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bvdm warnt EU-Kommission vor einseitiger Förderung des E-Invoicing

Mittwoch 16. Februar 2011 - Elektronische Rechnungsstellung als ausschließlichen Standard, wie es die Europäische Kommission bis zum Jahre 2020 erreichen will, benachteiligt ganze Industriezweige, deren Beschäftigte und weite Teile der Endverbraucher.

Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) unterstützt den offenen Brief der Verbände an die EU-Kommission. Insgesamt elf Verbände und Institutionen aus der europäischen Papier-, Druck- und Medienindustrie, der Direkt-Marketing- und Versandlogistik haben die EU-Kommission zu einem offenen und konstruktiven Dialog zu deren Digital Agenda aufgefordert.

Nach dem Willen der EU-Kommission soll die elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) in Europa zur vorherrschenden Fakturierungsmethode werden. In ihrem Brief appellieren die europäischen Partnerverbände gemeinsam an die EU-Kommission für ein ausgewogenes Vorgehen. Die Initiative der Kommission zur Digital Agenda bedeute für die gesamte Druck- und Medienindustrie und die werbetreibenden Dienstleistungsunternehmen massive wirtschaftliche Auswirkungen. Die Interessen der Beschäftigten aber auch die Nutzungsgewohnheiten der Endverbraucher dürfen bei den Maßnahmen der EU nicht vernachlässigt werden.

Momentan haben Rechnungen auf Papier einen Anteil von 95 Prozent. Der bvdm weist darauf hin, dass die Zahl der elektronischen Rechnungen, die ausgetauscht werden, insbesondere bei den mittelständischen Unternehmen nach wie vor gering ist. bvdm-Hauptgeschäftsführer Dr. Paul Albert Deimel: „Das Stellen elektronischer Rechnungen – vor allem über Grenzen hinweg – ist insbesondere für die mittelständischen Betriebe ein komplexer und kostenintensiver Vorgang. Zudem ist die Regelung der elektronischen Rechnungsstellung in Europa nicht harmonisiert.“

Seine volle Wirkung entfalte E-Invoicing nur bei einer tiefen Integration der elektronischen Rechnung in die Buchhaltungssysteme der Unternehmen. Der elektronische Versand alleine biete keine Effizienzvorteile. Bei der Betrachtung der angeblichen Kostenvorteile und der Umweltaspekte von E-Invoicing werden nach Ansicht des bvdm wesentliche Aspekte nicht berücksichtigt. „Letztendlich werden die Kosten auf den Verbraucher abgewälzt“, so Deimel. Außerdem nutzten viele Unternehmen ihre Rechnungsstellung auf Papier auch zur regelmäßigen Kundeninformation.

Für die Verbraucher hat das Medium Print einen besonderen Stellenwert, eine große Glaubwürdigkeit sowie eine hohe Beachtung, so der bvdm. Die Digital Agenda der EU-Kommission und insbesondere die Ziele im Bereich E-Invoicing müssen auch die Interessen der Gesamtwirtschaft und der Gesellschaft berücksichtigen. Dr. Paul Albert Deimel: „Print gehört in der Kommunikation auch im Jahre 2020 zu einem gesunden ausbalancierten Medienmix. Druckprodukte – auch in der Geschäftskommunikation – haben einen hohen sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Wert. Diesen muss die EU-Kommission wahren.“

Die Digital Agenda der EU-Kommission umfasst rund 100 geplante Maßnahmen und 31 Gesetzesvorschläge für einen „digitalen Binnenmarkt“ für Inhalte und Dienste. Der bvdm wird gemeinsam mit Intergraf die weitere Behandlung des Themas durch die EU-Kommission kritisch beobachten und sich für einen sensiblen Umgang mit „E-Invoicing“ auch an die Bundesregierung und an Abgeordnete des Europäischen Parlaments wenden.

www.bvdm-online.de
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