Aus den Unternehmen
Umstellung auf Ökostrom untermauert Nachhaltigkeitsansatz
Samstag 09. April 2011 - Inmitten grüner Wiesen und Wälder im Nordschwarzwald produziert colordruck Baiersbronn Verpackungen in einem der modernsten Faltschachtelwerke Europas. Dabei gehen Ökologie und Ökonomie Hand in Hand.
Das Nachhaltigkeitskonzept des Unternehmens umfasst Heizenergiegewinnung ebenso wie Kühlung der Gebäude, Druckproduktion, moderne Druckluftsysteme und Investitionen in klimaneutral produzierte Maschinen. Seit Beginn dieses Jahres verbessert das Unternehmen seine Ökobilanz zusätzlich: Dank der vollständigen Umstellung auf Ökostrom können jährlich knapp 2.300 Tonnen CO2 eingespart werden.
Die Umstellung auf Ökostrom zum Jahresbeginn 2011 ist für colordruck Baiersbronn als einem der Technologieführer seiner Branche nur ein folgerichtiger Schritt: Schon seit Jahren optimiert das Unternehmen konsequent Produktion und Prozesse im Hinblick auf nachhaltiges Handeln. „Mit unserem Biomasse-Heizkraftwerk, der Flusswasserkühlung und nachhaltigen Abläufen in unserer Produktion haben wir in der Vergangenheit bereits wichtige Fortschritte erzielt. So gesehen war die Umstellung auf Ökostrom folgerichtig und letztlich nur eine Frage der Zeit“, erklärt colordruck-Geschäftsführer Herbert Klumpp. „Klima- und ressourcenschonende Verpackungen kommen aus Baiersbronn – diesem Motto wollen wir auch künftig bestmöglich gerecht werden. Die jetzt erreichte enorme CO2-Einsparung bestätigt unseren Kurs.“
Noch zu Beginn des Jahrtausends beheizte das Unternehmen seine rund 27.000 Quadratmeter Produktions-, Lager- und Büroflächen mit Heizöl und Erdgas – rund 120.000 Liter Öl und 140.000 Kubikmeter Gas waren dafür jedes Jahr notwendig. Mit dem Bau eines eigenen Biomasse-Heizwerkes 2004 kam die erste Energiewende: Genutzt werden dort Hackschnitzel aus rund 35.000 Einweg-Holzpaletten, die pro Jahr bei der Lieferung des Kartons anfallen. Damit sind rund 80 Prozent des jährlichen Heizenergiebedarfs gedeckt, der Rest kommt von umliegenden Sägewerken und Waldbauern. Die Heizanlage deckt nahezu 100 Prozent des Wärmebedarfs ab und spart im Vergleich zu früher rund 85 Prozent der Emissionen ein.
Im Zuge des Ausbaus kam 2008 ein neues, umweltfreundliches Konzept für die Kühlung der Produktionsräume im Sommer zum Einsatz: Seitdem wird das Flusswasser der Murg genutzt, um die Temperaturen der Zuluft im Drucksaal und im Packaging Service Center (PSC) über Wärmetauscher im Sommer abzusenken. colordruck sichert damit neben einer konstant hohen Druckqualität auch optimal gekühlte Umgebungen für die Konfektionierung, Verpackung und Lagerung von temperaturempfindlichen Produkten im Packaging Service Center, wie zum Beispiel Süßwaren. Die Flusswasserkühlung spart pro Jahr im Vergleich zu einer Kältemaschine allein im PSC zusätzlich rund 73 Tonnen CO2.
Seit August 2009 ist die Druckproduktion bei colordruck Baiersbronn nach den Kriterien des FSC (Forest Stewardship Council) und PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) zertifiziert. Beide Organisationen sichern die kontinuierliche Verbesserung nachhaltiger Waldbewirtschaftung unter Gewährleistung sozialer und ökonomischer Standards – für die Einkaufsabteilungen vieler Markenartikler mittlerweile ein entscheidendes Kriterium. Rund 30 Prozent des in Baiersbronn verwendeten Kartons stammen aus Frischfasern, die im Rahmen der nachhaltigen Waldwirtschaft gewonnen wurden. Etwa 70 Prozent der hergestellten Verpackungen bestehen aus Recyclingkarton, der sechs- bis siebenmal wiederverwertet werden kann. In der Druckproduktion entstehendes Altpapier wird gesammelt und in der näheren Umgebung recycelt, so dass die Wiederverwertung auf möglichst kurzen Wegen erfolgt.
Gedruckt wird nach den Vorgaben des ProzessStandard Offset (PSO) in Verbindung mit der so genannten Unterfarbenreduktion (UCR, Under Color Removal). Beides zusammen ermöglicht Farbeinsparungen von bis zu 15 Prozent. Die zur Entwicklung der Druckplatten notwendigen Chemikalien wurden durch den Einsatz eines Filtersystems und einer verbesserten Regenerierung der Entwicklerlösung wesentlich umweltfreundlicher: Dreimal mehr Platten können heute mit derselben Menge Entwickler belichtet werden. Angesichts von rund 30.000 Platten pro Jahr beläuft sich die Einsparung auf etwa 1.750 Liter Entwickler, die nicht transportiert und entsorgt werden müssen.
„Da die Erzeugung von Druckluft in Bezug auf den Energieaufwand als einer der aufwändigsten Faktoren überhaupt gilt, haben wir außerdem das gesamte Druckluftnetz unseres Werkes erneuert“, so Klumpp. „Allein an dieser Stelle sparen wir bis zu 20 Prozent Energie ein. Und da bei uns auch kleine Ansätze zählen, wird das Brauchwasser für Waschbecken und Duschen zu einhundert Prozent durch die Abwärme der Kompressoren erhitzt. Außerdem erfüllen alle Fahrzeuge unseres Spediteurs die Euro 5 Norm.“ Ein ausgefeiltes Belüftungskonzept in der Klebesektion und im Logistikzentrum nutzt zudem die Temperaturdifferenz zwischen Tag und Nacht – und sorgt für eine passive Kühlung in diesem Bereich. Auch hier reduzieren sich die Emissionen erheblich um rund 260 Tonnen CO2 pro Jahr.
Aussagekräftige Zertifikate, die die Nachhaltigkeit einer Verpackung als Ganzes bewerten, sind in der Branche bislang Mangelware. „Aufgrund fehlender gesetzlicher Regelungen ist die Branche von einheitlichen Standards noch weit entfernt“, bedauert Klumpp. „Daran werden Gesetzgeber und Branchenverbände auf nationaler und internationaler Basis in den nächsten Jahren arbeiten müssen.“ Dem colordruck-Geschäftsführer ist vor allem daran gelegen, sämtliche Aspekte der Fertigung mit in ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept einzubinden: Ob das die Arbeitnehmer betrifft, die durchwegs in der Nähe wohnen und dadurch lange Anfahrtswege vermeiden, ob der Maschinenpark klimaneutral hergestellt wurde (so unterstützt colordruck für neue Stanzmaschinen ein Solarprojekt in Malawi, „im Schwarzwald gab es leider keines“) – für Klumpp sind all diese Ansätze kein Selbstzweck, sondern der Versuch, mit der Umwelt so sorgsam wie möglich umzugehen: „Wir produzieren und leben hier im Nordschwarzwald, einem der schönsten zusammenhängenden natürlichen Gebiete in Deutschland. Da sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass wir diese Umwelt besonders pfleglich behandeln und sie schützen.“