Neuheiten. Alle Infos zur viscom, zum Inkjet Innovationsforum – Mittelstand und Industrie sowie Anmeldeformulare für die Tour und den Workshop gibt es auf der Internetseite www.viscom-messe.com.