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Supply-Chain-Management, Öffentlichkeitsarbeit und Politische Interessenvermittlung immer wichtiger

Donnerstag 21. Juli 2011 - Nach den Rückgängen von Umsatz und Absatz in 2009 für die deutsche Faltschachtelindustrie (Produktionsmenge -6,7%, Produktionswert -7,2%), die der Finanz- und Wirtschaftskrise geschuldet waren, konnten in 2010 ein guter Teil der Verluste wieder ausgeglichen werden.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes hat die Gesamtbranche ihren Mengenabsatz um +3,7% auf über 860.000 Tonnen gesteigert. Der Umsatz konnte um 3,9% auf 1,825 Milliarden EUR verbessert werden.

Zu den Ergebnissen der im Fachverband Faltschachtel-Industrie (FFI) e.V. zusammengeschlossenen Unternehmen, berichtet Lothar Ruhnke, Sprecher des FFI Vorstands: „Die FFI Mitgliedsunternehmen repräsentieren rund 77% des Produktionswertes und 66% der Produktionsmenge der Gesamtbranche. 2010 konnten wir unseren Produktionswert um +2,5% und die Produktionsmenge um +1,9% steigern.“ Dieser Zuwachs liegt jedoch unter dem Durchschnitt der Gesamtbranche, aber Ruhnke gibt zu bedenken: „Betrachtet man das Verhältnis der Veränderung von Menge zu Wert fällt auf, dass die FFI Mitglieder in 2010 positiver als die Gesamtbranche abgeschnitten haben. Dieser Vorsprung zeigt sich auch bei einer Betrachtung der Mengen-/Umsatzentwicklung in einem mittelfristigen Zeithorizont. Während die Gesamtbranche in den vier Jahren von 2007-2010 eine kumulierte Mengenentwicklung von +8,5 % bei einer Produktionswertentwicklung von +7,6 % zu verzeichnen hatte, entwickelten sich die FFI Mitglieder deutlich erfolgreicher. Bei einem Mengenzuwachs von +10,2 % im besagten Vierjahreszeitraum konnten die FFI Mitglieder die Wertentwicklung um +12,8 % steigern.“

Zu den größten End-Use-Segmenten für Faltschachteln zählen unverändert die Bereiche Food: Cerealien, Süßwaren, Tiefkühlkost, Fertiggerichte und Tiernahrung sowie im Bereich NonFood: Körperpflege, Kosmetik, Zigaretten und Pharma.

Unglücklicherweise trafen extrem lange Lieferzeiten in 2010 bei verschiedenen Kartonqualitäten – ausgelöst durch Kapazitätsstilllegungen, Streiksituationen, das Erdbeben in Chile und eine exorbitante Nachfrage nach Altpapier aus Fernost – auf eine deutlich ansteigende Nachfrage nach Faltschachteln. Die Abnehmer waren, bedingt durch die Wirtschaftskrise, bemüht, ihr eigenes ‚Working Capital‘ in Form von Fertigwarenlägern gering zu halten. Nach dem Wiederanspringen der Konjunktur und der Zuversicht auf eine stabile Verbrauchernachfrage reagierte die abpackende Industrie mit vermehrten Bestellungen zur Wiederbefüllung der Pipeline und zogen auch vor dem Hintergrund des sich verknappenden Angebots an Faltschachtelkarton zahlreiche Aufträge vor. Der Reflex der Faltschachtelindustrie war ihrerseits eine stärkere Bevorratung mit Faltschachtelkarton, was letztlich in der Gesamtschau für das Jahr 2010 dazu führte, dass der Einkauf von Faltschachtelkarton doppelt so stark angestiegen war wie der Absatz von Fertigwaren. „Dies kann für die Faltschachtelindustrie keine gesunde Situation sein. In diesem Zusammenhang sehen wir als eine Lehre aus 2010, dass das Supply-Chain-Management immer wichtiger wird. Im FFI bewerten wir die Optimierung des Materialflusses als zentrale Aufgabe für alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen. Hier schlummert meines Erachtens eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Wir sind deshalb gut beraten, die entsprechenden Maßnahmen zu forcieren“, kündigt Ruhnke an.

Der Anstieg bei der produzierten Menge (+3,7%) spiegelt sich auch in den Daten des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung wider: bei der Auslastung der Maschinenkapazitäten steigerte sich die Faltschachtelindustrie von jahresdurchschnittlichen 82,4 % (2009) auf 89,7 % in 2010. Allerdings ist ein Wermutstropfen zu verzeichnen: nachdem bereits das letzte Quartal 2010 leicht rückläufig war, bestätigt sich dieser Trend auch für das erste Quartal 2011, in dem die Auslastung der technischen Verfügbarkeit der Produktionsmittel auf 81,9 % zurückgegangen ist.

Eine bedeutende Herausforderung für die Faltschachtelindustrie ist es, den zunehmenden Preisverfall ihrer Produkte zu stoppen. Der FFI will dazu seine Marketingmaßnahmen bei Markenartiklern und Designagenturen verstärkt fortführen. Es gilt den hohen Wert der Faltschachtel in ihrer Werbewirkung sowie den Logistik-, Schutz- und Gebrauchsfunktionen noch deutlicher herauszustellen. Dazu dienen jüngste Marktstudien, durchgeführt im Juni 2011 von K&A BrandResearch im Auftrag des FFI, über die Bedeutung der Faltschachtel für die Konsumenten bei der Kaufentscheidung und im Gebrauch. Unter anderem wurde festgestellt, dass die Faltschachtel im Vergleich zu den anderen Packmitteln von 88% der Befragten mit deutlichem Abstand an erster Stelle genannt wird und damit beim Konsumenten „Top of Mind“ sowie unverzichtbarer Bestandteil bei der Kaufentscheidung ist. Zur Werbewirkung verdeutlicht die Studie, dass die Faltschachtel eine extrem hohe Bedeutung für das Branding des Produktes und seine Wiedererkennbarkeit im Regal am Point-of-Sale (POS) hat.

Nachdem die Faltschachtel seit Jahrzehnten als sichere und ökologisch vorteilhafte Verpackung für Lebensmittel anerkannt ist, stellte dies im April 2010 das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMLEV) erstmals in Frage. Das BMLEV will jetzt die sog. „Druckfarbenverordnung“ und die sog. „Mineralölverordnung“ als staatliche Regulierungsvorhaben durchsetzen. Der FFI, die Wirtschaftsverbände Papierverarbeitung (WPV) und der Verband Deutscher Papierfabriken (VDP) befürchten durch die vom BMLEV vorliegenden Referentenentwürfe existenzgefährdende Konsequenzen für die Hersteller von Papier, Karton, Pappe und Faltschachteln aus Altpapierstoffen sowie eine Gefährdung des Papierrecyclings.

Anstatt eine Verordnung in Kraft zu setzen, der es unter anderem aufgrund fehlender toxikologischer Bewertungen an Begründetheit fehlt und deren Einhaltung im Vollzug nicht überprüft werden kann, schlägt der FFI zusammen mit den Verbänden der Kartonerzeugung und Kartonverarbeitung einen Aktionsplan zur Minimierung der Belastung von Lebensmitteln mit Kohlenwasserstoffen vor. Er enthält eine Reihe von Maßnahmen, die unmittelbar in Angriff genommen werden sollen, ist auf einen mittelfristigen Zeithorizont ausgelegt und beinhaltet konkrete Zielvereinbarungen zwischen Staat und Industrie.

www.ffi.de
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