CTP - Computer to Plate
Kleine Investition, großer Nutzen
Dienstag 24. Mai 2011 - Die Druckformherstellung für den Offsetdruck lässt sich mit schnellen CTP-Systemen und integrierten Verarbeitungslinien bis zum sortierten Abstapeln der druckfertigen Platten vollständig automatisieren. Doch auch in solchen Szenarien sind weitere Prozessoptimierungen möglich. Die als CTP-Dienstleister erfolgreiche Merlin Gruppe hat in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht - mit dem Kodak Intelligent Prepress Manager (IPM), einer intelligenten Software für die Fernüberwachung kompletter Plattenproduktionslinien.
Die Merlin Gruppe hat sich ganz auf Druckvorstufendienstleistungen spezialisiert. Standen am Anfang, vor rund 26 Jahren, noch Fotosatz und Filmbelichtung im Vordergrund, bildet die CTP-Dienstleistung seit 15 Jahren das Kerngeschäft. „Wir sehen uns als Technologiepartner rund um die Platte für die gesamte Druckereibranche. Wir beliefern Rollenoffsetbetriebe, Akzidenz- und Verpackungs-Bogenoffsetdrucker mit Druck- und Lackplatten und decken mit unserer Standortverteilung ganz Nordrhein-Westfalen ab“, erklärt Frank Dittmann, Gründer und Inhaber der Merlin Firmengruppe. „Es gibt Druckereien, die treffen die Entscheidung, sich nicht mehr mit der Vorstufe zu befassen – u. a. weil Innovationszyklen bei Prepress-Software und -Systemen sehr kurz sind. Für solche Betriebe übernehmen wir die Funktion einer ausgelagerten Vorstufe.“
Insgesamt 40 Angestellte sind bei der Merlin Gruppe im CTP-Service tätig, verteilt auf die Standorte Bielefeld, Essen, Dortmund, Düsseldorf, Köln und Ostbevern bei Münster. Mit mehr als 300.000 druckfertigen Platten versorgt das Unternehmen jährlich Druckereien in der Region; 18 verschiedene Plattenformate werden bedient. „Wir müssen eine kontinuierliche Verfügbarkeit, Flexibilität, hohe Produktionsqualität und Geschwindigkeit bieten“, sagt Gerhard Engels. Er ist Geschäftsführer am größten Merlin-Standort in Dortmund, an dem neben Offsetdruckplatten auch Lackplatten hergestellt werden. „Der durchschnittliche CTP-Auftrag hat bei uns eine Durchlaufzeit von drei bis vier Stunden ab Dateneingang bis zur Plattenauslieferung. Dafür brauchen wir eine flexible Logistik, flexible Mitarbeiter in der Datenprüfung und Datenaufbereitung und schnelle, automatisierte Ausgabesysteme.“
Die Merlin Gruppe produziert ausschließlich mit CTP-Systemen, die über die Kodak SquareSpot Thermobebilderungstechnologie verfügen, von deren Prozessstabilität und Wiederholbarkeit Frank Dittmann seit Langem überzeugt ist. In den sechs Filialen betreibt die Merlin Gruppe insgesamt vier Großformat-Plattenbelichter von Kodak, zwei Kodak Trendsetter 800 Quantum Plattenbelichter und zwei Kodak Magnus 800 Quantum Plattenbelichter. Sie werden alle über Kodak Prinergy Connect Workflow Systeme mit Ausgabedaten versorgt.
Im Dortmunder Betrieb ist ein komplett automatisierter Magnus 800 in X-Geschwindigkeit mit vorgeschalteter 5-Kassetten-MCU (Mehrkassetteneinheit), Inline-Registerstanze, Online-Plattenverarbeitungsanlage und anschließendem Plattenstapler mit vier Stapelpositionen im Einsatz. „Die Automatisierung erlaubt uns ein sehr schnelles Abarbeiten von Aufträgen in verschiedenen Formaten und durch den Bypass am Plattenbelichter können wir auch Schnellschüsse mit seltener bestellten Formaten elegant dazwischenschieben. Das funktioniert reibungslos“, sagt Gerhard Engels. „Im Vierfachstapler am Ende der Linie können wir Platten für verschiedene Kunden vorsortieren, sodass beim Versandfertigmachen der Aufträge eine schnelle Abwicklung möglich ist. Dabei erleichtert die automatische Inkjet-Rückseitenbeschriftung der Platten anhand eines einbelichteten Barcodes die Auftragszuordnung.“
An der vollautomatischen CTP-Linie wurde der Kodak Intelligent Prepress Manager (IPM) nachgerüstet. Diese im Hintergrund ständig aktive Software überwacht den Plattenbelichter und dessen Systemkomponenten, die Plattenentwicklungsmaschine und weitere Geräte automatisch und erfasst kontinuierlich Statusinformationen. Ferner unterstützt der IPM das Materialbestandsmanagement. Ein Kodak Intelligent Prepress Manager kann mehrere CTP-Linien in seine Obhut nehmen.
Treten bei den überwachten Einheiten irgendwelche Probleme auf, erscheinen an den Workflow-Workstations in der Datenaufbereitung Pop-up-Fenster mit entsprechenden Warnhinweisen. Zusätzlich kann der Kodak Intelligent Prepress Manager Alarmmeldungen per SMS oder E-Mail an verantwortliche Personen versenden, sodass auch im bedienerlosen Systembetrieb, z. B. über Nacht oder während Wochenendzeiten, eine rasche Reaktion und Problembehebung möglich ist. „Hinsichtlich der Automatisierung haben wir schnell festgestellt, dass wir eine bessere Kontrolle benötigen. Unser Ziel war, das Personal an dieser Produktionslinie zu reduzieren und anders einzusetzen. Wir brauchten deshalb eine Möglichkeit, die Maschine effektiv aus der Ferne überwachen zu können“, erläutert Gerhard Engels die Hintergründe der Anschaffung des IPM.
Der Kodak Intelligent Prepress Manager bietet die Möglichkeit, die Aufnahmen mehrerer Webcams in einem Informationsfenster anzuzeigen. Dies gestattet eine fortlaufende visuelle Fernüberwachung von Linienkomponenten. Bei Merlin versorgen zwei Kameras den Intelligent Prepress Manager mit Videobildern. Eine beobachtet den Ausgang des Magnus 800 Plattenbelichters. Die zweite Webcam hat den Vierfachstapler im Auge, der über keine direkte Informationsschnittstelle für den Intelligent Prepress Manager verfügt. So können sich die in der Datenaufbereitung tätigen Mitarbeiter jederzeit vergewissern, ob die Plattenherstellung läuft, ohne dafür extra in den Produktionsbereich gehen zu müssen. „Durch die Fernkontrolle des automatisierten Systems können wir rund um die Uhr auch ohne Anwesenheit vor Ort prüfen, ob alles ordnungsgemäß funktioniert und gegebenenfalls schnell eingreifen, wenn dies nicht der Fall ist“, sagt der Geschäftsführer der Dortmunder Merlin-Niederlassung. „Wir erkennen einfach wesentlich früher, wenn Probleme auftauchen und können vieles selbst lösen. Deshalb getrauen wir uns inzwischen auch, die Anlage immer länger unbeaufsichtigt laufen zu lassen.“
Die IPM-Software kann aus den gesammelten Daten über Betriebszustände und den Materialverbrauch Berichte generieren. Darin werden jeweils relevante Daten zusammengefasst und in Diagrammen anschaulich präsentiert. Beispielsweise gibt der Auslastungsbericht Auskunft darüber, wann der Belichter wie lange in welchem Status war. Daraus lassen sich Schlüsse zur Optimierung der Maschinennutzung ziehen. Der Plattenverbrauchsbericht liefert Informationen über den Druckplattenverbrauch innerhalb wählbarer Zeiträume. Dabei werden die Verbrauchsmengen auch nach verwendeten Formaten aufgeschlüsselt. Dies erlaubt eine genaue Analyse von Produktion und Materialeinsatz.
„Früher haben wir den Druckplattenverbrauch in einer Excel-Tabelle erfasst. Das erledigt der IPM automatisch und absolut exakt“, merkt Gerhard Engels an. „Interessant ist zu sehen, was an bestimmten Tageszeiten läuft. Die Berichte zeigen uns, wann tatsächlich ein höheres Produktionsvolumen anfällt. Das hat uns sehr geholfen, unseren Personaleinsatz besser zu planen, Überstunden abzubauen und unsere Schichteinteilung zu optimieren.“
Angesichts der vielen verschiedenen Plattenformate, die das Unternehmen verarbeitet und auch immer verfügbar haben muss, ist die IPM-Funktion „Plattenvorrat“ sehr nützlich, um eine ausreichende Bevorratung aller Platten sicherzustellen. In der Software lässt sich für jedes Format der Lagerbestand hinterlegen, von dem während der Produktion die verwendeten Platten abgezogen werden. Bei Erreichen eines beliebig festlegbaren Bestandsgrenzwerts sendet der Intelligent Prepress Manager von sich aus eine E-Mail an den Einkauf, um eine Nachbestellung zu veranlassen. „Das vereinfacht unser Bestandsmanagement und das Bestellwesen und wir sparen uns durch diese verlässliche Information viel interne Kommunikation ein“, sagt Gerhard Engels. „Dadurch können wir auf unnötig hohe Lagerbestände verzichten, wodurch wir natürlich auch die Kapitalbindung verringern.“
„Eine intelligente Software sollte uns bei der Produktion helfen und Kostenvorteile bringen. Das haben wir mit dem IPM durch einen optimierten Personaleinsatz, die Möglichkeiten der Fernüberwachung und die Automatisierung der Bestandsführung erreicht“, lautet das Fazit von Frank Dittmann.