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drupa Preis 2011 für Ulf Tranow
Dienstag 24. Mai 2011 - Der diesjährige drupa Preis geht an Ulf Tranow aus Düsseldorf für seine Doktorarbeit "Solidarität und soziologische Analyse. Ein theoretischer Beitrag zum Solidaritätskonzept".
Mit der Auszeichnung prämiert die drupa als weltweit größte Fachmesse für die Druck- und Medienindustrie jedes Jahr die beste Dissertation der Philosophischen Fakultät an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität. Den Preis 2011 überreichten Martin Weickenmeier (Präsident der drupa 2012), Werner M. Dornscheidt (Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf) und Prof. Dr. Dr. H. Michael Piper (Rektor der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) am 23. Mai im Industrie-Club Düsseldorf.
Solidarität ist das große Thema der Doktorarbeit. Und so prägte Solidarität auch die Laudatio von Martin Weickenmeier, der den bevorstehenden 60. Geburtstag der drupa am 26. Mai 2011 zum Anlass nahm, den Schulterschluss zwischen Industrie und Messe hervorzuheben. Der drupa-Präsident ging auch auf den Stellenwert von Solidarität in der heutigen Zeit, vor allem bei den Digital Natives, ein: „Bei aller Individualität und Selbstdarstelllung, die von den Digital Natives gepflegt wird – Solidarität und das Kollektiv feiern ihr Comeback“, so sein Resümee.
„Solidarität“ ist ein moralischer Leitbegriff, ohne den kaum eine sozialpolitische Debatte auskommt. Obwohl im Alltag häufig von ihr die Rede ist, liegen sowohl die Definition ihrer eigentlichen Bedeutung als auch die Bedingungen, wie und warum sie überhaupt funktionieren kann, noch im wissenschaftlichen Dunkel. Mit seiner Arbeit hat Ulf Tranow sich zum Ziel gesetzt, ein Solidaritätskonzept zu entwickeln, das diese Definitionsproblematik löst.
Ob kleine Familien-Gemeinschaft, Arbeitsorganisation, politische oder ideelle Vereinigung bis hin zur Soziologie großer internationaler Beziehungen: Die Einsicht, dass es sich hier um ein Kernthema der gesamten soziologischen Wissenschaft handelt, das sich durch sämtliche Lebensbereiche der Gesellschaften und Kulturen zieht, macht das Defizit umso deutlicher. Die Wissenschaft ist sich im Wesentlichen darüber einig, dass jede soziale Ordnung ein gewisses Maß an Opferbereitschaft voraussetzt und dass sozialer Zusammenhalt nicht auf der Basis individueller Interessensverfolgung funktionieren kann. Tranow vertritt in seiner Dissertation die Auffassung, dass es Normen geben muss, an die sich die Angehörigen der jeweiligen Gruppe halten – oder eben nicht. Es müssen in jedem Fall genügend Anreize vorhanden sein, zum Beispiel monetäre Aspekte oder zumindest die Anerkennung anderer, damit Menschen solidarisch agieren. Aber auch ein Gefühl von Verbundenheit und die Überzeugung „etwas Richtiges zu tun“, lassen den Menschen entsprechend handeln. Das Fazit: In den meisten Zusammenhängen ist eine regelmäßige Befolgung von „Solidarnormen“ nur dann gewährleistet, wenn die betreffenden Personen eine entsprechende Motivation dazu haben. Dabei stellt sich die grundlegende Frage, wie eine solche Motivation durch eine Kultur der Anerkennung und der Entwicklung einer Gemeinschaftsidentifikation nachhaltig aufgebaut wird bzw. gefördert werden kann.
Ulf Tranow wurde 1975 in Münster geboren und studierte von Oktober 1996 bis November 2003 Soziologie, Medienwissenschaft und Psychologie an der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität (HHU). Seit Mai 2004 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit Juni 2010 als Assistent der Geschäftsführung, am Institut für Sozialwissenschaften der HHU tätig.