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Deutscher Verpackungskongress mit Rekordbesuch

Über 180 Führungskräfte und Projektverantwortliche der Verpackungsbranche kamen zum Deutschen Verpackungskongress.

Samstag 26. März 2011 - Am 24. März trafen sich über 180 Führungskräfte und Projektverantwortliche der Verpackungsbranche auf dem Deutschen Verpackungskongress in Berlin. Dabei standen die Themen Sustainability, Emerging Trends und Operational Excellence im Fokus der Veranstaltung.

Die von der TV-Moderatorin Dagmar Binder moderierte Vortragsreihe startete mit einem Vortrag von Prof. Dr. Michael Braungart über das Cradle to Cradle – Prinzip des ewigen Kreislaufs. Der wissenschaftliche Leiter des Hamburger Umweltinstituts lobte Verpackungen als eine der größten Erfolgsgeschichten der Menschheit und räumte im Anschluss mit liebgewonnenen Wahrheiten zum Thema Nachhaltigkeit und Ökologie auf. Er forderte dazu auf, über Qualität und Schönheit zu reden, anstatt über Nachhaltigkeit, die in seinen Augen lediglich rückwärtsgewandtes Management ist. Produkte weniger schädlich zu machen, könne keine Lösung sein, so Prof. Dr. Braungart. Das zögere den Schaden nur hinaus. Anstatt die falschen Dinge zu optimieren gelte es, die richtigen Dinge zu tun. Mit eindrucksvollen Beispielen und Studien warb der Leiter des Cradle to Cradle – Lehrstuhls an der Universität Rotterdam für eine neue Denkweise, die auf Kreisläufen basiert sowie in Kreisläufen produziert und dabei keinen Schaden anrichtet, sondern Nutzen bringt. Anhand praktischer Produkte konnte der Greenpeace-Aktivist der ersten Stunde aufzeigen, dass sein Cradle to Cradle genanntes Prinzip keine irreale oder zukunftsferne Utopie ist.

Um das Schließen von Kreisläufen ging es auch im anschließenden Vortrag über Biopolymere von Prof. Dr. Hans-Josef Endres. Wie der Professor der FH Hannover darlegte, bieten Biopolymere als Teil des biologischen Kreislaufs eine ganze Reihe von Entsorgungsoptionen und verfügen dazu über eine hohe Entropie-Effizienz. Zum entscheidenden „Player“ für die Zukunft wird nach Ansicht von Prof. Dr. Endres die Sonne, da alles, was auf diesen Energiespender basiert, erneuerbar ist.

Eine kontroverse Meinung zum Thema Nachhaltigkeit vertrat Marcus Macsioszek, Leiter Marketing der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG. Seiner Meinung nach lässt sich das durch Lebensmittelskandale verlorene Verbrauchervertrauen nicht über eher unverständliche Konzepte wie Nachhaltigkeit wiedergewinnen, sondern nur über aktiv kommunizierte Produktqualität.

Den Block Emerging Trends eröffnete Stefan D. Seidel, Deputy Head PumaSafe Global, der mit der Clever Little Box eine innovative und nachhaltige Verpackungslösung vorstellte, die 2011 ins Volumen geht und ein Jahr später zum Standard-„Schuhkarton“ von Puma wird.

Im Anschluss präsentierte Adrienne Héon-Kleinen, Corporate Innovation- & Strategy Managerin der Nestlé AG Verpackungstrends und Innovation Management ihres Unternehmens. Auf Basis einer neuen Nestlé-Ernährungsstudie und anhand konkreter Produktbeispiele zeigte sie, dass es mehr als „nur“ neue Produkte braucht, nämlich neue Konzepte und Darreichungsformen. Verpackungen sind dabei ein zentraler Aspekt.

Auch Dominic Bakic, geschäftsführendem Gesellschafter der DieterBakicEnterprises GmbH, zeigte anhand konkreter Produktbeispiele, dass sich Innovationen nur über komplette Formenkonzepte durchsetzen lassen. In Zeiten von Austauschbarkeit und funktioneller Angleichung der Produkte spielt das Verpackungsdesign dabei die entscheidende Rolle.

Den Themenblock Operational Excellence eröffnete Stephan Bestehorn, geschäftsführender Gesellschafter der rlc packaging group. Er skizzierte die Entwicklung von Verpackungen, die nicht länger nur Logistik- und Vermarktungsplattform sowie Werkzeug für Convenience und Differenzierung sind, sondern die Sinnhaftigkeit des Konsums und die Nachhaltigkeit der Lebensqualität in den Fokus rücken. Dieser Marktdynamik müsse sich die Industrie stellen, indem sie den Paradigmenwechsel aktiv thematisiert. Kundenzufriedenheit ließe sich dabei nur über eine verschwendungsfreie Produktion und die dadurch verbundene Steigerung von Flexibilität und Effizienz herbeiführen.

Im abschließenden Beitrag ging Ulf Pillkahn, Erfinder, Autor und Strategy Consultant der Siemens AG, der Frage nach, wie das Neue in Unternehmen kommt und welche Kräfte Innovationen behindern. Herr Pillkahn zeigte auf, wie Menschen und Organisationen versuchen, Komplexität zu reduzieren, indem sie unerwünschte Informationen ausblenden und in unbekannten Situationen blind auf erlernte Verhaltensmuster zurückgreifen. Innovationen dagegen bräuchten auch mal Umwege oder Verschwendung, entstünden oft im Bereich Halbwissen, Ahnung oder Intuition. Herr Pillkahn empfahl die bewusste Einführung von irritierenden Faktoren und präsentierte darüber hinaus einen mit Zahlen, Studien und praktischen Tipps unterlegten Vorschlag: Das Innovations-Roulette. Da von 100 neuen Ideen rund 80% nicht wirklich einschätzbar seien, könne man die Auswahl auch mit dem Würfel treffen, anstatt das Innovationspotential verkümmern zu lassen. Auch die Evolution gehe im Grunde nicht anders vor. Das Fazit von Herrn Pillkahn: Wer keine Fehler macht, ist nicht innovativ genug.

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