Aus den Unternehmen
Neue Berufsbilder für die Druckweiterverarbeitung: Medientechnologe Druckverarbeitung und Buchbinder
Samstag 06. November 2010 - In dem Eckwertebeschluß des Bundesministeriums für Wirtschaft wurde festgelegt, daß der bisherige Ausbildungsberuf Buchbinder für das Handwerk modernisiert wird und ein neuer Ausbildungsberuf "Medientechnologe Druckverarbeitung" für die Industrie entstehen soll.
Letzterer soll die Fachrichtungen „Buchfertigung (Serie)“ und „Druckweiterverarbeitung (Serie)“ des bisherigen Buchbinders ersetzen. Die endgültige Entscheidung über die zukünftige Fachkräftebezeichnung trifft das Bundesministerium.
Mit Hochdruck arbeiten nun Sachverständige der Verbände und der Gewerkschaft aus den Unternehmen an der Neuordnung des Ausbildungsberufes.
Das neue Berufsbild Medientechnologe Druckverarbeitung für die industrielle Druckweiterverarbeitung soll die neuen Anforderungen einer prozessorientierten Produktion und die enormen technischen Entwicklungen in der Weiterverarbeitung berücksichtigen. Stichworte dazu sind Kenntnisse zur vernetzten Arbeitsorganisation und Planung, zur Beherrschung der Kommunikationsprozesse und der Steuer- und Regeltechnik.
Die Struktur der Ausbildungsordnung wird weitgehend an die Struktur der neuen Verordnungen Mediengestalter, Drucker und Siebdrucker angepasst. Im Wesentlichen wird es drei Berufsprofile für die Zeitungsproduktion, die Akzidenzproduktion und die Buchproduktion geben. Für alle Qualifikationsprofile gleich sind die Berufsbildpositionen: Verarbeitungstechnologien und Verarbeitungsprozesse, Planen des Ablaufs von Verarbeitungsaufträgen, Rüsten und Konfigurieren von Verarbeitungsanlagen, Steuern und Überwachen von Produktionsprozessen, Instandhalten von Verarbeitungsanlagen und betriebliche Kommunikation. Die weiteren Wahlqualifikationen beziehen sich auf Produktionsvorbereitung Versandraumtechnik, Linienführung, Maschinentechnik und erweiterte Instandhaltung, Klebebindetechnik, Sammeldrahthefttechnik, spezielle Druckweiterverarbeitungsprozesse und die Deckenbandfertigung. Mit diesem Pool von Wahlqualifikationen hoffen die Sachverständigen, dass möglichst die gesamte Bandbreite aller Produktionsschwerpunkte abgebildet werden kann.
Das neue Berufsbild soll Betrieben die Möglichkeit geben, stärker als bislang betriebliche Schwerpunkte in der Ausbildung abzubilden. Gleichzeitig soll das neue Berufsbild attraktiver für Bewerber werden. Die Arbeitsgruppe wird voraussichtlich Ende Januar 2011 den Ausbildungsrahmenplan und Verordnungsentwurf erarbeitet haben.
Ähnlich strukturiert, jedoch mit anderen Inhalten, wird die neue Ausbildungsordnung Buchbinder für den handwerklichen Bereich sein. Die Kernqualifikationen beinhalten: Bewerten und Auswählen der Verarbeitungstechniken zur Herstellung buchbinderischer Erzeugnisse; Planen und Organisieren von Arbeitsabläufen; Einrichten von Arbeitsplätzen, Geräten, Maschinen und Anlagen; Herstellen buchbinderischer Erzeugnisse; Pflegen und Warten.
Abschlussprüfungsrelevant sind die beiden profilgebenden Wahlqualifikationen Einzel- und Sonderfertigung sowie maschinelle Fertigung. Daneben können weitere Qualifikationseinheiten gewählt werden, wie unternehmerisches Handeln, kaufmännische Auftragsbearbeitung, Einrahmen von Bildern und Objekten, Herstellen von Behältnissen, Instandsetzen von Büchern und Objekten, Gestalten, Sonderausstattung sowie Kaschier- und Aufzieharbeiten.
Diese Bandbreite macht deutlich, dass in Handwerksunternehmen gänzlich andere Qualifikationen gefragt sind als in Industriebuchbindereien oder mehrstufigen Druckunternehmen. Besonders markant sind die Berufsbildpositionen „unternehmerisches Handeln“ und „kaufmännische Auftragsbearbeitung“, die gerade für Kleinbetriebe von besonderer Bedeutung sein können. Ferner wurde der Gestaltung und dem Instandsetzen von Büchern und Objekten breiteren Raum zugestanden.