Aus den Unternehmen
VDMA: Konjunkturelle Erholung sorgt für moderates Wachstum bei Druck- und Papiermaschinenherstellern
Donnerstag 07. Oktober 2010 - Der Fachverband Druck- und Papiertechnik im Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) zeigt sich trotz einer raschen Erholung der Konjunktur im Maschinenbau insgesamt nur verhalten optimistisch.
Nach der drastischen Talfahrt in der Wirtschaftskrise geht es seit Anfang des Jahres für die Druck- und Papiertechnik moderat aufwärts. Die Auftragsbücher der Druck- und Papiermaschinenhersteller füllen sich langsam und die Situation ist in einigen Unternehmen schon wieder so stabil, dass sie auf Kurzarbeit verzichten. Besonders die Auftragseingänge aus Asien und Südamerika sind derzeit ein wichtiger Motor für die Erholung der Branche. Dagegen ist die Nachfrage in den westlichen Industrienationen weiterhin sehr schwach was vor allem Süd- und Osteuropa, Nordamerika sowie Japan betrifft.
Auch nach der Krise stehen deutsche Hersteller von Druck- und Papiermaschinen dank ihrer hohen Innovationskraft unangefochten an der Weltspitze. Die deutschen Hersteller geben gerade in den BRIC-Staaten maßgeblich den Takt vor. So stiegen die Umsätze der Druckmaschinenhersteller in China um mehr als die Hälfte, im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres, von knapp 122 Millionen Euro auf 187 Millionen Euro. In Brasilien ist es den deutschen Herstellern für Druckmaschinen im gleichen Zeitraum sogar gelungen, ihre Umsätze von 38 Millionen Euro auf 93 Millionen Euro mehr als zu verdoppeln.
„Wir erwarten, dass sich die Auftragseingänge weiterhin positiv entwickeln werden“, sagt Dr. Markus Heering, Geschäftsführer des Fachverbandes Druck- und Papiertechnik und ergänzt: „Der Markt hat sich schnell erholt. Dies lag vor allem am Wachstum in den Emerging Markets. In den Industrienationen in Europa und Nordamerika haben wir dagegen kaum eine Belebung gesehen. Wir erwarten daher zwar weiterhin ein moderates Wachstum, von einer schnellen Erholung können wir derzeit aber noch nicht ausgehen.“
Der Aufschwung macht sich auch im Bereich Papiertechnik besonders durch die starke Nachfrage in einzelnen Märkten bemerkbar: Allen voran Korea, wo sich der Umsatz von 4,2 Millionen Euro auf über 27 Millionen Euro im ersten halben Jahr 2010 mehr als versechsfacht hat im Vergleich zum Vorjahr. Ein fünffaches Umsatzwachstum zeigt der russische Markt (5,2 Millionen Euro in 2009 auf 34,4 Millionen Euro in 2010). Und auch Indien ist mit einem Umsatzwachstum von 30 Prozent im Vorjahresvergleich zu den ersten sechs Monaten ein wichtiges Exportland (25,2 Millionen Euro auf 34,6 Millionen Euro) für die deutschen Hersteller von Papiertechnik.
„Druck- und Papiertechnik aus Deutschland hat global weiterhin Wachstumspotenzial. Gerade in den Bereichen Verpackung und Tissue haben wir unsere Grenze nach oben noch lange nicht erreicht“, erläutert Dr. Markus Heering. „Entgegen vieler Prognosen haben wir unseren traditionell hohen Weltmarktanteil behauptet. Mit modernster Technik ist es den Druck- und Papiermaschinenherstellern trotz des regionalen Vorteils der asiatischen Wettbewerber gelungen, ihre weltweit führende Position zu festigen. Der starke Yen hat dazu gegenüber den japanischen Mitbewerbern beigetragen“, so Dr. Heering.
Mitgliedsunternehmen beenden Kurzarbeit
Die globale Wirtschaftskrise hat sich auch auf die Beschäftigungszahlen der Unternehmen ausgewirkt. Der massive Umsatzrückgang 2009 hat bei zahlreichen Herstellern zu Kurzarbeit und Beschäftigungsabbau geführt. Die Folgen der Krise sind auch jetzt für viele der Druck- und Papiertechniker noch deutlich zu spüren. In einigen Betrieben ist die Auftragslage allerdings schon wieder so stabil, dass sie auf Kurzarbeit verzichten und sogar den Personalstamm aufstocken. „Die Mitgliederbetriebe unseres Verbandes haben auch während der schwersten Krise der letzten Jahrzehnte weiter kräftig am Standort Deutschland ausgebildet. Denn ohne hochqualifizierte Mitarbeiter können unser hoher technologischer Anspruch und unsere Zukunftsfähigkeit nicht gewährleistet werden“, erklärt Dr. Markus Heering.
Widersprüchliche Signale von der Konjunkturfront
Dennoch betont der Verband, dass es verfrüht wäre von einer nachhaltigen Erholung zu sprechen. Grund für den verhaltenen Optimismus sind wichtige Druck- und Papiermärkte in Europa und Nordamerika, die kaum eine Belebung zeigen. Für das Geschäftsjahr 2010 erwartet der Fachverband ein gleichbleibend niedriges Niveau. Galt der nordamerikanische Markt früher als das Zugpferd der globalen Wirtschaft, zeigen sich die Unternehmer dort momentan sehr verhalten und zögerlich bei der Anschaffung von Investitionsgütern.
Langfristige Verschiebung der Märkte
Eine Stärke der deutschen Hersteller von Druck- und Papiertechnik ist die langfristige Erschließung und Ausbau neuer Märkte. In den letzten 10 Jahren hat eine sukzessive Umstrukturierung von den klassischen Märkten in Nordamerika und Europa hin nach Asien stattgefunden. Änderten sich zwischen 2000 und 2005 die Anteile der einzelnen Regionen nur in kleinen Schritten, so gewann diese Entwicklung in der jüngsten Krise erheblich an Dynamik. Der Anteil der Lieferungen nach Asien steigerte sich von 17,1 Prozent im Jahr 2000 über 18,3 Prozent im Jahr 2005 auf 32,3 Prozent im Jahresverlauf 2010. In Lateinamerika war die Entwicklung nicht ganz so beeindruckend, jedoch hat sich auch hier der Marktanteil verdoppelt. Die deutsche Druck- und Papiermaschinenindustrie hat sich durch flexibles Reagieren auf Markterfordernisse und ihre internationale Technologieführerschaft in der Krise behauptet und sichern dadurch Arbeitsplätze am Produktionsstandort Deutschland.