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Offsetdruck

High Volume: ein Erfolgsrezept im Commercial-Druck

Beeindruckende Dimensionen bei 96-Seiten-Maschinen.

Freitag 05. August 2011 - Die Entwicklung im Illustrationsdruck ging von Anlagen mit 32 über 64 und 80 Seiten bis hin zum 96-Seiten-Drucksystem. Durch konsequente Produktentwicklung, die sich in immer höherer Produktivität bei gleichbleibender Druckqualität zeigt, konnte der Illustrationsdruck Marktanteile gewinnen.

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Weshalb sind High-Volume-Rotationen und insbesondere die neue 96-Seiten-Generation eine logische Konsequenz der Entwicklung?

Die Printwerbung wächst wieder, unterstützend wirken positive Einflüsse durch Crossmedia. In 2009 sah das anders aus: Das Druckvolumen in Europa ging, bedingt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise, in einer Größenordnung von rund 15 Prozent zurück, und die Investitionen in Illustrationsrollenoffsetmaschinen reduzierten sich auf nur noch rund ein Drittel des durchschnittlichen Jahreswerts vor der Krise. Zu den konjunkturell bedingten Rückgängen gab es zusätzliche strukturelle Einflüsse. So verschoben sich Werbeausgaben in Richtung Online-Medien zulasten von Print. Trotzdem wachsen im Zuge der konjunkturellen Erholung in Europa die Werbeausgaben für Printmedien seit dem ersten Quartal 2010 teilweise sogar wieder im zweistelligen Prozentbereich. Im Segment Heatset-Rollenoffset stieg der Papierverbrauch in Europa im Verlauf des Jahres 2010 um knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine Zusammenfassung der Entwicklungstendenzen der Printsegmente, die überwiegend mit High-Volume-Systemen hergestellt werden, ergibt folgendes Bild:

Haushaltswerbung in Form von Prospekten und Flyern, die einzeln oder im Verbund mit Trägermedien im Briefkasten der Verbraucher landen, bleibt für Handel und Industrie ein unverzichtbares Mittel zur Schaffung von Kaufanreizen. Eine ausgeklügelte regionale Verteilung, kreative Produktgestaltung und die Dialogfähigkeit der gestreuten Werbemittel sind die zentralen Erfolgsfaktoren dieser Werbeform.

Im Bereich der Kataloge für Handel und Industrie werden die sogenannten Big Books zugunsten von auflagenreduzierten, aber häufiger erscheinenden Katalogen zurückgefahren. Insbesondere die gedruckte Form des unterhaltenden, magazinartigen Katalogs (Magalog) bleibt der Anker für crossmediale Vermarktungskampagnen.

Bei Magazinen und Periodika gibt es weiterhin den Trend zur Titelvielfalt, vor allem in mittleren und kleineren Auflagen. Dabei setzen die Verlage immer häufiger auf das Erfolgsmodell, Lifestylethemen zu kombinieren. Eine ungebrochene Dynamik verzeichnet das Segment Corporate Publishing: Gedruckte Kundenmagazine zur Kundenbindung und Bedürfnisgenerierung im crossmedialen Kommunikationsmix gelten auch im Zeitalter der Digital Natives als Erfolgsmodell.

Generell ist zu beobachten, dass aufgrund der Tendenzen zu kleineren Auflagen und verkürzten Durchlaufzeiten der Publikationstiefdruck im Verfahrenswettbewerb mit dem Illustrationsrollenoffset an Marktanteil verliert.

Mittlerweile kann von einer neuen Ära in der Produktionseffizienz des Illustrationsdrucks gesprochen werden. Die Produktionsvolumina überschneiden sich zunehmend mit denen des Tiefdrucks. Trotz der Erschließung neuer Kundengruppen, einer Erholung der Werbeausgaben und grundsätzlich positiver Entwicklungsperspektiven für innovative Printwerbeformen steht die Branche der Rollenillustrationsdrucker großen Herausforderungen gegenüber. Obwohl bereits vor dem Krisenjahr 2009 eine gewisse Konsolidierung der Kapazitäten sowohl im Tiefdruck als auch im Rollenoffset in Europa eingeleitet wurde, häufig durch die Herausnahme abgeschriebener Altmaschinen mit vergleichsweise niedriger Produktivität, hält der massive Druck auf die Verkaufspreise für Printerzeugnisse und somit auf die Ergebnissituation der Branche unvermindert an. Kostensenkung lautet daher die zentrale Anforderung aller an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen. Dies führt in der Konsequenz schrittweise auch zu einer fortschreitenden Marktbereinigung, das heißt der weiteren Stilllegung unwirtschaftlicher Produktionskapazitäten. Diese Entwicklung wird sich zukünftig noch verstärken, da mittel- bis langfristig das gesamte Druckvolumen, zumindest in Europa, tendenziell stagnieren wird.

Gerade wegen dieser weiterhin schwierigen Marktbedingungen benötigt der Illustrationsrollenoffset Innovationen, die mehr Potenzial zur Kostenreduzierung beinhalten als ein paar Prozentpunkte. Wegweisende Konzepte sind gefragt, um die Produktionseffizienz nachhaltig auf ein neues Niveau zu heben. Eine dieser Technologien ist das vom Markt geforderte Konzept der 96-Seiten-Maschine LITHOMAN S. Die Entwicklung der 96-Seiten-Heatsetanlage mit 2.860 Millimeter Bahnbreite ist somit ein konsequenter Technologieschritt in der Folge des zwischenzeitlich rund 15 Jahre andauernden Trends der Produktivitätserhöhung im Rollenoffset durch Formatverbreiterung. Insgesamt sind weltweit mehr als 350 Maschinen der Baureihe LITHOMAN im stehenden und liegenden Format in Produktion, wovon rund 50 Maschinen eine Bahnbreite von über zwei Meter ausweisen. Der Markterfolg dieser sogenannten ultrabreiten Systeme (UWWO = Ultra Wide Web Offset) begann im Jahr 2005 mit der Inbetriebnahme der ersten 2.060 Millimeter breiten 80-Seiten-Maschinen in Deutschland, Italien und Spanien. Diese UWWO-Maschinen mit Bahnbreiten von 2.060 Millimeter bis 2.860 Millimeter realisieren einen Bruttoausstoß von 3,6 bis 4,3 Millionen Seiten pro Stunde. Durch diese Produktivitätsentwicklung etabliert sich der Rollenoffset zunehmend im Segment des Publikationstiefdrucks.

In erster Linie begünstigen die signifikanten Vorteile der CtP-Vorstufentechnologie bei Kosten und Durchlaufzeit den Rollenoffset gegenüber der Druckzylindergravur und dem Zylinderhandling im Tiefdruck. Dabei betragen die Kosten pro Quadratmeter bebilderte Druckform im Offset nur etwa 15 bis 25 Prozent verglichen mit denen im Tiefdruck. In ähnlicher Dimension bewegen sich die Rüstzeiteinsparungen von der Freigabe der Druckdaten bis zum Druckbeginn. Diesen Vorteil nützen Rollenoffsetdrucker gezielt durch die kostengünstige und schnelle Produktion von gesplitteten Gesamtauflagen, zum Beispiel für den Eindruck von Händleradressen oder regional differenzierten Preisangaben in Prospekten und Flyern. Einen ebenfalls nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Technologieentwicklung des Rollenoffsets im Vergleich zum Publikationstiefdruck hat der intensive Wettbewerb zwischen den jeweiligen Lieferanten von Maschinen-, Vorstufen- und Druckplattentechnologie. Der hohe Einsatz von F&E-Mitteln der Hersteller zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen im Offsetsegment führte in der Vergangenheit über die erwähnten Produktivitäts- und Qualitätssteigerungen zu einer Reduzierung der Herstellungskosten von Printprodukten, die auch im Vergleich mit anderen Industriezweigen herausragend sind.

Der Sprung auf 96 Seiten und 2.860 Millimeter Bahnbreite ist die logische Weiterentwicklung auf der Basis der bewährten LITHOMAN-Technologie (mit mehr als 350 Installationen). Bereits geraume Zeit vor dem Entwicklungsstart wurde die Marktfähigkeit eines 96-Seiten-Maschinenkonzepts im stehenden Format (4 x 12) vor dem Hintergrund der oben beschriebenen Marktsituation intensiv diskutiert. Dabei hatte der Aspekt hoher Wirtschaftlichkeit durch Betrieb mit vollbreiter Bahn eine zentrale Bedeutung. Durch die Teilbarkeit des 96-Seiten-Bogens durch 8, 16, 24, 32 und 48 Seiten im Verbund mit einem oder zwei Kombinations- oder Trichterfalzapparaten ergibt sich eine sehr hohe Produktionsflexibilität. So kann die komplette Arbeitsbreite der Maschine für eine große Vielfalt an Produktionen genutzt werden. Dadurch wird eine hohe Wirtschaftlichkeit erreicht.

Auf Basis des Know-how mit rund 50 installierten LITHOMAN-Maschinen mit Bahnbreiten von 2.060 Millimeter und 2.250 Millimeter hat manroland die Weiterentwicklung zur 96-Seiten-Maschine im Umfeld der drupa 2008 begonnen. Von Beginn der Entwicklungsarbeiten an war klar, dass der Schritt in diese neue Dimension des Illustrationsrollenoffsets mehr denn je einen umfassenden Systemansatz erforderlich macht, da etablierte Grenzen in vielen Bereichen überschritten wurden. Dies galt für die Verfügbarkeit der im Heatset-Rollenoffset eingesetzten Papiersorten, entsprechend dimensionierten Druckplatten und Plattenbelichter sowie für Fragen des Handlings von Papierrollen mit bis zu sieben Tonnen Masse oder Platten mit einer Fläche von über drei Quadratmeter. Zur Klärung dieser und einer Vielzahl weiterer Einzelthemen haben sich im Jahr 2008 elf führende Lieferanten im Rahmen des PrintCity-Netzwerks zusammengefunden. Erkenntnisse dieser Projektarbeit wurden zur IPEX 2010 in einem Special Report zu Ultra Wide Web Offset veröffentlicht.

Konstruktive Anpassungen der neuen LITHOMAN-S-Druckeinheit im Vergleich zur bewährten 80-Seiten-Maschine (2.250 Millimeter Bahnbreite) erfolgten durch die Redimensionierung der Walzen und den Einsatz neuer Materialien wie Verbundwerkstoffe, um Massen zu reduzieren und die notwendige Steifigkeit zu gewährleisten. Daneben erfordert die zu realisierende Bahnbreite die Verwendung von kanallosen Gummituchzylindern (Sleeve-Technologie). Das Erfolgsrezept der High-Volume-Maschinen war maximaler Ausstoß durch Bahnbreite und Druckgeschwindigkeit bei gleichzeitig sehr hoher Automatisierung. Diese Kombination ermöglicht die wirtschaftliche Produktion sowohl von hohen als auch von kleinen Auflagen mit jeweils hohen bzw. geringen Seitenumfängen. Deshalb zeichnet sich die 96-Seiten-LITHOMAN durch den gleich hohen Automatisierungsgrad wie die bisherigen manroland-High-Volume-Maschinen aus. Dazu zählt unter anderem das automatische Plattenwechselsystem PPL/APL für kürzestes Umrüsten. Zur Beherrschung des bei 2.860 Millimeter Bahnbreite vorhandenen Fanout-Effekts kommt ein neues vollintegriertes Regelsystem zum Einsatz. Das Maschinenformat im Umfang ist mit 1.228 Millimetern auf optimale DIN-A4-Produktion in Verbindung mit Punkturfalzwerken ausgelegt.

Im Strukturwandel der Werbe- und Medienlandschaft muss sich der Druckmarkt neu positionieren. Der stärkeren Marktsegmentierung müssen Druckunternehmen mit verbesserten Geschäfts- und Produktionsprozessen begegnen. Diese Entwicklung fordert und fördert einen Pioniergeist, dem die High-Volume-Drucksysteme folgen. So können Verleger ihr Ziel erreichen: Sie wollen Geld verdienen, indem sie Werbekunden und Leser binden und Zusatzgeschäft generieren. Ein Baustein hierbei sind niedrige Herstellkosten in den Segmenten Beilagen, Magazine, Kataloge, wie sie hoch produktive High-Volume-Illustrationssysteme gewährleisten. Diese Kostensenkungen haben in den letzten Jahren dazu geführt, die Position der entsprechenden Druckprodukte für Werbetreibende, Verlage und Industrie als ein attraktives und effizientes Kommunikationsmedium zu behaupten.

www.manroland.com
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